Jährlich meldet sich mein innerer Schweinehund mit der Frage: Lohnt sich das Upgrade auf ein neues iPhone oder bin ich nur ein Opfer von Apples Marketing-Maschine? Das iPhone 11 Pro Max lockt Stammkunden mit verführerischen Verbesserungen – dennoch werde ich dem Kauf widerstehen. Woran das liegt, erfährst Du im Test.
- Design: Stabiler und weniger glatt
- Hardware: Kraft & Ausdauer satt
- Display: XDR soll den Unterschied machen
- Kamera: Der Pro-Effekt
- Für wen ist das was?
- Fazit
Design: Stabiler und weniger glatt
Größe und Vorderseite des iPhone 11 Pro Max sind identisch mit dem Vorgänger, auch wenn das neue Gerät etwa 20 Gramm schwerer ist als das iPhone XS Max. Spätestens die markante Triple-Kamera auf der Rückseite sorgt jedoch dafür, dass das neue "Profi-Modell" sofort erkennbar ist. Das auffällige Viereck mit den drei runden Linsen ist flacher als die Kamera-Einheit der vorherigen iPhones. Äußerliche Unterschiede sind ansonsten rar gesät, zumindest auf den ersten Blick. Vorder- und Rückseite sind aus Glas, der Rahmen aus Edelstahl. Die Rückseite der neuen iPhone-Modelle ist nun matt und leicht angeraut statt glatt und glänzend.
Für mich ist das eine willkommene Neuerung, da mein iPhone X dazu tendiert, magisch selbst von völlig horizontalen Flächen herunter zu rutschen – mit ein Grund für mein zerbrochenes Frontglas. Solche Unfälle sollen nun abnehmen: Die neue Generation des Corning Gorilla Glas beschrieb mir ein Apple-Mitarbeiter als das "stabilste Glas auf diesem Planeten". Laut ersten Drop-Tests schlägt sich das iPhone 11 Pro Max in dieser Hinsicht immerhin einigermaßen wacker.

Ein weiterer positiver Nebeneffekt der matten Rückseite: Die gläserne Oberfläche des iPhone XS Max war ein Magnet für Fingerabdrücke – das ist nun kein Problem mehr. Auch auf der Vorderseite sind Abdrücke schnell weggewischt, da Apple die neuen Geräte mit Oleophonic Coating überzogen hat, einem fettabweisenden Schutzmantel gegen entsprechende Spuren.
Die diesjährigen iPhones setzen noch auf den Lightning-Anschluss – auch wenn das Ladekabel bereits einen USB-C-Stecker hat und aktuelle iPads komplett auf USB-C umgestellt wurden. Es dürfte sich bei der Lightning-Buchse im iPhone 11 also um eine auslaufende Tradition handeln. Dafür ist im Lieferumfang des Pro Max ein Fastcharger enthalten, der die Batterie in 30 Minuten auf fast 50 Prozent lädt. Wireless-Charging ist nun Standard in allen 2019er-Modellen, das umgekehrte Laden hat es allerdings nicht ins Line-up geschafft.
- Gehäuse: Edelstahlrahmen, Gorilla Glas auf Vorder- und Rückseite
- Farben: Space Grau, Silber, Nachtgrün, Gold
- Wasserdicht: IP68-Zertifiziert, bis zu 4 Meter für 30 Minuten
Hardware: Kraft & Ausdauer satt
Das iPhone 11 Pro Max bietet im Vergleich zu älteren iPhones Verbesserungen bei Performance und Akkulaufzeit. Das liegt hauptsächlich am effizienteren Chip Apple A13 Bionic, der bessere Leistung bei geringerem Energieverbrauch abruft. Dem neuen Prozessor stehen 4 Gigabyte RAM zur Seite. Im App Store dürfte keine gängige Smartphone-App erhältlich sein, die das iPhone 11 Pro Max nicht mit links stemmt.
Für mich als Nutzer eines iPhone X gehörte die Akkuleistung im Test zu den Highlights des neuen Modells. Laut iFixit fasst die Batterie des iPhone 11 Pro Max 3.969 mAh – Apple selbst gibt sich wie immer nebulös und verspricht bis zu fünf Stunden mehr als beim XS Max. Mit etwas Selbstdisziplin konnte ich so fast ein Wochenende bei normaler Nutzung überleben, ohne nachzuladen.

Um diesen Zuwachs an Saft möglich zu machen, entfernte Apple die Display-Schicht, die das drucksensitive 3D-Touch ermöglicht. Der Platz wurde genutzt, um den Akku zu erweitern. Ich persönlich empfinde diesen Tausch als verschmerzbar – auch wenn ich mich beim Tippen schon daran gewöhnt hatte, den Cursor durch stärkeres Drücken zu verschieben. (Das geht nun nur noch über langen Druck auf die Leertaste – Gewöhnungssache.)
- Prozessor: Apple A13 Bionic Chip (7nm+), Hexa-Core (2x2,66 GHz Lightning + 4x1,8 GHz Thunder) Apple CPU, 4-Kern-Apple-GPU, 8-Kern-Apple-NPU der dritten Generation
- Konnektivität: Dual-SIM, Gigabit-LTE, Bluetooth 5.0, WLAN6, NFC
- Ladetechnik: 18 Watt Fast Charging, Qi Wireless Charging
Display: XDR soll den Unterschied machen
Mir wurde das OLED-Display des iPhone 11 Pro Max von Apple als "bester Bildschirm in einem Smartphone" präsentiert. Und klar, Fotos und Netflix-Filme in HDR sehen darauf toll aus – ein besonders großer Sprung von meinem iPhone X ist für mich allerdings nicht wahrnehmbar. Im Grunde gleicht der 6,5 Zoll OLED (458 ppi) auch dem des XS Max. Der 5,8 Zoll OLED (458 ppi) des 11 Pro ist ebenfalls gefühlt der Gleiche wie in meinem iPhone X. Die fabelhafte True-Tone-Funktion (eine Art automatischer Weißabgleich) und die präzise Touch-Erkennung bei 120 Hz waren ebenfalls vorher schon vorhanden.

Neu ist bei beiden Pro-Modellen das Feature namens Extreme Dynamic Range (XDR), eine Art verbessertes HDR. Dafür sind die Displays heller als 800 Nits und können für mehr Kontrast sogar bis 1.200 Nits aufdrehen. So sollen die neuen iPhones etwa doppelt so viel Kontrast bieten als ihre beiden Vorgänger. Außerdem unterstützen sie die Standards HDR10 und Dolby Vision.
Das sind natürlich klasse Leistungsdaten für einen Bildschirm – wer sich aber nur ab und zu mal während einer Bahnfahrt einen Film oder eine Serie ansieht, wird wohl auch mit den vorigen iPhone-Generationen mehr als glücklich.
- Display: 5,8 Zoll, OLED, 1125 mal 2436 Pixel Auflösung, 458 ppi, 800 Nits, 120 Hz Touch-Sensor (iPhone 11 Pro Max: 6,5 Zoll, 1242 mal 2688 Pixel Auflösung)
Kamera: Der Pro-Effekt
Ein Großteil der erweiterten Funktionen, mit denen sich dieses iPhone 11 als Pro-Modell qualifiziert, beziehen sich auf die neue Triple-Kamera. Was das iPhone 11 Pro Max bei verschiedenen Lichtverhältnissen an Bildern ausspuckt, ist auch wirklich beeindruckend. Dem Weitwinkel- und Tele- ist nun auch noch ein Ultraweitwinkel-Objektiv zur Seite gestellt worden. Dieses neue Setup aus drei 12-Megapixel-Kameras ist bei beiden Pro-Modellen gleich. Sehr schön: Die Kamera-App fotografiert nun auch nativ im 16:9-Format.
Auffällig ist der neue Nachtmodus, der auch in der Basisausführung des iPhone 11 verfügbar ist. Selbst Nutzer, die mit dem Handy lediglich Familien-Schnappschüsse und Urlaubsfotos knipsen, werden dieses Feature direkt bemerken: Das iPhone schaltet bei schlechten Lichtverhältnissen automatisch in den Nachtmodus und errechnet eine optimale Belichtungszeit, die auch manuell verändert werden kann. Nach verschiedenen Rechentricks des neuen Chips erhält man ein Foto, das merklich besser ist als alles, was iPhones zuvor in dunklen Räumen abliefern konnten.
Apple hat auch der Selfie-Cam ein Upgrade spendiert und so bietet diese jetzt ebenfalls 12 Megapixel und eine Slow-Motion-Option. Bei Videoaufnahmen unterstützt die Selfie-Cam nicht nur Bildstabilisierung, sondern auch alle Auflösungen und Framerates, die auch die Kameras auf der Rückseite aufnehmen können. Sie bietet ebenfalls die erweiterte Farbdynamik, außer bei 4K und 60 FPS.

Das Filmen mit der Triple-Kamera macht richtig Spaß: Auflösungen und Bildwiederholraten können beliebig gewählt werden, Smart HDR sorgt dabei für brillante Farben. Der neue stufenlose Zoom funktioniert nicht nur beim Fotografieren blendend, auch beim Filmen wechselt das iPhone 11 Pro fast nahtlos zwischen den drei Objektiven auf der Rückseite. Im Zusammenspiel mit der automatischen Stabilisierung lässt mich das iPhone 11 Pro Max Videos drehen, die für die meisten wohl nicht auf den ersten Blick als Smartphone-Aufnahmen zu erkennen sind.
Die Funktion "Aufnahme außerhalb des Rahmens" gefällt mir besonders gut: Wird das Feature in den Einstellungen aktiviert, speichert das iPhone bei Foto- und Videoaufnahmen mit dem Weit- und Teleobjektiv auch das Bild der jeweils weiteren Linse. Nun können schiefe Bilder im Nachhinein begradigt werden, ohne, dass die Aufnahme an den Rändern beschnitten wird. Dank Machine-Learning funktionieren solche Änderungen auch sehr gut automatisch, das iPhone erkennt die optimale Bildkomposition. Wird eine Aufnahme 30 Tage nicht bearbeitet, werden die zusätzlichen Daten gelöscht.
- Kamera: Triple-12MP-Kamera: 26 mm Weitwinkel, F/1.8, OIS, Dual Pixel AF; 52 mm Teleobjektiv, F/2.0, OIS, 2-fach Zoom; 13 mm Ultraweitwinkel, F/2.4, 120-Grad-FOV; Quad-LED-Blitz
- Selfie-Kamera: Dual-Kamera - 23 mm 12MP F/2.2, HDR-Mode und 3D-TOF-Kamera; 2160p@60/30 FPS, 1080p@30/60/120 FPS Videoaufnahmen mit erweiterter Dynamic Range und Raumklang, EIS, Tiefenkorrektur für Portrait-Mode
- Video: 2160p@60/30 FPS, 1080p@30/60/120/240 FPS Videoaufnahme mit erweiterter Dynamic Range und Raumklang, OIS + EIS
Für wen ist das was?
Die große Kraft des A13 Bionic wird hauptsächlich für die Bildverarbeitung verwendet, in der Regel ist sie auch nur dafür von Nöten. Ich habe auch mit meinem iPhone X selten Performance-Probleme – als Nutzer ohne Foto-Tick suche ich daher noch nach einem vernünftigen Grund, mir das iPhone 11 Pro Max zu kaufen. Vielleicht bin ich dafür aber auch nicht "Pro" genug?

Wer sein Smartphone in erster Linie für Foto und Video nutzt, wird sich nach dem neuen Ultraweitwinkel-Objektiv die Finger lecken. Die erweiterte Software ermöglicht auf dem großen Screen des iPhone 11 Pro Max auch ein bequemes Bearbeiten der eigenen Bilder. Dir haben die Möglichkeiten der Kamera in bisherigen iPhone-Modellen nicht genügt? Dann kann ich eine klare Kaufempfehlung aussprechen.
Für die meisten anderen Nutzer bleiben für das iPhone 11 Pro Max also eigentlich nur noch zwei dicke Argumente übrig: der wirklich große Akku und die Maximaloption mit 512 Gigabyte Speicher. Wer auch das nicht benötigt, kann ohne Probleme zum Standard-iPhone-11 greifen – oder zu einem älteren Modell.
Fazit: Ich warte aufs iPhone 11S
Am meisten beeindruckt haben mich Aspekte, die auf das neue iOS 13 und die Max-Ausführung meines Testgerätes zurückzuführen sind – etwa der für iPhone-Verhältnisse protzige Akku. Auch das große Display ist eine Steigerung gegenüber meinem iPhone X, allerdings hätte ich das auch schon mit dem XS Max haben können.
Schlussendlich würde ich mir ein 2019er-iPhone wohl vor allem wegen des Nachtmodus der Kamera und der nachträglichen Einstellung der Blende im Portrait-Modus kaufen. Diese Features beherrschen aber auch die günstigere Basis-Version des iPhone 11 (Nachtmodus), beziehungsweise sogar das iPhone XS (Tiefenschärfe).
Aber was soll's, auch mein iPhone X funktioniert blendend – vielleicht warte ich einfach noch ein Jahr mit dem Upgrade.
Das hat mir gefallen | Das hat mir weniger gefallen |
+ Großer Akku | - Wenige Vorteile abseits der Kamera |
+ Nachtmodus der Kamera | - Kein USB-C |
+ Selfie-Kamera mit 4K@60FPS |