4-Zoll-Smartphones sind ja so 2013! Während die gesamte Smartphone-Welt im Phablet-Größenwahn ist, brachte Apple mit dem iPhone SE im März eine Neuauflage des drei Jahre alten iPhone 5s auf den Markt. Im Test überprüft ein überzeugter iPhone 5-Besitzer, ob sich der Umstieg lohnt und ob 4 Zoll auch 2016 noch zeitgemäß sind.
Vorab ein paar einführende Worte, um diesen Test des iPhone SE einzuordnen: Ich bin überzeugter Nutzer eines 4-Zoll-Smartphones. Alle Mobiltelefone mit Phablet-Größe, die ich für TURN ON bislang testen durfte – egal ob Nexus 6P, Galaxy Note 4 oder Nexus 6 – waren mir schlichtweg zu groß. Vielleicht bin ich von der Steve Jobs-Weisheit von maximal 4 Zoll besessen, vielleicht habe ich auch einfach nur unglaublich kleine Hände (unwahrscheinlich) – aber mit Screens jenseits von 5 Zoll habe ich einfach keinen Spaß. Und das Argument, dass man auf Phablets besser Videos und Fotos anschauen kann, lasse ich auch nicht gelten. Dafür hat man doch PCs, Tablets oder Laptops! Ein Smartphone hingegen will ich entspannt mit einer Hand bedienen und danach bequem wieder in der Hosentasche verschwinden lassen.
Und ja, mit einem drei Jahre alten iPhone 5 wird man in einer Technik-Redaktion wie bei TURN ON manchmal etwas belächelt. Frei nach dem Motto: Was, du hast immer noch ein 4-Zoll-Smartphone aus dem Jahr 2012? Ich stand bislang aber weiterhin fest zum meinem treuen 4-Zoll-Begleiter. Warum auch nicht? Immerhin wird selbst das iPhone 5 noch von Apple mit den neuesten iOS-Updates versorgt.
Nachdem der Konzern mit dem iPhone 6 und vor allem dem iPhone 6 Plus im Jahr 2014 aber auf größere Screens umgestiegen war, hatte ich mich gedanklich schon langsam damit abgefunden, mein iPhone 5 bis zum letzten Akku-Prozentpunkt auszureizen und dann irgendwann auf ein (gebrauchtes) iPhone 5s umzusteigen. Die Liebe zu 4-Zoll-Screens teile ich anscheinend jedoch mit vielen anderen Apple-Usern. Im März 2016 erhörte der Konzern endlich unsere Bitten und stellte das iPhone SE vor. Im folgenden Test überprüfe ich explizit aus der Sicht eines iPhone 5-Besitzers, ob mich das neue 4-Zoll-Smartphone überzeugen kann.
Das erste Auspacken: Finde den Unterschied!
Nach dem ersten Auspacken des iPhone SE passierte etwas Kurioses – obwohl ich genau weiß, dass das neue Apple-Smartphone exakt die gleichen Abmessungen wie mein altes iPhone 5 hat und nur ein einziges Gramm mehr wiegt, hatte ich sofort den Eindruck, ein anderes Smartphone in der Hand zu halten. Ob mir hier meine Erwartungen einen Streich spielten oder ob es daran lag, dass das iPhone SE noch nie benutzt wurde, sei einmal dahingestellt.
Objektiv betrachtet sieht das iPhone SE jedenfalls exakt wie ein iPhone 5 aus – bis auf den Touch ID-Button natürlich. Das SE misst 123,8 x 58,6 x 7,6 Millimeter und wiegt 113 Gramm. Die Gehäusekanten sind wie beim iPhone 5 weiterhin abgeschrägt, nun aber matt lackiert. Ein Außenstehender würde aber wohl keinen Unterschied erkennen, wenn er das silberne Test-iPhone SE neben meinem alten, ebenfalls silbernen iPhone 5 sieht.
Allerdings ist das für mich kein wirklicher Kritikpunkt: Das Design des iPhone 5 beziehungsweise iPhone 5s mit seiner leicht kastenartigen Kompaktheit ist meiner Meinung nach zeitlos und auch heute noch schick. Wer sich allerdings an die rundere Form des iPhone 6 beziehungsweise iPhone 6s gewöhnt hat, dem könnte das iPhone SE etwas zu altbacken aussehen. Dafür liegt das SE mit seinem kantigeren Äußeren griffiger in der Hand als etwa das iPhone 6s, bei dem ich irgendwie immer Angst habe, dass es mir gleich aus der Hand gleitet.
Das erste Ausprobieren: Kleines iPhone, volle Power
Während das iPhone SE also handlich ist wie eh und je, wird der Käufer des kleinen Apple-Smartphones zum Glück nicht mit abgespeckten Specs bestraft. Im Inneren des 4-Zoll-Gerätes schlummert nämlich eine Mixtur aus iPhone 6 und iPhone 6s. So werkelt im iPhone SE der Chip Apple A9, der auch im iPhone 6s verbaut ist. Unterstützung erhält er von 2 GB RAM – ebenfalls genauso viel wie im iPhone 6s. Beim Qualcomm-Modem und dem RF-Transceiver hat sich Apple hingegen beim iPhone 6 bedient. Der Touchscreen-Controller stammt sogar noch vom iPhone 5s. Etwas kurios mutet hingegen die Tatsache an, dass Apple dem iPhone SE die Rückkamera des 6s mit 12 Megapixeln verpasst hat, die Selfie-Cam hingegen bei 1,2 Megapixeln beließ... aber sei's drum. Der Screen löst weiterhin mit 1136 x 640 Pixeln auf und wirkt im direkten Vergleich mit dem iPhone 5 ein wenig heller.
Beim ersten Herumspielen mit dem iPhone SE zeigt sich schnell, dass das kleine Apple-Smartphone dank aktueller Technik voll auf der Höhe der Zeit ist. Apps und Webseiten öffnen sich butterweich, zudem müssen dank der 2 GB RAM keine in Tabs geöffneten Webseiten neu geladen werden, wie es beim iPhone 5 der Fall ist. Wenn ich mein altes iPhone neben das iPhone SE lege und die gleichen Aktionen durchführe, wird der Unterschied noch deutlicher. Auf dem neuen Gerät öffnen sich Webseiten und Apps stets einen Tick schneller als auf meinem treuen 5er. Wohlgemerkt: Der Unterschied beträgt nicht etwa mehrere Sekunden, ist aber dennoch spürbar.
Neu für mich als alten iPhone 5-Hasen ist zudem die Touch ID im Home-Button – obwohl Apple den Fingerabdruckscanner natürlich schon seit dem iPhone 5s verbaut. Touch ID funktionierte im Test ausreichend flott, obwohl im iPhone SE noch die erste Generation des Sensors verbaut ist. An dieser Front gibt es von mir also keine Beschwerden.
Der erste Tag: Es läuft und läuft und läuft...
Ganz ehrlich: Was mich am neuen iPhone SE am meisten interessiert hat, war die Akkulaufzeit. Mein altgedientes iPhone 5 hat nach drei Jahren Nutzung nämlich doch mit Verschleißerscheinungen zu kämpfen und hält bei normaler Nutzung nur noch knapp einen Tag durch. Der Akku des neuen iPhone SE liegt mit 1642 mAh zwischen dem des iPhone 5 (1440 mAh) und dem des iPhone 6s (1716 mAh). Allerdings muss das 4-Zoll-Smartphone auf seinem Screen natürlich auch viel weniger darstellen als das größere iPhone 6s. Daher hält das iPhone SE effektiv auch länger durch als der große Bruder.
In meinem Akkutest über den ersten Tag hinweg zeigte sich das iPhone SE tatsächlich als äußerst langlebig. Bei normaler Nutzung mit gelegentlichem Surfen und dem einen oder anderen Video war am Ende des Tages noch reichlich Akkulaufzeit übrig – zumindest ein halber zweiter Tag sollte also drin sein.
Einen Nachteil des kleinen Bildschirms, den zumindest Benutzer größerer Smartphones schnell bemerken dürften, ist die kleinere Tastatur. User mit Wurstfingern dürften beim Tippen auf dem iPhone SE weitaus häufiger auf die falschen Buchstaben geraten als etwa beim iPhone 6s. Für mich ist das allerdings eine reine (Wieder-) Gewöhnungssache. Etwas ärgerlicher ist da vermutlich das fehlende 3D Touch-Feature. Wer sich beim iPhone 6s an die Gesten Peek und Pop gewöhnt hat, wird diese beim iPhone SE möglicherweise vermissen. Vermutlich hat Apple die Funktion beim 4-Zoll-Gerät einfach weggelassen, um die größeren Brüder nicht zu kannibalisieren.
Ein ganzes Wochenende: Ein Freund, ein guter Freund...
Nachdem ich das iPhone SE auch mit nach Hause genommen und ein Wochenende parallel zu meinem alten iPhone 5 genutzt hatte, festigte sich der Eindruck der guten Akkulaufzeit. Ließ man das Smartphone beispielsweise einen ganzen Tag im Standby-Modus in Ruhe, sank die Batterieanzeige nur um knapp 10 Prozent – und das ohne Energiesparmodus. Die längere Laufzeit ist sicherlich auch ein Verdienst der rund 200 mAh mehr, die im Vergleich zum 5er im iPhone SE-Akku stecken.
Auch sonst fühlte sich das iPhone SE wie ein alter Bekannter an, den man schon hundertmal in der Hand hatte, der aber plötzlich überraschend flott unterwegs ist. Mit der neuen Rückkamera des iPhone SE, die Apple im Vergleich zum iPhone 5s von 8 Megapixel auf 12 Megapixel aufbohrte, wurden ebenfalls ein paar Schnappschüsse gemacht. Dabei fällt die bessere Qualität der iPhone SE-Bilder auch einem Foto-Laien wie mir sofort ins Auge. Da Selfies eher nicht zu meiner Freizeitbeschäftigung gehören und Apple die Frontkamera mit 1,2 Megapixeln bis auf den Retina-Flash unverändert ließ, habe ich mir hier den Vergleich zum iPhone 5 gespart.
Das Fazit: Das Beste aus beiden Welten
Für mich stellt das iPhone SE eine klare Win-Win-Situation dar: Ich mag kleine und handliche Smartphones und das SE ist das aktuell modernste 4-Zoll-Gerät auf dem Markt. Gleichzeitig ist das Mobiltelefon so flott wie das kaum ein halbes Jahr alte iPhone 6s. Auch beim Preis für das iPhone SE gibt es diesmal eigentlich nichts zu meckern. Klar, bei Apple wird es niemals ein wirkliches "Billig-Smartphone" zu kaufen geben. Aber mit 489 Euro für die 16-GB-Variante bietet das iPhone SE tatsächlich den günstigsten Einstieg in die iOS-Welt, den es jemals gab. Wirklich empfehlenswert sind 16 GB im Jahr 2016 natürlich nicht mehr – für die 64 GB-Variante werden noch einmal 100 Euro mehr fällig. Für alle iPhone 5/5s-Besitzer dürfte sich ein Umstieg auf das iPhone SE daher durchweg lohnen. Das Smartphone bietet den bekannten (und liebgewonnenen Formfaktor) und kombiniert diesen mit aktueller Technik aus dem iPhone 6s.