ISO-Wert bei Digitalkameras: Das steckt dahinter

100, 200 und 400 sind gängige ISO-Werte, digitale Spiegelreflexkameras erreichen sogar fünf- bis sechsstellige. Wir erklären, worauf es ankommt.
Mit hohen ISO-Werten und langer Belichtungszeit lässt sich bei fast vollständiger Dunkelheit fotografieren.
Mit hohen ISO-Werten und langer Belichtungszeit lässt sich bei fast vollständiger Dunkelheit fotografieren. Bild: © CC: Flickr/John Fowler 2014

Professionelle Fotografen haben tagtäglich mit ihm zu tun, Hobbyfotografen müssen hingegen erst mit ihm umgehen lernen: Der ISO-Wert beschreibt die Lichtempfindlichkeit des Bildsensors. Wir erklären, welche Einstellungsmöglichkeiten es gibt und wie diese sich auf das spätere Bildergebnis auswirken.

Wer bereits zu Zeiten analoger Kameras fotografierte, kam schon beim Filmkauf mit dem ISO-Wert in Berührung. Denn er bezeichnet die Lichtempfindlichkeit des Films. Für alltägliche Situationen kamen vor allem die ISO-Werte 100 und 200 infrage. Allerdings musste sich der Fotograf bereits beim Filmkauf festlegen. Wollte er mit einer größeren Lichtempfindlichkeit fotografieren, musste er den Film wechseln. In diesem Zusammenhang bietet die Digitalfotografie einen großen Vorteil: Hier kann der ISO-Wert von Bild zu Bild neu eingestellt werden. Aber was verändert sich damit eigentlich?

ISO in der Digitalfotografie: Standard für die Lichtempfindlichkeit des Bildsensors

Hinter dem ISO-Begriff verbirgt sich ein Standard, den die Internationale Organisation für Normung erstmals 1974 für die Analogfotografie festgelegt und später für die Digitalfotografie übernommen hat. Im Analogen bezeichnen die Werte die Lichtempfindlichkeit des Films. Im Digitalen stehen sie für die Lichtempfindlichkeit des Bildsensors. Dabei gilt: Je niedriger die ISO-Zahl, desto geringer die Empfindlichkeit – und umgekehrt.

So hängen Blende, Belichtungszeit und ISO-Zahl zusammen

Was macht eine Veränderung des ISO-Werts mit dem Bild? Dazu muss man wissen, dass das Belichtungsergebnis von den drei Parametern Blende, Belichtungszeit und Lichtempfindlichkeit beeinflusst wird. Die Blendenöffnung regelt, wie viel Licht auf den Kamerasensor trifft, die gewählte Belichtungszeit hingegen, wie lange.

Eine weit geöffnete Blende und eine lange Belichtungszeit erhöhen die Helligkeit. Mit nur leicht geöffneter Blende und kurzer Belichtungszeit entstehen dunklere Fotos. Der ISO-Wert als dritter Parameter für die Belichtung erweitert den Spielraum des Fotografen zusätzlich. So kann er das Zusammenspiel von Blendenöffnung und Belichtungszeit weiter variieren, indem er die Empfindlichkeit des Sensors für das einfallende Licht niedriger oder höher stellt.

Die Kehrseite hoher Lichtempfindlichkeit: Zunehmendes Bildrauschen

Durch die Wahl eines höheren ISO-Wertes bei gleich bleibender Blendenöffnung und Belichtungszeit entstehen stärker belichtete Bilder. Das verleitet zu dem Gedanken, bei schlechten Lichtverhältnissen oder zunehmender Dunkelheit eine höhere ISO-Zahl zu wählen. Doch das funktioniert nur bedingt gut. Denn je höher die Lichtempfindlichkeit eingestellt wird, desto stärker wird das sogenannte Bildrauschen.

Das bedeutet, dass die aufgenommenen Pixel immer mehr zufällige Schwankungen in Farbe und Helligkeit aufweisen – deshalb ist auch von Farb- und Helligkeitsrauschen die Rede. Wie stark das Rauschen bei höherer Lichtempfindlichkeit auftritt, ist stark von der Größe des Bildsensors und vom Kameramodell abhängig. Während die Bildqualität bei kleinen Kompaktkameras mitunter schon ab ISO 400 leidet, kommen Profi-DSLR-Modelle bisweilen noch mit fünfstelligen ISO-Werten klar.

Praxistipps für sinnvolle ISO-Werte in der Digitalfotografie

Die ultimative Formel lautet also nicht: Je dunkler die Umgebung, desto höher ist der ISO-Wert zu wählen. Stattdessen empfiehlt es sich, die Lichtempfindlichkeit immer so hoch wie nötig, aber so niedrig wie möglich einzustellen. Bei Tageslicht sind die ISO-Werte 100 oder 200 angebracht, an bewölkten Tagen oder in nicht optimal ausgeleuchteten Räumen kann auch mit ISO 400 oder 800 fotografiert werden. ISO 1600 und mehr kann in der Event-Fotografie nötig werden, wo kein Blitz verwendet werden darf.  Beste Beispiel hierfür ist das Knipsen auf Konzerten, wo der Blitz auch gar nicht ausreichen würde, um ausreichend Helligkeit zu schaffen.

Ansonsten gilt es, die Alternativen abzuwägen. Wer ein Stativ dabeihat, kann länger belichten ohne zu verwackeln. Wer einen Blitz dabeihat, kann die Fotoumgebung aufhellen. Eine dritte Alternative ist das Fotografieren im RAW-Format. Diese Rohdaten sind im Gegensatz zu JPEGs vollkommen unbearbeitet und erhöhen somit den Spielraum für die Nachbearbeitung, zum Beispiel den Einsatz effektiverer Rauschfilter.

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