Ist das 5G-Netz gefährlich? Das sind die Fakten

5G Mobilfunk Internet
Was ist dran, an den angeblich gefährlichen 5G-Netzen? Bild: © Adobe Stock/SasinParaksa 2019

Wenn es um 5G geht, ist oftmals die Rede von Gefahren, die der Mobilfunkstandard angeblich mit sich bringen soll. Wir haben uns die Fakten näher angesehen und verraten Dir, was dahinter steckt.

2019 steht mit 5G ein neuer Mobilfunkstandard vor der Tür, der zumindest dem Namen nach ein Nachfolger zum mittlerweile etablierten 4G LTE sein soll. Doch dieser neue Standard wirft auch eine ganze Menge Fragen auf – unter anderem wieder einmal die, wie gefährlich eigentlich die dafür genutzte Funkstrahlung für den Menschen ist.

Ist Mobilfunkstrahlung gefährlich?

Wenn über die Gefahren von Mobilfunk für den menschlichen Körper gesprochen wird, dann geht es meist um die Strahlung, die beim Übertragen der Signale von Funkmasten und Endgeräten abgegeben wird. Tatsächlich entsteht bei Mobilfunkübertragungen – völlig unabhängig vom Standard – eine elektromagnetische, nicht-ionisierende Strahlung. Die gilt zumindest nach dem bisherigen Stand der Wissenschaft aber als ungefährlich für den Menschen.

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Mobilfunknetze sind schon heute überall. Bild: © Getty Images/iStockphoto/metamorworks 2018

Entgegen der landläufigen Meinung ist die Wirkung von Funkstrahlen auf den Menschen bereits relativ gut erforscht. Eine gesundheitsschädliche Wirkung konnte bei Einhaltung der in Deutschland geltenden Grenzwerte dabei bislang nicht festgestellt werden. Laut Prof. Peter Kröling von der Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften konnte in mehreren Studien auch kein Nachweis dafür erbracht werden, dass Mobilfunkstrahlung für Krankheitsbilder bis hin zu Krebserkrankungen verantwortlich ist.

Belastbare Untersuchungen zu 5G existieren bislang nicht, da der Standard bislang nicht öffentlich genutzt wird. Daher ist es sinnvoll, sich dem Thema auf Basis der bislang gewonnen Erkenntnisse zu nähern.

Gefährliche und ungefährliche Strahlen

Grundsätzlich sind wir auf der Erde ständig von verschiedensten Strahlungen umgeben. Die meisten davon sind vollkommen ungefährlich. Einige, und dazu zählt unter anderem auch die UV-Strahlung der Sonne, können jedoch eine schädliche Wirkung haben. Oft ist es eine Frage der Menge und Intensität. Manche Strahlungsarten, etwa Gammastrahlen, sind schon in geringen Mengen äußerst schädlich.

Ganz allgemein gilt: Je größer die Wellenlänge, desto energieärmer ist die Strahlung und desto ungefährlicher für den Menschen. Eine hohe Wellenlänge äußert sich grundsätzlich in einer geringen Hertz-Zahl. Gleichzeitig bedeutet eine hohe Wellenlänge, dass sich Signale oder Energie von einem Standort über eine größere Fläche verteilen lassen.

Generell werden deshalb für den Mobilfunk Frequenzbänder mit einer relativ großen Wellenlänge von mehreren Zentimetern genutzt. Vor allem die Frequenzbänder bei 800 MHz, bei 1800 MHz und bei 2600 MHz werden seit Jahren intensiv für den Mobilfunkstandard LTE genutzt. 3G-Netze laufen hingegen vornehmlich über Frequenzbänder in den Bereichen 900 MHz, 1800 MHz und 2100 MHz. Noch langwelliger sind die Fernsehübertragungen über DVB-T2 (470 MHz bis 690 MHz) und Radio (73,1 MHz bis 108 MHz).

Wir haben es also beim Mobilfunk mit einer recht energiearmen Strahlung zu tun, die den menschlichen Körper weit weniger beeinflusst, als etwa die von der Sonne abgegebene UV-Strahlung. Die für den Menschen gefährliche Gammastrahlung besitzt hingegen eine extrem kurze Wellenlänge und ist dadurch um ein Vielfaches energiereicher. Sie befindet sich, im Vergleich zum Mobilfunk, am anderen Ende des Strahlenspektrums.

5G und die Frage nach der Frequenznutzung

Auch für 5G-Übertragungen sollen Frequenzbänder im langwelligen Bereich genutzt werden. Die Mobilfunkbetreiber schielen dabei allgemein auf das 700-MHz-Band, das in der Vergangenheit für Fernsehübertragungen genutzt wurde, und das frühestens ab 2020 europaweit zur Verfügung steht.

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Für 5G werden neue Frequenzen benötigt. Bild: © sdecoret - stock.adobe.com 2018

Allerdings ist das nur die halbe Wahrheit, denn zusätzlich stehen längst auch andere, sehr viel kurzwelligere Frequenzbänder im Gigahertz-Bereich (vor allem 2 GHz und 3,6 GHz) zur Disposition. Die Strahlung auf diesen Frequenzen wäre sehr viel kurzwelliger, was von Kritikern als potenzielle Gefahr für die Gesundheit angesehen wird. Zudem hätten derart kurzwellige Signale den Nachteil, dass wesentlich mehr Funkmasten als bisher benötigt würden, um einen flächendeckenden Ausbau des Netzes zu realisieren. Allein die Deutsche Telekom plant deshalb für den 5G-Netzausbau rund 20.000 neue Antennen in Deutschland.

Es sind vor allem diese beiden Punkte – die kurzwelligen Übertragungen und die Zunahme der Sendemasten – die Kritiker als mögliche Gefahren von 5G ausgemacht haben. Hierzu sei allerdings anzumerken, dass auch das heimische WLAN in hochfrequenten Bereichen von 2,4 GHz und 5 GHz übertragen wird, und es bislang keine belastbaren Studien gibt, die daraus eine gesundheitsschädliche Wirkung ableiten. Das liegt auch daran, dass die Stärke, mit der WLAN-Router "strahlen" – also der sogenannte SAR-Wert"  relativ gering ist und wir uns meistens nicht direkt neben den Routern aufhalten. Bei Smartphones, die wir nah am Körper tragen, kommt dieser Aspekt stärker zum Tragen.

Die Strahlungsleistung der Mobilfunkgeräte

Neben der Wellenlänge kommt bei Mobilfunkstrahlung also noch ein zweiter Aspekt zum Tragen: die Strahlungsintensität, die dazu führen kann, dass sich der menschliche Körper in unmittelbarer Nähe zur Strahlungsquelle erwärmt. Diese wird über den sogenannten SAR-Wert gemessen. SAR steht dabei als Abkürzung für "Spezifische Absorptionsrate" und stellt dar, wie viel elektromagnetische Strahlung ein Gerät abgibt.

Die Internationale Kommission zum Schutz vor nicht-ionisierender Strahlung hat einen SAR-Wert von 2 Watt pro Kilogramm als Schwelle festgelegt, unterhalb der die elektromagnetische Strahlung nicht als gesundheitsgefährdend für den Menschen gilt. Laut dem Strahlenexperten Dr. Gilbert Hangel von der Medizinischen Universität in Wien würde die Erwärmung des Körpers, die durch die Strahlung entstehen kann, bei einer Einhaltung des Grenzwertes geringer ausfallen als etwa bei körperlicher Anstrengung. 

Der Grenzwert von 2 Watt pro Kilogramm wird derzeit von keinem Router und auch keinem Mobilfunktelefon überschritten, das in Deutschland verkauft wird, sodass demnach von keinem dieser Geräte eine gesundheitsgefährdende Wirkung ausgehen kann. Die Gewährleistung der Einhaltung der Schwellenwerte obliegt in Deutschland dem Bundesamt für Strahlenschutz, das auf seiner Website die SAR-Werte verschiedener Smartphones auflistet.

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Die SAR-Werte der in Deutschland erhältlichen Geräte gelten als unbedenklich. Bild: © pathdoc - stock.adobe.com 2018

Völlig unklar ist derzeit, ob sich aus der Einführung von 5G höhere Strahlungswerte ergeben werden. An den Grenzwerten, die es einzuhalten gilt, wird sich allerdings ohnehin wenig ändern. Tatsächlich dürften die Hersteller von Smartphones und anderen Geräten daher darauf bedacht sein, die Grenzwerte einzuhalten, um nicht am öffentlichen Pranger zu landen.

Smartphones mit hohen und niedrigen SAR-Werten

Basierend auf den Daten, die das Bundesamt für Strahlenschutz bereitstellt, haben wir uns bekannte Smartphones mit besonders hohen und besonders niedrigen SAR-Werten angesehen. All diese Geräte unterschreiten jedoch den Schwellenwert von 2 Watt pro Kilogramm deutlich.

Weitere Effekte, die Mobilfunkstrahlung auf den menschlichen Körper haben kann, sind laut Dr. Gilbert Hangel bisher nicht wissenschaftlich nachgewiesen: "Nicht-thermische Effekte von Funkwellen wurden bisher nicht überzeugend nachgewiesen, trotz vieler Studien. Das legt den Schluss nahe, dass ein Effekt, sollte er existieren, sehr klein sein muss, weil er sonst in der Menge von Studien aufgefallen wäre."

Gefahren sind nicht völlig ausgeschlossen aber extrem unwahrscheinlich

Nimmt man den bisherigen Forschungsstand zu Mobilfunkstrahlen und ihren Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit zur Grundlage, so gibt es bislang keinen Nachweis einer gesundheitsschädlichen Wirkung – zumindest nicht bei Einhaltung der in Deutschland geltenden Grenzwerte. Da diese Grenzwerte auch weiterhin gelten, ist es sehr unwahrscheinlich, dass sich durch 5G daran etwas ändert.

Richtig ist allerdings auch, dass 5G-Netze bislang noch nicht im Einsatz sind und auf dieser Basis daher keine Studien erstellt werden konnten. Ob sich durch das flächendeckende Ausrollen von 5G also gesundheitsschädliche Effekte nachweisen lassen, wird man zweifelsfrei wohl erst in einigen Jahren sagen können.

Auf Basis der bisherigen Kenntnisse sind Ängste oder Panik jedoch vollkommen unangebracht, denn bislang deutet nichts darauf hin, dass von der Einführung der 5G-Technik eine Gefahr für die Gesundheit ausgeht.

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