Anfang des Jahres sorgte das historische Crime-Epos "Die Pest" in Spanien für Furore. Sogar Staffel 7 von "Game of Thrones" konnte die Serie vom dortigen TV-Thron stoßen. Jetzt kommt "Die Pest" via Sky auch nach Deutschland. Doch ist der Hype tatsächlich begründet? Um das herauszufinden, habe ich mir die erste Folge vorab angesehen.
- Oh, sündiges Babylon! Die Story von "Die Pest"
- Die Beulenpest geht um – und ein Mörder
- In Spanien erfolgreicher als "Game of Thrones" – und in Deutschland?
- Das Erfolgsrezept hinter "Die Pest": Viel Budget und künstlerische Klasse
- Realistischer Blick auf eine raue Zeit
- Fazit: Großes Kino im Serienformat
Oh, sündiges Babylon! Die Story von "Die Pest"
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts ist die südspanische Stadt Sevilla eines der führenden Handelszentren des europäischen Kontinents. Einige sehen es gar bereits als das zweite Rom, andere dagegen als das neue Babylon. Kein Wunder: Als "Tor zur neuen Welt" bietet die frühneuzeitliche Metropole Menschen aus aller Herren Länder scheinbar unbegrenzte Möglichkeiten – und vor allem die Chance auf schnellen Reichtum.
Doch dann geschieht das Undenkbare: In den Slums vor den Toren der Stadt bricht die Beulenpest aus! Anstatt die ersten Fälle zu melden und die Stadt abzuriegeln, versuchen der einflussreiche Händler Luis de Zúniga und seine Kumpane, die Krankheit auf die Armenviertel von Sevilla zu beschränken – immerhin drohen hohe Verluste, wenn die Handelsschiffe aus Amerika nicht länger anlegen dürfen.
Die Beulenpest geht um – und ein Mörder
Es entsteht eine gefährliche Keimzelle, und Gevatter Tod wartet nur darauf, seine Finger auch nach den Reichen und Mächtigen der andalusischen Metropole auszustrecken. Und er ist nicht der Einzige, der es auf das Leben der Stadtbewohner abgesehen hat. Zu allem Überfluss geht ein Mörder um und lässt die Sorgenfalten der machthabenden Kirchenvertreter immer größer werden.
Da kommt ihnen Mateo Núnez gerade recht. Der verurteilte Ketzer ist nach Sevilla zurückgekehrt, um ein altes Versprechen einzulösen und den Sohn eines Freundes aus der Stadt zu retten. Und das, obwohl ihm der Zutritt unter Androhung des Todes von der heiligen Inquisition verboten wurde! Am Ende kommt es, wie es kommen muss: Die Soldaten der Inquisition schnappen Mateo – und der Generalinquisitor bietet ihm einen Handel an, den er nicht ablehnen kann: Findet Mateo den Mörder, wird er begnadigt – wenn nicht, steht ihm die Todesstrafe bevor ...
In Spanien erfolgreicher als "Game of Thrones" – und in Deutschland?
Die Prämisse der neuen Sky-Serie klingt nicht nur interessant, "Die Pest" kam in Heimatland Spanien auch mehr als gut an. Zum Serienstart am 12. Januar 2018 stieß die im Original "La peste" betitelte Serie mal eben die siebte Staffel von Quotenkönig "Game of Thrones" auf Streamingsender Movistar+ vom TV-Thron, wie Variety vermeldet.
Und das will durchaus was heißen, immerhin stellt das Portal mit vier Millionen Abonnenten den größten Streaminganbieter Spaniens. Noch während Staffel 1 ausgestrahlt wurde, bestellten die Verantwortlichen hinter der Serie denn auch direkt Staffel 2.
Mir stellen sich vor diesem Hintergrund vor allem zwei Kernfragen zu "Die Pest":
- Worin liegt der Erfolg von "Die Pest" begründet?
- Kann die Historien-Serie das Kunststück in Deutschland wiederholen?
Das Erfolgsrezept hinter "Die Pest": Viel Budget und künstlerische Klasse
Frage 1 ist relativ einfach zu beantworten: Um "Die Pest" so erfolgreich wie möglich zu machen, investierte Movistar+ rund 10 Millionen Euro plus Kosten für eine umfangreiche Marketingaktion in die erste Staffel. Ein großer Teil dieser Summe floss allein in die visuellen Effekte. Die Profis von Visual-Effects-Studio Twin Pines erschufen in akribischer Arbeit die gesamte historische Metropole am Computer neu.
Zusätzlich wurden für die Serie rund 200 Schauspieler, mehr als 2.000 Komparsen und 400 Technikexperten verpflichtet. Das sind Ausmaße, die tatsächlich an "Game of Thrones" erinnern – auch wenn die Serien in Sachen Handlung sonst nicht wirklich etwas miteinander zu tun haben.
Mit Serienschöpfer Alberto Rodriguez ("La Isla minima – Mörderland") hat "Die Pest" zudem einen der aktuell beliebtesten und erfolgreichsten spanischen Regisseure an Bord. Drehbuchautor Rafael Cobos ("La Isla minima – Mörderland") wurde ebenfalls bereits mehrfach für verschiedene Goya-Awards nominiert und erhielt die wichtigste spanische Filmauszeichnung bis dato immerhin zweimal auch.
Realistischer Blick auf eine raue Zeit
Herausgekommen ist eine Serie, die schon beinahe schmerzhaft realistisch anmutet. Wer das Bild einer romantisch verklärten Metropole oder Ausflüge in das ausschweifende Leben der oberen Zehntausend à la "Die Tudors" erwartet, dürfte enttäuscht werden.
Dafür glänzt "Die Pest" mit der schonungslosen Darstellung von Armut, Gewalt, Krankheit und Tod in den engen Gassen der Armenviertel. Trotzdem wird auch das Leben der Wohlhabenden natürlich nicht vollkommen ausgespart. Das soziale Gefüge scheint mit höchster Gewissenhaftigkeit anhand historischer Erkenntnisse nachgestellt worden zu sein und auch Innenausstattung, Kostümen und Co. sieht man die Detailverliebtheit der Verantwortlichen deutlich an.
Beste Voraussetzungen, möchte man meinen, für einen Erfolg auch in Deutschland. Zwar lässt sich in Bezug auf die oben gestellte Frage 2 derzeit sicher keine abschließende Garantie abgeben. Ich jedenfalls kann, nachdem ich mir die erste Folge von "Die Pest" angesehen habe, aber guten Gewissens versprechen: Wer "Game of Thrones" aufgrund der Optik und darstellerischen Qualitäten mochte, aber durchaus etwas mehr Realismus vertragen kann und auch einer guten Kriminalgeschichte nicht abgeneigt ist (denn auf nichts Anderes läuft die Handlung von Staffel 1 hinaus), der wird "La peste" lieben!
Fazit: Großes Kino im Serienformat
Ganze 10 Millionen Euro ließen sich die Macher Staffel 1 von "Die Pest" kosten – und das merkt man der neuen Serie aus Spanien in jeder einzelnen Sekunde der Handlung an. Schauspieler, Kostüme, Set, Drehbuch – alles könnte man, so wie es ist, auch problemlos als große Hollywood-Produktion ausgeben.
Daher überrascht der Erfolg in Heimatland Spanien, wo sogar Staffel 7 von "Game of Thrones" die Krone vor der neuen Movistar+-Produktion ziehen musste, eigentlich nicht wirklich. Ob "La peste" auch in Deutschland ein derart durchschlagender Erfolg beschert sein wird, muss sich noch zeigen. Die Voraussetzungen sind jedenfalls gegeben!