Da ist es also endlich! Das Jawbone Up3 ist Mitte Juli – und damit über sechs Monate nach der Ankündigung – in der TURN ON-Redaktion eingetroffen. Wir wollen Dir daher gleich das erste Hands-On liefern, bevor sich der Fitness-Tracker dem mehrwöchigen Dauertest stellen muss.
Produktionsprobleme verzögerten den Release
Das Jawbone Up3, der bisher fortschrittlichste Fitness-Tracker aus dem Hause Jawbone, ließ lange auf sich warten. Zunächst wollte der Hersteller es Weihnachten 2014 in den Handel bringen, doch war es erst im Sommer 2015 wirklich so weit. Das noch junge Unternehmen hatte nämlich Schwierigkeiten damit, den Up24-Nachfolger in der Massenfertigung wasserdicht herzustellen. Seit Juli 2015 ist das Wearable endlich in Deutschland erhältlich, allerdings hat es nur für das Label spritzwassergeschützt gereicht. Händewaschen und Duschen soll das Fitnessarmband problemlos mitmachen, zum Schwimmen muss es allerdings abgenommen werden.
Jawbone Up3 im Hands-On: Das steckt drin
Der Lieferumfang fällt aus wie erwartet. Ebenso wie beim Jawbone Up2 – das wir aufgrund der Up3-Verzögerung bereits vor dem Flaggschiff testen konnten – kommt das smarte Wearable in einer kleinen Box, die neben dem Fitness-Tracker ein kurzes, magnetisches USB-Ladekabel und eine Kurzanleitung enthält. Die Verpackung verrät aber bereits, dass das Jawbone Up3 noch etwas smarter als das Up2 ausfällt.
Während das 119,99 Euro teure Jawbone Up2 vorwiegend Schritte zählt und den Schlaf aufzeichnet, bringt das Up3 für 179,99 Euro zusätzliche Sensoren zur Überwachung der Herzgesundheit mit. Der bereits vielfach gelobte Smart Coach der Up-App hingegen steht Besitzern beider Geräte zur Verfügung. Auch eine Essensprotokollierung und -beratung kann auf Wunsch über die App stattfinden.
Schickes und schlankes Design
Das Design des Jawbone Up3 stammt erneut vom Schweizer Industriedesigner Yves Béhar, der schon das Up24 entworfen hat. Während der Vorgänger aber durchaus als Modeaccessoire durchging, bewegt sich das Up3 optisch wieder einen Schritt in Richtung anderer Fitness-Tracker. Das mag der eine oder andere schade finden, es bringt aber auch Vorteile mit sich. Da die eigentliche Tracker-Einheit nun an einer Stelle konzentriert ist, fällt das Armband deutlich flexibler und komfortabler aus als das des Up24.
Im Vergleich mit dem ebenfalls aktuellen Up2 zieht das Up3 dennoch den Kürzeren. Beim Einsteigermodell schaffte es Jawbone, die Tracker-Einheit noch kleiner zu designen. Das Up2 sitzt daher noch einen Hauch komfortabler am Handgelenk als das höherpreisige Modell. Aber auch das Up3 ist nach dem ersten – zugegebenermaßen recht fummeligen – Umlegen recht schnell vergessen. Nach den ersten Tagen geht das zum Glück schon viel schneller von der Hand. Und da der Fitness-Tracker auch beim Duschen getragen werden darf, muss er zum Glück nicht häufig abgelegt werden.
Auch beim Topmodell kein Display
Alles in allem hat Jawbone jetzt ein ansehnliches, wenn nun auch deutlich dezenteres Wearable-Line-up, bei dem sich die einzelnen Modelle nicht mehr viel nehmen. Was bei dem einen die Kreuzschraffur auf der Oberseite der schwarzen Variante, sind bei dem anderen diagonale Linien. Diese finden sich wiederum auf der silbernen Version des ersten Modells, während diese Farbvariante des zweiten über ein Kreuzmuster verfügt. Immer darunter zu finden: drei farbige LED-Symbole für den Aktivitäts- und den Schlafmodus sowie für Benachrichtigungen. Laut Hersteller kommt das Up3 damit auf eine Akkulaufzeit von bis zu sieben Tagen. Ob das realistisch ist, muss unser Dauertest zeigen.
Die ersten Tage mit dem Tracker und dem Smart Coach

"Iss mehr Grünes" – diese Ansage kam vom Smart Coach gleich nach dem ersten Tag mit dem Jawbone Up3. Bekannt gemacht haben der Coach und ich uns zwar schon beim Test des Up2. Dann gab es noch ein kurzes, eher merkwürdiges Intermezzo beim Test des Huawei TalkBand B2, das mit der Up-App kompatibel ist – dieser anscheinend aber falsche Daten liefert. Mit dem Jawbone-Topmodell am Handgelenk sollen wir uns nun aber deutlich besser kennenlernen. Denn der Smart Coach wird nicht nur schlauer, je länger er mit Daten gefüttert wird, aus denen er Gewohnheiten ableiten kann. Er bekommt vom Jawbone Up3 auch noch mehr Messwerte geliefert als vom Basis-Tracker Up2.
Dafür sollen die von Jawbone integrierten Bioimpedanz-Sensoren sorgen. Sie zeichnen den Puls während der Nacht auf und liefern so zum einen eine genauere Analyse des Schlafs. Zum anderen misst das Up3 einmal täglich – und zwar gleich morgens beim Aufwachen – den Ruhepuls. Dieser lässt Rückschlüsse auf die Herzgesundheit zu. Allerdings, und das ist etwas enttäuschend mit Blick auf die Konkurrenz, ist eine kontinuierliche Pulsmessung beim Sport nicht möglich. Oder noch nicht. Jawbone weist etwa auch daraufhin, dass die Bioimpedanz-Sensoren nach künftigen Updates weitere Gesundheitsdaten messen sollen.
Nach den ersten Tagen mit dem Smart Coach sind natürlich noch keine großartigen Lernfortschritte zu erwarten. Aber Routineaufgaben wie die tägliche Essensprotokollierung gehen schon deutlich flotter von der Hand – wenn man denn öfter mal das gleiche isst und auf die eigene Bibliothek mit häufig ausgewählten Lebensmitteln zurückgreifen kann. Der erste Test-Eindruck zur Aktivitätsmessung: Schritte zählt das Fitnessarmband recht genau, beim Zähneputzen mit der Up3-Hand schummelt es aber gerne mal was hinzu. Eine absolvierte Sporteinheit erkannte der Fitness-Tracker automatisch und fragte im Anschluss nach ausgeübter Sportart und Intensität.
Auch zum ersten Schrittduell wurde ich gleich an Tag 2 herausgefordert. Da mittlerweile recht viele Menschen die Up-App nutzen, lassen sich schnell Freunde finden und Teams gründen. Das gegenseitige Herausfordern, Anstacheln und Kommentieren von Aktivitäten macht anfangs Spaß – lässt auf Dauer aber sicher etwas nach.
(Vorläufiges) Fazit: Noch nicht so fortschrittlich wie versprochen

Ein großer Pluspunkt des Jawbone Up3 ist die von vielen Seiten gelobte Up-App. Der Smart Coach liefert im Test wirklich viele Werte und Analysen, aber noch wichtiger: Er gibt dem Nutzer auch viele Tipps in Bezug auf Gesünderes verhalten. Allerdings braucht man dafür nicht zum teuren Topmodell von Jawbone greifen. Ob das 180 Euro teure Wearable wirklich einen deutlichen Mehrwert im Vergleich zum Up2 liefert, muss unser Dauertest zeigen. Mal sehen, ob die Tipps und Aufgaben des Smart Coaches auch auf Dauer motivieren können – oder ob es nach dem längeren Test heißt: Und tschüß, Smart Coach!