Kann DC mit "Justice League" endlich Marvel das Wasser reichen? Wie sich Superman, Batman, Wonder Woman, The Flash, Aquaman und Cyborg bei ihrem ersten Team-Up im DC Extended Universe schlagen, liest Du in unserer Filmkritik.
Gutes Personal ist schwer zu finden: Die Story
Superman (Henry Cavill) ist tot. Batman (Ben Affleck) ist am Boden zerstört. Und zu allem Überfluss bereitet der Superbösewicht Steppenwolf auch noch die Zerstörung der Erde vor. Bruce Wayne macht sich daran, ein Team zusammenzustellen, um sich dem Schurken entgegenzustellen. Leider ist das nicht ganz so einfach, wie Batman sich das vorgestellt hat: Aquaman (Jason Momoa) ist ein Einzelgänger, The Flash (Ezra Miller) benutzt seine Kräfte bisher nur, um harmlose Streiche zu spielen und Cyborg (Ray Fisher) ist misstrauisch. Nur Wonder Woman (Gal Gadot) erkennt den Ernst der Lage. Sie schließt sich Batman an, um gemeinsam mit ihm die "Justice League" aufzubauen ...
Justice League vs Avengers
Die alles entscheidende Frage lautet doch: Kann DC mit "Justice League" endlich zu Marvel aufschließen und den "Avengers" ernsthaft Konkurrenz machen? Die schwierige Antwort: Jein. "Justice League" hat wirklich starke Momente, und gefühlt kommt DC mit seinem Extended Universe dem Marvel Cinematic Universe so langsam näher. Aber genau da liegt auch DCs Hauptproblem: Egal, wie sehr sich Superman, Batman, Wonder Woman und Co. anstrengen – als superheldenaffiner Zuschauer kann man gar nicht anders, als ständig zu vergleichen. Umso erfreulicher ist es, dass "Justice League" zumindest in einigen Punkten immerhin auf Augenhöhe mit den "Avengers" spielt.
Starkes Team, schwacher Batman
Einer dieser Punkte ist zum Beispiel das Team: Superman und Wonder Woman sind ein echtes Pfund. Aquaman macht neugierig auf seinen für 2018 geplanten Soloauftritt, wirkt mit seiner Rohheit und brachialen Muskelkraft aber leider auch viel zu offensichtlich wie das Pendant zu Marvels Thor. The Flash ist mit seiner Mischung aus Unerfahrenheit und Spitzbüberei eine positive Überraschung. Cyborg? Scheint ein krasser Typ zu sein, nur leider sehr unbekannt. Auf jeden Fall kann er hacken und kämpfen.
Und dann wäre da noch Batman. Das einstige DC-Aushängeschild kann unglücklicherweise bei Weitem nicht an die glorreichen Prä-Extendend-Universe-"Dark Knight"-Zeiten anknüpfen. Im Gegensatz zum Dunklen Ritter in der Ära Christian Bale und Christopher Nolan wirkt Ben Afflecks Batman wie eine Karikatur seiner selbst. Kurioserweise scheint das auch DC bewusst zu sein, denn ein – zugegeben wirklich komischer – Running Gag in "Justice League" ist der Umstand, dass Batman der einzige Superheld des Teams ist, der keine echten Superkräfte hat. Auf die Spitze getrieben wird das Ganze in der Szene, als The Flash den Dunklen Ritter fragt: "Was ist eigentlich noch mal deine Superkaft?" und er antwortet: "Ich bin reich." Touché.
Clark "Badass" Kent und Monster mit Feen-Flügelchen
Die Gruppendynamik in der "Justice League" stimmt also. Storytechnisch ist der Film nicht wirklich originell, aber das sind Marvels Superheldenstreifen auch nur selten. Der Spannungsbogen baut sich vornehmlich aus den Actionsequenzen auf, die teilweise sehr schön anzusehen sind, teilweise aber auch generisch wirken. Die Vasallen des Superschurken Steppenwolf mit ihren kleinen Feen-Flügelchen sind leider alles andere als furchteinflößend.
Ein absolutes Highlight ist dagegen der Auftritt des wiederauferstandenen Superman. Vor allem die Szene, in der er den zu Recht völlig überraschten Flash in seiner Superzeitlupe ertappt, sorgt für Spaß. Und spätestens hier wird jedem Zuschauer klar, dass Clark Kent ein echter Badass sein kann, wenn er es denn möchte – und ganz nebenbei jeden einzelnen der Avengers in der Pfeife rauchen könnte. Trotzdem wird man den Eindruck nicht los, dass die Drehbuchautoren Chris Terrio und Joss Whedon sich hier des sprichwörtlichen "Deus ex machina" bedient haben, um die Handlung voranzutreiben. An den leichtfüßigen Flow der Marvel-Filme kann DC also leider immer noch nicht anschließen. So bleibt das "Jein" – und zumindest ein vorsichtiges"Nehmt das, Avengers!"
"Justice League": Fazit
"Justice League" wartet mit einem starken Superhelden-Team auf. Vor allem Superman und Wonder Woman sind echte Schwergewichte, die größte Überraschung ist The Flash. Dank einer ordentlichen Portion Selbstironie, die insbesondere Batman trifft, stimmt auch die Gruppendynamik. Selbst wenn die "Avengers" noch das Nonplusultra der Superhero-Supergroups bleiben, kann die "Justice League" zumindest in einigen Punkten überzeugen.