E-Book-Reader mit Kindle- genauso wie Tolino-Branding gibt es von günstig bis hochpreisig. Dabei besitzen die unterschiedlichen Modelle alle ähnliche Funktionen. Wo liegen also die Unterschiede und wann lohnt sich der Griff zu einem Premium-Gerät? Unser Vergleichstest klärt Dich auf.
- Einsteiger-Level: Amazon Kindle (2019) vs. Tolino page 2
- Premium-Level: Kindle Oasis (2019) vs. Tolino vision 5
- Bonusrunde: Tolino epos 2
- Fazit: Für welchen Reader ich mich entscheiden würde
Einsteiger-Level: Amazon Kindle (2019) vs. Tolino page 2

Auf dem Datenblatt finden sich kaum nennenswerte Unterschiede zwischen den beiden Budget-Modellen von Amazon und dem deutschen Buchhandel. Beide E-Book-Reader bieten ein 6-Zoll-Display, ein ähnliches kastenartiges Design und ein beleuchtetes E-Ink-Display. Nun liegen Kindle und page 2 vor mir auf dem Tisch und ich bin entschlossen im Praxistest, mehr über die beiden Einsteiger-Reader herauszufinden.
Kindle (2019) | Tolino page 2 |
Display: 6 Zoll | Display: 6 Zoll |
Gewicht: 174 Gramm | Gewicht: 179 Gramm |
Auflösung: 800 x 600 Pixel (167 ppi) | Auflösung: 1.024 x 758 Pixel (212 ppi) |
Beleuchtung: Ja (kein Blaulichtfilter) | Beleuchtung: Ja (kein Blaulichtfilter) |
Speicher: 4 GB (Cloud-Anbindung) | Speicher: 8 GB (Cloud-Anbindung) |
Dateiformate: AZW3, KFX, AZW, TXT, PDF, MOBI, PRC, HTML, DOC, DOCX, JPEG, GIF, PNG, Hörbücher | Dateiformate: EPUB, PDF, TXT |
Internet: WLAN | Internet: WLAN (kostenloser Zugang zu HotSpots der Deutschen Telekom) |
Wasserfest: Nein | Wasserfest: Nein |
Preis: ab 79,99 Euro | Preis: ab 89,99 Euro |
Schon beim Einschalten der Beleuchtung werde ich fündig: Am unteren Bildschirmrand des Tolinos zeigen sich unerwartet dunkle Schatten. Das Licht der im Rahmen verbauten LEDs wird nicht völlig gleichmäßig über den Bildschirm verteilt. Je nach Helligkeitsstufe und Umgebungslicht fallen die dunklen Flecken mal mehr, mal weniger auf. Am Lesen hindern mich die Schatten nicht, aber die Beleuchtung des Kindle wirkt auf jeden Fall gleichmäßiger. Auch ohne Licht fällt beim Lesen auf dem E-Book-Reader von Amazon im Vergleich ein allgemein unsauberes Schriftbild auf. Der Kindle bietet eine geringere Auflösung und Pixeldichte als der Tolino – 167 anstatt 212 ppi. Die merkt man! Zusätzliches Extra für Dark-Mode-Enthusiasten beim Tolino: Der E-Book-Reader hat einen Dunkelmodus!
Zusätzlich bietet der page 2 neben mehr Pixeln auch mehr Speicher. 8 Gigabyte gegenüber 4 GB beim Kindle. Allerdings fällt dieser Unterschied weniger ins Gewicht, als die große Zahl vermuten lässt. 4 GB Speicher bedeuten Platz für 4.000 E-Books. So viel muss man erst mal lesen. Interessanter ist mehr Speicher hingegen für Hörbuchfans, denn eine Stunde Hörbuch verbraucht bei hoher Qualität gleich 56 Megabyte. Wer sich gerne Bücher vorlesen lässt, muss jedoch beim Kindle bleiben. Der Tolino bietet keine Audiowiedergabe. Das Platzproblem löst die Amazon-Cloud, in der alle Hörbücher gespeichert werden, sodass Du nicht Deine ganze Sammlung auf dem E-Reader mit Dir herumtragen musst. Auch der page 2 bietet eine Cloud-Anbindung, die Du aber nur für E-Books kaum brauchen wirst.
Ein Punkt, bei dem für mich der Kindle besser abschneidet, ist die Geschwindigkeit der Software. Der E-Book-Reader blättert flüssig Seiten um und baut das Sortiment des Online-Shops schnell auf. Beim Tolino muss ich auf Letzteres immer ein paar Sekunden länger warten. Weniger entscheidend ist für mich, dass der Kindle mehr Dateiformate – zum Beispiel Bilder – als der page 2 unterstützt. Für mich bietet die Vielfalt keinen Mehrwert. Auf einem E-Book-Reader möchte ich schließlich lesen und mir keine Bilder angucken. Im Gegensatz zum page 2 kann ich neben E-Books, PDFs und TXT-Dokumenten auf dem Kindle allerdings auch Word-Dateien aufrufen. Das ist natürlich praktisch. Persönlich lege ich jedoch mehr Gewicht auf die Anzeigequalität von PDFs. Hier schneidet der Tolino besser ab, was mit der höheren Bildschirmauflösung zusammenhängt.

Das kleine 6-Zoll-Display zwingt mich allerdings auf beiden E-Book-Reader zum Zoomen, um jede Zeile ordentlich lesen zu können. Und das macht auf einem behäbigen E-Ink-Bildschirm nicht so viel Spaß wie auf einem blitzschnellen AMOLED-Touchscreen. Wenn Du viele PDFs lesen willst, solltest Du also definitiv zu einem größeren E-Book-Reader greifen.
Kindle (2019) | Tolino page 2 |
+ gleichmäßige Beleuchtung | + Hohe Bildschirmauflösung |
+ Hörbuchwiedergabe | + Dark Mode |
+ Reaktionsschnelle Software | + gelungene PDF-Anzeige |
- niedrige Bildschirmauflösung | - Schatten bei beleuchtetem Display |
- PDF-Anzeige weniger gelungen | - Software etwas behäbiger |
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Premium-Level: Kindle Oasis (2019) vs. Tolino vision 5

Preislich machen wir jetzt einen großen Sprung. Im Gegensatz zu den Einsteiger-Readern sind Oasis und vision 5 mehr als doppelt so teuer. Für den Aufpreis bekommen Leser ein größeres Display, eine höhere Bildschirmauflösung, Wasserschutz, Blaulichtfilter und eine Frontbeleuchtung, die sich je nach Umgebungslicht automatisch anpassen kann. Außerdem sind beide Modelle mit physischen Blättertasten ausgestattet.
Kindle Oasis (2019) | Tolino vision 5 |
Display: 7 Zoll | Display: 7 Zoll |
Gewicht: 188 Gramm | Gewicht: 195 Gramm |
Auflösung: 1.680 x 1.264 Pixel (300 ppi) | Auflösung: 1.680 x 1.264 Pixel (300 ppi) |
Beleuchtung: Ja (Blaulichtfilter und automatische Anpassung) | Beleuchtung: Ja (Blaulichtfilter und automatische Anpassung) |
Speicher: 8 GB oder 32 GB (Cloud-Anbindung) | Speicher: 8 GB (Cloud-Anbindung) |
Dateiformate: AZW3, KFX, AZW, TXT, PDF, MOBI, PRC, HTML, DOC, DOCX, JPEG, GIF, PNG, Hörbücher | Dateiformate: EPUB, PDF, TXT |
Internet: WLAN, optional 4G | Internet: WLAN (kostenloser Zugang zu HotSpots der Deutschen Telekom) |
Wasserfest: Ja (Süßwasser für 60 Min. bis zu 2 m Tiefe) | Wasserfest: Ja (Süßwasser für 60 Min. bis zu 2 m Tiefe) |
Preis: ab 229,99 Euro | Preis: 179 Euro |
Die ersten Unterschiede zwischen Oasis und vision 5 zeigen sich mir beim Design. Während der Tolino wieder ein Kasten ist, schließt das E-Ink-Display beim Kindle auf einer Ebene mit dem Bildschirmrand ab. Das macht einen edlen Eindruck. Außerdem wölbt sich der Haltegriff mit den Blättertasten beim Kindle nach hinten, beim Vision 5 dagegen nach oben. Optisch gefällt mir das Design des Amazon-Readers besser, in der Praxis wirkt das Konzept des Tolinos jedoch durchdachter. Einerseits sorgt die Wölbung auf der Rückseite des Kindles dafür, dass der E-Reader auf einer glatten Oberfläche wackelt und andererseits macht das optisch ansprechende Chrom-Finish das Gerät rutschiger. Beide Reader liegen trotz 7 Zoll gut in der Hand, aber beim Ablegen muss ich beim Kindle mehr aufpassen.

Die Auflösung beider E-Reader ist identisch. Entsprechend gut gefällt mir bei beiden Modellen diesmal das Schriftbild, das wie gedruckt wirkt. Auch bei der Frontbeleuchtung gibt es diesmal keine störenden Lichthöfe zu sehen. Der Vision 5 bietet genauso feinsäuberlich gestreutes Licht wie der Kindle Oasis. Bei beiden Geräten kann ich die Farbtemperatur der Beleuchtung manuell regulieren. Darüber freuen sich meine Augen auf Anhieb! Was mir nicht gefällt, ist allerdings die automatische Anpassung der Farbtemperatur beim Tolino je nach Tageszeit. Zu später Stunde ist mir das Display stets zu gelb, sodass ich doch lieber selbst die Farbtemperatur reguliere. Der Kindle bietet stattdessen dem Nutzer an, selbst das Gelblevel festzulegen, dass der E-Reader abends automatisch einstellt – praktisch!
Weniger gelungen ist beim Kindle hingegen die automatische Helligkeitsanpassung. Die Umgebungslichtsensoren neben den Blättertasten scheinen nicht zu merken, ob ich mich in einem hell beleuchteten Wohnzimmer oder in einem dunklen Keller befinde. Selbst als ich im Bett die Decke über den Kopf ziehe, um im Dunkeln weiterzulesen, reduziert sich die Helligkeit nicht. Hier hat Amazon bei der Entwicklung also noch Arbeit vor sich. Tolino bietet diese Option gar nicht an. Dafür hat der vision 5 einen Dunkelmodus, der Dark-Mode-Fans freuen dürfte. Hörbuchhörer kommen hingegen wie schon bei den Einsteiger-Modellen nur beim Kindle auf ihre Kosten.
Ein kleiner Unterschied zeigt sich auch noch beim Lesen im Querformat zwischen den E-Readern. Beim Tolino reicht ein Drehen des Geräts in die Waagerechte, damit ein kleines Drehsymbol auf dem Display auftaucht, dass den Quermodus anbietet. Beim Kindle dreht sich die Anzeige hingegen automatisch nur zwischen Links- und Rechtsausrichtung und nicht zwischen Hoch- und Querformat. Erneut hat der Tolino zudem bei PDFs die Nase vorn, die trotz der identischen Auflösung auf dem Kindle unsauberer angezeigt werden und mich zum Nachjustieren des Kontrasts zwingen.
Kindle Oasis (2019) | Tolino vision 5 |
+ edler Look | + Wechsel zwischen Hoch- und Querformat einfacher |
+ Level der automatischen Farbtemperaturanpassung lässt sich manuell einstellen | + Dark Mode |
+ Hörbuchwiedergabe | + gelungene PDF-Anzeige |
- automatische Helligkeitsanpassung funktioniert nicht | - automatische Einstellung der Farbtemperatur zu drastisch |
- PDF-Anzeige weniger gelungen | - Hörbücher nur über separate App |
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Bonusrunde: Tolino epos 2

Der Tolino epos 2 ist 2019 der teuerste E-Book-Reader im Sortiment des deutschen Buchhandels. Stolze 299 Euro kostet die elektronische Lesehilfe – also noch einmal doppelt so viel wie der vision 5. Das Display ist mit 8 Zoll noch einmal größer und schließt wie der Kindle Oasis auf einer Ebene mit dem Bildschirmrand ab – eine Besonderheit im Tolino-Portfolio.
Außerdem ist der epos 2 trotz des größeren Displays genauso leicht wie der vision 5. Das gelingt, weil das E-Ink-Display nicht von Glas, sondern Plastik geschützt wird. Das Resultat: ein leichterer und laut Hersteller auch robusterer E-Book-Reader. Ansonsten hat sich an den Spezifikationen im Vergleich zum vision 5 jedoch nichts geändert. Für mich fehlen dadurch schlagkräftige Kaufargumente. Wer jedoch auf einem möglichst großen Display lesen will, der kann über den Kauf des epos 2 nachdenken und am besten zugreifen, wenn der E-Book-Reader gerade im Angebot ist.

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Fazit: Für welchen Reader ich mich entscheiden würde
Auf den Datenblättern wie in der Praxis halten sich die Unterschiede zwischen den E-Readern in Grenzen. Von keinem der verglichenen Produkte ist grundsätzlich abzuraten. Für die Kaufentscheidung sind also vor allem persönliche Präferenzen wie der Lieblingsbuchladen relevant.

Persönlich würde ich mich für den Tolino vision 5 entscheiden. Zwar kann ich mithilfe von Konvertierungssoftware wie Calibre auch E-Books von EPUB ins AZW-Format bringen und sie auf einem Kindle lesen, aber auf Dauer ist mir das zu umständlich. Da entscheide ich mich lieber gleich für den Tolino, der EPUBs ab Werk darstellt und so auch die Nutzung des Angebots der Online-Bücherhallen (Onleihe) vereinfacht. Außerdem möchte ich PDFs auf meinem Reader lesen, wofür ein Tolino besser geeignet ist als ein Kindle. Ach ja, und den Blaulichtfilter möchte ich auch nicht mehr missen. Daher macht der vision 5 das Rennen für mich. Für Hörbücher nutze ich aber lieber mein Smartphone.