Taron Egerton schlüpft wieder in Maßanzug und Oxfords, um in "Kingsman: The Golden Circle" einmal mehr die Welt zu retten. Ob das Sequel an den überraschenden Erfolg seines Vorgängers anknüpfen kann, erfährst Du in unserer Filmkritik.
Die Story: Das Gleiche in Grün
Es ist wohl kein Geheimnis, dass die Story bei Agentenkomödien wie "Kingsman: The Golden Circle" meistens nicht das Allerwichtigste ist. Vielmehr erwarten Kinogänger überspitzte Action und schräge Bond-Anspielungen. Und so setzt Regisseur Matthew Vaughn, der bereits für "Kingsman: The Secret Service" verantwortlich zeichnet, in Sachen Handlung wenig überraschend auf Bewährtes.
Statt eines einzelnen Agenten wie im ersten Film werden diesmal allerdings gleich alle Kingsman-Mitglieder zum Ziel von Verbrecherin Poppy (Julianne Moore), die per Knopfdruck den gesamten Geheimdienst lahmlegt. Auf sich gestellt spüren Nachwuchs-Agent Eggsy (Taron Egerton) und Technik-Guru Merlin (Mark Strong) das US-Pendant der britischen Organisation auf: Die Statesman sollen ihnen helfen, die Welt vor ihrer neuen Kontrahentin zu retten.
In Kentucky angekommen, treffen sie jedoch nicht nur auf Lasso schwingende Cowboys, sondern auch auf einen überraschend lebendigen Harry Hart (Colin Firth). Dieser kann sich allerdings nicht an die Kingsman erinnern – Schüler und Mentor haben vorerst die Plätze getauscht, während einmal mehr eine Mission inklusive Verrat und Verlust ansteht.
Poppy: Drogenbaronin trifft Martha Stewart
Auch in Sachen Bösewicht gibt es ein Déjà-vu: Die Schurkin ist – ähnlich wie der lispelnde Antagonist aus dem ersten Film, Valentine (Samuel L. Jackson) – zugleich vollkommen irre und dennoch hochintelligent. Statt mit Technik will Poppy die Welt jedoch mit illegalen Substanzen ihrem Willen unterwerfen. In ihrem "Poppy Land" lebt sie einerseits im häuslichen Retro-Chic der 1950er-Jahre, hat andererseits jedoch ein Faible für tödliche Robo-Hunde und Drohnen.
An ihrer Seite findet sich zudem ein alter Bekannter Eggsys als technisch-aufgerüstete rechte Hand – eine weitere Parallele zum ersten Film, in dem Valentines Sidekick Gazelle mit ihren klingenbesetzten Beinprothesen dem Nachwuchs-Spion an Schlips und Kragen wollte.
Action ohne Atempause
Von Anfang an geht "Kingsman: The Golden Circle" temporeich in die Vollen. Eine musikalisch clever untermalte Krawall-Sequenz reiht sich an die nächste. Rasante Stunts wechseln sich mit lässigen Slow-Mos ab. Das Sequel steht dem ersten Film in überzogenen Kampfszenen, Knalleffekten und teils brutalem Gemetzel in Nichts nach – schießt dabei aber etwas über das Ziel hinaus.
Die schiere Menge der teils doch sehr langen Action-Szenen wirkt auf Dauer etwas ermüdend, die zahlreichen Eindrücke beinahe erschlagend. Auch der britische Humor, der den ersten Teil so erfrischend anders gemacht hat, bleibt in den langen 140 Minuten Laufzeit von "Kingsman 2" stellenweise auf der Strecke.
Besonders eine Sequenz schafft jedoch gekonnt den Bogen zum ersten Teil: eine Kneipenszene, in der Harry wie in "The Secret Service" zu einem Vortrag über Manieren ansetzt und die dann doch einen gänzlich anderen Verlauf nimmt, als Kenner des Vorgängers es vielleicht vermuten. Generell sind es vor allem Parts wie dieser zwischen Eggsy, Harry und Merlin, die in Erinnerung bleiben und Emotionen zulassen – wenn auch nur für einen kurzen Augenblick, bevor der nächste Schusswechsel oder eine weitere Verfolgungsjagd ansteht.
Große Liebe statt beste Freundin
Was hingegen die Damenwelt betrifft, bricht "Kingsman 2" bewusst mit einer klassischen 007-Tradition: Statt eines neuen Bond-Girls kehrt die schwedische Aktrice Hanna Alström in ihrer Rolle als Prinzessin Tilde zurück. Sie darf diesmal sogar mehr sein als lediglich eine Eroberung.
Dennoch wird hier auch ein kleiner Schwachpunkt im Vergleich zum "Kingsman"-Debüt offensichtlich: Kam der erste Blockbuster noch (bis auf das Finale) ohne kitschige Romanze aus, wird im Sequel eine klischeehafte Nebenhandlung bedient. Dafür opferten die Macher eine mögliche Storyline rund um die sympathische, rein freundschaftliche Dynamik zwischen Eggsy und Kingsman-Kollegin Roxy, die durchaus Potenzial für mehr gehabt hätte.
Bühne frei für Elton John
Mit Blick auf die männlichen Nebendarsteller sorgt derweil ausgerechnet Popstar Elton John für die meisten Lacher. Als Poppys unfreiwilliger Gast punktet der britische Musiker ("Your Song", "Candle in the Wind") mit diversen Slapstick-Einlagen und nimmt sich dabei selbst herrlich selbstironisch auf die Schippe.
Zum Weinen (zumindest für die Damenwelt) ist hingegen die kaum nennenswerte Leinwandzeit von Hollywood-Muskelmann Channing Tatum. Der tut zwar zwischenzeitlich das, worauf "Magic Mike"-Fans wohl hoffen – sich bis auf die Boxershorts entkleiden und tanzen – liegt aber den größten Teil des Films im wahrsten Sinne des Wortes auf Eis. Angesichts von Tatums starker Präsenz in den Trailern zu "Kingsman: The Golden Circle" hätte man hier durchaus eine größere Rolle erwarten können.
Fazit
"Kingsman: The Golden Circle" ist ein modernes Action-Feuerwerk und wer an "Kingsman: The Secret Service" Spaß hatte, wird sich auch vom Sequel gut unterhalten fühlen. Stellenweise ertappt man sich jedoch schon einmal beim Löcher in die Luft starren – vor allem während eines nicht enden wollenden Kugelhagels. Bei einer Laufzeit von satten 140 Minuten hätte es deshalb sicherlich nicht geschadet, die eine oder andere Szene um ein paar Stunts und Explosionen zu kürzen.