In meinem Schlafzimmer steht ein Stuhl, auf dem sich im Laufe der Woche getragene Kleidung türmt. Das Problem: Sie ist noch nicht reif für die Waschmaschine, allerdings auch nicht frisch genug, um sie noch mal anzuziehen. Also was tun? Kleidungserfrischer könnten eine dritte Möglichkeit für diesen Zwiespalt liefern. Doch sind sie wirklich eine sinnvolle Ergänzung zu Top- oder Frontlader?
- Smarte Lösungen zwischen Auslüften und Waschen
- LG Styler: Dampfschrank für den großen Bedarf
- Hanger Nanoe X: Nanotechnologie für Geduldige
- Tersa Steam & Swash punkten mit Schnelligkeit
- Access Steam Care: Bügelbürste mit erfrischendem Nebeneffekt
- Kleidungserfrischer sind im Kommen – aber noch nicht da
- Wann rechnet sich die Anschaffung?
- Mein Fazit: Für manche eine sinnvolle Ergänzung
Große Haushaltsgerätehersteller wie Panasonic, LG und Co. erweitern ihr Portfolio im Bereich Wäschereinigung in den letzten Jahren immer stärker um sogenannte Kleiderpflegesysteme und Kleidungserfrischer. Was diese können – und was nicht –, erfährst Du im Folgenden.
Smarte Lösungen zwischen Auslüften und Waschen
Nicht immer ist ein Kleidungsstück reif für die Waschmaschine. Wenn Du es nur kurz getragen hast und es lediglich leicht muffig riecht, kannst Du es nach einer kleinen Frischebehandlung durchaus ein weiteres Mal anziehen. Inzwischen gibt es Alternativen dazu, Hemd und andere Kleidungsstücke zu diesem Zweck an einem Haken an der frischen Luft auszulüften.
Zumal hier immer die Gefahr droht, dass ein plötzlicher Regenguss oder Windstoß dem Lieblingsteil eher schadet. Smarte Schränke, Bügel und Bürsten können den Job jetzt auch drinnen übernehmen. Mit viel Dampf gepaart mit smarter Technik.
LG Styler: Dampfschrank für den großen Bedarf
Ein echter Vorreiter in Sachen Wäschepflege abseits der Waschmaschine ist das Kleiderpflegesystem LG Styler. Das Gerät mit Wi-Fi-Konnektivität erinnert an einen schmalen, hohen Kühlschrank und funktioniert fast intuitiv. Um ein Kleidungsstück aufzufrischen, hängst Du Jacke, Bluse oder Hose einfach auf einen der Bügel in den Hightech-Schrank.
Es haben je nach Modell bis zu sechs Kleidungsstücke Platz in dem Dampfschrank. Nun wählt der Nutzer via Touchdisplay-Front oder App das passende Programm aus den Grundsparten Auffrischung, Hygiene oder Trocknen. Je nachdem welches Du aussuchst, tut der Styler innerhalb von 20 Minuten bis zu zwei Stunden seinen Dienst.
Dazu kommt die sogenannte TrueSteam-Technologie zum Einsatz, die mithilfe von heißem Wasserdampf Gerüche und Falten aus den Textilien entfernt. Und auch 99 Prozent der Keime und Bakterien soll in diesem Zuge der Garaus gemacht werden. Die Bewegung der Bügel während des Vorgangs unterstützt die Wäschebehandlung. Das Wasser bezieht das Kleiderpflegesystem aus zwei Wassertanks im unteren Teil des Schranks. Wer auf den Duft von Frischgewaschenem nicht verzichten möchte, kann auf Aroma-Kits zurückgreifen, die der behandelten Kleidung den Wunschduft hinzufügen.

Der Styler eignet sich auch für empfindliche Textilien, die Du normalerweise in die Reinigung geben müsstest. Wenn diese zudem mit einem NFC-Tag ausgestattet sind, kannst Du die Pflegeinformationen einfach via App abscannen und das passende Pflegeprogramm starten. In der App haben Nutzer den Energieverbrauch im Blick und werden informiert, wenn ein Reinigungszyklus beendet ist. Diese Funktionen haben aber auch ihren Preis. Der LG Styler schlägt mit Kosten ab 1.300 Euro zu Buche.
Hanger Nanoe X: Nanotechnologie für Geduldige
Doch nicht jeder hat einen so hohen Bedarf an Kleidungsauffrischung, dass er sich gleich einen kompletten Schrank wie den LG Styler aufstellen möchte. Für diese Menschen könnte der Hanger Nanoe-X von Panasonic das Richtige sein. Dabei handelt es sich um einen geruchtilgenden Kleiderbügel, der deutlich platzsparender ist als der LG Styler. Du hängst die aufzufrischende Kleidung auf den Bügel und schaltest ihn an. Nun tut Panasonics Nanoe-X-Technologie ihren Dienst. Der Bügel gibt elektrisch aufgeladene Wasserpartikel in Nanogröße ab, die über acht Belüftungsöffnungen auf dem Kleidungsstück verteilt werden.

Diese Partikel eliminieren erfolgreich Gerüche von Schweiß, Zigarettenrauch, Speisen und Getränken. Und auch Pollenallergene sollen sich dank der Nanotechnologie auflösen. Möchtest Du den Effekt noch verstärken, nutz den Hanger in Verbindung mit der zugehörigen Kleidungsschutzhülle. Auf diese Weise sorgt der Styler laut Hersteller nicht nur an der Innen-, sondern auch an der Außenseite der Kleidung für frischen Duft.
Der Nutzer sollte jedoch Geduld mitbringen, denn der Nanoe-Bügel benötigt im normalen Modus fünf Stunden, bis er seinen Dienst verrichtet hat. Den Strom bezieht das Auffrisch-Gadget über Kabel oder Batterie. Ein Wasseranschluss ist nicht notwendig. Der Preis ist mit umgerechnet rund 180 Euro wesentlich niedriger als der des Styler. Bislang ist der smarte Bügel jedoch offenbar nur im asiatischen Raum erhältlich.
Panasonic macht nicht bei der Kleidung halt. Der japanische Konzern hat auch ein elektrisches Schuhdeo entwickelt, das dank seiner Nanotechnologie unliebsame Gerüche im Schuhwerk eliminieren soll. Ebenso wie der Kleiderbügel soll die Reinigung besonders schonend vonstattengehen. Sicherlich eine Alternative dazu, die Turnschuhe im Beutel in die Waschmaschine zu stecken.
Tersa Steam & Swash punkten mit Schnelligkeit
Doch nicht nur große Hersteller entwickeln neue Kleiderpflegesysteme. Start-ups aus den USA wie Tersa Inc. und Swash möchten auch ein Stück vom Kuchen abhaben und sich offenbar vor allem mit Schnelligkeit von den etablierten Marken abheben. Die Auffrischungsstation Tersa Steam erinnert beispielsweise an eine Art Spiegelschrank. Du hängst die Wäsche in die Apparatur und dieser frischt sie mithilfe von Frischekapseln auf, glättet und trocknet sie. Und das alles innerhalb von nur zehn Minuten und ebenso wie Styler und Hanger ohne Wasseranschluss.
Ebenso schnell und auch mit dem Einsatz von Kapseln arbeitet Konkurrent Swash. Du klemmst die Kleidung in einem Schiebeschrank fest, der an einen Heizkörper erinnert. Er frischt sie mithilfe von Duftkapseln auf. Auch wenn der Zeitfaktor für diese Geräte spricht, dürfte der Einsatz von Kapseln einige Interessenten abschrecken, erzeugen Kapselgeräte doch bekanntermaßen eine große Menge Müll. Während Tersa Steam nach der erfolgreichen Finanzierung auf Indiegogo auf seine Markteinführung wartet, ist Swash bereits in Produktion – und derzeit sogar ausverkauft.
Access Steam Care: Bügelbürste mit erfrischendem Nebeneffekt

Dass nicht immer ausgeklügelte Kleiderpflegesysteme nötig sind, um ein Kleidungsstück aufzufrischen, beweist ein Gerät von Tefal. Die Bügelbürste Access Steam Care hat nämlich einen angenehmen Nebeneffekt. In erster Linie glättet sie Bluse, Kleid usw., während sie direkt auf dem Bügel hängen.
Und das ist auch ihre Hauptaufgabe. Doch der Dampf, der bei diesem Vorgang austritt, hat eine praktische zusätzliche Wirkung. Er befreit das Kleidungsstück von Gerüchen, wie es in der Pressemitteilung des Herstellers heißt. Diese Doppelfunktion hat jedoch ihren Preis, sie kostet 149,99 Euro.
Kleidungserfrischer sind im Kommen – aber noch nicht da
Die vorgestellten Produkte beweisen, dass Haushaltsgerätehersteller offenbar unabhängig voneinander an verschiedenen Methoden zur Kleidungsauffrischung tüfteln. Doch es wird auch deutlich, dass Kleidungserfrischer vor allem zur Ergänzung von Waschmaschine und Trockner dienen und sie nicht ersetzen sollen. Großflächig durchgesetzt hat sich der Trend aber wohl noch nicht. Denn der LG Styler richtet sich bisher nur an eine ausgesuchte Luxus-Klientel und den Nano-Kleiderbügel gibt es ausschließlich in Asien.
Gerade dort scheint ein gewisser Bedarf für solche Gadgets zu bestehen. In Panasonics Heimatland Japan gibt es für Geruchsbelästigung am Arbeitsplatz sogar einen eigenen Begriff: "sumehara". Hier kann es dem Frieden im Büro zuträglich sein, wenn das Hemd auf die Schnelle aufgefrischt werden kann. Die europäische Kundschaft sieht offenbar (noch) keinen Bedarf für die entsprechenden Gerätschaften.
Bis auf den LG Styler ist keiner der Kleidungserfrischer – die Bügelbürste ausgenommen – in Europa erhältlich. Es ist schon bezeichnend, dass die führenden Anbieter asiatische Wurzeln haben. LG hat seinen Firmensitz in Seoul, Südkorea. Panasonic wird aus Kadoma, Japan gelenkt.
Wann rechnet sich die Anschaffung?
Doch es gibt durchaus auch für Menschen hierzulande Vorzüge von LG Styler und den anderen Frischesystemen. Sie sparen Zeit, wenn Du beispielsweise ein Lieblingskleidungsstück für einen kurzfristigen Termin brauchst. Ausnahme: der Hanger Nanoe-X, der mindestens fünf Stunden für eine Auffrischung benötigt.
Auch wandern Kleidungsstücke nicht so schnell in die Waschmaschine, wenn sie das nicht müssen. Das könnte auf Dauer Energie und damit bares Geld sparen. Allerdings müsste hier der Anschaffungspreis und Energieverbrauch der Kleidungserfrischer gegengerechnet werden. Gerade bei Panasonics Dampfschrank dürfte es einige Zeit dauern, bis sich der Kauf amortisiert hat.

Wer hingegen viel und oft empfindliche Kleidung in die Reinigung bringt, der kann von Hanger Nanoe X und Co. durchaus profitieren. Die Kleidungserfrischer sparen dann nicht nur Geld, sondern auch Zeit, die auf dem Weg zur und von der Reinigung anfällt. Wer weniger wäscht und mehr dampft, schont zudem seine Kleidung. Damit könnte Deiner Lieblingsbluse womöglich ein längeres Leben beschieden sein als ohne Kleiderpflegesystem.
Mein Fazit: Für manche eine sinnvolle Ergänzung
Wenn sie auch kein Ersatz für eine Runde in der Waschtrommel sind, stellen Kleidungserfrischer doch eine gute Möglichkeit dar, ein paar Waschgänge und damit vielleicht Ressourcen und Strom zu sparen. Besonders für empfindliche Kleidung bieten sich die Geräte an. Ob sie jedoch hierzulande tatsächlich ein solcher Standard wie die Waschmaschine werden, wage ich zu bezweifeln. Dazu sind die Geräte bislang zu sehr ein Luxus- und/oder Nischenprodukt.