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Könnte die SSD in der PS5 wirklich Ladezeiten ein Ende setzen?

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Wie schnell wird die SSD in der PlayStation 5 wirklich? Bild: © PlayStation 2020

Die PlayStation 5 und die Xbox Scarlett sollen mit einer rasant schnellen SSD-Festplatte auf den Markt kommen. Wir haben die neuesten erhältlichen SSDs selbst ausprobiert und verraten, ob sie im Alltag einen großen Unterschied machen. Außerdem erfährst Du, welche SSD wohl in der PS5 stecken wird – und ob sie ein Ende der Ladebildschirme bedeuten könnte.

Warum SSDs mechanische Festplatten ablösen

Die herkömmlichen mechanischen Festplatten dienen in vielen Desktop-PCs noch als Speicher für große Datensammlungen und sie sind in den Spielekonsolen PlayStation 4 (Pro) und Xbox One X als einziger Speicher verbaut. Diese Festplatten sind im Gebrauch deutlich zu hören, während SSD-Speicher geräuschlos werkeln. Sich bewegende Teile gibt es in SSDs zudem nicht, daher ist auch kein mechanischer Verschleiß zu befürchten. Obendrein verbrauchen die "Solid State Disks" weniger Strom als ihre mechanischen Vorläufer und ihre Lebensdauer ist auch länger.

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Mechanische Festplatten werden zunehmend durch SSDs abgelöst. Bild: © Adobe Stock/Michael Kempf 2018

Vor allem aber funktioniert die Datenübertragung via SSD-Festplatte viel schneller als mit einem mechanischen Datenspeicher. Letztere schaffen nur 160 bis 350 MB/s, während die SATA-3-SSDs bis zu 600 MB/s übertragen können. Neuere SSD-Festplatten mit PCIe-Anbindung sind noch einmal deutlich schneller – mehr dazu unten.

Was sind M.2-SSDs?

"M.2"-SSDs sind kleine SSD-Festplatten eines bestimmten Formats, die, ähnlich wie Arbeitsspeicher, direkt am Mainboard angeschlossen werden. Die Technik im Inneren ist grundsätzlich dieselbe wie bei den größeren 2,5-Zoll-SSDs, Ihre Geschwindigkeit muss sich prinzipiell daher nicht von jener der größeren SSDs unterscheiden, allerdings lösen die M.2-SSDs die größeren zur Zeit ab. Sie werden in der Regel mit dem schnellen PCIe-Anschluss angebunden und die herkömmlichen SSDs setzen meist auf die langsamere SATA-Verbindung.

M.2-SSDs sind entweder 42, 60 oder 80 Millimeter lang und jeweils 22 Millimeter breit. Um solche SSD-Festplatten verwenden zu können, muss der Laptop, der PC oder die Spielekonsole ein passendes Mainboard mit M.2-Slot haben. Es gibt unterschiedlich schnelle M.2-SSDs, die zur Zeit meist über PCIe 3.0 mit zwei "Lanes" (Datenbahnen) oder vier Lanes angebunden werden. Das muss auch der Mainboard-Anschluss jeweils unterstützen. Im Juli 2019 kommen die ersten M.2-SSDs mit dem neuen PCIe-4.0-Standard auf den Markt. Sie sind theoretisch bis zu doppelt so schnell wie ihre Vorgänger.

PS5 ohne Ladezeiten dank SSD – geht das?

SSD-Festplatten sind bei Desktop-PCs und Notebooks schon seit Jahren grundsätzlich nichts Neues mehr und inzwischen sogar die Norm. Nur in Spielekonsolen wurden sie bislang nicht von den Herstellern selbst verbaut. Insofern wirkt es für PC-Nutzer etwas befremdlich, wie Sony und Microsoft von den kommenden SSDs in der PlayStation 5 und in der Xbox Scarlett schwärmen. SSDs? Schon klar. Was denn auch sonst?

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Laut Sony sollen Ladezeiten mit der PS5 der Vergangenheit angehören – aber ist das technisch möglich? Bild: © Youtube / VR4Player.fr 2019

Vielleicht setzen Sony und Microsoft allerdings auf die neueste SSD-Technik. Vor allem von Sony gibt es einige Aussagen, die in eine solche Richtung weisen könnten: "Eine ultraschnelle SSD ist der Schlüssel zu unserer nächsten Generation", erklärte ein Sprecher des Unternehmens gegenüber dem Magazin PlayStation Official (via Wccftech). "Unsere Vision ist es, Ladebildschirme zu einem Relikt der Vergangenheit zu machen [...]."

Ladezeiten, die der Vergangenheit angehören? Das kommt mir bekannt vor, nämlich von meinem Laptop Asus Zenbook 14. Darin steckt eine mit 2 x PCIe 3.0 angebundene SSD im kompakten M.2-Format mit einer Leserate von 1201 MB/s, wie notebookcheck.com gemessen hat. Zum Vergleich: Eine herkömmliche, meist 2,5 Zoll große SATA-3-SSD, wie sie in meinem Desktop-PC steckt, erreicht theoretisch maximal eine Leserate von 600 MB/s. Zwar startet Windows 10 auf dem Laptop fast ohne Verzögerung und noch einmal spürbar schneller als auf dem PC – aber in Spielen sieht man Ladebildschirme auch mit der Zenbook-SSD noch immer.

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Wie "Anno 1404" zeigt, sind Festplatten nicht der einzige Faktor, der Ladezeiten beeinflusst. Bild: © TURN ON 2019

Es gibt heute bereits noch schnellere SSD-Festplatten – nämlich über vier statt zwei PCIe-3.0-"Lanes" (Datenbahnen) angebundene SSDs. Davon stecken zwei Exemplare im Alienware Area-51m, das Dell uns dankenswerterweise für einen Test ausgeliehen hat. Sie erreichen eine Leserate von 2082 MB/s, so NBC – fast doppelt so schnell wie die ohnehin rasante M.2-SSD in meinem Laptop.

Um zu sehen, welchen Unterschied schneller Speicher in der Praxis macht, habe ich die Ladezeiten von Spielständen vier verschiedener Games, die ich auf vier verschiedenen Festplatten installiert habe, gemessen. Neben den drei genannten SSDs ist auch eine externe, via USB 3.0 an meinen Desktop-PC angebundene, mechanische Festplatte beim Test dabei.

Diesen Unterschied machen schnelle SSDs bei Spiele-Ladezeiten

"Ken Follett's Die Säulen der Erde"

  • Mechanische Festplatte (Desktop-PC): 8 Sekunden
  • SATA-3-SSD (Desktop-PC): 4 Sekunden
  • 2 x PCIe 3.0 (ZenBook 14): 5 Sekunden
  • 4 x PCIe 3.0 (Alienware Area-51m): 3 Sekunden

"Anno 1404"

  • Mechanische Festplatte (Desktop-PC): 44 Sekunden
  • SATA-3-SSD (Desktop-PC): 41 Sekunden
  • 2 x PCIe 3.0 (ZenBook 14): 39 Sekunden
  • 4 x PCIe 3.0 (Alienware Area-51m): 33 Sekunden

"Alan Wake"

  • Mechanische Festplatte (Desktop-PC): 6 Sekunden
  • SATA-3-SSD (Desktop-PC): 4 Sekunden
  • 2 x PCIe 3.0 (ZenBook 14): 5 Sekunden
  • 4 x PCIe 3.0 (Alienware Area-51m): 4 Sekunden

"Jurassic World Evolution"

  • Mechanische Festplatte (Desktop-PC): 30 Sekunden
  • SATA-3-SSD (Desktop-PC): 25 Sekunden
  • 2 x PCIe 3.0 (ZenBook 14): 31 Sekunden
  • 4 x PCIe 3.0 (Alienware Area-51m): 17 Sekunden

Die Testergebnisse zeigen, dass die Ladezeiten nicht im selben Verhältnis mit der steigenden Festplattengeschwindigkeit kürzer werden – trotzdem gibt es einen deutlichen Zusammenhang. Für Games-Ladezeiten können allerdings auch andere Faktoren wie die Prozessorgeschwindigkeit oder die Internetgeschwindigkeit relevant sein.

Der im Alienware-Laptop verbaute Prozessor Intel Core i9-9900K steht der Datenschaufelei jedenfalls nicht im Weg, also lässt sich daran gut erkennen, wozu die neuesten SSDs fähig sind: Die Ladezeiten in Spielen sind tatsächlich kürzer, als ich sie bislang erlebt habe – aber Ladebildschirme gehören trotzdem noch nicht der Geschichte an. Es bleibt bei den meisten Games genug Zeit, um die auf Ladebildschirmen gerne eingeblendeten Spieletipps lesen zu können.

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Im Alienware Area-51m steckt eine der schnellsten zur Zeit verfügbaren SSDs. Bild: © TURN ON 2019

Laut Mark Cerny, der für die Entwicklung der PlayStation 5 zuständig ist, wird die SSD in der Konsole eine "größere Bandbreite" bieten als "jede für den PC erhältliche SSD". Das sagte Cerny im April 2019 gegenüber Wired, als es noch keine PCIe-4.0-SSDs gab. Auch wenn PCIe 5.0 bereits im Jahr 2020 erwartet wird, dürfte in der PS5 eine SSD mit PCIe-4.0-Anbindung stecken, denn sonst wäre die Produktion wohl zeitlich zu knapp und die Kosten zu hoch für eine Spielekonsole.

So schnell sind SSDs (maximale Datenübertragungsgeschwindigkeit insgesamt):

SATA 3: Bis zu 600 MB / s

M.2 SSD 2 x PCIe 3.0: Bis zu 1.600 MB/s

M.2 SSD 4 x PCIe 3.0: Bis zu 3.200 MB/s

M.2 SSD 4 x PCIe 4.0: Bis zu 6.400 MB/s

M.2 SSD 4 x PCIe 5.0: Bis zu 12.800 MB/s

Eine M.2 SSD mit 4 x PCIe 4.0 würde für die PS5 eine maximale theoretische Geschwindigkeit von 6.400 MB/s bedeuten. Ob Ladebildschirme damit ganz verschwinden? Tatsächlich könnte die PS5 mit einer SSD für 4 x PCIe 4.0 diesem Ideal nahe kommen, aber es lässt sich noch nicht mit Sicherheit sagen und die SSD ist nicht der einzig relevante Faktor bei Ladezeiten. Du wirst aber sicher nicht mehr genug Zeit haben, um Dir vor dem Zocken noch einen Kaffee kochen zu können, wie es heute mit der PS4 manchmal der Fall ist.

Fazit: Sony könnte die Wahrheit sagen

Der verbaute Speicher ist nicht die einzige Ursache für langsame oder schnelle Ladezeiten. Die Wahrheit ist komplizierter, als man es vielleicht meinen würde, so viel haben Tests gezeigt. Sie haben aber auch gezeigt, dass die Speichergeschwindigkeit ein entscheidender Faktor für die Ladezeiten in großen Apps und Games ist. Und, dass die neuesten SSDs echte Vorteile bringen.

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Mit der PS5 sollen Ladebildschirme der Vergangenheit angehören – und vielleicht gelingt das Sony sogar, zumindest in vielen Spielen. Bild: © TURN ON 2017

Ob die PlayStation 5 Ladezeiten in Spielen bereits quasi auf Null reduzieren wird, muss sich noch zeigen. Wie oben erläutert, wird sie dafür wahrscheinlich aber gut gerüstet sein.

Angebot
Ich muss zugeben, dass ich überrascht bin. Ich dachte zuerst, Sony würde einfach eine alte SATA-3-SSD in die PS5 verbauen und das als tolle Neuerung vermarkten, in der Hoffnung, die meisten Konsoleros hätten keine Ahnung, was im PC-Bereich vor sich geht. Aber nein. Meine Recherchen und Tests legen vielmehr nahe, dass Sony tatsächlich eine neue – wenn bei Release wohl auch nicht mehr die absolut neueste – SSD-Technik einsetzen dürfte. Und ja, das könnte, mehr oder weniger, ein Ende von Ladebildschirmen bedeuten.
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