Kritik zu „Spider-Man: Far From Home“: „Endgame“ war nicht das Ende!

Jutta Peters28. JUNI 2019
Eine Szene aus dem Film "Spider-Man: Far From Home".

Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

„Spider-Man: Far From Home“ dient sowohl als Sequel für „Spider-Man: Homecoming“ als auch für „Avengers: Endgame“. Zudem soll der Marvel-Film die Phase 3 des Marvel Cinematic Universe abschließen und eine Brücke zu Phase 4 schlagen. Mit anderen Worten: Die Comicverfilmung muss viele lose Fäden zu einem plausiblen Netz zusammenführen. Ob das gelungen ist, liest du in unserer Filmkritik.

Gerade einmal knapp zwei Monate ist es her, dass „Avengers: Endgame“ in den deutschen Kinos startete. In den folgenden Monaten wurde der Blockbuster zur erfolgreichsten Comicverfilmung aller Zeiten. Dementsprechend hoch sind nun die Erwartungen an den ersten Marvel-Film im Zeitalter „nE.“, nach „Endgame“: „Spider-Man: Far From Home“.

Die gute Nachricht vorweg: Das neue Soloabenteuer der Spinne enttäuscht nicht. Im Gegenteil, denn „Far From Home“ schwingt leichtfüßig und mit viel Herz in eine neue Ära.

Aus großer Kraft folgt große Verantwortung ... und große Erwartungen

Inhaltlich knüpft die neue Comicverfilmung direkt an die Ereignisse aus „Avengers: Endgame“ an – und macht den hohen Erwartungsdruck off-screen kurzerhand zum zentralen Thema on-screen. Denn: Auch Protagonist Peter Parker aka Spider-Man hat das Gefühl, übergroßen Erwartungen gerecht werden zu müssen.

Alle Welt scheint davon auszugehen, dass der junge Held in die Fußstapfen seines verstorbenen Mentors Tony Stark tritt und der neue Iron Man wird. Blöd nur, dass Peter eigentlich lieber ein ganz normales Teenager-Leben führen, mit seinen Freunden auf Rundreise durch Europa gehen und Mitschülerin MJ (Zendaya) seine Liebe gestehen will. Schließlich sind sie alle gerade erst unter die Lebenden zurückgekehrt – fünf Jahre nach Thanos' fatalem Fingerschnipsen.

Spider-Man hockt mit einem schwarzen Kostüm vor einer Gebäudefassade.

Sony Pictures Entertainment

Doch seine Verantwortung als Avenger holt Peter auch „far from home“ ein: Nick Fury (Samuel L. Jackson) höchstpersönlich involviert den unwilligen Nachwuchshelden kurzerhand in eine Rette-die-Welt-Mission und stellt ihm Quentin Beck alias Mysterio (Jake Gyllenhaal) vor.

Es ist genau dieses Hin-und-her-gerissen-sein zwischen zwei Welten, das „Spider-Man: Far From Home“ so unterhaltsam macht. Einerseits sehen die Fans wieder den tollpatschigen, unsicheren Teenie Peter Parker aus „Homecoming“ mit seinen alltäglichen Problemen. Andererseits gibt es aber auch jede Menge actionreiche CGI-Kampfszenen mit spektakulären Kameraeinstellungen à la „Endgame“ zu bewundern.

„Spider-Man: A New Universe“ lässt grüßen!

Das Tüpfelchen auf dem i in „Spider-Man“ ist allerdings die Tatsache, dass sich Regisseur Jon Watts nicht nur an den Live-Action-Filmen aus dem Marvel-Kosmos bedient hat. Einige Szenen wirken so surreal und bunt, dass sich der Vergleich mit dem visuell herausragenden Animationsfilm „Spider-Man: A New Universe“ geradezu aufdrängt.

Aber um Happy Hogan (Jon Favreau) zu zitieren: „There's more to this than meets the eye!“ Sogar für ein wenig Gesellschaftskritik finden Watts und seine Drehbuchautoren Platz: Besonders die Gefahren des unreflektierten Medienkonsums werden geschickt aufgezeigt.

Daumen hoch für M&M

Keine Frage: Das Herz von „Spider-Man: Far From Home“ ist und bleibt Tom Holland als Titelheld, der Peter Parker einmal mehr unwiderstehlich sympathisch verkörpert. Aber auch zwei andere Darsteller verdienen besondere Erwähnung.

Da wäre zum einen Zendaya als MJ, der nach einer vergleichsweise kleinen Rolle in „Homecoming“ nun endlich mehr Screentime zugestanden wird – und das zu recht! Zendaya lässt ihre MJ zugleich witzig, clever sowie sozial etwas unbeholfen und verletzlich wirken. Da darf man gespannt sein, was die Phase 4 des Marvel Cinematic Universe für die große Liebe von Spider-Man in petto hat (hoffentlich noch mehr Screentime!).

Jake Gyllenhaal in "Spider-Man: Far From Home".

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Zum anderen wäre da „M“ Nummer 2: Mysterio, gespielt von Jake Gyllenhaal. Zur Erinnerung: Gyllenhaal hätte einst selbst beinahe Spider-Man gespielt. 2004 war der Schauspieler als „Spider-Man 2“-Ersatzmann für den verletzten Tobey Maguire im Gespräch, doch der erholte sich und Gyllenhaal wurde nicht gebraucht. Umso mehr braucht es ihn nun aber in „Far From Home“!

Denn Gyllenhaal schafft es tatsächlich, einen Charakter, der eine Art Goldfischglas als Helm trägt, nicht lächerlich wirken zu lassen. Stattdessen erscheint Mysterio wie ein komplexer, fesselnder Charakter – etwas, was man leider nicht allzu häufig über Neuzugänge in Comicverfilmungen sagen kann.

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Einen kleinen Wermutstropfen gibt es dann aber doch: Selbst mit Gyllenhaal und Favreau als erwachsene „Mentoren“ fehlt Robert Downey Jr. als Tony Stark in „Spider-Man: Far From Home“ doch merklich. Die Chemie zwischen Letzterem und Tom Hollands Peter Parker in „Homecoming“ ist schlicht unnachahmlich und hinterlässt eine spürbare Lücke. Wir sind wohl ebenso wenig über „Endgame“ hinweg wie Peter selbst ...

Fazit: Phase 4 kann kommen!

Letztlich ist „Spider-Man: Far From Home“ genau der emotionale, aber optimistisch-fröhliche Abschluss, den die Fans nach „Avengers: Endgame“ gebraucht haben. Mit einer Mischung aus Action, Teenie-Romanze und Roadmovie macht Marvel seinen Anhängern nach all dem Drama der letzten Filme wieder Lust auf mehr – und teasert mit einem Twist in der Mid-Credit-Szene gleich die nächsten dramatischen Ereignisse an! Unbedingt bis zum Ende sitzen bleiben!

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