Mit Google Home und Amazon Alexa zieht künstliche Intelligenz (KI) in unseren Alltag ein. Aber wann ist eine Software oder Maschine wirklich intelligent und was können wir in Zukunft von derartiger Software erwarten? Wird KI vielleicht irgendwann sogar zur Gefahr?
Google Home, Amazon Alexa, Apples Siri: Künstliche Intelligenz (KI, oft auch AI von engl.: Artificial Intelligence) ist nicht mehr abgefahrene Science-Fiction-Fantasie, sondern längst in unseren Wohnzimmern angekommen. Doch was ist künstliche Intelligenz eigentlich genau und wie clever sind Roboter und Computer heute wirklich? Überholen uns die Maschinengehirne vielleicht sogar eines Tages oder wird echte künstliche Intelligenz immer ein Traum bleiben? Ein Überblick.
Was ist künstliche Intelligenz?
Künstliche Intelligenz zu definieren ist gar nicht so einfach. Einfach gesagt geht es darum, mit Hilfe eines Computers menschliches Verhalten und Denken nachzuahmen. Und hier wird es kompliziert: Denn der menschliche Geist ist so komplex, dass es noch nicht einmal eine endgültige Definition für natürliche Intelligenz gibt. Ist zum Beispiel ein Schachcomputer intelligent?

In seiner ganz speziellen Disziplin auf jeden Fall: IBMs Schachcomputer Deep Blue hat bereits vor 20 Jahren mit einem Sieg über den Schachweltmeister Garri Kasparow bewiesen, dass eine KI dem Menschen sogar weit überlegen sein kann . Trotzdem wäre selbst solch ein Supercomputer mit einer einfach Mathematik-Textaufgabe aus der Grundschule überfordert, weil die Software nicht darauf programmiert wurde, diese Art von Problemen zu erfassen und zu lösen. Garri Kasparow hätte damit wohl eher wenig Schwierigkeiten.
KI heißt nicht gleich KI
Echte künstliche Intelligenz würde also bedeuten, dass die KI lernen und auch bisher unbekannte Aufgaben bewältigen kann – und zwar ohne menschliche Hilfe. Trotzdem verwenden wir den Begriff auch für Computer, die zumindest einen bestimmen Aspekt menschlichen Verhaltens und Denkens nachahmen können. Computerspielgegner, sprachgesteuerte Assistenten wie Google Home, Autopiloten oder auch Chatbots fallen also durchaus unter den Begriff künstliche Intelligenz. Von Androiden (menschenähnlichen Robotern) wie Officer K aus "Blade Runner 2049" oder seiner holografischen Gefährtin Joi sind wir aber noch weit entfernt.

Der Turing-Test
Ein Wissenschaftler, der versucht hat, den Begriff der künstlichen Intelligenz zu definieren, war der britische Wissenschaftler Alan Turing. Der Mathematiker gilt als einer der einflussreichsten Pioniere der Informatik. Turing stellte die These auf, dass eine Maschine ein dem Menschen ebenbürtiges Denkvermögen besitzt, wenn der Roboter in einem Gespräch ohne Sicht- und Hörkontakt (also nur in Textform) vom Menschen nicht mehr als Computer identifiziert werden kann.
Der Chatbot "Eugene Goostman", der die Persönlichkeit eines 13-jährigen ukrainischen Jungen imitiert, schaffte es 2014 bei einer Veranstaltung der Royal Society in London, ein Drittel seiner Gesprächspartner so zu täuschen, dass sie ihn für einen Menschen hielten. Weil das bisher noch keinem Roboter gelungen war, sorgte der Versuch zunächst für großes Aufsehen.

Trotzdem streiten Fachleute noch immer darüber, ob "Eugene" wirklich als erste Turing-geprüfte KI bezeichnet werden darf, weil sein Entwickler Wladimir Weselow ihrer Meinung nach beim Versuchsaufbau getrickst hatte.
Deep Learning und Neuronale Netze
Das spannendste Gebiet der aktuellen Forschung auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz ist sicherlich das sogenannte maschinelle Lernen (Machine Learning): Die Fähigkeit zu lernen ist die wohl mächtigste Eigenschaft des menschlichen Geistes. Kein Wunder, dass alle Technologie-Giganten wie Amazon, Google, IBM und auch Facebook daran arbeiten, ihren Computern zu zeigen, wie sie sich selbst coole neue Tricks beibringen können.
DeepDream, Watson und Alexa
Googles Erkennungssoftware DeepDream zum Beispiel ist in der Lage, automatisiert Muster in Bildern zu erkennen und diese zu klassifizieren. Amazons Heimassistentin Alexa verwendet Deep Learning, um die Anfragen ihrer Nutzer immer besser zu verstehen, also z. B. auch dann, wenn der Sprachbefehl vom bekannten Muster abweicht. Dahinter steckt eine Konversationsschnittstelle namens Lex, die Amazon sogar frei zugänglich verkauft.

IBMs Wundermaschine Watson sollte der cleverste Computer der Welt werden. Vor allem Versicherer, medizinische Forschungsabteilungen und andere Unternehmen, die es mit großen Datenmengen zu tun haben, sollten von den Analysefähigkeiten Watsons profitieren. Doch leider hat sich herausgestellt, dass die KI zu begriffsstutzig und kostspielig ist, um Menschen ersetzen zu können.
OpenAI und der Aufstand der Maschinen
Einer, der ganz fest daran glaubt, dass intelligente Maschinen sich eines Tages gegen uns wenden, wenn wir nicht aufpassen, ist Tesla-Chef Elon Musk. Mit seiner Initiative OpenAI will er genau das verhindern, indem er die Forschung an künstlicher Intelligenz unter öffentliche Kontrolle stellt. Damit macht er sich nicht nur Freunde: Facebook-Gründer Mark Zuckerberg nannte Musks Warnungen in einem Live-Video "unverantwortlich". Der schoss prompt zurück und gab zu Protokoll, dass Zuckerberg wohl nicht ganz das Ausmaß des Themas verstehe.
Als dann aber zwei Chatbots von Facebook plötzlich eine eigene Geheimsprache entwickelten, um untereinander zu kommunizieren, wurde es den Entwicklern von Herrn Zuckerberg dann doch zu gruselig: Sie schalteten die KIs kurzerhand ab, weil sie fürchteten, die Kontrolle über sie zu verlieren.
Künstliche Intelligenz: Fazit
Roboter und Computer sind also bereits heute durchaus in der Lage, uns zu überraschen. Sie können Schach-Genies wie Kasparow besiegen, Bilder erkennen und benennen, auf Sprachbefehle reagieren und sogar eigene Geheimcodes entwickeln, um ohne menschliche Kontrolle miteinander zu reden. Von furchterregenden Utopien wie der Skynet-AI aus der "Terminator"-Reihe oder menschenähnlichen Robotern, die uns in der Bar Drinks servieren und dabei Small Talk betreiben, sind wir aber noch ein paar Jahrzehnte entfernt.
Bis dahin sollten wir künstliche Intelligenz als das nehmen, was es ist: eine Technologie, die in vielen Bereichen nützlich ist, aber noch keine Wunder vollbringen kann. Sicherheitshalber sollten wir aber trotzdem niemals vergessen, einen Aus-Schalter einzubauen...