Mit dem LG G5 und dem Huawei P9 melden sich aktuell gleich zwei Smartphones mit Dual-Kamera neu auf dem Markt. Doch so ähnlich die Geräte im ersten Moment auch erscheinen mögen, so verschieden sind in Wahrheit die Konzepte der Hersteller in Bezug auf die Dual-Kamera.
Dual-Kamera-Konzept 1: Das LG G5
LG stattet sein G5 rückseitig mit einer Dual-Kamera aus, die aus jeweils zwei verschiedenen Linsen und Sensoren besteht. Neben der "Hauptkamera" mit 16 Megapixeln und einem 78 Grad-Blinkwinkel gibt es zusätzlich eine Weitwinkelkamera, die mit 8 Megapixeln auflöst, dafür aber ein Blickfeld von 135 Grad abdeckt.

Prinzipiell kann der Nutzer innerhalb der Kamera-App jederzeit zwischen beiden Linsen hin und her wechseln und so die Optik nehmen, die für das jeweilige Motiv am geeignetsten erscheint. Der Wechsel klappt einfach über das Tippen auf zwei Symbole innerhalb der App. Ein Tannenbaum steht dabei für die normale Linse, drei Bäume markieren die Weitwinkel-Optik.
Generell eignet sich die 78 Grad-Optik besser für Fotos im Nahbereich, während sich mit dem Weitwinkelobjektiv Objekte in größerer Entfernung einfangen lassen. Diesen Umstand macht sich die Kamera-App unter anderem beim Zoomen zunutze. Zoomt der Nutzer besonders weit aus einem Motiv heraus, dann schaltet die App automatisch von der Hauptkamera auf die Weitwinkel-Linse um. Bei Hereinzoomen passiert genau das Gegenteil.

LG nutzt seine Dual-Cam aber auch, um einige ganz besondere Fotos zu machen. Die Pop Out-Fotos nutzen beide Objektive, wobei das Bild der Hauptkamera über das Bild der Weitwinkelkamera gelegt wird. Letzteres dient dadurch quasi als Rahmen für das eigentliche Hauptmotiv. Ähnliche Bilder lassen sich zwar auch durch Nachbearbeitung am PC erstellen, allerdings knipst das LG G5 sie direkt aus dem Stand.
Dual-Kamera-Konzept 2: Das Huawei P9
Auch das Huawei P9 besitzt eine Dual-Kamera, deren Linsen in diesem Fall sogar vom deutschen Spezialisten Leica stammen. Allerdings wählt der Hersteller einen vollkommen anderen Ansatz als LG. Anstatt zwei Objektive mit unterschiedlichen Winkeln und Auflösungen zu verbauen, besitzen beide beim P9 exakt den gleichen Blickwinkel und auch die gleiche Auflösung von 12 Megapixeln. Der Unterschied besteht hier darin, dass Huawei neben der normalen Cam noch eine Monochrom-Kamera verbaut, die ausschließlich für Aufnahmen in Schwarz-Weiß gedacht ist.

Im Vergleich zu schwarz-weißen Farbfiltern, die sich praktisch auf jedem Smartphone über die Aufnahmen legen lassen, kann die Monochrom-Kamera bei Schwarz-Weiß-Aufnahmen wesentlich mehr Lichtunterschiede und damit auch mehr Details einfangen. So offenbaren sich auf den fertigen Fotos auch Feinabstufungen in sehr hellen und sehr dunklen Bereichen, die ein nachträglich aufgelegter Schwarz-Weiß-Filter einfach verschlucken würde.
Neben der Zahl der Linsen verdoppelt Huawei im P9 auch die Zahl der Sensoren. Somit hat das P9 bei Fotos jederzeit die Lichtinformationen von zwei Sensoren zur Verfügung, wodurch Bilder auch bei schwachen Lichtverhältnissen an Details gewinnen. Zudem stehen dadurch fast doppelt so viele Bildinformationen zur Verfügung wie bei Bildern, die mit normalen Smartphone-Kameras geknipst werden.

Vor allem die zusätzlichen Tiefeninformationen, die durch den zweiten Sensor gewonnen werden, lassen einige sehr beeindruckende Spielereien zu. So lässt sich beispielsweise der Fokus von Bildern auch nach dem eigentlichen Fotografieren auf dem fertigen Bild noch verändern – und das sogar dramatisch. Möglich ist das nur, weil die dafür nötigen Bildinformationen dank des zweiten Sensors bereits vorliegen. Ein Nachteil ist allerdings, dass abgespeicherte Bilder dadurch auf dem internen Speicher viel mehr Platz belegen als bei anderen Smartphones.
Fazit: Zwei Konzepte, zwei Gewinner
LG und Huawei setzen bei ihren Dual-Kamera-Smartphones zwei völlig unterschiedliche Schwerpunkte. Trotzdem können beide gleichermaßen überzeugen. Das LG G5 beeindruckt vor allem mit seinem ungewöhnlich großen Zoombereich, der durch den fließenden Wechsel zwischen den beiden Objektiven erzielt wird. Beim Huawei P9 ist es vor allem der zweite Kamera-Sensor, der punkten kann. Er sorgt dafür, dass für ein Bild derart viele Tiefeninformationen bereitstehen, dass sich der Fokus selbst im Nachhinein noch massiv verändern lässt. Hinzu kommt die Möglichkeit, Schwarz-Weiß-Fotos in einer Qualität zu schießen, wie sie bislang noch mit keiner Smartphone-Kamera möglich war.