Mit dem LG G6 haben die Südkoreaner einiges gut zu machen. Im Test haben wir das todschicke Smartphone mit der Dual-Cam nicht nur mit dem Vorgänger, sondern auch mit der aktuellen Konkurrenz verglichen. Am Ende hat das G6 eigentlich nur ein einziges Problem.
- Design und Display: Willkommen in 2017
- Prozessor und Leistung: Schnell genug reicht aus
- Software: Android 7 mit Zuckerguss
- Die Dual-Kamera: Wenn Fotografieren Spaß macht
- Der Akku: Stärker als beim Galaxy S8
- Fazit: Fast das beste Smartphone
Für LG geht es mit dem G6 um alles: Zu groß war die Enttäuschung, die der Hersteller im letzten Jahr mit dem G5 erleben musste. Das extrem ambitionierte, modulare Smartphone kam bei den Kunden einfach nicht an und schon nach wenigen Monaten war für den Hersteller klar, dass für den Nachfolger ein neues Konzept her musste. Dieses neue Konzept verkörpert nun das LG G6, ein Smartphone, das vor allem mit seinem modernen Design und einem umfangreichen Feature-Set punkten soll.
Design und Display: Willkommen in 2017
Rein optisch handelt es sich beim LG G6 um eines der modernsten Smartphones, die derzeit erhältlich sind. Beim Anblick des fast rahmenlosen 5,7-Zoll-Displays mit den abgerundeten Ecken und dem ungewöhnlichen Seitenverhältnis von 18:9 fragt man sich fast zwangsläufig, warum Smartphones nicht schon immer so aussahen. Umrundet wird das Display von einem edlen Metallrahmen, der auch die an den Seiten leicht abgeschrägte Glas-Rückseite in der Fassung hält. Die rückseitige Dual-Kamera schließt bündig mit dem Gehäuse ab. Kamera-Buckel scheinen anno 2017 also endgültig der Vergangenheit anzugehören. Wasserdicht ist das Gehäuse übrigens auch.
Der Screen selbst löst mit 2880 x 1440 Pixeln auf, liefert eine gute Helligkeit, einen hohen Kontrast und eine hervorragende Farbwiedergabe. Leider handelt es sich um ein IPS-Display und nicht um einen AMOLED-Screen, wie er im Samsung Galaxy S8 sitzt. Überhaupt: So schön das LG G6 auch ist und so modern es wirkt: Mit dem brillanten Design und der hervorragenden Haptik des neuen Samsung-Flaggschiffs kann sich das Gerät dann doch nicht messen.
Prozessor und Leistung: Schnell genug reicht aus
Angetrieben wird das LG G6 von einem Snapdragon 821-Prozessor mit vier Rechenkernen. Genau genommen handelt es sich dabei um einen Chip aus dem letzten Jahr, der auch schon im Google Pixel zum Einsatz kommt. Dieser Umstand spiegelt sich auch in aktuellen Benchmark-Tests, in denen sich das G6 ziemlich klar einem Galaxy S8 oder einem Honor 8 Pro geschlagen geben muss. Für den Alltagsgebrauch spielt das aber wie so oft keine Rolle, denn was nützt die ganze Power, wenn es praktisch keine Anwendungen gibt, um sie auch zu nutzen?
Das LG G6 entpuppte sich im Test als flinkes Smartphone, dass jeder Anforderung an ein High-End-Gerät gerecht wird. Wer im Netz surfen will, kann das tun. Wer gern Videos in hoher Auflösung schaut, kommt ebenfalls zum Zug. Wer am liebsten schnelle 3D-Spiele zockt, sollte ebenfalls nichts zu meckern haben.

• Prozessor: Qualcomm Snapdragon 821 ( 2 x 2,35 GHz und 2 x 1,6 GHz)
• Grafik-Chip: Adreno 530
• Arbeitsspeicher: 4 GB RAM
• Flash-Speicher: 32 GB (erweiterbar per microSD-Karte um maximal 2 Terabyte)
Software: Android 7 mit Zuckerguss
Die Software-Oberfläche von LG sorgte in der Vergangenheit immer wieder für Diskussionen und das wird sich auch mit dem G6 nicht ändern. Auf Basis von Android 7.0 Nougat bietet der Hersteller eine eigene Nutzeroberfläche, die sich in ihrer Struktur ein wenig vom Android-Standard unterscheidet. Hat man sich jedoch an die Menüführung gewöhnt, erscheint die Software ähnlich aufgeräumt wie die Stock-Android-Oberfläche von Google. Letztlich bleibt es also Geschmackssache, ob man das LG-Design mag oder eben nicht.

Die Dual-Kamera: Wenn Fotografieren Spaß macht
Das Fotografieren mit dem LG G6 war im Test ein großer Spaß. Das lag vor allem daran, weil die Dual-Kamera in den meisten Situationen einfach hervorragende Fotos macht und zudem noch ein paar simple Spielereien bietet, mit denen auch Nicht-Profis schnell und viel experimentieren können.
Geboten wird eine Hauptlinse mit 13 Megapixeln, optischem Bildstabilisator und einer f/1.8-Blende. Die zweite Weitwinkellinse mit einem Radius von 125 Grad löst ebenfalls mit 13 Megapixeln auf und verfügt über eine f/2.4-Blende. Die Kombination aus beiden Linsen wird von der Kamera-App vor allem beim Zoomen genutzt. Anstatt auf einen rein digitalen Zoom zu setzen, wechselt die App in einem bestimmten Bereich automatisch zwischen den beiden Linsen hin und her, wodurch ein vergleichsweise natürlicher Zoom entsteht. Leider erfolgt der Wechsel zwischen Nah- und Weitwinkellinse dabei immer noch mit einem kurzen Ruckler, den es an dieser Stelle auch schon beim LG G5 gab. Störend ist das aber eigentlich nur beim Filmen.
Die Qualität, mit welcher die Dual-Kamera fotografiert, kann sich wirklich sehen lassen. Die Bilder fangen Licht sowie Farben hervorragend ein und wirken dadurch sehr natürlich. Über einen Schieberegler auf dem Display hat man als Nutzer jederzeit die Möglichkeit, die Belichtung an die jeweiligen Umgebungsverhältnisse anzupassen. Noch schöner ist die Option, mit einfachem Tippen zwischen den beiden Linsen hin und her zu wechseln. Auf diese Weise besteht die Möglichkeit, das gleiche Motiv noch einmal aus einer ganz anderen Perspektive zu fotografieren. Zudem eignet sich die Weitwinkellinse natürlich bestens für Panorama-Fotos. Auffällig ist allerdings, das Weitwinkelfotos weniger scharf und weniger gut belichtet wirken als Bilder mit der Standard-Linse.

Auch die Selfie-Cam erlaubt übrigens Weitwinkel-Fotos mit einem Radius von maximal 100 Grad und liefert mit 5 Megapixeln und einer f/2.2-Blende ansonsten gute Standardkost ab.
Der Akku: Stärker als beim Galaxy S8
Eigentlich gäbe es nach unserem Test gar keinen Grund, über den Akku des LG G6 zu meckern. Dieser fällt mit einem Volumen von 3300 mAh deutlich größer aus als der im letztjährigen LG G5 (2700 mAh) und auch größer als jener im aktuellen Samsung Galaxy S8 (3000 mAh). Dieses Plus an Leistung macht sich dann auch im Alltag bemerkbar, denn bevor dem Smartphone der Saft ausgeht, zieht in der Regel mindestens ein ganzer Tag ins Land. Wir haben es aber bei moderater Nutzung auch geschafft, anderthalb oder zwei Tage Laufzeit aus dem G6 heraus zu kitzeln, was ziemlich gut ist.

Dass es trotzdem was zu meckern gibt, liegt am US-Modell des LG G6. Das bietet nämlich erstmals die Möglichkeit zum induktiven Aufladen des Smartphones per Ladeschale. Warum diese Funktion für den deutschen Markt gestrichen wurde, ist nicht ganz klar. Auf jeden Fall ist das eine ziemliche Enttäuschung. Wechseln lässt sich der Akku übrigens im Gegensatz zu allen früheren G-Smartphones von LG nicht mehr.
Fazit: Fast das beste Smartphone
Mit dem LG G6 kann der Hersteller die Enttäuschung des G5 tatsächlich vergessen machen und die Scharte aus dem Vorjahr wieder auswetzen. LG wagt diesmal keine Experimente und liefert stattdessen ein Smartphone ab, das sich vor allem durch sein modernes Design definiert. Die Ausstattung ist durch die Bank hervorragend. Sowohl Prozessor als auch Kamera und Akku performen auf höchstem Niveau und der rückseitige Fingerabdrucksensor funktionierte im Test jederzeit tadellos.
Andere aktuelle Geräte wie das Huawei P10 oder das iPhone 7 wirken gegen die moderne Optik des G6 mit dem randlosen Display nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Das vielleicht größte Problem von LG ist deshalb auch das fast zeitgleich erscheinende Galaxy S8 beziehungsweise Galaxy S8 Plus. Das Samsung-Gerät, das wir parallel zum G6 ebenfalls in der Redaktion getestet haben, macht bis auf den Akku beinahe alles noch ein bisschen besser und legt in puncto Design die eine oder andere Schippe drauf. Es wird sich also zeigen, ob LG mit dem leicht günstigeren Preis von 749 Euro (UVP) eine Chance gegen das Samsung-Flaggschiff hat. In der Endabrechnung springt leider nur ein sehr guter zweiter Platz heraus – aber immerhin.