Im Test zeigt das LG G7 ThinQ viele Stärken und überzeugt mit einer kompromisslosen Ausstattung. Aber reicht es, um der starken Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein?
- Ein Design von der Stange
- Das 1000-Nit-Display trotzt der Sonne
- Unter der Haube ist einiges los
- LGs Software-Kniffe und ihre Grenzen
- Die Kamera als Rundum-Sorglos-Paket
- Die KI-Kamera bleibt auch bei LG ein Gimmick
- Starker Sound im flachen Body
- Nur durchschnittlicher Akku
- Fazit: Komplettpaket mit ein paar Besonderheiten
Angesichts des eher späten Release-Termins steht LG natürlich in gewisser Weise unter Druck, mit dem G7 ThinQ etwas anzubieten, was Samsung Galaxy S9 und Huawei P20 noch nicht liefern. Im Test wollte ich deshalb vor allem wissen, was das G7 ThinQ besonders macht.
Ein Design von der Stange
Eines kann ich dabei gleich vorwegnehmen: Das Design gehört nicht zu den Dingen, mit denen sich das LG G7 ThinQ von der Konkurrenz abheben kann. Hier orientiert sich der Hersteller grob an dem, was auch andere Flaggschiff-Smartphones jüngeren Datums bieten:
So gibt es genau wie bei iPhone X, Huawei, P20, OnePlus 6 und Honor 10 ein beinahe randloses Display mit Kerbe für die Frontkamera. In der Diagonale misst der Screen 6,1 Zoll bei einem Seitenverhältnis von 19,5:9. Die Auflösung von 3120 x 1440 Pixeln sorgt dabei für eine Pixeldichte von 564 ppi.
Die Glasrückseite gefällt mit ihrer glänzenden Oberfläche, zieht Fingerabdrücke aber mal wieder magisch an. Geändert hat sich die Anordnung der beiden Kameralinsen für die Dual-Kamera. Diese sind beim LG G7 ThiQ nicht mehr horizontal, sondern vertikal angeordnet. Der Fingerabdrucksensor befindet sich an der gewohnten Stelle unterhalb der Kamera. Soweit ist das Design des G7 zwar edel und wertig, wirkt aber im Vergleich zur Konkurrenz leider auch recht konventionell. Nutzer, die das Smartphone in freier Wildbahn sehen, dürften im ersten Moment Schwierigkeiten haben, es von iPhone X oder Huawei P20 zu unterscheiden.
Im Gegensatz zu den bisherigen Smartphones der G-Serie hat sich LG in diesem Jahr dafür entschieden, den Power-Button nicht mehr direkt in den Fingerabdrucksensor zu integrieren. Statt dessen sitzt dieser nun wie bei so ziemlich jedem anderen Hersteller an der rechten Seite des Gehäuses.
Ein weiterer Zusatzbutton sitzt an der linken Seite des Gehäuses. Er aktiviert den Google Assistant und erlaubt so einen direkten Zugriff auf die KI-Features des Smartphones. Abgeschaut hat sich LG diese Design-Entscheidung ganz offensichtlich bei Samsung und dessen Bixby-Button. Google und HTC haben ein ähnliches Feature über den druckempfindlichen Rahmen ihrer aktuellen Flaggschiffe realisiert.
Das 1000-Nit-Display trotzt der Sonne
Beim Display des LG G7 ThinQ mischen sich für mich Bewunderung und Enttäuschung: Einerseits finde ich es schade, dass der Hersteller anders als noch im LG V30 keinen OLED-Screen verbaut, sondern auf die altbewährte LCD-Technik setzt. Davon abgesehen, kann man den Koreanern jedoch keinen Vorwurf machen, denn der Screen sieht insgesamt richtig gut aus und bietet knackige Farben, große Kontraste sowie eine herausragende Helligkeit. Apropos Helligkeit: Das Feature, auf das LG besonders stolz ist, sind die 1000 Nit an maximaler Helligkeit, die der Screen erreicht. Und nach den ersten Tests weiß ich auch warum: Selbst bei direkter Sonneneinstrahlung lässt sich das Display des LG G7 ThinQ noch gut ablesen – klar besser, als bei den meisten anderen Smartphones und definitiv ein Pluspunkt.
Unter der Haube ist einiges los
Angetrieben wird das LG G7 ThinQ vom gleichen Snapdragon-845-Prozessor, der auch im deutlich günstigeren OnePlus 6 verbaut ist. Der Arbeitsspeicher fällt mit 4 GB RAM sogar kleiner aus als beim Konkurrenten aus China und auch der Akku ist mit seinen 3000 mAh nicht so groß wie der 3300-mAh-Batteriespeicher von OnePlus. Schaut man nur auf diese Basics, dann bietet das G7 ThinQ also ein wesentlich schlechteres Preis-Leistungs-Verhältnis. Doch zum Glück geht LG an der Hardware-Front dann doch etwas ambitionierter vor als OnePlus.
Abgesehen von einem schnellen Prozessor, liefert LG jedoch nämlich einiges mehr, was den Flaggschiff-Anspruch des G7 ThinQ auf jeden Fall unterstreicht. So lässt sich der interne Speicher von 64 GB auch weiterhin per microSD-Karte erweitern – ein Feature, das viele Konkurrenten bereits gestrichen haben. Auch ein klassischer Kopfhöreranschluss ist immer noch vorhanden, ebenso wie die Möglichkeit, das Smartphone kabellos per Induktion zu laden. All das setzt der Hersteller um und erreicht dennoch mit IP68 die höchste Zertifizierungsstufe für Wasser- und Staubfestigkeit. Von den aktuellen Flaggschiffen kann nur das Samsung Galaxy S9 mit einer ähnlich kompromisslosen Ausstattung punkten.
Betrachtet man die Hardware-Ausstattung des LG G7 ThinQ in ihrer Gesamtheit, dann entpuppt sich das Smartphone als ein ziemlich komplettes Paket, das zwar mit seiner UVP von 849 Euro teuer ist, dafür dem Nutzer aber auch kaum Kompromisse abverlangt. Von den aktuellen Flaggschiffen kann nur das Samsung Galaxy S9 mit einer ähnlich kompromisslosen Ausstattung punkten.
LGs Software-Kniffe und ihre Grenzen
LG gehört neben Samsung und Huawei zu den Smartphone-Herstellern, die eine sehr stark angepasste Version von Android ausliefern. Im Falle des LG G7 ThinQ ist das Android in der Version 8.0.0. Nützlich sind vor allem die zahlreichen Features zur Display-Anpassung, mit denen sich unter anderem Schriftart, Auflösung und sogar die Farbdarstellung anpassen lassen. Nett ist auch, dass sich die Notch am oberen Displayrand hinter einer schwarzen Statusleiste verbergen lässt. Weniger schön ist jedoch, dass dieses Feature nur sehr inkonsistent funktioniert und je nach App mal da und mal verborgen ist.
Das wohl wichtigste Software-Feature des G7 ThinQ ist jedoch die Integration des Google Assistant. Der wird, wie schon erwähnt, neuerdings über eine Taste am linken Gehäuserand gestartet und damit ähnlich wie beim Google Pixel 2, wo der Sprachassistent über den druckempfindlichen Rahmen gestartet wird. Doch damit nicht genug, denn LG hat für den Hardware-Button noch weitere Features vorgesehen. Doppeltes Drücken soll demnach die intelligente Kamera-App Google Lens starten – jedenfalls sobald diese von Google freigegeben wird. Auf unserem Testgerät funktioniert das Feature jedenfalls noch nicht.
Was allerdings funktioniert, ist das Gedrückt-Halten des Buttons. Dann arbeitet dieser nämlich wie ein Walkie-Talkie und man kann dem Google Assistant auch längere Texte diktieren. Praktisch ist dies etwa beim Ansagen von Sprachnachrichten.
Die Kamera als Rundum-Sorglos-Paket
Aufseiten der Kamera ist beim LG G7 ThinQ klotzen statt kleckern angesagt. Wie schon bei den Vorgängern gibt es eine Dual-Kamera mit zweimal 16 Megapixeln und einer lichtstarken f/1.6-Blende. Erneut setzt der Hersteller neben dem Hauptsensor auf eine Weitwinkellinse mit einem Blickwinkel von 107 Grad.
Beim Vorgänger G6 lag der Blickwinkel zwar noch bei 125 Grad, aber diesen hat LG nach eigenen Angaben bewusst etwas beschnitten, um selbst minimale Verzerrungen an den Rändern des Bildes zu eliminieren. Das ist ein nachvollziehbarer und sinnvoller Schritt, der aber auch dafür sorgt, dass der Unterschied zwischen normaler Linse und Weitwinkelkamera nicht mehr so deutlich ausfällt, wie zuvor.
Trotzdem: Nach wie vor finde ich die Weitwinkelkamera von LG im Alltag recht praktisch, weil sie es erlaubt, mit einem einzigen Fingertipp einen anderen Blickwinkel zum Fotografieren einzunehmen. Bei anderen Smartphones benötige ich dafür meist den künstlichen Zoom, der meist recht stark an der Bildqualität zehrt.
Daneben hat LG übrigens endlich auch mal aufgerüstet und bietet erstmals auch den mittlerweile weitverbreiteten Porträt-Modus mit Bokeh-Effekt, wie ihn beinahe jedes andere Smartphone mit Dual-Kamera und sogar das Google Pixel 2 mittlerweile liefern. Er nutzt beide Linsen und die Software, um Personen und Objekte im Vordergrund scharf zu stellen und den Hintergrund nur unscharf darzustellen.
Die KI-Kamera bleibt auch bei LG ein Gimmick
Hinzu kommt ein neues Feature namens KI-Kamera, das dafür sorgen soll, dass Objekte und Gegenstände von der Kamera-Software automatisch erkannt und mit den passenden Filtern aufgehübscht werden. Funktionieren soll das zum Beispiel bei Tieren, Pflanzen, Lebensmitteln oder Sonnenuntergängen. Insgesamt 19 Szenarien soll die Software erkennen können. Das Feature selbst kennen wir in vergleichbarer Form schon von Huawei Mate 10 Pro und Huawei P20 Pro. Ich persönlich fand es schon bei der Konkurrenz eher überflüssig, da für mich in den meisten Fällen nur schwer nachzuvollziehen war, worin die Bildoptimierung denn nun genau bestand. Auch beim LG G7 ThinQ wirkt das Ganze auf mich eher wie eine nette Dreingabe.
Unterm Strich kann ich der Kamera allerdings einen guten Job bescheinigen. Die Bilder wirken bei Tageslicht sehr scharf und farbecht. Insbesondere bei schwächeren Lichtverhältnissen muss das G7 ThinQ dann aber Federn im Vergleich zu Samsung Galaxy S9, Google Pixel 2 und Huawei P20 Pro lassen. Aufgewogen wird dies zum Teil aber durch die Weitwinkelkamera. Hier müssen letztlich die Nutzer entscheiden, wo ihre Präferenzen liegen.
Starker Sound im flachen Body
Auch der Sound soll eine der Stärken des LG G7 ThinQ sein. Der Hersteller verbaut einen Boombox-Lautsprecher, dessen Bass so stark ist, dass man die Vibration sogar beim Halten des Smartphones in der Hand spüren kann, sowie einen Hi-Fi-Quad-DAC mit 32 Bit für den Kopfhöreranschluss.
Bemerkenswert ist, dass das G7 ThinQ damit tatsächlich einen voluminösen Sound erzeugt, der unabhängig vom Kopfhörer hörbar mehr Bass bietet. In der Software des Smartphones selbst erlaubt der Hersteller sogar noch eine Feinabstimmung von Höhen, Tiefen und Mitten. Gerade für Musikfans rückt das G7 ThinQ damit automatisch in die engere Wahl.
Nur durchschnittlicher Akku
Man kann natürlich darüber streiten, ob ein Flaggschiff-Smartphone auch einen ausdauernden Akku haben sollte (iPhone x und Galaxy S9 spielen hier beispielsweise nicht in der obersten Liga), aber für mich gehört der schon dazu. Leider ist der Akku eines der Teile, dem LG beim G7 ThinQ nicht die größte Aufmerksamkeit geschenkt hat.
Positiv ist natürlich, dass Wireless Charging und Quick Charging unterstützt werden. Schade finde ich aber, dass der 3000-mAh-Akku ansonsten zwar solide, aber nicht übermäßig beeindruckend performt. Ein Tag ist immerhin drin und wenn man ein paar Einstellungen optimiert (Auflösung auf mittlere schärfe, Always-On-Display aus), dann ist bei sparsamer Nutzung sogar noch ein zweiter Tag drin.
Fazit: Komplettpaket mit ein paar Besonderheiten
Es ist schwer, sich mittlerweile mit einem Smartphone von der Konkurrenz abzuheben und auch LG spürt diese Problematik bereits seit einigen Jahren. Mit dem G7 ThinQ versucht der Hersteller deshalb, einen Spagat zu schaffen und will den Kunden einerseits das bieten, was im Jahr 2018 hip und modern erscheint, aber gleichzeitig auch mit eigenen Ideen aus der Masse herausstechen.
Optisch gibt es deshalb die obligatorische Display-Kerbe und die glänzende Glas-Rückseite und technisch quasi die Standard-Ausstattung für Flaggschiffe. Insbesondere die sehr flexible Kamera mit Weitwinkellinse, der Hi-Fi-Quad-DAC zum Musikhören und die Features rund um den Google Assistant geben dem Gerät aber eine eigene Identität. Besonders schön finde ich die beinahe kompromisslose Ausstattung mit microSD-Slot, Kopfhöreranschluss, Wireless-Charging und wasserdichtem Gehäuse. Die meiner Ansicht nach größte Stärke des LG G7 ThinQ ist die Tatsache, dass man als Nutzer auf fast nichts verzichten muss.
Unterm Strich liefert LG ein sehr gutes Smartphone mit sehr guter Ausstattung und nur wenigen Schwächen. Allerdings fallen die Neuerungen im Vergleich zum LG V30 eher moderat aus und das Schwestermodell ist mittlerweile deutlich günstiger zu haben als das G7 ThinQ.
Das hat mir gut gefallen | Das hat mir weniger gefallen |
+ Kompromisslose Feature-Ausstattung | - Mittelmäßiger Akku |
+ Helles Display immer gut ablesbar | - Wenige Neuerungen im Vergleich zum V30 |
+ Hi-Fi-DAC für Musikfans | - Kamera nicht ganz auf Top-Niveau |
+ Viele Optionen für die Dual-Kamera |