Libratone Track Air+ im Test: Ohne Kabel, mit Noise-Cancelling

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Ein "unverkennbar dänisches Design" ist das laut Libratone. Bild: © TURN ON 2019

Die Libratone Track Air+ sind True-Wireless-In-Ears mit Noise-Cancelling-Funktion. Sie blenden also den Umgebungslärm aus, damit der Nutzer ungestört Musik genießen und telefonieren kann. Ob das in der Praxis so gut klappt wie in der Theorie, haben wir im Test geprüft.

Design und Verarbeitung: Leicht, dafür nur Plastik

Im Vergleich zu den meisten anderen True-Wireless-In-Ears sind die Libratone Track Air+ kompakt und mit zusammen elf Gramm sehr leicht gebaut. Zum Vergleich: Der Konkurrent Sony WF-1000XM3 wiegt 17 Gramm. So sitzen sie längere Zeit bequem in den Ohren. Der Haken: Das Gehäuse besteht nur aus Kunststoff. Vorreiter sind hier die Master & Dynamics MW07 mit ihrem hochwertigen Gehäuse aus Acetat. Dank IPX4-Schutz gegen Schweiß sind die Libratone auch für Jogging-Ausflüge gerüstet.

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Die kompakten In-Ears sitzen in einem kleinen Ladecase. Bild: © TURN ON 2019
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Sie sind nicht nur klein, sondern auch leicht. Bild: © TURN ON 2019
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Andreas ist vom Klang der Libratone Track Air+ sichtlich angetan. Bild: © TURN ON 2019
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Optisch sind die Hörer recht unauffällig. Sie bestehen aus einem schwarzen Gehäuse für die Treiber in Eiform und einem dreieckig-abgerundeten silbernen Gehäuse darüber. Auf diesem ist das Vogel-Logo für die Libratone-Marke auf der Außenseite angebracht. Im dreieckigen Bauteil stecken die zwei Mikrofone für das Noise-Cancelling.

Fazit: Das kompakte Kunststoff-Design wirkt unspektakulär, dabei sind die kabellosen In-Ears sehr leicht gebaut und bequem zu tragen.

Noise-Cancelling: Gut, aber klappt nicht bei Telefonaten

Noise-Cancelling bietet der Libratone Track Air+ in 30 Stufen, wobei je ein Dezibel pro Stufe reduziert werden soll. Die Stufen lassen sich manuell in der App einstellen. Leider kannst Du via Doppeltipp auf die Außenseite eines der Hörer nur zwischen Geräuschunterdrückung und Ambient-Monitoring wechseln. Sonst gibt es über das Touchfeld keine Kontrolle über das Noise-Cancelling. "Ambient-Monitoring" bedeutet, dass die Mikrofone die Umgebungsgeräusche einfangen und sie an Dich weiterleiten, als hättest Du keine Kopfhörer in den Ohren.

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Über das Bedienfeld (die Außenseite der Hörer) lassen sich Umweltgeräusche ein- und ausblenden. Bild: © TURN ON 2019
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Die Mikrofone sitzen im äußeren Gehäuse. Bild: © TURN ON 2019
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In der App gibt es hingegen neben der Wahl einer der 30 NC-Stufen auch die Möglichkeit, "Geräuschunterdrückung smart" zu aktivieren. Hier bestimmen die Kopfhörer (beziehungsweise die App mithilfe der Smartphone-Sensoren), wo Du Dich aufhältst und passen das Noise-Cancelling entsprechend an. Beim Wandern durch die Stadt fällt die Geräuschunterdrückung zum Beispiel eher gering aus, beim Innehalten oder Sitzen stärker.

Libratone Track Air+: Die Alternativen

Die Libratone Track Air+ stehen angesichts ihres Preises von rund 200 Euro im Konkurrenzvergleich sehr gut da, aber es gibt eine Reihe von Alternativen. Der Sony WF-1000XM3 für aktuell um die 250 Euro unterstützt auch AAC und bietet umfassendere Bedienoptionen über die Touchfelder. Auch beim Sennheiser Momentum True Wireless für um die 270 Euro ist AAC dabei, allerdings kein Noise-Cancelling.

Die Geräuschunterdrückung fehlt auch beim Bose Soundsport Free, der für den sportlichen Einsatz optimiert ist und nur um die 180 Euro kostet. Wenige Features bringt der Master & Dynamic MW07 für rund 270 Euro mit, der außerdem bei der Akkulaufzeit schwächelt – allerdings bietet dieser die beste Klangqualität seiner Klasse.

Bei unserem Test erreichte das smarte Noise-Cancelling nur maximal die Hälfte der 30 Stufen. Das ist im Straßenverkehr oder beim Wandern durch die Stadt aus Sicherheitsgründen auch sinnvoll, falls Du das NC da überhaupt einsetzen solltest. Das volle Potenzial steht aber nur manuell zur Verfügung. Insgesamt habe ich die manuelle Regelung bevorzugt, da mir das NC bei der smarten Kontrolle oft zu gering oder zu stark ausgeprägt war. In der Tendenz ergibt die smarte Regulierung aber Sinn.

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Mit "Geräuschunterdrückung Benutzerhandbuch" ist die manuelle Steuerung des Noise-Cancellings gemeint. Bild: © TURN ON 2019
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"Geräuschunterdrückung smart" funktioniert automatisch. Bild: © TURN ON 2019
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Grundsätzlich funktioniert das Noise-Cancelling ordentlich, aber nicht so gut wie mit Bose- oder Sony-Kopfhörern. So werden mit dem Libratone andauernde tiefe Töne wie Fahrgeräusche gedämpft, aber Mitten, etwa Stimmen, sind noch deutlich zu hören. Für das Büro sind daher NC-Kopfhörer von Bose oder auch Sony besser geeignet.

Leider funktionierte Noise-Cancelling bei Telefonaten in unserem Test nur mit geöffneter App. Aber war die App geöffnet, ließ sich die Smartphone-Koppelung für Anrufe meist überhaupt nicht einrichten, sondern nur für Klang. So funktionierte zwar das Telefonieren mit den In-Ears, aber nur ohne das auch in diesem Zusammenhang beworbene Noise-Cancelling. Dieser Software-Fehler müsste sich aber durch ein Update beheben lassen.

Fazit: Das Noise-Cancelling dämpft vor allem tiefe Töne wie Fahrgeräusche, weniger Stimmen. Über die App lässt sich die Stärke bequem anpassen. Die "Geräuschunterdrückung smart" funktioniert grundsätzlich gut, ist aber etwas zurückhaltend. Das Telefonieren mit für den Angerufenen gedämpften Hintergrundgeräuschen hat im Test nicht funktioniert.

Bedienung: Minimalistisch

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Den Bedienfeldern lassen sich je eine von vier Funktionen zuweisen. Bild: © TURN ON 2019
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So stehen insgesamt zwei Funktionen für die beiden In-Ears durch Tippen an die Außenseite zur Verfügung. Bild: © TURN ON 2019
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Jenseits der App gibt es nur eine Möglichkeit, die Libratone zu steuern: Mit einem doppelten Tippen auf die beiden Ohrstöpsel, wobei jeder der beiden für eine andere Funktion genutzt werden kann. Das Doppeltippen kann in der App mit einer von mehreren Optionen für jeden Hörer belegt werden: "Play/Pause", "Geräuschunterdrückung wechseln" (zwischen NC und Ambient-Monitoring), "Nächste" und "Sprachsteuerung".

Geht ein Anruf ein oder während eines Telefongesprächs dient zweimal Tippen immer zum Anruf annehmen oder Anruf beenden. So fällt die Bedienung minimalistisch aus und manche Funktionen werden einige Nutzer vermissen, etwa eine Anpassung der Lautstärke, zum letzten Titel zurückkehren oder eine Wahl der NC-Stufe. Die True-Wireless-In-Ears Sony WF-1000XM3 bieten zum Beispiel eine größere Bedienfläche und mehr Einstellungen sind darüber möglich, etwa der Wechsel zum letzten Titel.

Fazit: Die beiden Ohrhörer können mit je einer Funktion belegt werden, die jeweils durch doppeltes Tippen ausgelöst werden. Konkurrenten bieten da mehr, dafür sind sie größer und schwerer.

Klang: Super – mit Einschränkung für iPhone-Nutzer

Grundsätzlich klingen die Libratone Track Air+ für Bluetooth-In-Ears sehr gut, gehören sogar zu den besten Exemplaren. Der Klang ist in der Grundeinstellung recht natürlich und zeichnet sich auch durch eine gute Stereo-Separation aus. Die Equalizer-Option "Verstärkte Höhen" macht sich bei Klassik sehr gut, "Extra Bass" bei Hip-Hop, Metal, Punk und Co. Ausschließlich dem Master & Dynamic MW07 müssen sich die Libratone bei der Soundqualität geschlagen geben – eine reife Leistung!

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Der Sound kann mit den Besten mithalten. Bild: © TURN ON 2019

Die Akkulaufzeit beträgt nach Herstellerangaben sechs Stunden, was laut Test auch ungefähr hinkommt. Das ist für In-Ears dieser Bauart nicht übel. Mit Ausflügen in das Ladecase ergeben sich 24 Stunden Laufzeit. Zum guten Klang trägt auch die Unterstützung von aptX neben SBC bei. Leider wird aber kein AAC geboten, so müssen sich iPhone-Nutzer mit dem qualitativ schlechteren SBC-Codec begnügen. Auch nicht toll: Gelegentlich habe ich Verbindungsaussetzer feststellen müssen.

Fazit: Bei der Klangqualität hängen die Liberatone Track Air+ fast alle anderen Bluetooth-In-Ears ab. Leider unterstützen sie kein AAC und gelegentlich gab es im Test Verbindungsaussetzer.

Fazit: Toller Klang, aber Software-Schwächen

Das Highlight der Libratone Track Air+ ist zweifellos die sehr hohe Soundqualität in ihrer Klasse. Unter den Bluetooth-In-Ears zählen sie da zu den besten. Positiv sind auch die Bequemlichkeit beim Tragen aufgrund des geringen Gewichts und die Akkulaufzeit von sechs Stunden. Das Noise-Cancelling macht grundsätzlich auch einen guten Job bei der Reduktion tiefer Hintergrundgeräusche wie Fahrlärm, wobei Bose und Sony bei der aktiven Geräuschunterdrückung noch etwas mehr bieten. Auch gut: die Steuerung des Noise-Cancellings in 30 Stufen.

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Die Libratone Track Air+ klingen gut, aber die App hat Schwächen. Bild: © TURN ON 2019

Nervig waren die gelegentlichen Abbrüche der Bluetooth-Verbindung sowie der Umstand, dass das Noise-Cancelling von Umgebungslärm bei Telefonaten im Test nicht funktioniert hat. Hier könnte Libratone mit einem Software-Update aber nachhelfen. Die In-Ears bestehen nur aus Kunststoff und andere True-Wireless-Exemplare erlauben eine umfassendere Steuerung auf ihren größeren Bedienflächen. Dafür sind die Libratone kompakter.

Das hat mir gefallen Das hat mir weniger gefallen
+ Soundqualität

+ Leicht und bequem

+ Konfigurierbares Noise-Cancelling

- Gelegentliche Aussetzer

- NC funktionierte nicht bei Telefonaten

 

Angebot
Ich frage mich bei jedem Test eines Bluetooth-Kopfhörers, ob er mich davon überzeugt, dem Klinkenanschluss Lebewohl zu sagen. Die besten Argumente lieferten für mich bislang die Bose Headphones 700 aufgrund ihrer super bequemen Steuerung und dem sehr guten Noise-Cancelling sowie die Master + Dynamic MW07 aufgrund ihres herausragenden Klangs. Die Libratone haben mich aber wieder – bei all ihren Stärken wie dem sehr guten Sound – auf häufige Nachteile dieser Geräteklasse gestoßen: Abbrechende Bluetooth-Verbindungen, die Abhängigkeit von der Hersteller-Software und bei True-Wireless-In-Ears eine Akkulaufzeit, die mit den Jahren spürbar abnehmen wird. Also bin ich weiterhin mit meinen kabelgebundenen Marshall Mode EQ unterwegs. Das Kabel nervt zwar und auch bei solchen In-Ears hatte ich schon oft Defekte, aber es ist zumindest sicher, dass ich sie nach ein paar Jahren nicht wegen eines schwach gewordenen Akkus ersetzen muss. Außerdem klingen sie noch besser als die Libratone – alleine schon, weil sie nicht auf die Bluetooth-Bitraten begrenzt sind. Anderen sind die Bluetooth-Vorzüge, etwa bei der Bequemlichkeit, wichtiger, und das ist natürlich auch völlig legitim.
Libratone Track Air+
Libratone Track Air+
  • Datenblatt
  • Hardware und software
  • Gerätetyp
    True-Wireless-In-Ear-Kopfhörer
  • Farbe
    Schwarz, Weiß
  • Preis
    199 Euro
  • Anschlüsse
    Bluetooth
  • Betriebsdauer
    bis zu 6 Stunden Betriebszeit, bis zu 18 zusätzliche Stunden über das Ladecase
  • Besonderheiten
    Transport-Etui mit Ladefunktion, gegen Spritzwasser geschützt, smarte Geräuschunterdrückung, Trageerkennung
  • Lieferumfang
    Kopfhörer, Etui, USB-C-zu-USB-A-Kabel, Kurzanleitung
TURN ON Score:
4,4von 5
  • Akkuleistung
    4,5
  • Handling
    3,0
  • Preis-Leistung
    5,0
  • Hardware
    4,5
  • Klang
    4,5
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