Steven Soderbergh hat einen Draht zu den großen Stars. Der Regisseur der Kinohits "Erin Brockovich", "Magic Mike" und "Ocean's Eleven" sowie dessen Sequels bringt jetzt wieder eine typische Heist-Komödie auf die Leinwand. Beim Räuberreigen mit dabei: Channing Tatum, Daniel Craig, Katie Holmes und Hilary Swank.
Von Michael Schock
- Die Story: Wie "Ocean's Eleven", bloß pleite und ahnungslos
- Sympathische Loser mit Herz
- "Logan Lucky": Fazit
Das Drehbuch zu Steven Soderberghs neustem Streich stammt von Rebecca Blunt – angeblich. Denn es ist nicht verwunderlich, dass der Name niemandem in Hollywood etwas sagt. Es geht das Gerücht, hinter dem Pseudonym verstecke sich Soderberghs Ehefrau, Jules Asner. Das würde auch erklären, warum sich der Hitregisseur aus seiner Filmpause zurückgemeldet hat. Denn eigentlich wollte er sich Serienprojekten widmen, wie seiner Hochglanzproduktion "The Knick" mit Clive Owen. Das Ärztedrama brachte es aber nur auf zwei Staffeln zwischen 2014 und 2015. Somit hatte Steven Soderbergh genug Kapazitäten, sich auf seine alten Filmstärken zu berufen: Ensemblefilme mit Einbruchsplot.

Die Story: Wie "Ocean's Eleven", bloß pleite und ahnungslos
Die Logan-Brüder sind typische weiße Loser im ländlichen North Carolina. Jimmy (Channing Tatum) ist geschieden und malocht im Bergwerk. Clyde (Adam Driver) ist Barkeeper, einarmiger Kriegsveteran und ein ziemlich verschrobener Kauz. Die beiden sind bunte Hunde, denn auf ihnen soll ein Familienfluch lasten, mit dem sie ständig aufgezogen werden. Als Jimmy wegen seiner Knieprobleme auch noch den Job verliert, scheint sich dieser Fluch ein weiteres Mal zu bewahrheiten.
Der ausgebrannte White Trash mit Herz gibt aber nicht auf: Gemeinsam mit ihrer Schwester Mellie (Riley Keough) wollen die Logans den Fluch beenden, allerdings mit nicht ganz legalen Mitteln. Durch ihre Connections zum wortwörtlichen Untergrund planen sie, sich an den Einnahmen des "Coca Cola Cups" zu bereichern – dem größten NASCAR-Autorennen der Welt. Und zwar während der noch im Gange ist.
Aber weil es dafür nicht reicht, einfach einen Tunnel zu graben, brauchen sie Unterstützung von einem Sprengstoffexperten: Joe Bang (Daniel Craig). Der Haken an der Sache: Der Big Bang sitzt noch hinter Gittern. Ihm muss also erst einmal heimlich Freigang verschafft werden, ehe es an das verzwickte Rohrsystem geht, mit dem das Bargeld der NASCAR-Fans in einen unterirdischen Tresor befördert wird. Ein scheinbar unschaffbarer Coup für eine vom Pech verfolgte Hillbilly-Familie. Aber eben nur scheinbar.
Sympathische Loser mit Herz
Man könnte "Logan Lucky" fast als einen Retrostreifen bezeichnen, eine Reminiszenz an die "Ocean's"-Serie mit einer eher geerdeten Prämisse. Hier sind keine Profis am Werk, sondern trottelige Benachteiligte, die sich am Ende als weit cleverer herausstellen, als man am Anfang vermuten möchte. Die Figuren wachsen dem Zuschauer schnell ans Herz, hier ist Steven Soderberghs Handschrift unverkennbar zu spüren. Der Cast liefert auch durchweg gute Arbeit ab, für Hauptdarsteller Channing Tatum ist schließlich die Rolle des eher einfachen Handwerkers nicht unbekannt.
Auch der entgegen früheren Ankündigungen immer noch aktuelle "James Bond"-Darsteller Daniel Craig sorgt als betont tougher Sprengstoffexperte für einige Schmunzler und Highlight-Momente. Dabei zünden aber nicht alle Gags, was auch der altmodischen Gangart der Räuberkomödie geschuldet ist. Vieles wirkt wie schon von Soderbergh oder Kollegen in den 90ern oft gesehen und nicht mehr ganz zeitgemäß. Das verzeiht man aber, weil das Ensemble hervorragend harmoniert und kurzweilige Sommerunterhaltung auf die Leinwand bringt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
"Logan Lucky": Fazit
Steven Soderbergh hat abermals eine launige Räuberkomödie zustande gebracht. Die Logans und schrulligen Nebencharaktere sind sympathisch, die simple Story mit ihren kleinen Wendungen und Überraschungen leicht zu verdauen. Auch wenn "Logan Lucky" kein Oscar-Kandidat oder innovativer Filmdiamant ist, zählt er ohne Frage zu den Highlights des eher durchwachsenen Kinosommers 2017.