"Mario + Rabbids Kingdom Battle" im Test: Cool oder albern?

Mario Rabbids Kingdom Battle Artwork
Mario Rabbids Kingdom Battle Artwork Bild: © Twitter / VideoGamer.com 2017

Als Ubisoft "Mario + Rabbids Kingdom Battle" vor der E3 ankündigte, sah es aus, als könnte es sich um ein eher albernes Kinderspiel handeln. Über wie viel Tiefgang der Exklusivtitel für die Nintendo Switch verfügt, welche strategischen Raffinessen eingebaut sind – und ob das alles am Ende auch noch Spaß macht, soll unser Test zeigen.

Die Ubisoft-Rabbids darf man – ohne sich dafür schämen zu müssen – absolut obernervig finden. Es ist bewundernswert, mit welcher Ausdauer Ubisoft, immerhin Publisher von Titeln wie "Assassin's Creed: Origins" oder jetzt auch "Anno 1800", an den schrill-schrecklichen Fellnasen festhält. Jetzt treten sie auch noch als Kontrahenten gegen den traditionsreichen Nintendo-Helden Mario an und das – gleich mal als kleines Fazit vorweg – verpasst den Nervlingen gleich von Beginn an richtig Format. Stellenweise werden die Rabbids dabei sogar richtig witzig.

Hintergrundgeschichte macht stimmigen Eindruck

Schon die für ein Strategiespiel dieser Art ja nicht so entscheidende Hintergrundgeschichte macht einen stimmigen Eindruck und wird zu Beginn kurz und gut mit Videosequenzen erzählt: Zwei Welten treffen aufeinander und ein paar Unglücksfälle später ist alles komplett durcheinander. Das bekannte Pilzkönigreich wurde Opfer eines mysteriösen Wirbelwinds, der die verrückten Rabbids in die früher friedliche Gegend katapultierte und das Land zerstörte.

Eine zentrale Rolle spielt dabei ein Rabbid mit einem VR-Headset, der mit seinen Fantasien jede Menge Unheil anrichtet. Was war da noch gleich mit der wenig ausgeprägten Leidenschaft von Nintendo für Virtual Reality? Aufgabe des Spielers ist es jetzt jedenfalls, eine bunte Heldentruppe zu rekrutieren und ins Schlachtgetümmel zu führen, um im Pilzkönigreich die Ordnung wiederherzustellen. Das bedeutet: Mario, Luigi, Prinzessin Peach und Yoshi müssen sich mit vier Rabbids, mit sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten, verbünden. Zusammen geht's dann durch seltsame Welten, in denen viele verschiedene Gegner in rundenbasierten Kämpfen auf das Mario-Platoon warten. Wobei: Richtig kriegerisch geht es in dem Spiel natürlich nicht zu. Gestorben wird nicht, ausgeschaltete Figuren fallen in einen Döse-Schlaf, alles ganz friedlich und harmlos.

Im Pilzkönigreich ist in "Mario & Rabbids Kingdom Battle" das Chaos ausgebrochen ... fullscreen
Im Pilzkönigreich ist in "Mario & Rabbids Kingdom Battle" das Chaos ausgebrochen ...
... denn Riesenaffen machen plötzlich einen Riesen-Bohei ... fullscreen
... denn Riesenaffen machen plötzlich einen Riesen-Bohei ...
... und Bowser Junior ist auch mit von der fiesen Partie ... fullscreen
... und Bowser Junior ist auch mit von der fiesen Partie ...
... während die Mario-Truppe auf ihrer Reise Schätze findet und ... fullscreen
... während die Mario-Truppe auf ihrer Reise Schätze findet und ...
... Siege am laufenden Band einfährt. fullscreen
... Siege am laufenden Band einfährt.
Im Pilzkönigreich ist in "Mario & Rabbids Kingdom Battle" das Chaos ausgebrochen ...
... denn Riesenaffen machen plötzlich einen Riesen-Bohei ...
... und Bowser Junior ist auch mit von der fiesen Partie ...
... während die Mario-Truppe auf ihrer Reise Schätze findet und ...
... Siege am laufenden Band einfährt.

Rundenbasiertes Gameplay wie in "Xcom" oder "Might & Magic"

Rundenbasiert funktioniert das übrigens ganz genauso, wie in Titeln wie "Xcom" oder "Might & Magic": Man macht mit seinen Figuren mehrere Züge, die aus Bewegung, Angriff und dem Einsatz von speziellen Fähigkeiten, wie etwa Schutzbuffs, bestehen. Danach ist der Gegner mit seinen Figuren an der Reihe. Das Spielprinzip erfordert, je komplexer die Level werden, immer mehr Planung, Übersicht und Voraussicht und wird schon zum Ende der ersten Welt ganz schön hammerhart, bis hin zu bockschwer. Hat man eine Schlacht verloren, kann man aber im leichten Modus mit deutlich mehr Gesundheit erneut starten, die eigenen Kämpfer verursachen dann auch mehr Schaden. Insgesamt gibt es derzeit vier Welten in "Mario + Rabbids Kingdom Battle", wozu noch einige geheime Bereiche kommen. Ubisoft wird aber mit einem DLC den Umfang des Games bald erweitern, angekündigt ist dieser schon.

In den Schlachten selber lassen sich die Züge der Figuren untereinander kombinieren. Mario kann etwa per Sprung auf Luigi einen weiteren Satz machen und seinen Aktionsradius so erstens vergrößern und zweitens auch in höher gelegene Bereiche kommen. Mit den anderen Figuren geht das ebenso, aber die Fähigkeiten zum Springen und die Reichweite sind bei den Kämpfern durchaus unterschiedlich. Per Kombi-Sprung über einen Mitkämpfer lassen sich übrigens auch Gegner attackieren und mit einem Satz von oben auf den Kopf angreifen. Ebenso wie Sprungkombis lassen sich mit fortschreitendem Spiel auch weitere Skills an die Mitglieder der eigenen Truppe ausleihen, wodurch das Kampfgeschehen nach und nach reichlich komplex und abwechslungsreich wird. Es gibt natürlich verschiedene Aufgabenstellungen: Manchmal sind alle Gegner zu besiegen, manchmal eine Figur sicher zu eskortieren oder man muss ein bestimmtes Gebiet erreichen. Wir haben einige Tipps für Einsteiger gesammelt, um gleich besser ins Spiel zu kommen.

Der Fähigkeiten-Baum ist durchaus ansehnlich ... fullscreen
Der Fähigkeiten-Baum ist durchaus ansehnlich ...
... mitten im Spiel warten jede Menge Mini-Aufgaben und ... fullscreen
... mitten im Spiel warten jede Menge Mini-Aufgaben und ...
... die Kämpfer können als Spezialfähigkeiten etwa einen Schild einsetzen. fullscreen
... die Kämpfer können als Spezialfähigkeiten etwa einen Schild einsetzen.
Der Fähigkeiten-Baum ist durchaus ansehnlich ...
... mitten im Spiel warten jede Menge Mini-Aufgaben und ...
... die Kämpfer können als Spezialfähigkeiten etwa einen Schild einsetzen.

Viel Tiefe durch Rollenspielelemente und neue Waffen

Reichlich Tiefe bekommt "Mario + Rabbids Kingdom Battle" durch zahlreiche Rollenspiel-Elemente: Man sammelt auf seinem Weg durchs Pilzkönigreich violette Bälle, die sich in einem Skilltree gegen viele Fähigkeiten eintauschen lassen. Man kann seinen Figuren etwa bessere Sprungkräfte verpassen, sie Heilzauber lehren oder den Umgang mit stärkeren Waffen trainieren. Natürlich lassen sich diese Waffen auch kaufen, wofür man das unterwegs gesammelte Gold eintauschen muss. Für jede Figur stehen eine primäre und – wenn die Fähigkeit freigeschaltet wurde – eine sekundäre Waffe zur Verfügung. Prinzessin Peach etwa kann eine Schrotflinte einsetzen, die ordentlichen Wumms hat und alles in Schussrichtung zuverlässig wegbrezelt. Eine nachhaltige und kontinuierliche Aufrüstung ist auch nötig, da auch die Kontrahenten nicht schwächer werden.

Anfangs sind die gegnerischen Nerv-Häschen noch chaotische Rabauken, aber sowohl deren Angriffslust wie auch die Fähigkeiten zur Zusammenarbeit untereinander und ihre Fähigkeiten insgesamt nehmen natürlich zu. Da sind etwa die Riesen-Hasen, die wie Obelix einen großen Stein – oder in Winter-Leveln einen mächtigen Eisblock – herumtragen, mit dem sie Mario & Co. ordentlich verplätten können. Andere Hasen werfen Bomben, und waffentechnisch sind die Pelztiere auch sonst nicht von gestern. Vor allem wenn die Level immer komplexer bis hin zu verwirrend werden, wird die Gefechtslage kompliziert und herausfordernd unübersichtlich, zumal die Macher auch Zufallsfaktoren eingebaut haben. Bei einer Präsentation des Spiels in Hamburg war einer der italienischen Entwickler beispielsweise selbst nicht in der Lage, die Züge der Gegner zu kontern und einen ziemlich starken Levelboss zu knacken. Einfach und kinderleicht ist das Game nur zu Beginn, wie Tester im Alter von zehn Jahren ebenfalls bei der Hamburger Präsentation zeigen konnten.

Wiederspielbarkeit der Level ist sehr hoch – typisch Mario

Ein weiterer Pluspunkt, typisch für Nintendo (obwohl "Mario + Rabbids Kingdom Battle" ja von Ubisoft ist) besteht in der Wiederspielbarkeit der Level. Selbst wenn man einmal durch ist, warten mit verbesserten Fähigkeiten immer noch neue Rätsel und geheime Abschnitte auf die Spieler. Noch dazu gibt es immer neue und unterschiedliche Aufgaben, sodass auch ein dritter und vierter Durchgang noch spannend bleiben. Und obwohl das Spiel von Ubisoft stammt, was ja auch wirklich keine schlechte Gaming-Adresse ist, meint man die Handschrift von Nintendo zu spüren. Das durchdachte Konzept, die liebevolle Ausführung und die nachhaltige Wiederspielbarkeit sind "typische" Nintendo-Tugenden, die hier durchaus deutlich spürbar sind. Die Kooperation der beiden Firmen ist absolut gelungen.

Die Aufgabenstellungen sind verschieden, aber ... fullscreen
Die Aufgabenstellungen sind verschieden, aber ...
... die Gegner meistens recht clever und ... fullscreen
... die Gegner meistens recht clever und ...
... mit starken Moves ausgestattet. fullscreen
... mit starken Moves ausgestattet.
Die eigenen Kämpfer können sich bewegen ... fullscreen
Die eigenen Kämpfer können sich bewegen ...
... Sprünge machen ... fullscreen
... Sprünge machen ...
... und natürlich eine Waffe abfeuern, um ... fullscreen
... und natürlich eine Waffe abfeuern, um ...
... den einen oder anderen kritischen Treffer zu landen. fullscreen
... den einen oder anderen kritischen Treffer zu landen.
Als Belohunung gibt's dann geheime Welten zu entdecken. fullscreen
Als Belohunung gibt's dann geheime Welten zu entdecken.
Die Aufgabenstellungen sind verschieden, aber ...
... die Gegner meistens recht clever und ...
... mit starken Moves ausgestattet.
Die eigenen Kämpfer können sich bewegen ...
... Sprünge machen ...
... und natürlich eine Waffe abfeuern, um ...
... den einen oder anderen kritischen Treffer zu landen.
Als Belohunung gibt's dann geheime Welten zu entdecken.

Stichwort Kooperation: Es gibt einen spannenden Multiplayer-Koop-Modus nach dem Hotseat-Prinzip, in dem man zu zweit vor einem Bildschirm Schlachten schlagen kann. Dabei kann man sich gegenseitig Züge zuschieben, Fähigkeiten ausrüsten und eben vor allem zusammen an der richtigen Strategie knobeln. Macht riesigen Spaß und bringt gerade im TV-Modus der Nintendo Switch jede Menge gute Stimmung ins Wohnzimmer.

"Mario + Rabbids Kingdom Battle" ist ein richtiger Volltreffer

Unterm Strich ist Ubisoft mit  "Mario + Rabbids Kingdom Battle" ein richtiger Volltreffer gelungen. Das Spiel ist herausfordernd und hat die nötige Portion Albernheit, um sich selbst nicht zu ernst zu nehmen, was eine angenehm komische Leichtigkeit herstellt. Die Rätsel sind teils knackschwer und man kommt Anfangs bei den Bossen nur im leichten "Mimimimi-Modus" zum Zuge. Die Übung besteht darin, dass man lernt, Waffen und Taktiken immer geplanter und weniger mit der Schnellschuss-Methode einzusetzen. Auf die Dauer kommt man nur so zum Erfolg. Die Kombination aus lustigen und witzigen Moves und Szenen zusammen mit ernsthaftem Gameplay klappt wunderbar. Optisch kommt "Mario + Rabbids Kingdom Battle" perfekt rüber und die Musik hat Ohrwurmqualität. Ein Klasse-Spiel mit bekannten Figuren, das Tiefe und Witz wunderbar vereint – also eindeutig cool und albern.

Angebot
Mario & Rabbids Kingdom Battle
Mario & Rabbids Kingdom Battle
  • Datenblatt
  • Hardware und software
  • Release-Datum
    29.08.2017
  • Genre
    Strategiespiel
  • Plattform
    Nintendo Switch
  • Publisher
    Ubisoft
TURN ON Score:
5,0von 5
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