Highlight

"Marvel's The Punisher" Staffel 2 in der Kritik: Keine Kompromisse

Auch in der zweiten Staffel von "The Punisher" wird Frank Castle nicht plötzlich zum Pazifisten.
Auch in der zweiten Staffel von "The Punisher" wird Frank Castle nicht plötzlich zum Pazifisten. Bild: © Netflix 2019

Marvels finsterster (Anti-)Held kehrt auf die TV-Bildschirme zurück! In Staffel 2 der Netflix-Serie "The Punisher" mimt Jon Bernthal wieder den Verbrecherjäger mit Hang zur Selbstjustiz. Wir haben in die ersten Episoden der neuen Staffel reingeschaut.

Nach dem Ende von Staffel 1 fühlt sich Season 2 von "The Punisher" fast wie ein Neustart an. Wir erinnern uns: Am Ende der letzten Staffel hatte Frank Castle (Jon Bernthal) Rache an allen geübt, die für den Tod seiner Familie verantwortlich waren (inklusive seines besten Freundes Billy Russo) und durfte nach einer Begnadigung durch die US-Justizbehörden untertauchen.

Doch kann Castle wirklich seine alten Dämonen begraben und ein ganz normales Leben führen? Oder ist der "Punisher" doch für immer ein Teil seiner Persönlichkeit und nur auf der Suche nach einem Grund für den nächsten Ausbruch? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die erste Folge von Staffel 2 und legt dabei ein fast schon meditatives Tempo an den Tag.

Punisher Staffel 2 fullscreen
Eine Kneipenschlägerei? Da sagt Frank Castle nicht nein. Bild: © Cara Howe/Netflix 2019

Staffel 2 mit gemächlichem Auftakt

Frank Castle ist am Anfang von Staffel 2 ein getriebener Wanderer, der zufällig in einer abgewrackten Kneipe irgendwo in Michigan die Barfrau Beth (Alexa Davalos) kennenlernt und mit ihr die Nacht verbringt. Am nächsten Morgen geht er zusammen mit Beth und deren Sohn sogar noch Pancakes essen! Was nach langweiligem Friede, Freude, Eierkuchen klingt, dient tatsächlich dazu, die gesamte Staffel und auch Frank anfangs etwas zu erden und gleichzeitig ein alternatives Leben aufzuzeigen – kann der Punisher wirklich seinen inneren Krieg hinter sich lassen?

Die Auftakt-Episode endet nach den eher bedächtigen ersten beiden Akten schließlich doch noch in einem brutalen Höhepunkt: In besagter Bar lässt sich Frank Castle erneut in eine Spirale aus Gewalt und Tod ziehen, als der die Herumtreiberin Amy Bendix (Giorgia Whigham) vor diversen Angreifern rettet, die aus (noch) unbekannten Gründen hinter ihr her sind. Was folgt, ist eine meisterhafte Kampfchoreografie mit jeder Menge Messern, Schusswaffen und zerstörten WC-Armaturen.

Warum Frank Castle doch wieder zum Rächer wird, kann er sich danach selbst nicht erklären – die gerettete Amy aber umso besser: "Du hast einfach nur nach einer Entschuldigung gesucht".

Neue Gegner und alte Feinde

Nebenbei wird in der ersten Folge mit John Pilgrim (Josh Stewart) auch ein neuer Gegner für Frank Castle eingeführt. Der gläubige Christ mit Hang zu Waffengewalt und Erwürgen bekommt anfangs aber noch kaum Screentime gewährt und erhält erst in den späteren Folgen etwas mehr Hintergrundgeschichte. So viel sei aber schon verraten: Pilgrim (der wohl eine Hommage an den Comic-Bösewicht The Mennonite sein soll) ist mit seiner eiskalten Entschlossenheit ein ebenbürtiger Gegner für den Punisher.

Punisher Staffel 2 fullscreen
John Pilgrim (gespielt von Josh Stewart) ist ein neuer Gegner für den Punisher. Bild: © Cara Howe/Netflix 2019

Ganz ohne bekannte Figuren aus der ersten Staffel kommt die zweite Season von "The Punisher" natürlich nicht aus. Während in der ersten Folge die Auftritte von Billy Russo alias Jigsaw sowie Homeland-Security-Agent Dinah Madani noch sehr kurz sind, wird vor allem der bekannteste Punisher-Gegner in späteren Folgen immer wichtiger.

Wie schon in der ersten Staffel sind die Szenen von Russo mit seiner Therapeutin sowie Madani aber eindeutig die Schwachpunkte der Serie – zum Glück werden sie deutlich dosierter als noch in Season 1 eingesetzt. Dennoch wünscht man sich jedes Mal, dass die Netflix-Show möglichst schnell zu ihrem Hauptcharakter und seiner seltsamen Kidnapping-Bodyguard-Beziehung mit Amy zurückkehren möge.

Punisher Staffel 2 fullscreen
Kein Höhepunkt der Staffel: Billy Russo alias Jigsaw im Gespräch mit seiner Therapeutin. Bild: © Cara Howe/Netflix 2019

Fazit: A History of Violence

Während die erste Staffel von "Marvel's The Punisher" viele schwierige Themen wie emotionalen Stress bei Soldaten oder posttraumatische Belastungsstörungen thematisierte, und die Konsequenzen von Gewalt sehr reflektiert betrachtete, geht es in der zweiten Staffel viel mehr um die eigentliche Gewalt.

Für Fans der Vorlage, wie ich es bin, ist dies eine gute Nachricht – ist doch Frank Castle nun viel näher am mörderischen Vorbild aus den Comics. Eine etwas tiefere Ebene hätte der zweiten Staffel der Netflix-Show an mancher Stelle dennoch durchaus gutgetan.

Punisher Staffel 2 fullscreen
In den Actionszenen kann "The Punisher" richtig auftrumpfen. Bild: © Cara Howe/Netflix 2019

Wenn der Punisher aber loslegt und die sprichwörtliche "K** am Dampfen ist", sind diese Vorbehalte allerdings schnell vergessen. Es ist dann auf eine morbide Art faszinierend zu sehen, wie sich Jon Bernthal vom eben noch zurückgezogenen Frank in den Punisher verwandelt und mit geradezu tierischer Besessenheit alle Gegner aus dem Weg räumt.

An diesen Stellen läuft Staffel 2 dann auch zur Höchstform auf und liefert Actionszenen, die in der ersten Staffel noch sehr rar gesät waren – und die zum Besten gehören, was es dieses Jahr vermutlich im TV zu sehen geben wird. Höhepunkte sind hier sicherlich die ultra-brutale Kneipenschlägerei in der ersten Folge und die Belagerung der Polizeistation in Episode 3, die Fans von John Carpenters "Assault – Anschlag bei Nacht" (im Original "Assault on Precinct 13") wohlige Erinnerungsschauer über den Rücken jagen wird.

Wie geht es mit "The Punisher" weiter?

Bleibt noch die Frage nach der Zukunft des Punishers – und die ist offener denn je, nachdem Netflix zuletzt die Marvel-Shows "Daredevil", "Luke Cage" und "Iron Fist" kurz hintereinander abgesetzt hat. Hintergrund ist vermutlich der baldige Start des Streamingdienstes Disney+, auf dem womöglich auch der gesamte Marvel-Content einziehen soll.

Was das für "The Punisher" bedeutet, ist derzeit noch völlig unklar – allein der Glaube an eine Verlängerung der Serie auf Netflix fehlt den meisten Fans. Da die zweite Staffel aber kompromisslos wie kaum eine andere Netflix-Serie ist, fällt es schwer, sich die Show beim Marvel-Mutterkonzern Disney in einem PG-13-Gewand vorzustellen.

Start auf Netflix

Ab dem 18. Januar stehen alle 13 Folgen der zweiten Staffel von "Marvel's The Punisher" auf Netflix zum Abruf bereit.

Angebot
Kommentar schreiben
Relevante Themen:

Neueste Artikel zum Thema The Punisher

close
Bitte Suchbegriff eingeben