Die Matrix PowerWatch muss niemals ans Stromnetz. Sie bezieht ihre Energie alleine von der Körperwärme des Nutzers. Ich habe sie mir gekauft und im Test geprüft, ob die erste thermoelektrische Uhr der Welt ein Reinfall ist – oder tatsächlich eine Revolution.
Update, 06.09.2018: Der Langzeit-Test hat gezeigt, dass sich die Uhr über einen Zeitraum von ein paar Wochen stets um wenige Minuten verstellt. Außerdem erfordert die PowerWatch-App inzwischen (Version 2.6.0) umfassende Berechtigungen, die wohl mit den erweiterten Features der neueren PowerWatch X begründet sind. Grundsätzlich scheint die innovative Technologie aber zu funktionieren.
Im Science-Fiction-Film "Matrix" ernähren sich intelligente Maschinen von der menschlichen Körperwärme. Sie wandeln sie in elektrischen Strom um. Meine neue Smartwatch, die Matrix PowerWatch, tut nun dasselbe mit mir. Und es ist verdammt cool! Die Digitaluhr mit Smartwatch-Features muss ich nämlich niemals am Stromnetz oder am USB-Port aufladen, ich muss niemals den Akku tauschen und sie wird voraussichtlich bis an mein Lebensende die Zeit anzeigen – und mehr.
Technik: Ein Reaktor am Handgelenk

Die Uhr wird von einem thermoelektrischen Generator mit Strom versorgt, der sich den Seebeck-Effekt zunutze macht: Aufgrund eines Temperaturgefälles zwischen der warmen Unterseite der Uhr am Handgelenk und der kälteren Oberseite entsteht eine elektrische Spannung, von der sich die Uhr ernährt. Im Gegensatz zu Wärmekraftmaschinen enthalten thermoelektrische Generatoren keine beweglichen Teile, was sie haltbarer macht. Dafür ist ihr Wirkungsrad allerdings viel niedriger und sie produzieren nur wenig Strom – bislang zu wenig für Smartwatches.
Die Technologie ist also nicht grundlegend neu, aber bis vor Kurzem wurden solche Generatoren nur für Spezialanwendungen wie in der Raumfahrttechnik eingesetzt. Den Ingenieuren von Matrix Industries ist es erstmals gelungen, einen thermoelektrischen Generator zu bauen, der eine Smartwatch mit genügend Energie versorgen kann.

Im Test hat sich gezeigt, dass ich mir überhaupt keine Sorgen über die Stromversorgung der Uhr machen muss. Auch, wenn mein Körper nur wenig Strom erzeugt, etwa beim Schauen meiner Lieblingsserie, bezieht sie noch genügend Saft. Falls der Uhr nach ein paar Monaten wider Erwarten doch der Saft ausgehen sollte, werden wir Dich natürlich hier darüber informieren. Wir halten das aber für sehr unwahrscheinlich.
Design: Stabil, elegant und sehr bequem

Das Design der PowerWatch in der Black-Ops-Edition kann sich sehen lassen. Die Uhr ist relativ groß und dick, aber leicht und überaus bequem. Sie besteht aus stabilem Metall, was aufgrund der Funktionsweise auch notwendig ist. Bis zu 50 Meter ist die PowerWatch wasserdicht und lässt sich somit auch beim Schwimmen einsetzen.
Die Bezeichnung "Black Ops" oder "Black Operation" bezeichnet einen geheimen Militäreinsatz. Die schwarze Uhr mit weißem digitalen Ziffernblatt und militärischer Anmutung passt dazu wie ein geschüttelter Martini zu James Bond. Das Armband aus rostfreiem Stahl und flexiblem, aber sicher haltendem Magnetverschluss sowie die Rückseite aus eloxiertem Aluminium tragen zur Bequemlichkeit bei. Diese Materialien führen nämlich bei den meisten Menschen nicht zu Hautirritationen. Tatsächlich ist es die erste Uhr, die ich auch beim Schlafen angenehm tragen kann.
Features: Das kann die PowerWatch

Die Uhr muss zunächst via Bluetooth mit dem Smartpone gekoppelt werden. Die PowerWatch-App für Android und iOS dient dabei zur Einrichtung und zeigt die gesammelten Fitness-Daten an. Nach der Einrichtung funktioniert die Uhr auf Wunsch autonom, wobei dann nur die Fitness-Daten des aktuellen Tages auf der Uhr selbst betrachtet werden können. Diese umfassen die am Tag zurückgelegten Schritte, die verbrauchten Kalorien und die mit Schlafen verbrachte Zeit.
Die Hauptanzeige informiert über Datum, Wochentag, Zeit und hier erfährt der Nutzer auch etwas ganz Besonderes: die Menge an Energie, welche die Uhr gerade abschöpfen kann. Je mehr Energie produziert wird, desto mehr weiße Balken erscheinen rund um das Ziffernblatt. Die "Realtime Power" wird zwar etwas verzögert, aber allem Anschein nach akkurat dargestellt. Du solltest dabei im Hinterkopf behalten, dass die Matrix-Uhr ihren Strom aus der Temperaturdifferenz zwischen Unter- und Oberseite bezieht. Als ich mich in einem gut beheizten Fitnesscenter ordentlich ins Zeug legte, gewann die Uhr nicht viel mehr Energie als sonst – beim Wandern oder Joggen in der Kälte draußen füllen sich die Balken, dass sich die Balken biegen.

Davon abgesehen bietet die PowerWatch eine Beleuchtung für ein paar Sekunden, einen Joggen-Modus und eine Stoppuhr. Die eingängige Steuerung funktioniert mit zwei Buttons auf der rechten Seite und einem Dreh-Rädchen in der Mitte rechts. Und wie schlagen sich die Fitness-Features? Ich habe ein paar Tage lang den Fitness-Tracker Fitbit Charge 2 am anderen Arm getragen und die Ergebnisse verglichen.
Die PowerWatch zeigt regelmäßig eine etwas höhere Schrittzahl an, was sich aber im Rahmen der Fehlertoleranz bewegt – Schrittmesser sind generell nicht allzu präzise. Beispielsweise zählte die PowerWatch an einem Tag 8390 Schritte und der Fitbit-Zähler kam auf 7498 Schritte. Die zurückgelegte Entfernung an jenem Tag gibt die PowerWatch mit 7,28 Kilometern an und der Fitbit-Tracker mit 5,92 Kilometern.

Größer sind die Abweichungen bei den am Tag verbrauchten Kalorien, nämlich 2138 kcal laut der Uhr im Vergleich zu 3559 kcal laut Fitbit. Matrix Industries versichert, dass ihre Methode die Kalorienzahl genauer ermitteln könne. Zumindest ist diese einzigartig, denn sie verbindet Daten über die gelaufenen Schritte mit thermoelektrischen und Temperatur-Daten, um die verbrauchten Kalorien zu schätzen. Ob die Zahl wirklich genauer ist, wissen wir nicht, da es keinen verlässlichen Vergleichswert gibt. Ich glaube aber bereitwillig, dass ich mit meinem Bürojob trotz gelegentlicher Trainings-Einlagen eher weniger als mehr Kalorien verbrenne.
Schwächen: Nur wenige Smartwatch-Funktionen

Der Schlaf-Tracker der Matrix PowerWatch hat sich leider als sinnlos erwiesen. Ich halte einen Knopf gedrückt, um ihn zu starten und dann halte ich ihn wieder gedrückt, um ihn zu beenden – das könnte ich auch mit einer Stoppuhr. Außerdem schaltet die PowerWatch den Schlaf-Tracker automatisch ab, wenn sie "erkennt, dass ich wach bin". So habe ich angeblich an einem Tag eine halbe Stunde geschlafen und an einem anderen elf Stunden. Hier ist der Fitbit-Tracker viel genauer, der mir im Schnitt über sieben Stunden Schlaf bescheinigt und auch verschiedene Schlafphasen anzeigt. Der PowerWatch fehlen zudem Features wie ein Herzfrequenzsensor, Apps oder mobiles Internet, die andere Smartwatches bieten.
Fazit: Die Zukunft der Wearables?

Zuerst die schlechte Nachricht: Die Technik der PowerWatch liefert wohl nicht genügend Strom für alle erdenklichen Smartwatch-Features wie ein LTE-Modem. Mit der PowerWatch X stehen aber bereits Smartphone-Benachrichtigungen an und weitere Features und Optimierungen sind für die Zukunft zu erwarten. Die Black-Ops-Edition der ersten Generation ist bereits hervorragend verarbeitet und trägt sich äußerst bequem.
Ungeachtet der Limitierungen, die mich persönlich nicht stören, bietet die PowerWatch eine revolutionäre Technologie für Wearables. Ich bin erstaunt, wie wenige Kompromisse man bei der ersten Uhr ihrer Art eingehen muss. Eine Smartwatch mit einem thermoelektrischen Generator zu betreiben, ist eine beachtliche Ingenieursleistung und eine Innovation von hohem praktischen Nutzen.

Ich muss den Akku meiner Smartwatch in meinem ganzen Leben niemals aufladen, sondern sie nur am Handgelenk tragen. Das ist ein Killerfeature, das den Weg in die Wearables-Zukunft weist. Statt mir alle paar Jahre eine neue Smartwatch kaufen zu müssen, weil sie keine Updates mehr erhält und der Akku den Geist aufgibt, trage ich nun eine Uhr, deren für mich völlig ausreichenden Features keine Updates brauchen und deren Akku nur als Reserve für den Notfall dient. Ich werde mir wahrscheinlich nie wieder eine neue Uhr kaufen müssen, wenn ich das nicht möchte.
Das hat mir gut gefallen | Das hat mir weniger gefallen |
+ Geniale Innovation mit hohem praktischen Nutzen | - Smartwatch-Features rudimentär |
+ Eine Uhr, die niemals aufgeladen werden muss | - Schlaf-Tracking unbrauchbar |
+ Einige Smartwatch-Features enthalten | - Bislang stehen nur drei Modelle zur Auswahl |
+ Design und Verarbeitung der Black-ops-Edition überzeugen | |
+ Sehr bequem zu tragen |