Puh, es ist geschafft – schwere Geburt! Mein Umstieg von Windows auf macOS war alles andere als einfach und hat sich doch gelohnt. Warum Apples Betriebssystem eigentlich überhaupt nicht intuitiv ist, welche Probleme ich als Neuling hatte und warum ich trotzdem froh über den Wechsel bin, erfährst Du in diesem Bericht.
- Wenn aller Anfang gar nicht so schwer ist
- "Windows ist intuitiver als macOS!"
- macOS muss man lernen, Windows aber auch
- Oh ja, macOS hat auch Stärken!
Der Entschluss, von meinem geliebten Surface Book 1 auf ein MacBook Pro 16 umzusteigen, kam schleichend. Mein in die Jahre gekommenes 2-in-1-Gerät hatte seine besten Tage hinter sich, und meine Anforderungen an ein Notebook sich mittlerweile auch geändert. Im Laufe der vergangenen Monate habe ich viele unterschiedliche Arbeitsgeräte ins Auge gefasst, bis ich den Schritt auf macOS gewagt habe – und das auch eher zaghaft. Ein MacBook Pro 16 erfüllte schlicht alle Anforderungen, die ich hatte, und somit stand die Entscheidung rational fest. Emotional habe ich mich jedoch lange gegen den goldenen Käfig von Apple gewehrt und den Kampf am Ende verloren.

Wenn aller Anfang gar nicht so schwer ist
Trotz meiner Zweifel startete ich voller Vorfreude mein MacBook und war bei der Eingabe meiner Mail-Adresse direkt verwirrt: Wo ist hier noch einmal die @-Taste? Das Tastatur-Layout ist bei Apple-Geräten anders aufgebaut als bei anderen Tastaturen. Bei Windows erreichst Du dieses Sonderzeichen mit der Kombination Alt Gr + Q – unter macOS sind es die Tasten Option + L. Auch die Strg-Taste für die Copy-and-paste-Geste suchst Du beim Mac vergeblich.
Die erste Hürde war genommen, und ich saß vor der neuen Welt von Apples Benutzeroberfläche. Der Desktop heißt hier Schreibtisch, für die Suche nach Dateien kommt nicht die Windows-Suche zum Einsatz, sondern Spotlight. Mac-Usern braucht man auch nicht mit einem Datei-Explorer um die Ecke zu kommen, bei ihnen heißt das Finder. Zumindest ein Detail habe ich gleich wiedererkannt: das sogenannte Dock, also das Pendant zu der Windows-Taskleiste. Zum Glück sehen die beiden Programmleisten relativ gleich aus – wie unterschiedlich sie funktionieren, ist jedoch eine andere Geschichte.

Wo Windows den User mit allen Einstellungen und Aktionen am unteren Bildschirmrand hält, nutzt Apple die gesamte Oberfläche aus. Eine Art Startmenü habe ich zunächst vergeblich gesucht – klar, ich habe mich auch an der Taskleiste beziehungsweise dem Dock orientiert. Bei macOS befinden sich jedoch alle Einstellungen ganz oben links auf dem Schreibtisch in der sogenannten Menüleiste. Hinter dem Apple-Logo verbirgt sich das Startmenü, daneben gibt es eine Reihe von wechselnden Einstellungsmöglichkeiten, je nach Programm. Den Blick zum oberen Bildschirmrand musste ich erst lernen – oft vergaß ich die Menüleiste dort vollkommen.
Manche Unterschiede liegen aber auch im Detail. Während Windows-User ein geöffnetes Fenster mit Buttons in der rechten oberen Ecke minimieren, verkleinern oder vergrößern und schließen können, befinden sich die Buttons bei macOS oben links. Außerdem sind sie rot, gelb und grün eingefärbt.

Bisher sind die aufgezählten Punkte nicht allzu gravierend. Die Bedienung und Blickrichtung habe ich schnell gelernt, sie stören mich heute überhaupt nicht mehr. Alles andere als intuitiv sind dagegen andere von macOS vorgegebene Abläufe.
"Windows ist intuitiver als macOS!"
Ich stelle diese Behauptung mal in den Raum, auch auf die Gefahr hin, dass viele Apple-Fanboys den Artikel nun schließen. Sei’s drum. Seit der Einführung von Smartphones fokussierten sich Unternehmen immer mehr auf die intuitive Benutzung ihrer Produkte. Sie sollen einfach zu bedienen sein, sodass die Nutzer gar nicht zum Handbuch greifen müssen. Nur so werden sie von den Usern akzeptiert und können sich auf dem Markt behaupten. Apple gilt seit Anbeginn als intuitiv – Microsoft musste die Bedeutung dieses Wortes erst lernen.
Mittlerweile sind in Windows zahlreiche Features integriert, die unter macOS ein zusätzliches Programm benötigen. Ein gutes Bespiel ist die fehlende Funktion, Fenster am Rand andocken zu lassen. Ziehst Du ein Fenster also an den linken Bildschirmrand, breitet sich das Programm auf der linken Hälfte des Displays aus. Diese Funktion findest Du unter macOS erst, wenn Du den grünen Fenster-Button länger gedrückt hältst. Das ist nicht gerade selbsterklärend. Im App Store gibt es deshalb zahlreiche Apps, die dieses Feature nachträglich einführen. Ich habe hier für mich die Magnet-App entdeckt.

Ein weiterer Kritikpunkt geht mit dem Fenster-Management einher, meiner Meinung nach ein absoluter Logik-Fehler im macOS. Folgende Situation: Unter Windows öffne ich ein Programm aus der Taskleiste heraus und minimiere es, indem ich noch einmal auf das Icon in der Leiste drücke – es ist die gleiche Bewegung und daher einheitlich aufgebaut. macOS macht das anders. Hier hole ich ein Programm aus dem Dock in den Vordergrund, doch bei nochmaligen Tippen auf das Icon passiert nichts. Tatsächlich muss ich mit dem Mauszeiger in die linke obere Ecke navigieren und dort das Fenster schließen. Das ist unnötiger Aufwand, den Apple mit einem logischen Aufbau hätte vermeiden können.

Apropos Schließen eines Fensters: Auch über dieses Konzept bin ich zunächst gestolpert. Wie bereits beschrieben, gibt es drei verschieden farbige Button in der linken oberen Ecke eines geöffneten Programms. Drücke ich nun auf den roten Knopf, legt sich das Fenster zurück ins Dock, gleichzeitig verbleibt dort ein kleiner Punkt unter dem Programm-Icon. Er zeigt an, welche Apps gerade geöffnet sind – aber, habe ich die nicht gerade geschlossen? Tatsächlich nicht. Mittlerweile habe ich herausgefunden, dass der rote Knopf zwar das Fenster schließt, jedoch nicht die App. Um das Programm zu beenden, musst Du entweder cmd + Q drücken oder unter dem Programmnamen in der Menüleiste "Programm beenden“ anwählen.
Und wo ist jetzt der Unterschied zum gelben Button? Gute Frage! Der Knopf schließt das Fenster nicht, er minimiert es. Bei entsprechender Einstellung taucht das Programm dann im Dock neben dem Papierkorb auf und lässt sich von dort wieder öffnen. Der Unterschied wird erst bei näherer Betrachtung klar und ist somit nicht intuitiv.

macOS muss man lernen, Windows aber auch
Von Windows bin ich gewohnt, alles, was ich brauche, visuell zu finden. Durch mein neues MacBook habe ich gelernt, dass bei Apples OS vieles über Tastenkombinationen läuft. Das empfinde ich zunächst als befremdlich, es widerspricht dem oft zitierten Satz, macOS sei so intuitiv. Muss ich erst Tastaturkürzel lernen, um die Oberfläche und Apps richtig bedienen zu können, ist eine Eingewöhnung nötig – die Bedienung ist also nicht selbsterklärend.
Fest steht, dass die Lernkurve unter macOS zunächst ansteigt und dann wieder abflacht. Hast Du das System einmal verstanden, kannst Du jeden Apple-Rechner bedienen. Microsoft hingegen bastelt viel an Windows herum, verschiebt Funktionen und Bedienkonzepte. Das Betriebssystem hat sich in der Vergangenheit oft neu erfunden. So wurde beispielsweise das alte Menü der Systemsteuerung aus Zeiten vor Windows 8 für die aktuelle Version des OS reaktiviert. Mittlerweile gibt es zwar ein neues Menü, in dem nach und nach alles integriert wird – tatsächlich sind momentan jedoch zwei Systemsteuerungen in Windows 10 abrufbar.
Oh ja, macOS hat auch Stärken!
So viel ich an der Bedienung von macOS zu bemängeln habe, das System hat natürlich auch seine Vorteile. Toll finde ich, dass ich direkt aus der Menüleiste heraus auf die Bluetooth-Einstellungen zugreifen kann. An einem Windows-Rechner muss ich dazu erst ein Fenster vom rechten Bildschirmrand aufrufen, dann die Einstellungen öffnen und das zu verbindende Gerät auswählen. Das ist bei macOS einfacher gelöst.

Apples große Stärke liegt im Zusammenspiel der einzelnen Geräte und deren Integration in ein gemeinsames Ökosystem. Mein iPhone, die Apple Watch und das iPad gehen eine starke Symbiose mit meinem MacBook ein. Das habe ich so nicht einmal beim Zusammenwirken von Windows Phone mit dem Windows-PC gespürt. Die Apple-Geräte sind perfekt aufeinander abgestimmt, bei der Bedienung gibt es fließende Übergänge. Ich kann auf dem MacBook geöffnete Webseite direkt auf meinem iPhone aufrufen und dort weiter surfen. Trage ich meine Apple Watch am Handgelenk, entsperrt sie meinen Mac automatisch, wenn ich den Rechner aufklappe. Das ist sehr komfortabel und bedeutet eine tolle Benutzerfreundlichkeit.