"Men in Black – International": Wo kein Will ist, ist auch kein Weg

Tessa Thompson und Chris Hemsworth verleihen "Men in Black – International" trotz Drehbuch-Schwächen einen gewissen Charme.
Tessa Thompson und Chris Hemsworth verleihen "Men in Black – International" trotz Drehbuch-Schwächen einen gewissen Charme. Bild: © Sony Pictures Entertainment 2018

Sieben Jahre ist es mittlerweile her, dass Will Smith und Tommy Lee Jones zuletzt als "Men in Black" auf fiese Aliens ballerten. Nun gibt es eine Fortsetzung – abzüglich des zentralen Duos, das der Kinoreihe überhaupt erst ihren Kultstatus bescherte. Ob "Men in Black – International" dennoch an alte Erfolge anknüpfen kann, oder ob sich Fans der Original-Trilogie im Anschluss am liebsten selbst "blitzdingsen" wollen, liest Du in unserer Kritik.

Müsste ich die ersten drei "Men in Black"-Filme umschreiben, es würde wohl auf etwas Umständliches wie "Sci-Fi-Abenteuer-Comedy" hinauslaufen. Die Original-Trilogie war eine perfekt ausbalancierte Mischung aus allem: Leichtherziger, zur Albernheit neigender Humor traf auf krachende, aber niemals zu ernste Action und völlig groteske Aliens. Zusammengehalten wurde dieser gewagte Mix (zumindest in den ohnehin stärkeren ersten beiden Filmen) von einem der besten Buddy-Comedy-Duos der 1990er-Jahre, Will Smith und Tommy Lee Jones.

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Sie sind und bleiben die "Men in Black": Will Smith und Tommy Lee Jones. Bild: © Sony Pictures 2018

Die gute Nachricht vorweg: Mit einem starken Zweiergespann kann "Men in Black – International" ebenfalls aufwarten. Tessa Thompson und Chris Hemsworth bewährten sich schließlich bereits als Co-Stars in "Thor: Tag der Entscheidung". Die schlechte Nachricht: Im direkten Vergleich mit den Originalfilmen kann das neue Leinwandabenteuer trotz der starken Chemie der Hauptdarsteller nicht mithalten – und das liegt vor allem daran, dass sich die Drehbuchautoren Matt Holloway und Art Marcum mit ihrem Skript zu wenig Neues trauen.

Die Devise lautet: einmal alles auf Nummer sicher, bitte! Dass das bei einem Franchise, das eigentlich von seinen absurd-witzigen Überraschungsmomenten lebt, nicht unbedingt die beste Taktik ist, wird schnell offensichtlich.

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Tessa Thompson und Chris Hemsworth bleiben cool – auch wenn das Drehbuch sie auf dem Trockenen sitzen lässt. Bild: © Sony Pictures Entertainment 2018

Men – and Women! – in Black

Schon als kleines Kind lüftet Protagonistin Molly (Tessa Thompson) das Geheimnis der Men in Black: Sie wird Zeuge, wie ihre Eltern neuralisiert werden, und trifft selbst auf einen Alien. Fortan sucht sie aktiv nach den "Männern in den schwarzen Anzügen" – und findet sie. Agent O ist von der hartnäckigen jungen Frau so beeindruckt, dass sie sie probeweise rekrutiert. Molly wird zu Agent M – und schnappt damit dem "King of Pop" Michael Jackson höchstpersönlich den Wunsch-Codenamen weg (Cameo in "Men in Black 2")!

Ab diesem Punkt wird der Film zumindest seinem Titel "International" gerecht, denn es geht raus aus Hollywoods liebster Alien- und Zombieapokalypsen-Metropole New York. Im Auftrag von O reist Neu-Agentin Molly in die Londoner Zweigstelle, wo sie sich mit Agent H (Chris Hemsworth) zusammentut. Doch eine simple Mission als Babysitter für einen Alien-Royal läuft prompt aus dem Ruder und plötzlich stehen M und H auf der Abschussliste der halben Galaxie. Ein Umstand, den das Duo offenbar einem Verräter in den eigenen Reihen zu verdanken hat.

So weit, so berechenbar. Denn das wahre Problem der neuen "Men in Black" ist die Vorhersehbarkeit der Handlung. Jeder "überraschende" Twist ist schon auf Lichtjahre Entfernung zu erkennen – besonders die Auflösung zum Ende hin, auf die ich an dieser Stelle nicht näher eingehen werde, um Spoiler zu vermeiden. Aber: Jeder, der die ersten 20 Minuten des Films gesehen hat, wird ohnehin ahnen, worauf das Ganze hinausläuft.

Eher unter- als überirdische Schurken

Die Durchschaubarkeit allein wäre wohl noch zu verschmerzen, wäre der Humor schräger ausgefallen – oder die Schurken nicht so austauschbar. Die Glitzer-Nebel-Gestaltwandler-Alien-Zwillinge starren meist nur düster vor sich hin, viel zu sagen haben sie nicht, dafür dürfen sie kurz tanzen. Na, dann. Im Vergleich mit ihrer Gestaltwandler-Kollegin Serleena aus "Men in Black 2" wirken sie ungefähr so bedrohlich wie ein "Twilight"-Vampir im Vergleich zu Dracula.

Von "The Hive" (in der deutschen Fassung vermutlich: "der Schwarm"?) will ich besser gar nicht erst anfangen ...

Es sind die kleinen Dinge ...

Konzentrieren wir uns lieber auf die Lichtblicke in "Men in Black – International". Allen voran: Mini-Alien Pawny. Der gerade einmal faustgroße Krieger ist der heimliche Star des Films, denn er ist nicht nur niedlich, sondern auch jederzeit für einen Lacher gut (Stichwort: "Ich wünschte, du hättest früher 'Nein, nein, nein' gesagt").

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"Ich bin ein Star – holt mich hier raus!" Bild: © Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH 2019

Gar nicht zum Lachen: Bis zuletzt hoffte ich auf Cameos von Tommy Lee Jones und Will Smith, doch ich wurde enttäuscht. Nicht einmal Name-Drops sind den Fans vergönnt – nur das Gemälde, das die Anhänger schon aus den Trailern kennen.

Einige nostalgische Momente gibt es dann aber doch: So ist den Kinogängern immerhin ein kurzes Wiedersehen mit einer wirklich coolen Emma Thompson als Agent O, dem sprechenden Mops Frank the Pug und den großmäuligen Wurmlingen vergönnt.

Fazit: Neutralisieren nicht nötig ...

... denn "Men in Black – International" bleibt ohnehin nicht lange im Gedächtnis. Als seichte Unterhaltung für zwischendurch ist der Film sicher nicht schlecht: Das zentrale Duo bestehend aus Tessa Thompson und Chris Hemsworth macht seinen Job gut und auch für den einen oder anderen Lacher ist gesorgt. Auf unvergessliche, ikonische Szenen wie die Test-Sequenz in "Men in Black" (1997) warten die Fans hier allerdings vergeblich. Ohne Will Smith und Tommy Lee Jones ist es eben doch nicht dasselbe ...

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Angebot
Men in Black - International
Men in Black - International
  • Datenblatt
  • Hardware und software
  • Genre
    Action, Comedy, Science-Fiction
  • Laufzeit
    1 Stunde 54 Minuten
  • Release
    13. Juni 2019
  • FSK
    12
TURN ON Score:
2,5von 5
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