Heute erscheint "Metro Exodus", das nicht nur von mir sehnsüchtig erwartet wurde. Ich zocke den immersiven Singleplayer-Shooter nun schon seit ein paar Tagen und wollte hier eigentlich meinen ausführlichen Test präsentieren. Doch daraus wird leider nix – ich kann das Spiel einfach nicht bewerten. Eine Erklärung.
Dass ein brandneues Game wenige Tage vor Release nicht ganz rund läuft und per Patch noch schnell gefixt wird, daran hat man sich als Tester schon fast gewöhnt – da knirscht man immer ein bisschen mit den Zähnen, aber gut: So läuft es nun mal heutzutage im Gaming.
Auch die Testversion von "Metro Exodus" kam mit dem freundlichen Hinweis, man möge doch bitte online spielen, damit automatisch aufgespielte Hotfixes die letzten Macken noch ausbügeln können. "Kein Problem", dachte ich und installierte die Xbox-One-Version auf meiner Konsole, "online bin ich ohnehin immer und so ein Update ist schnell runtergeladen. Was könnte schon schiefgehen?"
Tja. Der Review-Code, den ich seit ein paar Tagen spiele, ist technisch so fehlerhaft und instabil, dass ich schlichtweg keine endgültige Bewertung abgeben kann – geschweige denn eine Kaufempfehlung.
Clipping-Fehler, Input-Delay und Abstürze
Die ersten paar Spielstunden lief "Metro Exodus" auch noch einigermaßen rund. Sicher, hier und da clippte mal der Arm eines niedergeschossenen Gegners durch eine Wand und die Ladezeiten erschienen mir exorbitant lang; vor allem, wenn ich meinen abgespeicherten Spieldurchlauf fortsetzen wollte. Aber das habe ich als unschöne, wenn auch zu vernachlässigende Lappalie abgetan – "Metro Exodus" ist eben ein großes Spiel, da passiert sowas halt mal.
Ich war nach wie vor guter Dinge, wenn sich auch meine Befürchtungen nach dem Anspiel-Event bewahrheitet haben: Die Bedienung von Artjom ist streckenweise irritierend sperrig und hakelig, an jedem zweiten Steinchen bleibt er hängen und muss von mir mühsam an kleinen und kleinsten Hindernissen entlang bugsiert werden – das geht im Jahr 2019 deutlich runder.

Außerdem ist mir ein deutliches Input Delay aufgefallen, also eine Verzögerung zwischen dem Drücken einer Taste und dem Ausführen der entsprechenden Aktion. Egal, ob ich einen Schrank öffnen, eine Leiter erklimmen oder einen Schuss abgeben will – alles dauert eine gefühlte Sekunde länger als meine Hände am Pad es dem Spiel befehlen. Anfangs hielt ich das für eine bewusste Design-Entscheidung der Entwickler, die ihr neues "Metro"-Spiel damit von den extrem leichtgängigen und schnell reagierenden Konkurrenten wie etwa "Destiny 2" oder "Call of Duty Black Ops 4" abheben und ihm eine gewisse Schwere verleihen sollte. Mittlerweile bin ich mir da aber nicht mehr so sicher.
Viel, viel schlimmer waren aber die Abstürze, die mich regelmäßig fast an den Rand des Nervenzusammenbruchs getrieben haben: In rund zehn Spielstunden ist mir die Konsole 16 mal eingefroren. Richtig gelesen: 16 mal. Und nein, an meiner Xbox One liegt's nicht: Andere Games, egal ob runtergeladen oder von der eingelegten Disc abgespielt, laufen einwandfrei. Doch damit nicht genug. Leider.

Mein persönliches Game Over: Ich kann meinen Spielstand nicht mehr laden
Nach etwa der Hälfte des Abenteuers dann das endgültige Aus für mich: Ich kann meinen Spielstand nicht mehr laden. Wähle ich im Startmenü die Option "Continue", erscheint brav der Ladebildschirm – um mich nach mehreren Minuten dann einfach zurück ins Dashboard meiner Xbox One zu kicken. Ich versuche es wieder und wieder, aber nichts zu machen – "Metro Exodus" streikt.
Ich deinstalliere das Spiel von meiner Festplatte, installiere neu, aussichtlos. In meiner Verzweiflung beiße ich sogar in den sauren Apfel und starte das gesamte Kapitel neu, was meinen aktuellen Spielstand überschreibt – ärgerlich, weil ich ganz kurz vor dem Ende des entsprechenden Abschnitts war. Und, Du ahnst es schon: Schon beim ersten Ladebildschirm dasselbe Elend – nix geht mehr, "Metro Exodus" startet nicht. Game Over.

Ich spiele kurz mit dem Gedanken, meine Savefiles manuell nach einem intakten Speicherstand zu durchsuchen und vielleicht irgendwie auf diese Weise mein Spiel fortsetzen zu können, aber jetzt werde ICH bockig: Wieso sollte ich mir diese Arbeit machen? Das hier ist ein AAA-Game, das zum Vollpreis verkauft wird und mir als 'fertig' zugänglich gemacht wurde – und ICH soll hier einen mühsamen und zeitaufwendigen Workaround um einen absoluten Killer-Bug finden? Nö. Dann spiele ich "Metro Exodus" eben nicht. Es gibt wirklich genügend andere tolle Spiele, die gerade herausgekommen sind – und "Resident Evil 2" habe ich immer noch nicht ganz durch.

(K)Ein Einzelfall?
Tja, deswegen eben: Kein Test von mir. Ich kann nicht ruhigen Gewissens ein abschließendes Urteil zu einem Spiel abgeben, dass ich nur zur Hälfte gespielt habe. Einiges in "Metro Exodus" ist gut, manches sehr gut, Anderes nicht so. Damit musst Du Dich leider erstmal abfinden – ein Update reiche ich vielleicht nach. Wenn mein Speicherstand-Fehler behoben wird. Beziehungsweise: Falls.

Offenbar habe ich extremes Pech, denn von derart massiven technischen Fehlern habe ich bislang in noch in keinem anderen Test gelesen. Allerdings: Ein befreundeter Journalistenkollege hat mir von fast ebenso schlimmen Problemen der PS4-Version berichtet – inklusive eines komplett verschwundenen Inventars, einer Framerate von 10 fps und einmal ist ihm seine Spielfigur durch den Levelboden ins Nichts gefallen. Uund Polygon hält sich ebenso mit dem finalen Review zurück, bis die Retailversion verfügbar ist – was heute der Fall ist. Völlig unerhört scheinen meine Technik-Zipperlein also nicht zu sein.
Schade, sehr schade. Ich bleibe am Ball.