Anstatt Windows als Betriebssystem für Smartphones zu pushen, plant Microsoft seit Neuestem offenbar die schleichende Übernahme von Android. Immer mehr Smartphone-Hersteller wollen ihre Geräte mit vorinstallierten Apps der Redmonder ausliefern. Der Angriff auf Google ist subtil, könnte aber Wirkung zeigen.
Die Strategie hat sich geändert: Jahrelang hatte Microsoft versucht, im mobilen Bereich sein eigenes Betriebssystem Windows an den Nutzer zu bringen. Mit Windows 10 startet der Hersteller vermutlich noch in diesem Monat einen weiteren Versuch. Wirklich geklappt hat es bisher nicht. Im Gegenteil: Googles Betriebssystem Android läuft mittlerweile auf mehr als 80 Prozent aller Smartphones weltweit: Kurz gesagt: Android ist das Windows der mobilen Welt.
Apps statt Windows
Diese Einsicht hat nun offenbar auch Microsoft gewonnen, denn der Hersteller scheint seine Strategie zu ändern. Anstatt unnötige Ressourcen zu verschwenden, um sein eigenes Betriebssystem auf die Geräte möglichst vieler Smartphone-Hersteller zu bekommen, versucht der Konzern jetzt lieber, seine sonstige Software in Form von Apps auf möglichst vielen Android-Smartphones zu platzieren.
In den vergangenen Monaten hat Microsoft dabei bereits Verträge mit Samsung, LG, Sony und Dell geschlossen. Alle vier Hersteller werden ihre neuen Android-Smartphones und -Tablets in Zukunft mit vorinstallierten Microsoft-Programmen wie Office, Outlook, OneDrive und Skype ausliefern. Nun soll auch Asus als Hersteller hinzukommen und Kooperationen mit weiteren Smartphone-Bauern dürften ebenfalls nicht ausgeschlossen sein. Anstatt Google auf der Betriebssystem-Ebene anzugreifen, versucht es Microsoft nun also eine Ebene tiefer – bei den Apps.
Microsoft übernimmt die Strategie von Google
Im Prinzip adaptiert Microsoft damit genau die Strategie, die Google selbst seit Jahren mit großem Erfolg fährt. Denn ganz egal ob Android, iOS, Windows oder Mac OS – Google-Dienste wie Chrome, Gmail oder Maps kennen faktisch keine Grenzen und erfreuen sich auf jeder Plattform großer Beliebtheit. Auch dort wo Google nicht das Betriebssystem stellt, gelingt es dem Unternehmen so, viele Nutzer an die eigene Software zu binden.
Dass Microsoft dabei gerade jetzt mit seinen Apps den Vorstoß auf Android wagt, ist bemerkenswert. Denn Google selbst hatte erst Ende September angekündigt, in Zukunft weniger eigene Apps auf den Android-Geräten vorinstallieren zu wollen und außerdem das Löschen vieler Google-Apps ohne Root zu ermöglichen. Während sich Google also auf dem eigenen Betriebssystem ein wenig in den Hintergrund zurückzieht, drängt sich Microsoft auf Android mit Macht in den Vordergrund.
Ein subtiler Angriff, der Wirkung zeigen könnte
Für Google ist diese schleichende Übernahme durchaus nicht unproblematisch. Denn an Android selbst verdient der Entwickler kein Geld, da er das Betriebssystem den Herstellern kostenlos zur Verfügung stellt. Einnahmen erzielt Google vielmehr dadurch, dass möglichst viele User seine Apps nutzen. Wenn es Microsoft nun mit der neuen Strategie gelingen sollte, dem Internet-Riesen genau in diesem Bereich Nutzer abzujagen, dann wäre dies wohl als subtiler, aber ernst zu nehmender Angriff auf die Machtstellung von Google im mobilen Sektor zu werten.