- "Miitopia": Schräges Abenteuerspiel mit einem Hauch RPG
- Handlung: Darum geht's in "Miitopia"
- Gameplay: Lineare Reisen mit rundenbasierenden Kämpfen
- Nicht nur beim Essen: Bedürfnisse der Mii sind individuell
- "Miitopia": Der typische Nintendo-Spielspaß rettet den Tag
- Fazit: Schräg, aber irgendwie faszinierend
Mit "Miitopia" veröffentlicht Nintendo ein neues Handheld-Game für seine 3DS- und 2DS-Systeme, das an den Erfolg von "Tomodachi Life" anknüpfen soll. Darin können wir mit den putzigen Ebenbildern von Familie, Freunden und Promis auf eine schräge Reise gehen. Was den Reiz des skurrilen Spiels ausmacht, versucht unser Test zu ergründen.
Schon auf der Nintendo Wii führte der japanische Hersteller die kleinen Mii als Avatare von Spielern ein, die in einigen Games auch als Spielfiguren auswählbar sind. Auf dem Nintendo 3DS erschien später eine "Lebenssimulation" mit dem Titel "Tomodachi Life", in der man den eigenen und die Mii seiner Freunde und Familie in ein Haus ziehen lassen kann. Durch Geschenke, Minispiele und andere Interaktionen konnte man zusehen, wie sich deren Beziehungen untereinander entwickelten – ein eigenartiger Spaß, der auf seltsame Art und Weise fesseln konnte. Mit "Miitopia" erscheint nun ein neues Spiel, in dem die Mii auf eine Abenteuerreise gehen.
"Miitopia": Schräges Abenteuerspiel mit einem Hauch RPG
Zwar geben die RPG-Elemente und Kämpfe gegen Fantasiewesen den Figuren in "Miitopia" nun deutlich mehr zu tun, als noch in "Tomodachi Life" – das Spielerlebnis steht dem Klassiker jedoch in Schrägheit kein Stückchen nach. Die Avatare unserer Liebsten werden wild mit denen von Promis oder anderer bekannten Figuren gemischt und entwickeln wie in einem mobilen Sozialexperiment verschiedenste Beziehungen untereinander. Das klingt für Außenstehende erstmal konfus, entwickelt aber ein unerklärliches Suchtpotenzial – so viel vorweg. Was hierfür der Grund ist, lässt sich aber nicht so leicht erklären.
Handlung: Darum geht's in "Miitopia"
Immerhin kommt "Miitopia" nun mit einer Story daher: In einem märchenhaften Land herrscht Frieden und Harmonie, bis ein dunkler Fürst aufkreuzt und die Gesichter der Menschen raubt. Diese klebt er den verschiedensten Monstern auf, ein Held mit göttlicher Macht (Ja, genau. Das sind wir.) tritt auf den Plan und muss die unschuldigen Seelen retten. Auf der Reise trifft er nicht nur auf neue Verbündete, sondern auch auf allerlei bunte Bewohner des Landes, die seine Hilfe brauchen. Es lässt sich erahnen: Die Story hinter "Miitopia" hat eigentlich nicht unbedingt das Potenzial um für Langzeitmotivation zu sorgen.
Gameplay: Lineare Reisen mit rundenbasierenden Kämpfen
Was ist es dann, was mich stundenlang an den New Nintendo 2DS XL fesselt, während ich meinen Mii an der Seite von Vegeta (angelehnt an "Dragon Ball") gegen den dunklen Fürst Creeper (angelehnt an "Minecraft") kämpfe, um das Gesicht von König Barack Obama zu retten? Revolutionäres Gameplay bietet "Miitopia" eigentlich auch nicht: Die kleine Mii-Party zieht los und erkundet die Spielwelt völlig linear, nur ab und zu gibt es Weggabelungen. Die Reise wird ab und zu von Kämpfen unterbrochen, die rundenweise ablaufen, eher einfach sind und ein wenig an klassische "Final Fantasy"-Titel erinnern. Auch das Finden von Schatzkisten oder Story-Events scheinen eher zufällig einzutreten. Am Ende eines Spieldurchlaufs finden die Mii dann ein Gasthaus: Hier verteilen wir Geschenke, bestimmen, wer mit wem ein Zimmer teilt und verteilen Nahrung.
Nicht nur beim Essen: Bedürfnisse der Mii sind individuell
Ein wenig aufpassen müssen wir aber schon: Jeder Mii hat unterschiedliche Vorlieben, das verteilte Essen hat also mal mehr, mal weniger positive Effekte. Schmeckt es dem "Miitopia"-Avatar gut, steigern sich seine Werte umso mehr. Die Persönlichkeiten der Mii basieren auf sieben verschiedenen Archetypen (Nett, aktiv, vorsichtig, etc.) und jede Figur erhält eine von 12 Rollen, genannt Jobs (Krieger, Magier, Popstar, Katze, Forscher, etc.). Je besser das soziale Verhältnis zwischen den Figuren ist, etwa weil sie sich längere Zeit ein Zimmer teilen, desto eher erlernen sie Team-Aktionen, die im Kampf hilfreich sein können. Ebenso können sie sich aber auch mal streiten und gegenseitig nicht riechen. Im Gasthaus können beim Glücksrad und beim Schnick-Schnack-Schnuck zudem Boni erspielt werden. Nichts Revolutionäres also – das eigentliche Gameplay von "Miitopia" hält sich eher auf Mobile-Gaming-Niveau. Da gibt es andere 3DS-Titel mit raffinierteren Ideen.
"Miitopia": Der typische Nintendo-Spielspaß rettet den Tag
Trotzdem macht "Miitopia" einen Haidenspaß: Kein Wunder, es ist ein typischer Nintendo-Titel – technisch hat das Spiel auf dem New Nintendo 2DS XL, mit dem es zeitgleich erscheint, nichts Aufsehenerregendes zu bieten. Aber wenn wir Prinzessin Zelda beistehen, ihre Liebe zu Peter (angelehnt an "Family Guy") auszuleben, obwohl sie von König Obama mit Prinz Alf (ja, dem TV-Alien Alf) verlobt wurde, fesselt das auf eine skurrile Art und Weise. Die meisten der Mii in der durchgeknallten Story lassen sich mit Freunden und Familienmitgliedern besetzen. Diese lassen sich im "Mii-Maker" des DS erstellen oder per Street-Pass-Funktion von anderen Handheld-Besitzern kopieren. Wer also seine eigene Mutter als dunklen Fürst und den Opa als Prinzessin sehen will, kein Problem.
Fazit: Schräg, aber irgendwie faszinierend
Natürlich ist "Miitopia" – auch das ist typisch für Nintendo – in erster Linie für eine sehr junge Zielgruppe gemacht. Allerdings macht es der eigentümliche Humor des Spiels auch für erwachsene Besitzer eines 3DS oder 2DS interessant. Vor allem versierte Liebhaber des japanischen Games-Herstellers werden dem schrägen Reiz wohl erneut verfallen. In jedem Fall lohnt es sich vor dem Kauf, die Gratis-Demo aus dem Nintendo-eShop auszuprobieren. Wer ein aufwändiges Rollenspiel mit toller Grafik, tiefgründiger Story und aufregendem Gameplay sucht, sollte die Augen aber vielleicht eher nach einem anderen Spiel offen halten. Schade ist außerdem, dass die Hardware des Handhelds zu keinem Zeitpunkt ausgelastet wird. Nintendo-Fans werden trotzdem endlose Stunden mit "Miitopia" verbringen können, auch Amiibos werden im Spiel unterstützt.