Wirklich durchgesetzt haben sich Smartwatches noch nicht. Viele Menschen tragen lieber smarte Analoguhren. So eine ist auch die Misfit Phase, die optisch ganz auf Klassiker macht, aber mehr kann als nur gut aussehen. Wir haben die Fitness-Uhr im Alltag und beim Sport getestet – und haben jetzt eine ganz klare Empfehlung.
"Hybride Smartwatch" nennt Misfit seine Phase, die erste Fitness-Uhr im Produktsortiment. Der Hersteller, der sich bisher mit besonders schick designten Fitness-Trackern einen Namen machte, sprang Ende 2016 auf den Trendzug der smarten Analoguhren à la Withings Activité oder Runtastic Moment auf. Das ergibt Sinn, schließlich wurde das Unternehmen Ende 2015 von Uhrenhersteller Fossil übernommen. Und das sieht man der Misfit Phase auch an.
Misfit Phase: Klassisches, minimalistisches Design
Dass ein Fitness-Tracker gut aussieht, ist leider alles andere als selbstverständlich. Während manche Wearables besser unter dem Hemdärmel versteckt werden, traf Misfit schon immer den Geschmack vieler Lifestyle-Fans. Die Fitness-Gadgets des Herstellers lassen sich meist auch als Mode-Accessoire verkaufen – da bildet unser Testgerät mit seinem weißen Lederarmband und dem Gehäuse in Roségold keine Ausnahme.
Die Analoguhr mit smartem Innenleben punktet mit einem sehr zurückhaltenden, klassischen Design. Das Gehäuse aus Edelstahl hinterlässt einen wertigen Eindruck und ist bis 5 ATM wasserdicht. Mehr als zwei dezente Knöpfe sind daran nicht zu finden. Auch das Zifferblatt ist minimalistisch gehalten: Zwei Zeiger, zehn Striche, aber keine Zahlen prägen den Look. Moment mal – zehn Striche? Ja, statt der Zwölf prangt das Misfit-Logo, statt der Sechs ein kleiner Kreis auf der Uhr. Was es damit auf sich hat, erklären wir Dir noch. Einziger Kritikpunkt am Design ist das recht dicke Gehäuse, das auch nur mit circa 40 Millimetern Durchmesser erhältlich ist. Zarte Handgelenke haben hier das Nachsehen. Dafür lassen sich die Armbänder – je nach Version kommt die Misfit Phase mit Leder- oder Sportarmband – ganz einfach austauschen.
Smarte Features & ein Smart Button für den Alltag
Das Design ist allerdings nur ein Auswahlkriterium bei einer smarten Analoguhr. Auch die intelligenten Features sollten zum Alltag des Trägers passen. Was ihre Funktionen als Fitness-Tracker angeht, unterscheidet sich die Misfit Phase kaum vom Misfit Shine 2, den wir ebenfalls testen durften. Die Armbanduhr zählt Schritte, schätzt Distanzen, errechnet verbrauchte Kalorien und trackt den Schlaf. Basis dafür sind ein 3-Achsen-Beschleunigungssensor und ein Magnetometer. Dank eines Vibrationsmotors und einer analogen Farbanzeige kann die Phase aber auch über eingehende Benachrichtigungen und Anrufe auf dem Smartphone informieren, ihren Träger morgens wecken und tagsüber an mehr Bewegung erinnern. Das kennt man so auch von vielen anderen Fitness-Trackern.
Im Gegensatz zum Misfit Shine 2 besitzt die Phase allerdings keine Leuchtanzeige für Benachrichtigungen. Stattdessen erscheint ein farbiger Kreis anstelle der Sechs auf der Uhr. Ohne Beleuchtung sind die unterschiedlichen Farben der wirklich kleinen Anzeige aber nur schwer auseinanderzuhalten. Für weitere Informationen zur Nachricht musst Du ja aber ohnehin das Handy zücken. Smarter als beim Shine 2 fällt hingegen der sogenannte Smart Button der Phase aus. Während der obere Knopf am Gehäuse zwischen Zeit- und Fortschrittsanzeige wechselt, lässt sich der untere Knopf mit bis zu vier verschiedenen Funktionen individuell belegen (einmal, zweimal oder dreimal drücken sowie länger gedrückt halten). Sinnvoll ist es etwa, sich das Aktivitäts-Tracking auf die Taste zu legen, denn Radfahren, Joggen, Schwimmen und Co. werden nicht automatisch erfasst. Wer möchte, kann den Button allerdings auch zum Auslösen eines Selfies, zum Steuern der Musik auf dem Smartphone oder zum Navigieren durch eine PowerPoint-Präsentation nutzen.
Einfache App für Bewegungsmuffel
Wie viel Du Dich tagsüber bewegt hast, wie lange Du in der Nacht geschlafen hast und wie Misfit das Ganze bewertet, siehst Du in der zugehörigen App nach. Diese ist kostenlos für iOS und Android erhältlich und sehr simpel aufgebaut. Der Startbildschirm zeigt Dir den jeweils aktuellen Tag und Deine bisher erreichte Punktzahl durch Bewegung und Schlaf. Sämtliche Aktivitäten des Tages werden einfach untereinander aufgelistet. Diese müssen manuell erfasst werden und bleiben im Nachhinein bearbeitbar. Die Misfit Phase erkennt nämlich nicht, ob Du radfahren, schwimmen oder tanzen warst.
Ohnehin ist das alles mehr zur groben Orientierung gedacht. Ohne GPS und einen Herzfrequenzsensor hält sich die Genauigkeit der Aktivitätserfassung und Kalorienberechnung natürlich arg in Grenzen. Aus einer 8,4-Kilometer-Laufrunde im Test machte die Analoguhr eine 9,7-Kilometer-Strecke, statt 377 hatten wir dabei angeblich 647 Kilokalorien verbrannt. Die Schlaferfassung hingegen funktioniert vergleichsweise genau und auch die Bewegungserinnerungen können eine sinnvolle Stütze im Alltag sein.
Fazit: Kein Sport-Ass, dafür Lifestyle-Profi
Nach unserem Test können wir sagen: Die Entscheidung für oder gegen die Misfit Phase darf ruhig auf Basis des persönlichen Geschmacks getroffen werden. Wer das minimalistisch-edle Design der Analoguhr schön findet, bekommt einen Fitness-Tracker mit einigen smarten Funktionen für den Alltag quasi dazu. Pluspunkt ist natürlich auch das wasserdichte Gehäuse, das so etwas wie Schwimm-Tracking überhaupt erst möglich macht.

Für Triathleten, Marathonläufer oder andere Menschen mit ambitionierten Sportzielen ist die Misfit Phase trotzdem nichts – zumindest nicht als Fitness-Begleiter. Ohne GPS und Herzfrequenzsensor sind ihre sportlichen Fähigkeiten recht begrenzt. Mit ihrem Smart Button, den Bewegungserinnerungen und der einfach zu bedienenden App spielt die smarte Analoguhr ihre Stärken voll und ganz im Alltag aus. Wer sich etwas mehr bewegen, seinen Schlaf im Blick behalten und lieber ein schickes Accessoire statt eines funktionalen Fitness-Gadgets tragen möchte, ist mit der Misfit Phase, die beim Hersteller je nach Variante 179 oder 199 Euro kostet, gut beraten.