Tom Cruise ist zurück in seiner Paraderolle als Superagent Ethan Hunt – im nunmehr sechsten Teil der "Mission: Impossible"-Filmserie. Und von Ermüdung keine Spur, ganz im Gegenteil. Einige US-Kritiker nennen "Fallout" sogar einen der besten Actionfilme aller Zeiten. Zu Recht? Unsere Filmkritik gibt Antwort.
Superschurken, Plutonium, Anarchie: Die Story
Hoher Einsatz: Die neueste unmögliche Mission von Ethan Hunt und seinem eingeschworenen Team aus IMF-Agenten hätte im Falle eines Nichterfolgs wieder katastrophale Konsequenzen. Sie sollen drei Plutoniumkerne in ihren Besitz bringen, die zum Bau von Atombomben nötig sind – und zwar bevor das dem mysteriösen Superschurken Lark und seiner terroristischen Gruppierung der "Apostel" gelingt. Der hat mit den Sprengköpfen nämlich Übles vor: Er will mehrere Milliarden Menschen auslöschen und eine neue Weltordnung der Anarchie errichten ...
Doch die Mission geht schief und so ist Ethan dazu verdammt, Lark selbst zu schnappen. Die CIA jedoch vertraut nicht mehr in seine Fähigkeiten und schickt daher einen eigenen Mann mit auf die gefährliche Mission nach Paris – den muskelbepackten Hünen August Walker (Henry "Superman" Cavill). Werden es die beiden ungleichen Agenten schaffen, Lark das Handwerk zu legen und eine globale Katastrophe zu verhindern?
Nur ein Ziel: Action
Man merkt schnell: Tom Cruise und Regisseur/Drehbuchautor Christopher McQuarrie, die zusammen auch den Vorgänger "Rogue Nation" gedreht haben, sind in "Mission: Impossible - Fallout" nicht zwingend an einer innovativen Agentenstory interessiert. Verrückte Superschurken, mysteriöse Gruppierungen, Atombomben, neue Weltordnungen: Bereits in den ersten Minuten des neuen Teils der mittlerweile 22 Jahre alten Serie werden viele altbekannte Agentenfilm-Checkboxen abgehakt.
Und das ist auch vollkommen in Ordnung. Denn die "Mission: Impossible"-Filme stehen nicht für tiefsinnige Meditationen über Diplomatie oder das Dasein als Spion – sie stehen dafür, das Medium Actionfilm an seine Grenzen zu treiben. Die Agentenstory, die durchaus auch ein, zwei Überraschungen enthält, bildet im Endeffekt nur das Gerüst, das die Setpieces miteinander verbindet. Ihr Versprechen an die zahllosen Fans weltweit (siehe Infobox unten), ultimative Actionfilme abzuliefern, lösen Cruise und McQuarrie auch mit "Mission: Impossible - Fallout" wieder ein, kein Zweifel.
Eigentlich unmöglich: Die "Mission: Impossible"-Filmreihe ist bereits beim sechsten Teil angekommen. Auf die Zuschauerzahlen hat dies jedoch keinen negativen Einfluss – im Gegenteil.
Die weltweiten Einspielergebnisse der bisherigen Teile im Überblick (in Millionen Dollar, via Box Office Mojo):
- "Mission: Impossible" (1996): 457,7
- "Mission: Impossible II" (2000): 546, 4
- "Mission: Impossible III" (2006): 397,9
- "Mission: Impossible - Ghost Protocol" (2011): 694,7
- "Mission: Impossible - Rogue Nation" (2015): 682,7
- "Mission: Impossible - Fallout" (2018): ?
Man schwitzt mit
Bemerkenswert ist, dass Tom Cruise und Co. in "Mission: Impossible 6" fast nur "handelsübliche" Zutaten anwenden. Cruise, zur Zeit des Drehs 54 Jahre alt, rennt, fährt und fliegt durch größtenteils gar nicht so exotische Locations wie Berlin, Paris oder London, und das wahlweise zu Fuß, auf dem Motorrad, im PKW, LKW oder im Hubschrauber. Doch die Actionsequenzen, die der Film fast pausenlos serviert, sind beseelt von einer solchen Intensität und Dringlichkeit, dass man als Zuschauer, eingesunken in den Kinosessel, mit 3D-Brille auf der Nase und Sprite-Becher in der Hand, teilweise wirklich (wirklich!) ins Schnaufen kommt.
Großen Anteil daran hat Cruise selbst, der – Hut ab – einige extrem gefährliche Stunts selbst übernommen hat und sich während des Drehs in London auch verletzte. Die Action fesselt, weil sie nicht nur echt wirkt, sondern oftmals schlicht echt ist. Weitere Faktoren für ihre Wirkkraft: die innovativen Bilder und Settings sowie der treibende Soundtrack von Hans-Zimmer-Schüler Lorne Balfe ("Assassin’s Creed III", "Dunkirk"), der das berühmte "Mission: Impossible"-Theme auch auf clevere Weise in einige der Action-Passagen seines Scores einwebt.
Mehrere Actionsequenzen brennen sich daher förmlich ins Gedächtnis ein und werden sicher auch auf Blu-ray und/oder YouTube ihre Fans finden. Dennoch steht fest: "Mission: Impossible - Fallout" ist ein Film, für dessen erste Sichtung sich ein Besuch im Kino geradezu aufdrängt.
Besetzung: Die Mischung macht’s – und Henry Cavill
Trotz der Überlänge von 147 Minuten wird es auch in den Dialogszenen zwischen den bombastischen Setpieces nicht langweilig. Als Zuschauer darf man sich dann am geballten Charisma des Ensembles erfreuen, fachmännisch zusammengestellt aus vertrauten Hollywoodgesichtern wie Alec Baldwin und Angela Bassett ("American Horror Story"), Langzeit-"M:I"-Stars wie Ving Rhames und Simon Pegg sowie Newcomern wie Vanessa Kirby (Prinzessin Margaret aus "The Crown") und – insbesondere – Henry Cavill.
Bereits im Trailer gefeiert, ist der mittlerweile bärtige Superman-Darsteller tatsächlich ein Schlüssel zur Genialität des neuen "Mission: Impossible"-Films. Cavill ergänzt mit seiner bulligen Statur und dem eisernen Blick das Team um Ethan Hunt bestens. Und sein Charakter des undurchsichtigen CIA-Agenten Walker wurde von Drehbuchautor McQuarrie auch sehr effektiv in die Story eingebunden.
"Mission: Impossible 6 - Fallout": Mein Fazit
Alles in allem ist "Mission: Impossible - Fallout" die konsequente Weiterentwicklung der erfolgreichen Formel aus Agentenfilm-Motiven, darstellerischem Charisma, Tom Cruise und wahnsinnigen Actionszenen fast ohne Pause. Wer nach dem Kinobesuch lieber an bombastische Bilder zurückdenkt als an philosophische Aussagen vielschichtiger Charaktere, ist hier aber sowas von richtig.
Bleibt nur noch die eingangs gestellte Frage zu beantworten: Ist "Mission: Impossible 6" der beste Actionfilm aller Zeiten? Das vielleicht nicht ganz, aber mithalten mit den Großen des Genres können Ethan und Co. auf alle Fälle!