Im Test muss das Moto G4 Plus nicht nur beweisen, dass es ein gutes Mittelklasse-Smartphone ist, sondern auch, dass die Moto-Marke ohne Motorola weiter bestehen kann. Wir haben das Smartphone auf Herz und Nieren geprüft.
Das neue Moto G4 Plus markiert für die Marke in gewisser Weise einen Neuanfang. Erstmals erscheinen die neuen Moto-Smartphones in diesem Jahr nämlich nicht mehr unter dem Namen Motorola, sondern unter dem des Mutterkonzerns Lenovo. Die Frage, die sich uns im Test deshalb stellte: Ist das Moto G4 Plus noch immer ein echtes Moto und ist es vielleicht sogar ein besseres Moto als seine Vorgänger?
Das Design bleibt klassisch Moto
Auf den ersten Blick ändert sich dabei gar nicht so viel, wie man vielleicht glauben möchte. Optisch präsentiert sich das neue Moto G nämlich fast schon wie ein Klon der Vorgänger und behält den klassischen Motorola-Look bei, einzig die Verarbeitung wirkt etwas wertiger. Umrandet wird das Moto G4 Plus von einem glatten Metallrahmen, während die Rückseite von einer gummierten Kunststoffklappe verdeckt wird. Diese lässt sich auch in der vierten Generation abnehmen. Unter der Abdeckung befinden sich ein Slot für microSD und gleich zwei Einschübe für SIM-Karten. Der Akku lässt sich hingegen nicht ohne Hilfsmittel herausnehmen – eine vertane Chance.
Auf der Vorderseite ist es vor allem der Fingerabdrucksensor, der im Vergleich zu älteren Moto-Smartphones hervorsticht. Dieser befindet sich unterhalb des Displays, dient jedoch nicht wie bei Samsung oder Apple als Home-Button, sondern tatsächlich nur zum Entsperren des Gerätes. Die eigentlichen Buttons befinden sich – wie bei den meisten Android-Smartphones üblich – auf dem Display. An Speed und Genauigkeit des Fingerabdruckscanners gibt es allerdings gar nichts auszusetzen. Im Test erkannte dieser die eingescannten Finger stets genau und entsperrte das Telefon in einem Wimpernschlag. Wirklich klasse, welche Qualität hier in einem Smartphone der Mittelklasse geliefert wird.
Schickes Display mit knackigen Farben
Der 5,5-Zoll-LCD-Screen des Mittelklasse-Smartphones macht einen hervorragenden Eindruck und wartet mit einer Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln auf, die sich mittlerweile für Smartphones dieser Größenordnung zum Standard entwickelt hat. Neben der damit verbundenen hohen Pixeldichte von 401 ppi bietet der Screen einen hervorragenden Kontrast sowie natürliche Farben und kann damit als einer der Pluspunkte des neuen Moto durchgehen.

Pures Android mit Zuckerguss
Bei der Software des Moto G4 Plus setzt Lenovo weitgehend auf Stock Android in der Version 6.0.1 Marshmallow. Alle zentralen Google-Apps sind vorhanden, zusätzliche Bloatware gibt es hingegen kaum, sodass von den 16 GB an internem Speicher gut 10 GB auch tatsächlich für Apps, Fotos und Musik zur Verfügung stehen. Alternativ bietet Lenovo das Moto G4 Plus auch mit 32 oder 64 GB an. Ein paar sinnvolle Software-Extras hat Lenovo dem Moto G4 Plus dennoch spendiert. So besteht beispielsweise im Task-Manager die Möglichkeit, alle zuletzt geöffneten Apps auf einmal zu schließen – unter Stock Android geht das bislang nur einzeln.

Die Stärken des Mittelklasse-Prozessors
Für die Performance zeichnet sich ein Snapdragon 617-Prozessor verantwortlich. Dieser gehört zwar nicht zu den absoluten High-End-Prozessoren, überraschte im Test jedoch mit einer hervorragenden Leistungsfähigkeit, bei der alle gestellten Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit gemeistert wurden. Im AnTuTu-Benachmark-Test erreichte das Device einen hervorragenden Wert von 45.503 Punkten, was durchaus auf dem Niveau einiger Vorjahres-Flaggschiffe liegt. Für alltägliche Tasks ist das Moto G4 Plus somit hervorragend ausgestattet. Apropos Tasks: Unser Testgerät gab sich mit seinen 2 GB RAM an Arbeitsspeicher auch im Bereich Multitasking keine Blöße. Wer dennoch mehr möchte, kann bei Lenovo alternativ eine Variante mit 4 GB RAM bekommen.

Kamera auf Flaggschiff-Niveau?
Gibt es eigentlich noch Smartphones mit richtig schlechter Kamera? Das Moto G4 Plus gehört jedenfalls nicht dazu. Im Gegenteil: Die 16-Megapixel-Optik sorgte im Test für richtig schöne, natürliche und lichtstarke Bilder. Farben und Details werden beim Fotografieren hervorragend eingefangen und wer möchte kann sogar HDR- und Profi-Modus zuschalten. Lediglich im Nahbereich macht der Sensor irgendwann die Hufe hoch, was aber zu verschmerzen ist.
Überzeugen kann auch die Selfie-Kamera, die mit ihren 5 Megapixeln beinahe schon erschreckend scharfe Bilder macht. Auch Ausleuchtung und Farbdarstellung stimmen hier, was von Smartphone-Frontkameras leider nicht immer behauptet werden kann. Insgesamt hinterlässt das Moto G4 Plus im Foto-Bereich damit einen hervorragenden Eindruck und kann sich fast in jeder Beziehung mit den teuren Flaggschiffen der Konkurrenz messen.
Die Resterampe
Während die starke 16-Megapixel-Kamera und der Fingerabdrucksensor für ein Mittelklasse-Smartphone schon ziemlich beeindruckend sind, hat Lenovo an einigen anderen Stellen jedoch auch den Rotstift angesetzt. So besitzt das Moto G4 Plus als eines der wenigen aktuellen Android-Smartphones keinen NFC-Chip. Über den fehlenden USB Typ-C-Port könnte man ebenfalls meckern, muss man aber nicht. Der Micro-USB-Anschluss ist nämlich genau so gut. Schön ist zudem, dass der 3000-mAh-Akku keine Probleme hatte, das Smartphone über den Tag zu bringen. Im Gegenteil: Am Ende des Tages waren meist noch 30 bis 50 Prozent Batterieleistung übrig. Auch hier bietet das Moto G4 Plus mehr als viele Konkurrenten.

Fazit: Das beste Moto?
In der vierten Generation – und unter der Ägide von Lenovo – ist das Moto G endlich erwachsen geworden. Mit dem G4 Plus liefert der Hersteller das bislang beste Smartphone der Serie ab und spendiert dem Gerät mit dem hervorragenden Display, der sehr guten Kamera und dem Fingerabdruckscanner auch ein paar Features, mit denen sich das Moto gegen so manches Oberklasse-Modell behaupten kann. Bei der Performance spielt es zwar noch nicht ganz in der ersten Liga mit, leistet sich jedoch auch keine nennenswerten Schwächen.
Die starke Ausstattung schlägt sich allerdings auch im Preis nieder. Mit einer Einstiegs-UVP von 299 Euro für die 32 GB-Variante ist das Moto G4 Plus auch das bislang teuerste Smartphone der G-Reihe. Das bedeutet aber keineswegs, dass Kunden hier ein schlechtes Preis-Leistungs-Verhältnis erwartet – im Gegenteil: Mit sehr guter Hardware, einem durchdachten Software-Konzept und hochwertiger Optik entwickelt das Moto G4 Plus einen klaren Zug zur Oberklasse und kann die meisten anderen Smartphones in dieser Preisklasse derzeit in die Tasche stecken.
Lenovo wagt mit dem Moto G4 Plus keine großen Experimente, sondern entwickelt die Stärken der "alten" Motorola-Marke konsequent weiter. Das Ergebnis ist ein Smartphone, das gemessen am Preis-Leistungs-Verhältnis zu den besten seiner Klasse gehört – und auf jeden Fall das beste Moto G aller Zeiten ist.