Mit dem Moto X4 bringt Motorola ein neues Mittelklasse-Smartphone auf den Markt. Es liegt zwischen der günstigen Moto-G-Serie und den Flaggschiffen der Moto-Z-Reihe. Genügen Glas-Design und Dual-Kamera, um Begeisterung auszulösen? Im Test haben wir näher hingesehen.
Design: Glas und Metall
Das Moto X4 besteht wie die meisten Flaggschiff-Smartphones aus Glas und Metall. Beim Galaxy A5 (2017) war das noch etwas Besonderes für die Mittelklasse, aber seitdem ist es Standard geworden. Auch Konkurrenten wie das Honor 9 sind ähnlich hochwertig verarbeitet.
Das edle Gehäuse ist wie das Galaxy S8 nach dem Standard IP68 gegen dauerhaftes Untertauchen geschützt. Wegen der für heutige Maßstäbe geringen Größe des Smartphones mit seinem 5,2-Zoll-Display und den abgerundeten Seiten liegt das Moto X4 sehr gut in der Hand. Auf der Rückseite ist die Dual-Kamera in einer runden Kuppel untergebracht. Insgesamt erinnert das Smartphone an das Galaxy A5 (2017), das aber ohne die Kamera-Kuppel hinten auskommt und so noch eleganter wirkt.

Ausstattung: Dual-Kamera und Co.
Das Moto X4 bietet ein 5,2 Zoll großes Full-HD-Display mit IPS-Technologie. Es leuchtet hell und farbecht, nur der Kontrast ist nicht so stark ausgeprägt wie bei einigen Konkurrenten. Der interne Speicher beträgt klassenübliche 32 GB und lässt sich via microSD-Karte um bis zu 2 TB erweitern.

Der Akku bietet eine ordentliche Kapazität von 3000 mAh und das Smartphone hält tatsächlich auch recht lange durch, die Laufzeit genügt für einen ganzen Tag bei gemischter Nutzung. Dank Fast Charging lädt der Akku via USB-C-Port sehr schnell auf und liefert bis zu sechs Stunden Laufzeit in nur 15 Minuten. Auch gut: Das Moto X4 bietet im Gegensatz zu Flaggschiffen wie dem Google Pixel 2 noch immer einen Klinkenanschluss. Die Musik wird darüber recht laut und die Soundqualität geht in Ordnung, ohne bei Klarheit und Dynamik an das Galaxy A5 (2017) heranzureichen.
Eine Besonderheit ist in der Mittelklasse die Gestensteuerung mithilfe des Fingerabdruckscanners an der Vorderseite. Diese bot auch das Flaggschiff Huawei P10. Wie dort behält man so den Überblick über den Bildschirminhalt, statt ihn mit den Fingern zu versperren.

Leistung: Reich der Mitte
Für die Leistung ist ein Snapdragon 630 nebst 3 GB Arbeitsspeicher zuständig. In Benchmarks ordnet er sich zwischen dem Snapdragon 625 und dem Snapdragon 650 ein, wie der Name schon nahelegt. Damit befindet sich die Leistung genau in der mittleren Mittelklasse. Zum Vergleich: Der Chip ist etwas langsamer als der Snapdragon 808, der einst im Nexus 5X und im LG G4 verbaut war, und minimal schneller als der Snapdragon 625, der das 280-Euro-Einsteigersmartphone Moto G5S Plus antreibt.
Im Alltag lässt sich das Smartphone flüssig und ohne Hänger bedienen. Man bemerkt den Unterschied zum Einsteiger-Chip Snapdragon 435. Flaggschiffe wie das Nokia 8 öffnen Apps hingegen noch schneller und bieten eine höhere Grafikleistung.

Wie beim iPhone könnten Nutzer auch bei Android-Geräten den Eindruck bekommen, dass ihr Smartphone mit der Zeit langsamer wird. Das liegt an den immer anspruchsvolleren Apps, welche die Power neuer Prozessoren ausnutzen. Mit einem Mittelklasse-Chip wie dem des Moto X4 bleibt man also länger glücklich als mit einem Einsteiger-Prozessor. Für 50 Euro mehr, also für 400 Euro, bekommt man allerdings das Honor 9, das einen Flaggschiff-Prozessor bietet.
Kameras: Quantität ist nicht Qualität
Mehr Kameras bedeutet nicht gleich bessere Kameras. Das erkennt man beim Moto X4 vor allem an der 8-Megapixel-Weitwinkel-Kamera hinten, die bei Klarheit, Schärfe und Dynamik nicht an die 12-Megapixel-Kamera daneben heranreicht. Möchte man die Dual-Kamera für einen Tiefenschärfe-Effekt nutzen, tritt das Problem auf, dass sie die Umrisse von Objekten im Vordergrund nicht klar erkennt und so die Unschärfe schon an den Rändern des Motivs auftritt.

Die HDR-Einstellung bietet keinen so großen Vorteil wie bei den Flaggschiffen Galaxy Note 8 oder iPhone 8 Plus. Die 16-MP-Selfie-Kamera verschluckt trotz hoher Auflösung einige Details, auch wenn damit bei guten Lichtverhältnissen recht ansprechende Fotos gelingen. Die Frontkamera hat zudem als Software-Feature einen adaptiven Modus für schlechte Lichtverhältnisse spendiert bekommen. Dank jener automatischen Restlichtverstärkung können auch in Innenräumen ordentliche Selfies geknipst werden. Die Hauptkamera ist bei schlechten Lichtverhältnissen aber schnell überfordert und die Weitwinkel-Kamera noch schneller.
Trotz ihrer Mängel liefern die Haupt- und Selfie-Kamera erheblich bessere Bilder als die von Einsteiger-Smartphones wie dem Nokia 3 oder dem Nokia 6. Wie schon das Honor 6X zeigte, sind die Einsteiger- und die untere Mittelklasse mit der Dual-Kamera-Technologie noch überfordert. Zwei gute Kameras lassen sich aus preislichen Gründen noch nicht verbauen, daher wird oft bei der Qualität von einer der beiden gespart. Erst das Honor 8 Pro für rund 400 Euro liefert eine anständige Dual-Kamera-Qualität, aber selbst in diesem Fall wird sie mit einem langsamen Autofokus erkauft.

Fazit: Solide Mittelschicht
Das Moto X4 ist ein ordentliches Mittelklasse-Smartphone. Ein wasserdichtes Gehäuse aus Glas und Metall sowie die Gestensteuerung mit dem Fingerabdruckscanner waren einst Flaggschiffen vorbehalten. Eine Dual-Kamera ist zwar auch an Bord, aber aufgrund der mäßigen Qualität der Weitwinkel-Kamera wäre das nicht nötig gewesen.

Der Preis von 350 Euro fällt etwas hoch aus. Gute Alternativen sind das Galaxy A5 (2017) für 330 Euro und aus eigenem Hause das nur wenig schwächere Moto G5S Plus für um die 280 Euro. Mehr Leistung gibt es für 400 Euro in Form des Honor 9. Wer die Kombination an Features des Moto X4 schätzt, kann jedoch auch hier zugreifen.