Das Motorola Moto G8 Plus möchte in der Mittelklasse abräumen. Zu den Highlights zählen laut Hersteller unter anderem die Kameras und eine lange Akkulaufzeit. Der Preis von 270 Euro ist heiß – aber kann das G8 Plus nach dem eher durchschnittlichen G7 Plus wieder an die Stärken der Serie anschließen?
- Design: Modern mit Kompromissen
- Technik und Ausstattung: Zweckmäßig
- Kameras und Audio: Gemischte Impressionen
- Fazit und Alternativen: Gut, mit Einschränkungen
Design: Modern mit Kompromissen
Auf den ersten Blick fällt beim Moto G8 Plus die spiegelnde Kunststoffrückseite auf. Unser Modell in "Crystal Pink" zeigt einen Farbverlauf, der sich je nach Lichteinfall wandelt. Die Farben reichen von Dunkelrot bis hin zu einem strahlenden Violett. Der schicke Look muss sich vor dem von Flaggschiffen nicht verstecken, auch der Fingerabdrucksensor hinten fügt sich recht gut ins Bild. Nicht ganz so schnittig wirken dafür die aus dem Gehäuse herausstehenden Kameras – aber auch dieses Design sieht man häufiger.

Mit 9,1 Millimetern ist das Handy recht dick ausgefallen und mit 188 Gramm zählt es nicht zu den Leichtgewichten. Auch der Rahmen besteht aus Plastik, ist aber sehr stabil. Vom Ansatz her wirkt die Vorderseite mit der Kerbe im Wassertropfen-Design für die Selfie-Kamera modern. Allerdings fällt der Displayrahmen rundum breiter aus im Vergleich zu Oberklasse-Handys. Das Moto G8 Plus ist zwar nach IP52 spritzwassergeschützt, nicht aber wasserdicht.
Fazit: Insgesamt ergibt sich der Eindruck eines Smartphones, das recht überzeugend bemüht ist, sich am Look zeitgenössischer Flaggschiffe zu orientieren.
Technik und Ausstattung: Zweckmäßig
Das IPS-Display misst 6,3 Zoll und löst mit 2.280 x 1.080 Pixeln auf. Es stellt Inhalte etwas kalt und bläulich dar, die Farbabstimmung hätte genauer sein dürfen. Obendrein wird der Bildschirm nicht so hell wie aktuelle Flaggschiffe, und so können Probleme beim Ablesen unter direkter Sonneneinstrahlung auftreten. Abgesehen davon ist der Bildschirm aber schon brauchbar.

Für die Leistung ist der Snapdragon 665 zuständig, der stromsparender werkelt als der Snapdragon 660 (u.a. Nokia 7 Plus) und eine stärkere Grafikeinheit hat. Der Chip wird von 4 GB Arbeitsspeicher begleitet und Daten kommen auf einem 64 GB großen, erweiterbaren internen Speicher unter. Die Bedienung klappt im Alltag weitgehend flüssig, vor allem die App-Ladezeiten sind aber spürbar langsamer als bei Flaggschiffen, was auf einen lahmen internen Speicher hinweisen könnte.
Aktuelle Spiele sind gut spielbar, in hohen Settings sind die Bildwiederholraten mit anspruchsvolleren Games wie "Sonic Forces" aber recht niedrig. 4 GB Arbeitsspeicher gehen für die Mittelklasse noch in Ordnung – wer viel Multitasking macht, könnte durchaus an die Grenzen stoßen. Dank NFC, ac-WLAN und Bluetooth 5.0 (inklusive aptX-Support) gibt es nichts an der Konnektivität auszusetzen.
Der Akku hat eine üppige Kapazität von 4.000 mAh und unterstützt schnelles Aufladen mit 15 Watt, wobei das TurboPower-Netzteil zum Lieferumfang gehört. Die Laufzeit reicht für zwei Tage und damit punktet das Moto G8 Plus bei einem wichtigen Kriterium in der Mittelklasse.

In Hinblick auf die Software ist wieder das Motorola-übliche zu berichten. Die installierte Android-Version verweilt noch bei der Nummer 9, während schon Geräte mit Android 10 verfügbar sind. Das Gerät gehört, im Gegensatz etwa zum Moto One Vision, nicht zum Android-One-Programm, von daher sind zeitige Updates nicht garantiert. Das weitgehend pure Android bereichert Motorola mit seiner "Moto Action"-Software. Sie bietet gelungene Optionen für die Gestensteuerung des Smartphones.
Fazit: Die Laufzeit ist sehr gut, die Leistung solide, aber das Display hätte heller strahlen und farbechter abgestimmt sein dürfen.
Kameras und Audio: Gemischte Impressionen

Bislang haben uns 48-Megapixel-Kamera in Smartphones überzeugt, auch jene im Moto One Vision. Beim Moto G8 Plus gilt das nur bei guten Lichtverhältnissen und wenn das Smartphone ruhig gehalten wird – die optische Stabilisierung, wie sie das Moto One Vision bietet, gibt es hier nicht. Davon unabhängig werden die Farben eher kalt wiedergegeben, und das nicht aufgrund des kühl abgestimmten Displays, sondern auch, wenn man die Fotos an einem besser abgestimmten Monitor betrachtet. Die Kamera macht nun im Herbst insgesamt nur durchschnittliche Fotos, was auch am mäßigen Detailgrad liegt. Die Bilder wirken etwas verwaschen und grieselig.
Bei aktiviertem "Nachtsicht"-Modus verschärft sich das Problem bei Dunkelheit noch. Zwar wird das Motiv hier ordentlich aufgehellt, aber es wirkt derart detailarm und verwaschen, dass die Fotos wenig brauchbar sind. Porträtaufnahmen mit der Hauptkamera gelingen vergleichsweise am besten. Die abgelichtete Person wird relativ scharf eingefangen. Hier macht sich der Tiefensensor positiv bemerkbar.
4K-Videoaufnahmen mit der Hauptkamera sehen recht gut aus, leiden aber unter der fehlenden Videostabilisierung. Die Selfie-Kamera hingegen gehört zu den besseren ihrer Art. Die Selfies wirken scharf und detailreich. Tatsächlich ist es besser, die Selfie-Cam anstelle der 48-Megapixel-Hauptkamera für Porträtaufnahmen zu verwenden.
Bleibt die Action-Cam. Die 16-Megapixel-Weitwinkel-Kamera ist schon vom Motorola One Action bekannt. Wie dort profitiert sie von einer effektiven elektronischen Videostabilisierung und von der Möglichkeit, hochkant zu filmen. Wer etwa seine Fahrrad- oder Rollertouren aufnehmen möchte, erhält hier eine praktische Option. Eine echte Action-Cam für professionelle Clips ersetzt sie nicht. Ärgerlich: Die Action-Cam lässt sich nur als solche einsetzen und nicht auch als Weitwinkel-Kamera.

Im Moto G8 Plus ist weiterhin ein Klinkenanschluss verbaut. Dieser schickt Musik in ordentlicher Qualität an – nicht mitgelieferte – Kopfhörer. Allerdings wird der Klang nicht sonderlich laut, anspruchsvollere Kopfhörer werden hier unterversorgt sein. Der Stereo-Lautsprecher überzeugt da schon eher. Er liefert für Smartphone-Verhältnisse einen satten Klang mit vernehmbaren Bässen.
Fazit: Die Hauptkamera liegt nur leicht über dem Durchschnitt, die Action-Cam ist nett, aber nur als solche nutzbar, die Selfie-Kamera gefällt immerhin sehr gut. Die Stereo-Lautsprecher überzeugen, der Sound über den Klinkenanschluss erschallt aber recht leise.
Fazit und Alternativen: Gut, mit Einschränkungen
270 Euro sind an sich kein schlechter Preis für ein Mittelklasse-Smartphone. Das Moto G8 Plus bietet ein schickes Design, eine gute Verarbeitung und eine sehr lange Laufzeit. Die Performance ist solide, wenn auch kein Highlight. Die 48-Megapixel-Hauptkamera kommt über leicht überdurchschnittliche Fotos nicht hinaus, hier hätte es wenigstens noch eine optische Stabilisierung sein dürfen. Das können auch die sehr gute Selfie-Kamera und die einseitig begabte Action-Cam nicht ganz wettmachen.
So überzeugt das Moto G8 Plus zwar mehr als das Moto G7 Plus vom Vorjahr, aber nicht so sehr wie einst das Moto G6 Plus. Dieses war ein runder Vertreter der Mittelklasse ohne erwähnenswerte Ausfälle. Das G8 Plus muss sich zudem gegen starke Konkurrenz behaupten. Das Galaxy A50 kostet ähnlich viel Geld und hat dem Moto G8 Plus ein kontrastreiches OLED-Display und einen doppelt so großen Speicher voraus.

Das Motorola One Vision bietet bei einem Preis von um die 285 Euro eine optisch stabilisierte 48-Megapixel-Kamera, die bessere Fotos knipst. Auch das Redmi Note 8 Pro für 280 Euro ist ein harter Konkurrent. Es bringt 6 GB Arbeitsspeicher, 128 GB internen Speicher, einen schnelleren Prozessor und eine Glasrückseite mit. Trotzdem: Einen ernsthaften Fehler machen Interessenten an einem Smartphone in diesem Preisbereich mit dem Moto G8 Plus nicht.
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+ Schickes Design + Lange Laufzeit + Sehr gute Selfie-Kamera + Praktische Action-Cam + Gute Stereo-Lautsprecher |
- Hauptkamera ohne optische Stabilisierung - kühl abgestimmtes IPS-Display - kühl wirkende Fotos mit der Hauptkamera - Action-Cam nicht als Weitwinkelkamera nutzbar |