Das Motorola One muss sich im Test vor allem gegen die Moto-G6-Reihe aus dem eigenen Haus bewähren. Wir verraten, warum diese Herausforderung möglicherweise zu groß ist.
- Mit dem Design am Puls der Zeit
- Beim Display wurde gespart
- Betagter Prozessor, der aber immer noch liefert
- Stock Android mit Aussicht auf Updates
- Kein Smartphone für Foto-Fans
- Akku und Fingerabdruckscanner
- Fazit: Ein tolles Design aber viele Schwächen im Detail
Motorola ist hierzulande vor allem für seine Moto-G-Serie bekannt, also gute Smartphones zu günstigen Preisen, mit denen Kunden trotzdem alles bekommen, was sie für ihren digitalen Alltag brauchen. In die gleiche Kerbe schlägt der Hersteller nun auch mit dem Motorola One, seinem ersten Android-One-Smartphone für den deutschen Markt. Überzeugen soll das Gerät vor allem mit seinem modernen Design und einer Update-Garantie für Android. Aber kann das Motorola One auch als Gesamtpaket überzeugen?
Mit dem Design am Puls der Zeit
Seit dem Release des iPhone X vor knapp einem Jahr hat die sogenannte "Notch" ihren Weg in zahlreiche Geräte gefunden. Inzwischen gibt es fast schon eine unüberschaubare Zahl an Smartphones, die mit der Display-Kerbe aufwarten und ansonsten weitgehend auf einen Rand verzichten. Im Falle von Motorola stellt das One jedoch die Premiere dar.
Die Glas-Rückseite wirkt durchaus wertig, ebenso der Fingerabdrucksensor, der gleichzeitig als Motorola-Logo dient und dadurch auf den ersten Blick recht unscheinbar wirkt. Bei der Position der Dual-Kamera orientiert sich der Hersteller an iPhone X oder Huawei P20. Erwähnenswert ist, dass beim Motorola One nicht auf einen klassischen Kopfhöreranschluss verzichtet wurde. Dieser ist also nach wie vor an Bord, auch wenn In-Ear-Kopfhörer nicht zum Lieferumfang des Smartphones gehören.
Beim Display wurde gespart
Während das Design insgesamt durchaus als Stärke des Smartphones durchgehen kann, trifft dies auf das Display nur mit Einschränkungen zu. Nutzer bekommen einen 5,9-Zoll-Screen mit einem kleinen Kinn am unteren Rand und einer relativ breiten Kerbe, die oben in das Display hineinschneidet. Gespart hat der Hersteller eindeutig bei der Auflösung, die gerade mal bei 1520 x 720 Pixeln liegt, was angesichts der Displaygröße eine Pixeldichte von nur 275 ppi bedeutet. Bei der Auflösung liegt das Motorola One damit sogar recht deutlich hinter dem Moto G6.
Zudem glänzt der Screen nicht gerade mit seiner Helligkeit und auch die Farben driften ein wenig ins Rötliche ab. Letzteres fällt jedoch nur beim Vergleich mit teuren Smartphones wirklich ins Auge. Störend empfand ich den eher schwachen Screen des Motorola One eigentlich nur beim Fotografieren und Filmen, da das Display es mit seinen begrenzten Möglichkeiten nicht so leicht macht, Motive wirklich gut ins Bild zu bekommen.
Betagter Prozessor, der aber immer noch liefert
Gespart wurde teilweise auch beim Innenleben des Motorola One. So kommt als Prozessor ein Snapdragon 625 zum Einsatz, der zwar immer noch ausreichend Performance für die Mittelklasse bietet, aber schon mehr zwei Jahre auf dem Buckel hat und beispielsweise schon im Moto Z Play von 2016 zum Einsatz kam. Dass es auch anders geht, zeigt etwa das ebenfalls aktuelle Honor Play, das mit dem Kirin 970, einem High-End-Prozessor aus dem letzten Jahr, arbeitet.
Ein aufwendiges Game wie "PUBG Mobile" ist mit niedrigen Grafikeinstellungen immerhin noch spielbar. Für Alltagsaufgaben reicht die Performance und dank der schlanken Stock-Android-Oberfläche fühlte sich das Gerät im Test immer ausreichend flüssig an.
Recht ordentlich fällt dann allerdings wieder die Speicherausstattung aus. Bei 4 GB RAM und einem internen Speicher von 64 GB gibt es eigentlich nix zu meckern. Nutzer haben sogar die Wahl, ob sie den Speicher per microSD-Karte erweitern möchten oder eine zweite SIM-Karte einsetzen wollen – so muss das sein.
Stock Android mit Aussicht auf Updates
Ein großer Pluspunkt der Android-One-Smartphones, zumindest für diejenigen, die es schätzen, ist die pure Android-Oberfläche. Dadurch läuft das Gerät recht flüssig. Hinzu kommt die Update-Garantie, die über einen Zeitraum von zwei Jahren stets zügige Software-Updates von Google garantiert.
Einen Dämpfer bekommt die ganze Sache aufgrund der Tatsache, dass auf dem Motorola One zum Auslieferungszeitpunkt immer noch "nur" Android 8.1 läuft. Ein zügiges Update auf Android 9.0 soll jedoch schon in Kürze erfolgen.
Kein Smartphone für Foto-Fans
Die Dual-Kamera hatte ich bereits erwähnt. Sie ist beim Motorola One ebenfalls an Bord und könnte dafür sorgen, dass sich Nutzer von der Foto-Performance des Smartphones einiges erhoffen. Das Setup aus einer 13-Megapixel-Hauptkamera und einem 2-Megapixel-Tiefensensor mutet zumindest in der Theorie nicht so schlecht an. In der Praxis bleibt davon allerdings nicht viel übrig. Denn seien wir ehrlich: Das One knipst trotz der zwei Linsen und Sensoren keine besonders schönen Bilder.
Im Test wirkten die Motive selbst bei gutem Licht stets etwas verwaschen und leicht gelbstichig. Wer Wert auf Details und Farbechtheit legt, wird mit dem Smartphone also schon mal nicht glücklich. Noch schlimmer wird das Ganze bei starkem Gegenlicht oder in dunklen Szenarien – hier geht den Sensoren und der Software komplett die Puste aus. Immerhin ist die Selfie-Kamera mit ihren 8 Megapixeln ziemlich brauchbar.
Die Kamera-App selbst bietet einige Spielereien, wie etwa Porträtaufnahmen, Panorama-Fotos oder Videoaufnahmen in Zeitlupe und Zeitraffer. Am coolsten ist das Feature "Spot Farbe", bei dem das Bild mit einem Schwarz-Weiß-Filter belegt wird und nur eine zuvor ausgewählte Farbe beibehalten wird. Sämtliche Modi leiden jedoch unter der allgemein zu schwachen Kamera und würden mit einem stärkeren Setup viel mehr Spaß machen.
Akku und Fingerabdruckscanner
Als Energiespeicher verbaut Motorola einen 3000-mAh-Akku, der vermutlich auch dank des niedrig auflösenden Displays eine überraschend gute Laufzeit garantiert. Ein voller Tag ist mit dem Motorola One überhaupt kein Problem und selbst zwei Tage ohne Ladung sollten für viele Nutzer drin sein. Für das Aufladen setzt der Hersteller zudem auf die Fast-Charge-Technologie über USB-C-Kabel.
Tadellos funktioniert auch der rückseitige Fingerabdrucksensor. Im Test reagierte dieser stets akkurat und das Motorola-Logo lässt diesen sogar fast schon wie ein Design-Element wirken.
Fazit: Ein tolles Design allein reicht nicht
Das Motorola One lässt mich nach meinem Test etwas ratlos zurück. Normalerweise ist der Hersteller fast unschlagbar, wenn es darum geht, in der Mittelklasse mit starker Performance zu einem guten Preis zu punkten. Beim knapp 300 Euro teuren Motorola One will dies aber nicht so recht gelingen.
Abgesehen vom wirklich schicken Design müssen Nutzer an so ziemlich allen Ecken und Enden mit Abstrichen leben, die in dieser Preisklasse einfach nicht mehr sein müssen. Das fängt beim Display an, geht beim betagten Prozessor weiter und endet schließlich bei der Kamera.
Das Verrückte ist, dass Nutzer mit dem etwa 280 Euro teuren Moto G6 Plus schon längst ein günstigeres Smartphone bekommen können, das dem Motorola One in so ziemlich jeder Hinsicht überlegen ist – teilweise sogar recht deutlich. Der Hersteller selbst hat die Messlatte für sein neues Gerät einfach zu hoch gelegt.
Empfehlen kann ich das Motorola One deshalb nur für Nutzer, die unbedingt ein Android-One-Gerät suchen und dabei Wert auf ein aktuelles Design legen. Alle anderen schauen sich bei Honor oder Nokia um oder eben beim Moto G6 Plus von Motorola selbst.