Am vergangenen Wochenende feierte "Love, Death & Robots", das unter anderem von den Starregisseuren David Fincher und Tim Miller mitproduziert wurde, auf Netflix Premiere. Ich habe in die schräge Animationsserie hineingeschaut – und glaube tatsächlich, dass für jeden das Passende dabei ist.
- Düstere Zukunftsszenarien in Animationsform
- Roboter, intelligenter Joghurt und ein geheimnisvolles Gefrierfach
- Ein weites Spektrum von Gore bis Poesie
- Die Optik als Weichzeichner der Story?
- Fazit
Während Disney seine Kunden mit niedlichen Animationskurzfilmen für seinen neuen Streamingdienst Disney+ begeistern will, schlägt Netflix mit "Love, Death & Robots" eine ganz andere Richtung ein. Die 18 für sich stehenden animierten Miniepisoden sind alle schräg, mitunter sehr blutig und garantiert nichts für Kinder.
Düstere Zukunftsszenarien in Animationsform
Der Titel "Love, Death & Robots" sagt gleichzeitig viel und wenig über die Anthologie-Serie aus. Diese drei Aspekte sind zwar über die einzelnen Episoden verstreut vorhanden, jedoch offenbar kein Muss. Gemeinsam haben die Folgen fast immer, dass ein mehr oder minder düsteres Zukunftsszenario für die Erde und ihre Bewohner gezeichnet wird. In surrealen bis futuristischen Settings kämpfen die Hauptfiguren ums Überleben gegen außerirdische Invasoren, blutrünstige Dämonen und Schrecken aus dem All. Mit einer Länge zwischen sechs und 17 Minuten sind die Folgen "leicht anzuschauen, aber schwer zu vergessen", wirbt Netflix.
Eines vorweg: Ich bin wahrscheinlich alles andere als die Zielgruppe der Serie. Ich bin weder ein Fan von Animes, noch von Videospielen, durch die die Serie stark inspiriert zu sein scheint. Und mit Horror kann man mich eigentlich sofort in die Flucht schlagen. Wieso habe ich dennoch reingeschaut? Das war ehrlich gesagt Zufall. Nachdem ich mir endlich den interaktiven Film "Black Mirror: Bandersnatch" angesehen habe, hatte ich Lust, weiter in düstere Zukunftsvisionen einzutauchen wie in der Mutterserie. Und da wurde mir prompt "Love, Death & Robots" vorgeschlagen, das laut Netflix von den weltweit besten Animationsfilmern verwirklicht wurde.
Roboter, intelligenter Joghurt und ein geheimnisvolles Gefrierfach
Hängengeblieben bin ich vor allem, da ich mit "Drei Roboter" eine besonders amüsant-morbide Folge als Einstieg erwischte. Sie zeigt drei unterschiedliche Roboter auf Sightseeingtour durch eine postapokalyptische, zerstörte Metropole. Gemeinsam erkunden sie gut gelaunt die ihnen fremde Welt der Menschen – und knipsen wie es sich für Touristen gehört auch das eine oder andere Foto. Fast ebenso leichtfüßig kommt "Als der Joghurt die Kontrolle übernahm" rund um eine intelligente Joghurtkultur daher.
Es wurde zwar von Regie-Duo Víctor Maldonado und Alfredo Torres verwirklicht, beschreitet optisch und erzählerisch allerdings einen ganz anderen Weg. Mit viel und zum Teil platten Humor trumpft auch "Alternative Zeitachsen" auf, in dem man Hitler in einer Art Multiversity auf verschiedene Arten sterben sehen kann. Als einziger Realfilm bietet ebenso "Eiszeit" eine lockere Note. Darin entdeckt ein junges Paar eine verlorene Zivilisation in einem alten Gefrierfach. Diese vier Kurzfilme waren mein Highlight.
Ein weites Spektrum von Gore bis Poesie
Doch "Love, Death & Robots" vermischt eine Vielzahl von Genres zu einer aufwendigen Serie. Ich habe nur etwa die Hälfte der Folgen gesehen, doch es bekommt vor allem der Kampf gegen Monster – seien es wahre Bestien oder welche in Menschengestalt – seine Bühne. Auch wenn ich mir das beim geerdeten "Schutzanzüge" und dem verstörenden "Jenseits des Aquila-Rifts" noch gefallen ließ, war das im gorelastigen "Seelenfänger" zu viel des Guten für mich.
Aber das ist auch das Schöne an der Anthologie-Serie: Trifft sie nicht den persönlichen Geschmack, kann man den Kurzfilm getrost überspringen. Und ich bin mir ganz sicher, dass gerade die horrorlastigen und betont freizügigen Episoden ihr Publikum finden werden. Ganz unerwartet gibt es sogar geradezu poetische Folgen wie "Zima Blue" und "Nacht der Fische" in der Sci-Fi-Serie. In kunstvollen Bildern werfen sie Fragen über Menschlichkeit und Vergänglichkeit auf.
Die Optik als Weichzeichner der Story?
Unterstützt werden all diese Geschichten durch den unterschiedlichen Einsatz von Animationstechniken. Jeder der Kurzfilme, denn nichts anderes sind die Folgen letztlich, trägt sowohl optisch als auch erzählerisch eine komplett andere Handschrift. Da wechseln sich fotorealistisches CGI, Rotoskopie, 2D oder ein Mix aus all diesen Verfahren ab. Selbst als Laie kann ich erkennen, dass diese Techniken sehr kunstfertig umgesetzt wurden.
Sie können jedoch nicht verbergen, dass sich mitunter erzählerische Schwächen in die Episoden eingeschlichen haben. Teilweise enden sie so unvermittelt, dass ich das Gefühl hatte, dass da noch etwas nachkommen muss. Vielleicht sind die rund zehn Minuten pro Film einfach zu knapp bemessen, um die Story auf den Punkt zu bringen. Hier hätte ich mir eine genauso große Aufmerksamkeit für das Skript wie für die Optik gewünscht. Auch wenn ich die eingesetzte Fabulierkunst sehr begrüße.
Fazit: Visuell beeindruckend mit kleinen Schwächen
Alles in allem hat mich "Love, Death & Robots" überraschenderweise richtig in seinen Bann gezogen. Die Anthologie-Serie bietet tatsächlich für jeden Geschmack das Passende – von Gore über Humor bis zu poetischen Exkursen. Man sollte nur nicht erwarten, dass einem alle Episoden gleich gut gefallen. Dafür sind einfach zu viele Köche am Werk und zu viele verschiedene Genres zu einer Serie zusammengefasst. Auch wenn mich einige Folgen gar nicht reizen und ich diese vielleicht nie gucken werde: Ich bin mir sicher, dass ich die eine oder andere Episode in naher Zukunft erneut abspiele.