Die Nikon D500 ist die kleine Schwester der derzeit teuersten Profikamera der Welt Nikon D5. Im Gegensatz zum großen Modell hat die D500 keinen Vollformat-Sensor. Jetzt ist die Frage, ob die deutlich günstigere Spiegelreflexkamera im Test mit der großen Variante mithalten kann?
Mit der D500 bringt der japanische Hersteller Nikon nicht nur den lange erwarteten Nachfolger der D300S auf den Markt, sondern schließt auch eine zentrale Lücke im Kamera-Programm: Seit einigen Jahren gibt es keine neue Spiegelreflexkamera mit APS-C-Sensor, die sich in erster Linie an Profis richtet und mit dementsprechenden Features und Fähigkeiten glänzen kann. Ob sich die Investition von immerhin gut 2300 Euro für die kleine Ausgabe der Nikon D5 lohnen, zeigt der Test.
Nikon D500: Griffgefühl ist handlich und rustikal
Im Gegensatz zur D5 ist die D500 geradezu handlich: Mit Akku und Speicherkarte wiegt das Gerät rund 800 Gramm, mit dem Kit-Objektiv AF-S 16-80 mm VR ED bringt die Kombi dann etwa 1300 Gramm auf die Waage. Diese Kombination wurde uns von Nikon für den Test auch zur Verfügung gestellt. Die Abmessungen der Kamera entsprechen denen einer etwas voluminöser ausgefallenen Spiegelreflexkamera und das Griffgefühl ist typisch Nikon erdig und rustikal. Ähnlich wie ein Sportwagen, bei dem es auch nicht darum geht, dass sich das Lenkrad besonders seidig anfühlt. Die Bedienung der Kamera geschieht über zahlreiche zum Teil auch programmierbare Knöpfe und Schalter und orientiert sich weitgehend am Nikon-Standard und an der D5.
Wie bei Profi-Modellen üblich, lassen sich viele Einstellungen direkt per Schalter ändern statt nur per Menü. Für Anfänger mag das unübersichtlich wirken, wer aber die einzelnen Funktionen intus hat, will die Vielfalt der Bedienelemente bald nicht mehr missen. Anders als bei vergleichbaren Nikon-Geräten sitzt die Drucktaste für den ISO-Wert nicht mehr links neben dem Display, sondern ist knapp über den Auslöser gerutscht. Wenn man schnell mal die Empfindlichkeit ändern will, ist diese Position ziemlich gut geeignet.
Prunkstück der Nikon D500: Das Innenleben
Prunkstück der neuen Nikon D500 ist natürlich das Innenleben, und das ähnelt dem der D5 sehr. Natürlich hat die Kamera keinen Vollformat-Sensor wie die D5. Der Aufnahmechip hat mit 23,5 x 15,7 Millimetern Größe die typischen Abmessungen für das Nikon DX-Format, das offiziell als APS-C bezeichnet wird. Mit 20,9 Megapixeln verweigert sich Nikon auch mit diesem Modell der Pixel-Rallye. Weniger Pixel auf dem CMOS-Sensor können Rauschen und auch die Schärfe positiv beeinflussen und in dieser Richtung hat Nikon offensichtlich Prioritäten setzen wollen. Die Bilder, die man mit der Kamera macht, beeindrucken dann auch durch Schärfe und fein gezeichnete Details und eine ungeheure Plastizität.
Dieser Eindruck wird auch durch die Rauscharmut bei höheren ISO-Werten unterstützt. Bei ISO 1250 lässt sich das Rauschen nur bei hoher Vergrößerung wahrnehmen, bis etwa ISO 4000 sind die Aufnahmen völlig einwandfrei und bei normaler Vergrößerung ist kein Rauschen sichtbar. Der höchste Wert entspricht ISO 1,6 Millionen, wobei die Bilder hier schon extrem verpixelt und gestreift sind und nur noch dokumentarischen Wert genießen.
Bis zu zehn Bilder pro Sekunde möglich
Beim Fotografieren fällt vor allem auf, wie schnell die Kamera ist und wie prompt sie auf den Fotografenfinger reagiert. Mit optimalen Einstellungen sind bis zu 10 Bilder pro Sekunde möglich. Dazu muss aber nicht nur der Spiegel hochgeklappt werden, sondern auch eine schnelle XQD-Speicherkarte verwendet werden. In den Pufferspeicher passen bis zu 200 RAW-Bilder, sodass man im Idealfall 20 Sekunden lang im höchstem Tempo Fotos schießen kann, ohne dass die Kamera ins Stocken gerät. Das macht sich in der Praxis schnell bemerkbar – jedenfalls bei Fotografen, die einem nervösen Finger haben und erst zu Hause aus der Masse die besten Bilder auswählen. Die D500 ist nicht ganz so schnell wie die große D5, kommt aber an deren Monster-Tempo schon ziemlich nah heran.
Ebenfalls schnell ist der Autofokus, der komplett von der D5 stammt. Damit kann die Kamera nicht nur bei sehr wenig Licht noch gut scharf stellen, sondern ist auch sehr schnell. Der Autofokus verfügt über 153 Messfelder und deckt damit fast das komplette Bildfeld ab. Sowohl kleine und bewegliche Motive werden gut erkannt und können verfolgt werden – wie auch Elemente am Bildrand. Der Autofokus ist in der Praxis so schnell, dass man seinen Einsatz praktisch nicht bemerkt. Und das ist ja auch irgendwie Sinn der Sache.
Endlich ein schwenkbares Display
Wer mit der Nikon D500 fotografiert, muss allerdings wie auch bei der D5 völlig ohne Szenerie-Programme auskommen. Die Kamera richtet sich an eher professionelle Fotografen, die schon bei Blenden- und Zeitautomatik die Nase rümpfen und am liebsten im manuellen Modus fotografieren. Ein typisches Feature vieler Consumer-Kameras ist jetzt aber endlich auch in Nikons-Profiklasse angekommen: das schwenkbare Display. Nachdem die Nikon D7200 noch einen festen Bildschirm hatte, konnten die Japaner sich nun entschließen, das Display beweglich zu gestalten. Wer aus ungewöhnlichen Perspektiven etwa am Boden fotografieren will, wird das schnell zu schätzen wissen. Aber: Das Display frisst natürlich Strom und kann für ambitionierte Fotografen den direkten Blick durch den Sucher nicht völlig ersetzen. Stichwort Strom: Der Akku wirkte im Test ein kleines bisschen überfordert. Sowohl bei der D5 als auch etwa bei der D7200 fällt der Energiespeicher nicht weiter auf. Bei den Fototouren mit der D500 aber scheint er sich schneller zu leeren als gewohnt.
Es gibt zwar keine voreingestellten Szenerie-Programme, dafür aber die HDR-Funktion der D5. Auch die D500 macht im HDR-Modus ein Doppelbild, um größere Beleuchtungsunterschiede im Bildfeld auszugleichen. Das klappt passabel und die Bilder werden gut belichtet, können aber nicht an die manuelle HDR-Gestaltung heranreichen. Aber: Die neue Nikon hat eine verbesserte Belichtungsreihen-Funktion und eine rasend schnelle Bildfolge. Kombiniert man beides, lassen sich auch aus der Hand schon ganz anständige Bilder für die HDR-Erstellung schießen.
WLAN-Funktion ist kaum praxistauglich
Etwas seltsam ist die WLAN-Funktion ausgefallen. So muss die WLAN-Verbindung mit der SnapBridge-App über Bluetooth jeweils angestoßen werden – laut Nikon um Strom zu sparen. Eine autonome Verbindung ohne App lässt sich – anders als bei früheren Modellen – nicht herstellen. Das spart vielleicht den Strom der Kamera, aber dafür saugt die Bluetooth-App das Smartphone schnell leer. Dazu ist die Bedienung etwas undurchsichtig und erwies sich im Test als kaum praxistauglich und quälend langsam. Von Nutzern hat Nikon für diese neue Funktion per App viel Kritik einstecken müssen. Ein Käufer hat sogar mit einer Abmahnung reagiert. Vielleicht nicht abmahnfähig, aber jammerschade ist, dass man mit der D500 nicht die günstige Infrarotfernbedienung anderer Nikon-Modelle nutzen kann. Stattdessen soll man das bessere, aber mit circa 200 Euro auch viel teurere Fernsteuer-Kit einsetzen.
Unterm Strich bleibt die Nikon D500 aber eine absolut gelungene und mit vielen Features ausgestattete Kamera. Die Daten können sich sehen lassen und in der Praxis steht die kleine Schwester der großen D5 in kaum etwas nach. Der kleinere Sensor dürfte sich im Alltagseinsatz kaum bemerkbar machen, die Bildqualität des kleinen Modells ist nicht weniger brillant als die der D5. Die Kamera alleine gibt es für 2329 Euro zu kaufen (unverbindliche Preisempfehlung), das Kit mit dem Objektiv AF-S 16-80 mm VR ED hat einen Preis von 3329 Euro.