Multitalent: Die Nintendo Switch im Test

Die Nintendo Switch im Test.
Die Nintendo Switch im Test. Bild: © TURN ON 2017

Endlich hat das lange Warten ein Ende: Mit der Nintendo Switch kommt eine neuartige Spielekonsole auf den Markt, die vieles anders machen will. Vor allem mit Vielseitigkeit wollen die Japaner überzeugen und dabei Gamer, Gelegenheitsspieler und Familien ansprechen – ob das funktioniert, soll unser Test klären.

Das Traditionsunternehmen Nintendo bringt nach vielen Jahren endlich eine neue Konsole auf den Markt. Die Nintendo Switch will sich aber nicht als Konkurrenz zu PS4 oder Xbox One positionieren, sondern kommt stattdessen mit einem neuen Konzept: Das Gerät kann nicht nur am Fernseher, sondern in drei verschiedenen Modi – Handheld, TV oder Tabletop – betrieben werden und glänzt dabei vor allem als mobile Konsole. In unserem Test zeigen wir, ob sich der Kauf der Nintendo Switch lohnt und wie revolutionär das Prinzip des Systems wirklich ist.

Mehr als Plastik? Die Hardware

Beim Auspacken der Nintendo Switch hält man zuerst das Herzstück des Gerätes in den Händen: Die eigentliche Konsole besteht aus einer Art dickem Tablet mit 6,2-Zoll-Touchscreen und breiten Rändern, die an sich recht schmucklos wirken. Die Spezifikationen des Gerätes waren schon vor Release bekannt geworden, tatsächlich sieht das Bild auf dem 720p-Display aber wirklich gut aus – die Helligkeit stimmt, nur ab und zu stören die Spiegelungen des Displays im Handheld-Betrieb. Dazu werden die beiden mitgelieferten Joy-Con-Controller links und rechts per Schiebemechanismus an der Konsole befestigt und schon ist die Nintendo Switch bereit für den Spielbetrieb unterwegs.

Ähnlich wie damals bei der erfolgreichen Nintendo Wii sollen die Features der Controller die neue Konsole einzigartig machen: Die Joy-Cons können auch einzeln als vollständige Gamepads verwendet werden und bieten eine sogenannte "HD-Rumble"-Funktion sowie Beschleunigungs- und Gyrosensoren. Im Tabletop-Modus nehmen wir im Test die Controller vom Tablet ab und stellen die Konsole mit dem eingebauten Ständer hin. Nun können zwei Spieler auch unterwegs gegen- oder miteinander spielen. Auch wenn die Nintendo Switch über das mitgelieferte Dock per HDMI an einen Fernseher angeschlossen wird, ist auf diese Art Mehrspielerspaß gesichert.

Im TV-Modus spuckt die Nintendo Switch immerhin eine Auflösung von 1080p mit maximal 60 fps aus, je nach Spiel wirkt die Grafik im Test aber nicht besser als im Handheld-Modus, obwohl der Prozessor dann sogar mehr Leistung bringt. Unterwegs wird die Power etwas gedrosselt, um den Energieverbrauch zu senken. Auf dem größeren Bildschirm fällt allerdings schneller auf, dass etwa die Grafik von "The Legend of Zelda: Breath of the Wild" nicht mit aktuellen Konsolen der Konkurrenz mithalten kann. Die Verbindung mit dem Dock erfolgt über einen USB-Typ-C-Anschluss an der Unterseite der Nintendo Switch, so wird das Gerät gleichzeitig auch für den mobilen Betrieb aufgeladen. Zwischen den verschiedenen Betriebsarten kann jederzeit nahtlos gewechselt werden, ein Neustart oder ähnliches ist dabei nicht notwendig. Lediglich die Controller müssen gegebenenfalls neu synchronisiert werden.

Ebenso nahtlos erfolgt der Gebrauch der Spielmodule. Die etwa SD-Karten-großen Chips können an der Oberseite der Nintendo Switch laufend ausgewechselt werden – was sich in Zeiten von optischen Laufwerken ungewohnt anfühlt. Seine Spielmodule sollte man aber sorgsam verwahren, um ein Game im Wert von zurzeit etwa 65 Euro nicht aus Versehen zu verlieren. Damit Kleinkinder gar nicht erst auf die Idee kommen, die Module in den Mund zu nehmen, wurden diese von Nintendo übrigens mit einem ungiftigen, aber sehr bitteren Geschmacksstoff behandelt.

Klein, aber fein: Spielmodule der Nintendo Switch. fullscreen
Klein, aber fein: Spielmodule der Nintendo Switch. Bild: © TURN ON 2017
Die Module sind mit bitterem Geschmacksstoffen behandelt, damit Kinder sie nicht verschlucken. fullscreen
Die Module sind mit bitterem Geschmacksstoffen behandelt, damit Kinder sie nicht verschlucken. Bild: © TURN ON 2017
Einen Vollpreistitel für 65 Euro sollte man trotz seiner Größe nicht verlieren. fullscreen
Einen Vollpreistitel für 65 Euro sollte man trotz seiner Größe nicht verlieren. Bild: © TURN ON 2017
Klein, aber fein: Spielmodule der Nintendo Switch.
Die Module sind mit bitterem Geschmacksstoffen behandelt, damit Kinder sie nicht verschlucken.
Einen Vollpreistitel für 65 Euro sollte man trotz seiner Größe nicht verlieren.

Der interne Speicher der Nintendo Switch bietet 32 Gigabyte Fassungsvermögen, etwa 6 Gigabyte davon werden vom System benötigt. Der übrige Platz kann für digital erworbene Spiele genutzt werden, per SD-Karte kann man diesen begrenzten Platz aber um bis zu 2 Terabyte aufstocken. Speicherstände können bisher allerdings nicht auf ein externes Speichermedium übertragen werden, und wer von der Nutzung einer externen Festplatte per USB träumt, wird ebenfalls enttäuscht.

Bei Lieferung liegt der Nintendo Switch ebenfalls eine Joy-Con-Halterung bei, mit der die beiden Gamepads zu einem eher konventionellen Controller verbunden werden können. Allerdings ist der haptische Eindruck des Zubehörs eher mittelmäßig – ähnlich wie bei der Docking-Station handelt es sich hier um einfaches Plastik, die Verarbeitung wirkt nicht besonders edel. Die Joy-Con-Controller an sich fühlen sich da im Test schon etwas besser an, Menschen mit großen Händen werden daran aber keinen Spaß haben. Per Schiene können zwar Handschlaufen mitsamt Verbreiterung angebracht werden, diese offenbaren aber weitere Tücken: Achtet man nicht darauf, die Schiene mithilfe der unauffälligen Markierung richtig herum anzubringen, hat man ein Problem. Nur mit präzise angewandter Gewalt lässt sich die Schiene nun wieder entfernen, das hätte man sicherlich besser lösen können.

Ein abschließendes Test-Urteil über die Qualität der Joy-Cons kann wohl erst nach längerer Benutzung gefällt werden, nach den ersten Tagen fühlen sie sich aber gut in der Hand an. Lediglich die kurzen Analogsticks wirken, als ob sie als erste das Zeitliche segnen würden. Bei Befestigung der Joy-Cons an der Nintendo Switch bekommt man außerdem schnell den Eindruck, dass der Sitz ein wenig wackelig ist. Auch hier wird die Zeit zeigen, wie oft ein neues Controller-Paar für etwa 80 Euro nachgekauft werden muss.

Fluch oder Segen? Die Schlaufen werden über Schienen am Joy-Con befestigt. fullscreen
Fluch oder Segen? Die Schlaufen werden über Schienen am Joy-Con befestigt. Bild: © TURN ON 2017
Qualitativ scheinen die vielseitigen Controller in Ordnung. fullscreen
Qualitativ scheinen die vielseitigen Controller in Ordnung. Bild: © TURN ON 2017
Können je nach Spiel zusammen oder einzeln verwendet werden: die Joy-Con-Controller. fullscreen
Können je nach Spiel zusammen oder einzeln verwendet werden: die Joy-Con-Controller. Bild: © TURN ON 2017
Fluch oder Segen? Die Schlaufen werden über Schienen am Joy-Con befestigt.
Qualitativ scheinen die vielseitigen Controller in Ordnung.
Können je nach Spiel zusammen oder einzeln verwendet werden: die Joy-Con-Controller.

Die Benutzeroberfläche: Schnell und übersichtlich

Setup und Bedienung der Nintendo Switch sind erwartungsgemäß selbsterklärend. Der japanische Hersteller ist bekannt dafür, seine Inhalte niedrigschwellig zu gestalten, damit alle Altersgruppen ihren Spaß damit haben können. Bei der Texteingabe, etwa bei E-Mail-Adressen und Passwörtern, kommt zum ersten Mal der Mehrwert des kapazitiven Touchscreens zur Entfaltung. Insgesamt wirkt das User Interface schnell und flüssig, was eine große Verbesserung gegenüber der Vorgängerkonsole Wii U bedeutet.

Mit Updates soll es zukünftig die Möglichkeit geben, Videos von Spielbetrieb zu speichern, bisher fertigt die Capture-Taste am linken Controller lediglich Screenshots an und speichert sie im dafür vorgesehenen Album. Auch einen Webbrowser oder etwa Streaming-Apps gibt es bisher nicht. In einer News-App werden immerhin auf lockere Art laufend Infos zur Konsole und zu neuen Games von Nintendo gepostet. Im eShop können digitale Spiele zum Download erworben werden. Hierfür ist allerdings eine Kreditkarte notwendig, alternativ lassen sich lediglich Guthabenkarten als Zahlungsmittel verwenden. Retro-Fans können sich freuen: Zu günstigen Preisen sind bereits Klassiker und Neo-Geo-Titel erhältlich, zukünftig soll die Verkaufsplattform auch für Indie-Entwickler interessant gemacht werden. Noch 2017 sollen etwa 60 entsprechende Games erhältlich sein.

Nintendo Switch: Bestes Handheld auf dem Markt

Die Nintendo Switch im TV-Modus. fullscreen
Die Nintendo Switch im TV-Modus. Bild: © TURN ON 2017
Im Dock lädt die Konsole den Akku. fullscreen
Im Dock lädt die Konsole den Akku. Bild: © TURN ON 2017
Die Verbindung erfolgt über USB-Typ-C, das Dock wird dann per HDMI mit dem Fernseher verbunden. fullscreen
Die Verbindung erfolgt über USB-Typ-C, das Dock wird dann per HDMI mit dem Fernseher verbunden. Bild: © TURN ON 2017
Unter dem Ständer befindet sich der Slot für eine SD-Karte. fullscreen
Unter dem Ständer befindet sich der Slot für eine SD-Karte. Bild: © TURN ON 2017
Im Handheld-Modus macht die Nintendo Switch am meisten Spaß. fullscreen
Im Handheld-Modus macht die Nintendo Switch am meisten Spaß. Bild: © TURN ON 2017
Die Nintendo Switch im TV-Modus.
Im Dock lädt die Konsole den Akku.
Die Verbindung erfolgt über USB-Typ-C, das Dock wird dann per HDMI mit dem Fernseher verbunden.
Unter dem Ständer befindet sich der Slot für eine SD-Karte.
Im Handheld-Modus macht die Nintendo Switch am meisten Spaß.

Kann die Nintendo Switch dem Hype also gerecht werden? Es kommt auf die Sichtweise an. Tatsächlich fühlt es sich überraschend gut an, Triple-A-Titel wie "The Legend of Zelda: Breath of the Wild" im Bett oder unterwegs mit gestochen scharfem Bild spielen zu können. Freundet man sich mit der eigenwilligen Haptik der Joy-Con-Controller an, kann die Nintendo Switch auch ihre Stärken in spontanen Mehrspieler-Sessions gut ausspielen. Im konventionellen TV-Modus zeigt sie sich allerdings am schwächsten, kein Wunder: Ihr größtes Verkaufsargument ist die Vielseitigkeit. Sieht man die Nintendo Switch als eine Konsole, die man auch als Handheld nutzen kann, mag man unzufrieden sein. Als Handheld-System, das optional auch am Fernseher genutzt werden kann, ist sie dagegen wirklich gut.

Günstig geht allerdings anders: Für 329 Euro ohne Spiel wirkt die Verarbeitung allenfalls gerade noch angemessen. Es wird sich zeigen, ob sich das Konzept durchsetzen kann – mit dem Selbstgänger "The Legend of Zelda: Breath of the Wild" verfügt die Nintendo Switch zwar über einen sehr starken Launch-Titel, viel mehr erstklassige Games sind bisher aber noch nicht zu haben. Ob Handhelds in Zeiten von Mobile-Games überhaupt noch einen Markt haben, weiß wohl nur Nintendo selber. Wer noch warten kann, sollte also schauen, ob sich zum Weihnachtsgeschäft preislich noch etwas tut und ob das Spiele-Line-up bis dahin mehr für die eigenen Vorlieben hergibt. Nintendo-Fans und Liebhaber der "Zelda"-Reihe haben die Switch ohnehin schon vorbestellt.

Angebot
Nintendo Switch
Nintendo Switch
  • Datenblatt
  • Hardware und software
  • Gerätetyp
    Konsole
  • Release
    3. März 2017
  • Preis
    329 Euro
  • Bildschirm
    6,2-Zoll-LCD-Touchscreen, 1280 x 720
  • CPU / GPU
    Angepasster NVIDIA Tegra-Prozessor
  • Systemspeicher
    32 GB, davon 26 GB nutzbar
  • Maximale Auflösung
    1920 x 1080, 60 fps im TV-Modus
TURN ON Score:
3,5von 5
  • Akkuleistung
    3,5
  • Energieverbrauch
    3,5
  • Design
    4,0
  • Handling
    4,0
  • Preis-Leistung
    3,0
  • Nutzerzufriedenheit
    4,0
  • Ausstattung
    3,5
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