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"Nioh 2" im Test: Frisches Blut für das angestaubte Soulslike-Genre

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"Nioh 2" bringt einige frische neue Features mit. Bild: © Koei Tecmo 2020

"Nioh" war 2017 auf der PS4 ein echter Überraschungserfolg. Auch der Nachfolger "Nioh 2" soll Soulslike-Liebhaber wieder begeistern – mit mehr Waffen, neuen Fähigkeiten und sehr viel mehr Dämonen. Kann das Game seinen Vorgänger noch übertreffen? Ich verrate es Dir in meinem Test.

Die erste Neuerung in "Nioh 2" begegnet Dir gleich zu Beginn: Es gibt nun einen Charaktereditor. Diesmal schlägst Du Dich nicht als irischer Samurai William durch das altertümliche Japan, sondern darfst Dir einen eigenen Charakter bauen. Der Editor bietet eine Vielzahl an Einstellungen, mit denen Du das Aussehen Deines Kriegers festlegen kannst: Geschlecht, Haar- und Hautfarbe, Gesicht, Bart, Körperhaltung, sogar die Hörner Deiner Yokai-Form (dazu gleich mehr) kannst Du anpassen.

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Ein Samurai-Girl als Halbdämonin – mit dem "Nioh 2"-Editor kein Problem. Bild: © Koei Tecmo 2020

Japanische Geschichte, aufgepeppt mit Dämonen

Nachdem Du Dir Deinen Charakter gebastelt hast, geht es direkt los. "Nioh 2" spielt zwar vor den Ereignissen des Vorgängers, aber immer noch im Japan zur Zeit der Sengoku-Periode (ca. 1467 bis ca. 1615), die auch als "Zeit der kriegführenden Lande" bekannt ist. Wie der Name schon vermuten lässt, ging es dort ordentlich zur Sache.

Dein Charakter ist ein Mischling aus Mensch und Yokai, einem japanischen Dämon. Er verdient seinen Lebensunterhalt damit, Yokai zu töten, verliert eines Tages jedoch die Kontrolle und der innere Dämon scheint die Oberhand zu gewinnen. Der umherwandernder Geisterstein-Händler Tokichiro kann Schlimmeres verhindern und Du ziehst zusammen mit ihm durch das Land, um Dämonen abzuschlachten und Geistersteine zu sammeln – aber auch um Japan wieder zu vereinen.

Form follows function: In "Nioh 2" sind Schlauch-Level leider geil

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Mir doch egal, in 30 Sekunden bekomme ich meine Revanche! Bild: © Koei Tecmo 2020

Wie schon der Vorgänger bietet auch "Nioh 2" keine offene Welt. Du schlägst Dich durch unterschiedliche Missionen, die sich alle mehrmals spielen lassen. Nach den Missionen gibt es häufig eine kleine Cutscene, die Story weiterspinnt. Das Setting ist mit dem von "Nioh" vergleichbar, was wenig überrascht – es spielt ja zur gleichen Zeitperiode.

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Was mir ziemlich gut gefällt, andere aber wahrscheinlich stören könnte, ist das schlauchartige Level-Design. Gerade zu Beginn wirst Du sehr geradlinig durch die Missionen hindurchgeführt. Hin und wieder gibt es alternative Wege, wirklich frei erkunden kannst Du die Welt von "Nioh 2" aber nicht. Wenn das ein Dealbreaker für Dich ist, greifst Du besser zu "Sekiro: Shadows Die Twice", das ja ebenfalls ein gutes Souls-like-Game ist und ein ähnliches Setting behandelt.

Besonders schön finde ich das Level-Design zwar auch nicht, aber es ist effektiv. Denn nach meinem Tod gelange ich sehr schnell wieder dorthin zurück, wo ich gestorben bin – und das ist in einem Soulslike schließlich Pflicht. Schreine, die auch als Checkpoints fungieren, sowie Abkürzungen beschleunigen diesen Prozess enorm. Da Du in "Nioh 2" bei jeder kleinen Unachtsamkeit stirbst, sind die schlauchigen Level wirklich praktisch.

Beinah absurde Komplexität

Von seiner Komplexität hat das Spiel im Vergleich zum Vorgänger nichts eingebüßt, tatsächlich ist es sogar noch komplexer geworden. Diesmal darfst Du Dir aus insgesamt neun Waffentypen zwei aktive Nahkampfwaffen aussuchen, die Du per Tastenkombination wechseln kannst. Neben Katana, Doppelschwertern, Axt, Speer und Kusarigama (Kettensichel) sind diesmal auch Beile, Glefe, Tonfas und ein Odachi (Langschwert) dabei. Diese kannst Du in vier Waffenhaltungen (drei aktive plus weggesteckte Waffe) verwenden. Die Haltungen resultieren jeweils in einem anderen Kampfstil und unterscheiden sich auch bei Schaden und Geschwindigkeit.

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Jeder Waffentyp hat einen eigenen Fähigkeitenbaum, der zusätzlich noch in die vier Waffenhaltungen unterteilt ist. Da fällt es schwer, den Überblick zu bewahren. Bild: © Koei Tecmo 2020

Hinzu kommt, dass jede Waffe noch einen komplexen Skilltree bietet, in dem aktive und passive Fähigkeiten sowie Kombos ausgewählt werden können. Und schließlich kannst Du auch noch Fertigkeitenpunkte in die Kategorien Samurai, Ninja, Onmyo-Magie und Metamorph setzen. Das Experimentieren mit den verschiedenen Waffen- und Fähigkeiten-Kombinationen macht wirklich viel Spaß und wenn Du eine gute Zusammenstellung gefunden hast, bockt "Nioh 2" richtig. Ich persönlich schlitze mich gern mit dem Katana in Kombination mit dem Kusarigama in mittlerer Haltung durch die Soldaten und Yokai.

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Diese roten Angriffen konterst Du am besten mit dem sogenannten Wuchtkonter. Das erfordert ein wenig Geschick, aber mit ein wenig Übung klappt's. Bild: © Tecmo Koei/Sony 2020

Im Mittelpunkt des Spiels stehen natürlich die Kämpfe. Das Kampfsystem in "Nioh 2" fühlt sich beinahe exakt wie im Vorgänger an: Der Charakter steuert sich präzise und ist ein wenig flinker als in anderen Soulslikes. Wie für das Genre typisch, sind aber nicht nur die Bosskämpfe eine harte Nuss: Auch Scharmützel mit den kleinsten Lakaien können eine echte Gefahr werden, wenn Du unachtsam bist.

Allerdings hast Du diesmal die Möglichkeit, Dich in einen Yokai zu verwandeln und einen fetten Power-Boost zu erhalten, was besonders gegen fette Bosse hilfreich ist. Drei verschiedene Dämonen stehen zu Beginn zur Auswahl, die sich bei ihren Fähigkeiten und Kampfstilen unterscheiden. In der Yokai-Form bist Du nicht nur kräftiger, sondern kannst auch Spezialfähigkeiten einsetzen. Außerdem musst Du bei Angriffen nicht auf Deine Ausdauerleiste achten, die die Anzahl Deiner Angriffe sonst stark beschränkt.

Im Dämonenmodus neige ich deshalb dazu, planlos auf die Gegner einzudreschen, obwohl ich weiß, dass Geduld und taktisches Kalkül der Schlüssel zum Sieg sind. Aber das gelegentliche Ausrasten muss ja auch mal erlaubt sein und erstaunlicherweise bestraft mich das Game dafür auch nicht. Einige der dickeren Dämonen lassen nach ihrem Tod sogenannte Seelenkerne fallen. Diese kannst Du an einem Schrein reinigen und ausrüsten, um auch in Deiner menschlichen Form Yokai-Fähigkeiten zu nutzen.

Spiel mir das Lied vom Tod

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Weil ich für eine Sekunde meine Deckung vernachlässigt habe, wird mir dieser Geselle mit der Axt im nächsten Augenblick drei Viertel meiner Lebensleiste abziehen. Bild: © Koei Tecmo 2020

Nun wirst Du Dich mit Sicherheit fragen: Schön und gut, aber ist "Nioh 2" auch immer noch schön schwer? Ja, ist es. Für Neulinge des Soulslike-Genre vielleicht sogar frustrierend schwer. Bis ich die erste Mission geschafft hatte, sind gut drei Stunden vergangen – und das nicht, weil die Mission so lang ist, sondern weil mich die größeren Dämonen und der Boss immer wieder platt gemacht haben. Nachdem ich mich jedoch ein bisschen reingefuchst hatte, war die Mission später auch in wenigen Minuten geschafft. "Nioh 2" hat eine steile Lernkurve, aber es lohnt, sie zu meistern.

Sterben wird Dein Dämonen-Samurai trotzdem – immer und immer wieder. Er wird im Wasser absaufen, verbrennen, von kleinen Dämonen zerfleischt und von Bossen geplättet, aufgeschlitzt und zerrissen werden. Aber keine Sorge, Du musst Dich den Gefahren von Todesgefahren von "Nioh 2" nicht vollkommen allein stellen. Als Äquivalent zu den blutigen Gräbern aus dem Vorgänger, an denen Du KI-Gegner von Charakteren anderer Spieler beschwören konntest, gibt es in "Nioh 2" diesmal Segensgräber. Hier kannst Du erneut KI-Charaktere anderer Spieler beschwören, jedoch als Verbündete. Erwarte jedoch nicht zu viel von ihnen: Meine Kameraden haben immer relativ schnell den Löffel wieder abgegeben.

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Bis ich die richtige Strategie gegen diesen feurigen Dämonen herausgefunden hatte, musste ich einige Male mein Leben lassen. Bild: © Koei Tecmo 2020

Wenn Du noch Freunde für "Nioh 2" begeistern kannst, könnt ihr auch zusammen im Online-Koop auf Monsterjagd gehen, diesmal sogar zu dritt. Leider konnte ich diesen Modus in unserer Testfassung noch nicht testen, weil ich keine Freunde habe (die das Spiel besitzen.) Wirklich leichter soll das Game durch zusätzliche Mitspieler aber nicht werden, denn es wirft euch dann nur noch mehr Gegner vor die Füße. Aber wie heißt es doch so schön: Geteiltes Leid, ist halbes Leid. Beziehungsweise gedritteltes.

Fazit: Ein sehr gutes Soulslike mit frischen Ideen

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Die Verwandlung in den Dämonen bringt Abwechselung ins träge Soulslike-Genre. Bild: © Koei Tecmo 2020

"Nioh 2" entfernt sich mit seinem actionlastigen Gameplay, den Yokai-Fähigkeiten und der Dämonentransformation noch ein wenig weiter vom Ur-Vater "Dark Souls", bleibt im Kern aber immer noch ein Soulslike. Die schnelle Action tut dem sonst oft eher trägen Gameplay des Genres allerdings richtig gut. Die flottere Steuerung geht gut von der Hand und die vielen Waffen- und Fähigkeitenkombinationen laden zum Experimentieren ein und ermöglichen diverse Spielstile.

Damit Du mit "Nioh 2" Deinen Spaß hast, musst Du Dich aber auf einen hohen Grad an Komplexität einlassen. Es ist kein Spiel, das Du schnell mal anwirfst, um eine entspannte Runde zu zocken. "Nioh 2" fordert immer vollste Konzentration, sehr viel Zeit und einen eisernen Willen, sei es bei der Auswahl der richtigen Fähigkeit in den riesigen Fähigkeitenbäumen, beim hundertesten Versuch die Angriffsmuster eines Bosses zu lernen oder beim Üben von Basistechniken, deren Beherrschung essentiell für das Spiel ist.

Als Liebhaber fordernder Spiele hat mich "Nioh 2" mit seinem hohen Schwierigkeitsgrad richtig gepackt. Normalerweise bin ich kein so großer Fan von Soulslikes, da sie mir alle ein bisschen zu träge sind. Das etwas actionreichere und flottere Gameplay von "Nioh 2" gefällt mir da schon deutlich besser. Die Verwandlung in den Dämonen ist ein tolles neues Feature, das frischen Wind in das Genre bringt. Souls-Veteranen sollten sich den Titel auf jeden Fall auf ihre Wunschliste packen, Anfänger sollten vielleicht erst einmal zum Vorgänger greifen. Der ist zwar auch schwer, aber etwas weniger komplex.

Das hat mir gut gefallen Das hat mir weniger gefallen
+ Potenter Charaktereditor - Wirkt teilweise unnötig komplex (Fähigkeitenbäume)
+ Große Waffen- und Fähigkeitenauswahl - Spielwelt könnte etwas lebhafter sein
+ Funktionales Level-Design zur schnellen Rückkehr an den Ort des Todes
+ Flotteres Gameplay als in anderen Soulslikes
+ Knackig schwer, aber nicht unfair
+ Coole Dämonenverwandlung
+ 3-Spieler-Koop

 

Angebot
Nioh 2
Nioh 2
  • Datenblatt
  • Hardware und software
  • Genre
    Action-RPG
  • Plattform
    PS4
  • Release-Datum
    13. März 2020
  • Entwickler (Publisher)
    Team Ninja (Koei Tecmo/Sony)
TURN ON Score:
4,3von 5
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