Das Nokia 1 entpuppt sich im Test als ziemlich ungewöhnliches Smartphone. Es richtet sich nämlich vor allem an Nutzer, die eigentlich gar kein Smartphone nutzen möchten, es aber trotzdem manchmal brauchen.
- Kompakt, simpel und aus Kunststoff
- Low-End-Specs für den Einsteiger-Markt
- Android Go als extrem schlankes Betriebssystem
- Mäßige Performance trotz Minimal-Software
- Eine Kamera für den Notfall
- Fazit: Ein Smartphone für ganz bestimmte Nutzer
Das Nokia-Comeback 2017 hat eines deutlich gemacht: Viele Menschen fühlen sich der finnischen Marke noch immer verbunden. Viele verknüpfen mit dem Namen Nokia noch immer einfache, robuste und vor allem günstige Mobiltelefone – Telefone für Leute, die einfach nur unterwegs erreichbar sein möchten und sonst nicht viele Ansprüche haben. Mit dem Nokia 1 liefert der Hersteller nun das Smartphone, das diesen Ansatz wohl am besten symbolisiert: Das Smartphone für Leute, die eigentlich kein Smartphone wollen, aber trotzdem eins brauchen.
Kompakt, simpel und aus Kunststoff
Das ist keineswegs abschätzig gemeint, sondern ist vielmehr der Versuch zu erklären, warum es ein Gerät wie das Nokia 1 gibt – ja vielleicht sogar geben muss. Zu tun haben wir es mit einem absoluten Low-End-Smartphone, das rein äußerlich mehr mit so manchem Feature-Phone zu tun hat, als mit Smartphones, wie man sie heute von Samsung, HTC oder Huawei kennt.
Das kompakte Gerät kommt in einem klassischen Kunststoff-Gehäuse daher und verfügt über ein 4,5-Zoll-Display mit einer Auflösung von 854 x 480 Pixeln. Der Screen ist nicht besonders hell, nicht besonders scharf, erfüllt aber seinen Zweck.
Der Body selbst wirkt ebenfalls alles andere als edel, macht aber dafür einen ziemlich robusten Eindruck – fast schon so, wie man es vom Namen Nokia erwartet. Erwähnenswert ist, dass sich die Rückseite komplett abnehmen lässt. Zum Vorschein kommen dabei ein Wechselakku von 2150 mAh, ein Nano-SIM-Slot und ein Steckplatz für microSD-Karten bis zu eine Kapazität von 128 GB. Letzteres ist ganz ordentlich, zumal das Nokia 1 selbst nur über 8 GB internen Speicher verfügt.
Low-End-Specs für den Einsteiger-Markt
Auch die sonstigen Specs hauen niemanden vom Hocker. Der Prozessor vom Typ Mediatek MT6737M hat zwar vier Kerne, performt aber nur im absoluten Low-End-Bereich. Der Arbeitsspeicher fällt mit 1 GB RAM ziemlich knapp aus und auch die Hauptkamera gewinnt mit ihrer Auflösung von 5 Megapixeln keinen Preis.
Kurz gesagt: Das Nokia 1 ist absolute Einsteigerklasse und mit seinen technischen Spezifikationen eigentlich kaum in der Lage, aktuelle Software vom Typ Android 8.1 noch vernünftig darzustellen. Genau an dieser Stelle kommt aber Android Go ins Spiel.

Android Go als extrem schlankes Betriebssystem
Android Go ist eine Sonderversion des normalen Android-Betriebssystems, die auf der Version 8.1 Oreo basiert. Im Vergleich zum Android, was etwa auf dem Google Pixel 2 zum Einsatz kommt, ist die Go-Edition aber in ihrem Funktionsumfang abgespeckt und verzichtet auf zahlreiche Schnittstellen oder Treiber. Dadurch ist Android Go wesentlich schlanker und frisst kaum Speicherplatz.
Das gleiche gilt übrigens für die System-Apps, die ebenfalls in einer Go-Version vorhanden sind. So gibt es Google Go, Gmail Go, Google Maps Go, YouTube Go und sogar Google Assistant Go. Im Vergleich zu den "großen" Varianten der Apps kommen diese Versionen etwa mit der Hälfte des Speichers aus, bieten dafür aber auch weniger Funktionen.
So ist es in Google Maps Go beispielsweise nicht möglich, die Navigations-Funktion zu nutzen. Weitere für Android Go optimierte Apps finden sich übrigens im Google Play Store, darunter auch extrem schlanke Versionen von Facebook und Facebook Messenger.

Herunterladen und installieren lassen sich aber natürlich auch alle anderen Android-Apps aus dem Play Store – zumindest solange die Hardware-Specs des Nokia 1 dafür ausreichen. Mit 1 GB RAM und 8 GB internem Speicher sind dem Ganzen leider ziemlich enge Grenzen gesetzt.
Immerhin: WhatsApp lässt sich auf dem Telefon problemlos nutzen. Ein Riesen-Vorteil von Android Go ist die Tatsache, dass Nokia und Google regelmäßige Sicherheits-Updates für das Betriebssystem garantieren. Das ist im absoluten Low-End-Bereich absolut keine Selbstverständlichkeit und daher ein großer Pluspunkt des Nokia 1 gegenüber anderen Geräten dieser Preisklasse.
Mäßige Performance trotz Minimal-Software
Die Performance des Nokia 1 bleibt trotz der schlanken Software jederzeit unterdurchschnittlich. Zwar lässt sich das Smartphone insgesamt problemlos nutzen, um zu telefonieren, Nachrichten zu verschicken, im Netz zu surfen oder zu fotografieren – aber alles geht eben etwas gemächlicher als auf anderen Geräten.
So gibt es etwa deutliche Ladezeiten beim Aufrufen von Websites und beim Starten von Apps oder bei zahlreichen Aktionen innerhalb von Anwendungen. Aber nicht falsch verstehen: Insgesamt ist das Smartphone schon gut nutzbar, nur eben auf einem eher rudimentären Level.
Eine Kamera für den Notfall
Hier reiht sich auch die Kamera-Performance ein. Natürlich lässt sich mit dem Nokia 1 ein Schnappschuss machen, allerdings nur bei Tageslicht und nur mit bescheidenem Ergebnis. Detailgrad und Schärfe lassen auf den Bildern sehr zu wünschen übrig und erinnern eher an die Frühzeit der Smartphone-Fotografie. Auf Extras wie eine optische Bildstabilisierung müssen Nutzer ebenso verzichten, wie auf die meisten anderen Komfort-Funktionen. Lediglich einen einfachen LED-Blitz gibt es.
Auch die Frontkamera haut mit ihren 2 Megapixeln niemanden vom Hocker. Weil es keinen Blitz gibt, machen Bilder bei Dunkelheit mit ihr zudem auch wenig Freude. Kurz gesagt: Wer auf die Kamera-Funktion eines Smartphones wert legt, kann das Nokia 1 gleich links liegen lassen.
Fazit: Ein Smartphone für ganz bestimmte Nutzer
Eigentlich richtet sich das Android-Go-Programm vor allem an Entwicklungsmärkte. Dort möchte Google gemeinsam mit Hardware-Partnern wie Nokia neue Nutzerschichten erschließen, die sich bislang einfach noch gar kein Smartphone leisten konnten. In Deutschland erfüllt das Nokia 1 aber eher einen anderen Zweck. Es markiert quasi den neuen Minimalstandard für die Leute, die zwar eigentlich kein Interesse an Smartphones haben, aber trotzdem unterwegs erreichbar sein möchten.
Vor zehn Jahren reichte für diesen Zweck ein einfaches Nokia-Telefon mit SMS vollkommen aus. Heute gehören aber WhatsApp, Facebook, Google und YouTube quasi zum Standard für die meisten Nutzer. Das Nokia 1 ist also gewissermaßen die moderne Ausführung des absoluten Low-End-Handys mit den wichtigsten Funktionen, aber ohne sonstigen Schnickschnack. Es spricht damit eine ganz bestimmte Käuferschicht an und mag sich für den einen oder anderen darüber hinaus auch als Zweithandy eignen.
Ein richtig komplettes Smartphone-Erlebnis, wie wir es heute kennen, bietet das Nokia 1 aufgrund seiner Hard- und Software-Beschränkungen allerdings nicht. Nutzer, die das komplette Paket wollen und trotzdem nicht so viel Geld locker machen möchten, sind deshalb beispielsweise mit einem Nokia 5 wesentlich besser bedient.
Das hat mir gut gefallen | Das hat mir weniger gefallen |
+ Aktuelle Android-Software | - Schwache Performance |
+ Vom Hersteller garantierte Updates | - Eher zweckmäßige Kamera |
+ Robuste Verarbeitung | - Kein vollwertiges Smartphone-Erlebnis |