Das Nokia 7.1 ist ein neues Mittelklasse-Smartphone mit schnellen Updates dank Android One und Premium-Design. Die große Besonderheit ist der HDR-Support des LCD-Displays, den es in der Mittelklasse noch nie gab. Im Test haben wir geprüft, ob das Nokia 7.1 wirklich viel bietet für das Geld.
- Design und Verarbeitung: Flaggschiff-Niveau
- Display: Mit HDR10-Support
- Kameras und Audio: Durchschnitt
- Leistung und Ausstattung: Einige Gedenksekunden
- Fazit: Solides Smartphone mit mächtiger Konkurrenz
Design und Verarbeitung: Flaggschiff-Niveau
Das Nokia 7.1 ist ein handliches Smartphone mit einem 5,84 Zoll großen länglichen Display im 19:9-Format. Selfie-Kamera und Hörer sind in einer durchschnittlich großen Notch in einer Auskerbung oben im Display untergebracht. Das "Kinn", also der Displayrahmen unten, fällt derweil größer als bei Flaggschiff-Smartphones wie dem Galaxy S9 aus.

Das Smartphone ist sehr hochwertig verarbeitet, wie von Nokia inzwischen gewohnt. Der Rahmen besteht aus dem stabilen Aluminium 6000 und ist mit diamantgeschliffenen Schrägkanten versehen. Rück- und Vorderseite sind aus dem Schutzglas Gorilla Glass 3 gefertigt. Auf der Rückseite steht die vertikal angebrachte Dual-Kamera ein wenig aus dem Gehäuse heraus und darunter sitzt der Fingerabdruckscanner.
Urteil: Das Nokia 7.1 bietet eine Verarbeitung auf Flaggschiff-Niveau, nur das dicke Kinn verweist auf die Mittelklasse.
Display: Mit HDR10-Support
Das IPS-Display löst mit 2280 x 1080 Pixeln auf und unterstützt das HDR10-Format. Wir haben mit Hilfe eines heruntergeladenen Testvideos festgestellt, dass der HDR-Support wirklich gegeben ist, allerdings konnte das Nokia 7.1 das anspruchsvolle 4K-HDR-Video aufgrund der Prozessorlimitierung nicht flüssig abspielen, sondern lieferte nur ein paar ansehnliche Standbilder.

Wichtiger ist aber die Unterstützung durch YouTube, Netflix und Amazon Prime Video. Die war bei unserem Test anfänglich noch nicht gegeben. Der Hersteller verspricht auf der Website, dass "führende Online-Anbieter" für das Videostreaming passende HDR-Inhalte im Angebot haben werden.
[Update 24.10.2018, 11:30] Unsere Nachfrage hat Nokia wie folgt beantwortet:
- Für HDR-Funktionalität muss sicher gestellt werden, dass HDR Service im Play Store auf dem neuesten Stand ist, und dass in den Einstellungen unter Display->Erweitertes HDR-Display der Schalter eingeschaltet ist. Dann werden sowohl HDR-Inhalte angezeigt, als auch normale Inhalte hochgerechnet.
- HDR-Videos sind auf Youtube verfügbar, und auf Netflix ab einem 4-User-Abo
- Zu Videoaufnahmen in HDR gibt es mehr Infos in Kürze
Wir haben die Option "Erweitertes HDR10-Display" in den Einstellungen aktiviert und die aktuelle Version der App "HDR Service für Nokia 7.1" installiert, aber YouTube zeigte Stand 24.10.2018 bei HDR-Videos nicht die "HDR"-Einstellung in den Qualitätsoptionen der jeweiligen Videos an an, die dort normalerweise erscheint. Dennoch wurden kompatible Videos in HDR10 angezeigt, was visuell eindeutig zu erkennen war.
Auch so handelt es sich um ein hochwertiges Display mit einem augenscheinlich breiten Farbraum und recht genauer Kalibrierung. Die Helligkeit genügt für das Ablesen im Sonnenlicht, aber wir haben schon hellere Displays gesehen.
Urteil: Das IPS-Display macht einen kontrastreichen und farbechten Eindruck und HDR-Support ist in der Mittelklasse bislang einmalig.
Kameras und Audio: Durchschnitt
Der Mono-Lautsprecher des Nokia 7.1 an der Unterseite bleibt recht klar, aber wird nicht sehr laut und klingt wenig dynamisch. Für den Medienkonsum gibt es weit bessere Lautsprecher. Immerhin ist ein 3,5-Millimeter-Kopfhöreranschluss oben angebracht, mit dem Musik zwar auch nicht allzu laut wird, der aber gute, klare Audioqualität für den Kopfhörer liefert.

Eine durchschnittliche Leistung offeriert auch die Dual-Kamera auf der Rückseite von Zeiss. Details, Kontrast und Schärfe der Fotos sind lediglich klassenüblich, und die Selfie-Kamera knipst nur ordentliche Porträt-Fotos. Hier macht sich Nokia selbst Konkurrenz, denn die Kameras des Nokia 7 Plus, das aktuell zwanzig Euro mehr kostet, sind deutlich besser.
Für Full-HD-Videos gibt es eine gute digitale Bildstabilisierung, bei 4K-Videos aber keine. Eine Besonderheit: Die Videos werden laut Nokia bei der Aufnahme von SDR in "HDR" umgewandelt, wobei sie allerdings als SDR-Dateien auf dem Smartphone gespeichert werden. Vermutlich legt die Kamera-Software bei der Aufzeichnung und Betrachtung der Clips auf dem Smartphone eine Art von "HDR-Filter" über die Videos, der sie kontrast- und farbreicher aussehen lässt.
Richtige HDR-Videos zeichnen unter anderem das Sony Xperia XZ2 und XZ3 auf. Besonders gut ist allerdings die Audioqualität bei der Aufnahme gelungen, hier macht Nokia niemand etwas vor.
Urteil: Die Kameras liefern durchschnittliche Bilder und Videos.

Leistung und Ausstattung: Einige Gedenksekunden
Bei Leistung und Ausstattung bietet das Nokia 7.1 eine eigentümliche Mischung aus Features, die sich mal über- und mal unterhalb des Preisniveaus bewegen. So teilt sich das Nokia 7.1 ac-WLAN, Bluetooth 5.0 und NFC mit der Oberklasse (zumindest Huawei- und Honor-Smartphones der Mittelklasse verzichten oft auf diese Features), aber 32 GB erweiterbarer interner Speicher und 3 GB Arbeitsspeicher sind etwas wenig. Die Akkulaufzeit fällt dafür anständig aus und sollte den Nutzer über den Tag bringen.

Der Snapdragon 636 liefert eine solide Leistung der unteren Mittelklasse. Bei der Navigation in Android gönnt sich das Smartphone gelegentlich einige Bedenksekunden, was auch am langsamen eMMC-Speicher liegt. Das Laden von Games dauert ziemlich lange. "PUBG Mobile" ist mit niedrigen Einstellungen immerhin gut spielbar, "Sonic Forces" läuft flüssig, aber auch nur mit geringer Grafikpracht. Dasselbe gilt für "Asphalt 9". Das Honor 10 bietet dank des einstigen Flaggschiff-Chips Kirn 970 eine weit bessere Performance – und kostet genauso viel.
Urteil: Das Nokia 7.1 bietet eine solide Leistung und Ausstattung der unteren Mittelklasse.
Fazit: Ordentliches Smartphone mit mächtiger Konkurrenz

Das Nokia 7.1 bietet eine sehr gute Verarbeitung und ein eigenständiges, schickes Design. Es ist schön, dass erstmals HDR10 in die Mittelklasse einzieht. Das sechs Zoll große Nokia 7 Plus für 20 Euro mehr hat jedoch die besseren Kameras im Gepäck, obendrein mehr internen Speicher, einen größeren Arbeitsspeicher und es läuft etwas schneller.
Wer es lieber so handlich mag wie das Nokia 7.1, kann auch zum Honor 10 für ebenso 340 Euro greifen. Dagegen hat das Nokia 7.1 keine Chance, denn Kameras, Leistung und Ausstattung sind deutlich besser, nur auf HDR10-Support und die schnellen Android-Updates dank Android-One-Programm müssen die Käufer verzichten. Sobald der Preis des Nokia 7.1 unter 300 Euro sinkt, wird es aber zu einer guten Option für anspruchsvollere Smartphone-Einsteiger.
