Mit dem Nokia 8.1 ist ein auffallend wertiges Mittelklasse-Smartphone auf den Markt gekommen. Zu den Highlights zählen Kameras von Zeiss, ein rasanter Prozessor und ein Aluminium-Unibody. Doch kann es das Nokia 8.1 auch mit günstigen China-Flaggschiffen derselben Preisklasse aufnehmen?
- Design und Verarbeitung: Flaggschiff-Niveau
- Technik und Ausstattung: Gut – mit kleinen Kompromissen
- Kameras und Audio: Super Fotos bei Tageslicht, aber ...
- Fazit: Gutes Mittelklasse-Handy mit starker China-Konkurrenz
Design und Verarbeitung: Flaggschiff-Niveau
Das Gehäuse des Nokia 8.1 wurde aus einem Block des stabilen Werkstoffes Aluminium 6000 herausgesägt. Anschließend ließ Nokia auf der Unterseite eine Glasschicht auftragen und den Metallrand glatt schleifen. Dieser bekam letztlich einen kupferfarbenen Streifen als Verzierung spendiert. Manche könnten sich am hinten herausstehenden Kamerabuckel stören, aber auch dieser passt zumindest gut zum restlichen Design.

Auf der Vorderseite ist derweil eine breite, vom iPhone X inspirierte Notch zu finden, eine Aussparung im Display für Selfie-Kamera und Hörer. Die Notch wird durch die schwarze Hintergrundfarbe des Bildschirms daneben aber praktisch unsichtbar gemacht, nur Uhrzeit und Icons in weißer Schrift sind darauf zu sehen. Das Kinn des Geräts, also der untere Rahmen vorne, trägt den Nokia-Schriftzug.
Fazit: Dem Hersteller ist mit dem Nokia 8.1. ein Gerät gelungen, bei dem jeder Aspekt des Designs beabsichtigt wirkt – ähnlich, wie man es von Apple kennt. Die Verarbeitungsqualität lässt auch keine Wünsche offen.
Technik und Ausstattung: Gut – mit kleinen Kompromissen
Der recht neue Prozessor Snapdragon 710 lässt sich in Hinblick auf seine Leistung zwischen dem älteren Mittelklasse-Chip Snapdragon 660 und Qualcomms Flaggschiff-Prozessor von 2017, dem Snapdragon 835, einordnen. Im Alltag kann Android flüssig bedient werden und Apps laden relativ schnell – wobei das auf Flaggschiff-Geräten noch rasanter funktioniert.

Das liegt aber wohl nicht am Prozessor, sondern am langsamen eMMC-Speicher des Nokia 8.1. Der 64 GB umfassende Speicher lässt sich immerhin via microSD-Karte erweitern. Auf der Habenseite ist auch die hohe Geschwindigkeit beim Surfen im Internet zu verbuchen.
"PUBG Mobile" läuft mit hohen Einstellungen flüssig, nur am anspruchsvollen "Sonic Forces" scheiterte das Smartphone bei hohen Einstellungen. Dabei lief das Game mit einer geringen Framerate und einigen Slowdowns über den Bildschirm. Statt 4 GB Arbeitsspeicher hätten es gerne 6 GB sein dürfen, um noch ein wenig mehr Leistung herauszuholen.
Der IPS-Bildschirm misst 6,18 Zoll und löst mit 2246 x 1080 Pixeln auf. Er unterstützt die Darstellung von HDR-Videos, was bei den Testclips von YouTube auch beeindruckend aussieht. OLED-Screens wie jener des Sony Xperia XZ3 sind allerdings noch besser. Der 3500-mAh-Akku sorgt für ein vorbildliches Durchhaltevermögen, so reicht die Laufzeit über den Tag hinaus. Erfreulich ist auch der Kopfhöreranschluss, auf den einige Flaggschiffe hingegen verzichten.

Nicht zuletzt profitiert das Smartphone von seiner Teilnahme am Android-One-Programm. Das bedeutet, dass eine pure Android-Version installiert ist und dass Nokia für mindestens zwei Jahre zeitnah System-Updates bereitstellt. Das ist zugleich aber auch ein Nachteil, denn das Nokia 8.1 spart mit Softwarefeatures wie zusätzlichen Kamera-Funktionen und besonderen Einstellungen, die viele andere Hersteller ihren Handys spendieren.
Fazit: Wir hätten uns einen schnelleren internen Speicher und mehr Arbeitsspeicher gewünscht, ansonsten überzeugen Technik und Ausstattung für die obere Mittelklasse.
Kameras und Audio: Super Fotos bei Tageslicht, aber ...
Im Nokia 8.1 stecken dieselben Kamera-Sensoren mit Auflösungen von 12 und 13 Megapixeln wie im Nokia 7 Plus. Jenes Mittelklasse-Handy lobten wir schon für seine tolle Fotoqualität bei Tageslicht. Allerdings ist der 12-MP-Sensor beim Nokia 8.1 nun optisch stabilisiert, was Verwacklungen Einhalt gebietet.
In Hinblick auf die Fotoqualität ist das Nokia 8.1 ein Smartphone der krassen Gegensätze. So liefert die Hauptkamera bei Tageslicht herausragend gute Bilder – bei Nacht dafür jedoch ungewöhnlich schlechte. Filmer freuen sich über gute Videos mit treffenden Farben, die in Full-HD mit einer hervorragenden optischen Bildstabilisierung punkten. Bei 4K-Auflösung funktioniert diese leider weniger gut, aber das Schärfeplus ist immerhin klar auszumachen.
Schließlich leidet die 20-Megapixel-Selfie-Kamera leider an starker Überbelichtung und Detailarmut. Uns wollten unter verschiedenen Lichtbedingungen keine wirklich scharfen und vernünftig belichteten Porträtaufnahmen gelingen. Der einzelne Lautsprecher ist leider nichts Besonderes, die mitgelieferten In-Ears auch nicht. Mit besseren Kopfhörern geht der Klang via Klinkenanschluss in Ordnung – wer hier mehr erwartet, greift zu Smartphones wie dem Galaxy Note 9 oder der aktuellen Referenz, dem LG V40 ThinQ.
Fazit: Das Nokia 8.1 hat Schöne-Wetter-Kameras, die hervorragende Aufnahmen bei Tageslicht machen, aber bei wenig Licht versagen. Die Selfie-Cam könnte derweil insgesamt besser sein, das gilt auch für den Lautsprecher.
Fazit: Gutes Mittelklasse-Handy mit starker China-Konkurrenz

Das Nokia 8.1 ist ein gutes Mittelklasse-Smartphone, das vor allem mit seiner herausragenden Verarbeitungsqualität, dem HDR-fähigen IPS-Display und seinem eigenständigen Design aus der Masse heraussticht. Fotos und Videos mit der Dual-Kamera überzeugen bei Tageslicht, enttäuschen aber bei schlechten Lichtverhältnissen. Die Performance ist gut, hätte aber durch mehr Arbeitsspeicher und einen schnelleren internen Speicher noch spürbar verbessert werden können.
Das größte Problem des Nokia 8.1 ist nicht das Smartphone selbst, sondern die starke und günstige Konkurrenz aus China. So kostet das Nokia 8.1 aktuell um die 430 Euro – ungefähr so viel wie das Xiaomi Mi 8, das allerdings nicht der Mittelklasse angehört, sondern der Oberklasse. Auch das Xiaomi Pocophone F1 bietet Flaggschiff-Technik – für satte 100 Euro weniger. Letztlich ist das Nokia 8.1 den Xiaomi-Alternativen nur bei Software, Design und Hersteller-Service einen Schritt voraus, im Vergleich zum Pocophone bietet es auch eine bessere Verarbeitung.
Das hat mir gut gefallen | Das hat mir weniger gefallen |
+ Verarbeitung und Design + Sehr gute Tageslichtfotos + Gute Performance + HDR-Bildschirm + Gute Akkulaufzeit |
- Nur 4 GB Arbeitsspeicher - Schlechte Fotos bei wenig Licht - Langsamer interner Speicher - Preis- / Leistungsverhältnis |