Mit dem Nvidia Shield TV (2017) steht seit Kurzem der Nachfolger zur wohl besten und vielseitigsten Streaming-Box in den Läden. In unserem Test wollten wir wissen, ob die neue Set-Top-Box das Zeug hat, um den Thron ihres Vorgängers erneut zu besteigen.
- Optik und Haptik: Ein Schritt vor und einer zurück
- Hardware und Anschlüsse: Fast Alles beim Alten
- Software und Apps: Fast unbegrenzte Möglichkeiten
- Eine Streaming-Box für Gamer
- Shield TV Pro: Wo liegen die Unterschiede
- Fazit: Optimales Streaming-Erlebnis zu einem hohen Preis
Wer nach Streaming-Geräten für das Heimkino sucht, denkt unweigerlich an Chromecast, Amazon Fire TV oder Apple TV. Doch seit 2015 gibt es mit dem Shield TV von Nvidia eine weitere Streaming-Box, die sich unter Kennern einen hervorragenden Ruf erworben hat. Nun steht mit dem Nvidia Shield TV (2017) eine Neuauflage der Box in den Läden, die wir uns kurzerhand für einen Test geschnappt haben.
Optik und Haptik: Ein Schritt vor und einer zurück
Die originale Shield-Box von 2015 ist auch nach heutigen Maßstäben noch ein echtes Schmuckstück. Das gleichermaßen markante wie schlichte Design überzeugte mit einer Materialkombination aus Kunststoff, Metall, Gummi und einer glänzenden Klavierlack-Oberfläche. Die Neuauflage wurde hingegen um gut 40 Prozent geschrumpft und setzt ausschließlich auf Kunststoff. Ganz so edel wirkt die 2017er-Version des Nvidia Shield TV deshalb nicht – hässlich ist sie jedoch auch nicht.
Auch bei der Fernbedienung gibt es ein Material-Downgrade zu verzeichnen. War die Remote der ersten Nvidia Shield TV noch aus Metall, so ist bei der Neuauflage nur Plastik angesagt. Das ist etwas schade, aber kein Beinbruch. Immerhin wird die Fernbedienung bei der 2017er-Version ab Werk mitgeliefert, während sie beim 2015er-Modell für einen stolzen Preis von 59 Euro separat erworben werden musste. Ein deutliches Upgrade hat hingegen das ebenfalls mitgelieferte Gamepad erfahren. War das beim Vorgänger noch ein recht klobiger Klotz, so erinnert der Controller nun haptisch stark an das PS4-Gamepad. Optisch ist es dank der polygonförmigen Oberfläche sogar ein echter Blickfang. Das ABXY-Button-Layout wird übrigens eins zu eins vom Xbox-Controller übernommen.
Hardware und Anschlüsse: Fast Alles beim Alten
Während Nvidia Shield TV also äußerlich deutlich geschrumpft ist, bleibt im Inneren alles beim Alten. Auch die zweite Generation der Box wird also vom Nvidia Tegra X1-Prozessor angetrieben, der immer noch der stärkste ARM-Chip seiner Klasse ist. Die Leistung, die der X1 liefert, ist deshalb auch schlichtweg beeindruckend und liegt weit über dem, was die ohnehin schon schnellen Set-Top-Boxen Amazon Fire TV (2016) und Apple TV 4 zu bieten haben. Der Arbeitsspeicher beträgt 3 GB RAM und der interne Speicher 16 GB. Letzterer lässt sich jedoch erweitern.

Auch bei den Anschlüssen ist die Nvidia-Box der Konkurrenz überlegen. So gibt es neben HDMI-Ausgang und Ethernet-Anschluss auch zwei USB-3.0-Ports für das Anschließen externer Eingabegeräte oder Festplatten. Leider fällt im Vergleich zum Vorgängermodell der MicroSD-Slot zum zusätzlichen Erweitern des Speichers weg.
Software und Apps: Fast unbegrenzte Möglichkeiten
Als Betriebssystem setzt Nvidia wie schon bei der ersten Generation des Shield TV auf Android TV von Google, wie es auch auf Smart TVs von Sony, Philips oder Sharp zum Einsatz kommt. Ausgeliefert wird die Box dabei direkt mit der aktuellsten Version 7.0. Erfahrungen der Vergangenheit haben zudem gezeigt, dass der Hersteller seine TV-Boxen regelmäßig mit Updates und neuen Funktionen versorgt.
Die Android-Oberfläche ist übersichtlich und funktional und läuft dank der Power der Box pfeilschnell über den Screen. Im Vergleich zu den Anfangszeiten mit dem Nexus Player von Google kann sich das App-Angebot für Android TV mittlerweile wirklich sehen lassen und beinhaltet von Netflix über YouTube, Amazon Video, Clipfish, 7TV, die Mediatheken von ARD, ZDF, Arte, Sport 1 und vielen anderen Sendern bis hin zu Komplettangeboten wie Zattoo oder Magine praktisch alles, was sich ein Smart TV-User wünschen kann. Dank eines eingebauten Chromecasts lassen sich selbst Apps, die nativ nicht für Shield TV verfügbar sind, vom Smartphone aus auf die Box streamen. Sofern die jeweilige App, der Fernseher und die Internetleitung das zulassen, wird sogar in 4K HDR gestreamt.
Heimkino-Enthusiasten dürfen sich zudem über den leistungsfähigen Mediaplayer Kodi freuen, der sowohl Streams über das Heimnetzwerk verarbeitet, als auch Filme von externen USB-Festplatten abspielt, ein wichtiges Feature, das Apple TV und Fire TV gar nicht oder nur sehr eingeschränkt unterstützen. Der Support für verschiedene Audio- und Video-Formate ist ebenfalls vorbildlich. Wem das immer noch nicht reicht, der kann über Kodi auch alle Arten von Webstreams (Video und Audio) einbinden oder zusätzliche Apps per Sideload installieren. Echten Heimkino-Enthusiasten bleibt die Shield-Box somit fast nichts schuldig.
Ein bisschen was zu meckern gibt es nach unserem Test allerdings trotzdem. Leider läuft nicht jede App, die der Google Play Store bietet, optimal auf der Box. Schuld ist hier allerdings eher die Faulheit der jeweiligen Entwickler. Auch die an sich sehr gute Sprachsuche funktioniert nicht in allen Apps. Besonders ärgerlich ist das bei Netflix und Amazon Video.
Eine Streaming-Box für Gamer
Mehr noch als Fire TV und Apple TV richtet sich Shield TV auch an Gamer – kein Wunder, schließlich wird die Box bereits mit einem Gamepad ausgeliefert. Und tatsächlich bietet Nvidia auch über das normale Spiele-Angebot des Google Play Store hinaus einige namhafte Games für seinen Streamer an, die es bei der Konkurrenz nicht gibt. Das sind zum größten Teil PC-Umsetzungen wie "Half Life 2", "Borderlands" oder "Metal Gear Solid". Für Fans von älteren Konsolenspielen gibt es zudem eine Reihe von sehr guten Emulatoren.

Zu einer echten Gaming-Maschine wird Shield TV jedoch durch den Spiele-Streaming-Dienst GeForce Now. Dieser funktioniert quasi wie ein Netflix für Spiele und bietet für 9,99 Euro im Monat eine Flatrate über rund 50 PC-Spiele. Diese müssen jedoch nicht auf der Box installiert werden, sondern werden direkt über das Netz von den Nvidia-Servern gestreamt. Eine schnelle Internetleitung ist dabei allerdings Grundvoraussetzung. GeForce Now verwandelt die Shield im Prinzip in eine echte Spielekonsole.
Wer über einen Gaming-PC mit Nvidia GeForce-Grafikkarte verfügt, kann dank GeForce In-Home-Streaming zudem seine PC-Spiele über die Shield-Box auf den TV streamen. In Zukunft soll auch das In-Home-Streaming von Steam mit einer eigenen App unterstützt werden.
Shield TV Pro: Wo liegen die Unterschiede
Zusätzlich zum normalen Shield TV (2017) bietet Nvidia mit Shield TV Pro auch eine XXL-Variante seiner TV-Box an. Diese setzt auf das Design der Vorgänger-Version von 2015, ist also etwas größer und schicker und besitzt zusätzlich eine integrierte 500 GB-Festplatte sowie einen MicroSD-Slot. Ansonsten ist die Pro-Version jedoch technisch absolut identisch zur normalen Ausführung.
Fazit: Optimales Streaming-Erlebnis zu einem hohen Preis
Für das neue Shield TV gilt das Gleiche, was auch schon für die alte Version von 2015 galt: Nach wie vor handelt es sich hier um die leistungsfähigste und vielseitigste Streaming-Box auf dem Markt. Tatsächlich sind App-Angebot und verfügbare Funktionen in den vergangenen beiden Jahren noch deutlich angewachsen, wodurch das System heute besser denn je ist. Heimkino-Enthusiasten bleibt die Set-Top-Box mit ihrem breiten App-Portfolio, dem eingebauten Chromecast sowie der Unterstützung von In-Home-Streaming und Offline-Medien so gut wie nichts schuldig. Wer als Technik-Kenner noch etwas tiefer in die Materie eintauchen möchte, kann dank App-Sideload und Media-Playern wie Kodi sogar noch mehr aus der kleinen Kiste herausholen. Und sogar als Konsolen-Ersatz macht Shield TV (2017) eine gute Figur – zumindest wenn man den kostenpflichtigen Dienst GeForce Now nutzt, der jedoch eine sehr schnelle Internetleitung voraussetzt.
Der größte Wermutstropfen ist und bleibt jedoch der Preis. Mit einer UVP von 229 Euro ist Shield TV nicht nur der beste, sondern auch der teuerste Media-Player auf dem Markt. Die ebenfalls sehr gute Konkurrenz bewegt sich preislich zum Teil deutlich unter dieser Marke. Wer etwa auf die Wiedergabe von Offline-Medien verzichten kann und mit einem etwas schmaleren App-Angebot zurechtkommt, findet mit dem Amazon Fire TV eine deutlich günstigere aber fast ebenbürtige Alternative. Für Durchschnittsuser dürften jedoch Fire TV Stick oder Chromecast als Streaming-Lösung absolut ausreichen. Beide sind für deutlich weniger als 50 Euro erhältlich.
Wer übrigens die alte Shield TV-Box sein Eigenen nennt, hat aktuell keinen Grund auf das neue Modell umzusteigen, da Nvidia auch für die bisherige Version alle neuen Features per Software-Update nachliefert - sehr vorbildlich, wie wir finden.