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Nvidias 360-Hertz-Monitore sind genial – und fast niemand braucht sie

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360-Hertz-Monitore wie der Asus ROG Swift 360Hz richten sich an Profi-Gamer. Bild: © Nvidia 2020

Die sogenannten "G-Sync Esports Displays" von Nvidia bieten eine nie zuvor erreichte Bildwiederholrate von 360 Hertz. Sie können also sechs Mal so viele Bilder pro Sekunde darstellen als die üblichen 60-Hertz-Displays. Das ist beeindruckend, bringt zurzeit aber nur einigen wenigen Profi-Spielern etwas.

Kürzlich haben Nvidia und Asus den ROG Swift 360 als ersten 360-Hertz-Monitor für den Handel angekündigt. Leider gibt es noch keine Informationen zu Preis und Veröffentlichungsdatum, obwohl er lediglich 24,5 Zoll misst und mit Full HD auflöst, ist der Monitor aber schon jetzt seiner Zeit voraus. Er kann nämlich 360 Bilder in einer Sekunde darstellen. Das sorgt für ein geschmeidiges Spielgefühl, eine schärfere Darstellung von Bewegungen und möglicherweise für eine höhere Trefferquote in kompetitiven Ego-Shootern.

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Laut Nvidia führen 360 Hz zu einer geringeren Systemlatenz und einer höheren "Flick Shot"-Trefferquote in "Overwatch" ("Flick Shot" bedeutet, spontan und unbewusst auf ein Ziel zu feuern). Bild: © Nvidia 2020

Über 300 FPS schaffen nur einige alte Spiele

Zwar gibt es also bald den passenden Monitor für die Darstellung ultrahoher Framerates, aber selbst die besten Prozessoren und Grafikkarten können in modernen Spielen noch keine 360 FPS an den Monitor schicken. Das ist lediglich bei manchen alten Games eine Option. GPU Check hat unter diesem Aspekt zahlreiche Spiele in Full-HD-Auflösung auf einem PC mit der High-End-Grafikkarte Nvidia GeForce RTX 2080 Ti und dem schnellen Prozessor Intel Core i7-8700K getestet.

Bildwiederholraten von über 300 FPS sind demnach bei Ultra-Grafikeinstellungen mit Spielen wie "Rainbow Six Siege", "Counter-Strike: Global Offensive", "Rocket League" und "League of Legends" möglich. Bei niedrigen Einstellungen schaffen das auch "Destiny 2" und "Overwatch". Zum Glück werden genau diese Spiele gerne kompetitiv gezockt. Zum Vergleich: Ein modernes Singleplayer-Game wie "Assassin's Creed Odyssey" erreicht gerade einmal 73 Bilder pro Sekunde in Full HD bei Ultra-Einstellungen.

Nvidia selbst hat ein Video von "CS:GO" mit 360 Hertz und entsprechenden Framerates hochgeladen. Leider kannst Du das Video nicht mit 360 FPS ansehen, denn dazu fehlt Dir der passende Monitor. Aber du bekommst vielleicht einen Eindruck von den Gameplay-Vorzügen:

Schicke Grafik oder hohe Bildwiederholrate?

Die meisten Gamer werden zwischen grafischem Bombast und extra hohen Bildwiederholraten abwägen. Viele neue Monitore auf dem Markt bieten Features wie 4K-Auflösung und HDR bei einer Bildwiederholrate von immerhin 144 Hertz. Dazu zählen der Acer Predator CG7 und der Acer Nitro XV3 XV273. LGs OLED-Fernseher von 2019 sind G-Sync-kompatibel und schaffen 120 Hertz bei einer QHD-Auflösung.

Bereits 120 oder 144 Hertz bieten einen deutlichen Vorteil gegenüber 60 Hertz und das dürfte den meisten Zockern genügen. Schließlich erfordern die Bildwiederholraten viel Leistung, die auch in eine schickere Grafik investiert werden kann.

Kompetitive Spieler dürfen einen Blick riskieren

Pro-Gamer können sich die Vorzüge der 360-Hertz-Monitore allerdings vergegenwärtigen. So spricht Nvidia von einem 4-Prozent-Vorteil bei der Systemlatenz beziehungsweise beim Input-Lag gegenüber 240-Hertz-Monitoren. Befehle wie das Betätigen einer Taste führen also noch schneller zu einer entsprechenden Aktion im Spiel. Sofern wirklich um Preisgelder gespielt wird, kann das den entscheidenden Unterschied zwischen dem ersten und zweiten Platz machen.

Insgesamt bieten die 360-Hertz-Monitore die üblichen Vorteile von Displays mit hohen Bildwiederholraten, die mit 360 Hertz noch stärker ausgeprägt sind:

  1. Kein Screen-Tearing (Grafikfehler, der das Bild zerrissen aussehen lässt)
  2. Kein Stottern
  3. Schärfere Darstellung von Bewegtbildern
  4. Schnellere Reaktion auf Eingaben
  5. G-Sync und FreeSync nicht mehr nötig

Wir sind schon gespannt auf die ersten Tests von Games-Redakteuren, die die Vorzüge von 360 Hertz im Vergleich zu 240 Hertz überprüfen. Die Tests von 240-Hertz-Displays, darunter einer von YouTuber Linus Tech Tips  in Zusammenarbeit mit Profi-Zocker Shroud sowie mein eigener, kommen meist zum Ergebnis, dass ein spürbarer Unterschied zu geringeren Bildwiederholraten festzustellen ist. Die Gameplay-Vorteile scheinen mit noch mehr Hertz zwar immer geringer auszufallen, aber andere Vorzüge wie die Schärfe der Bewegtbilddarstellung vielleicht nicht.

Fazit: Aktuell nur etwas für Pro-Gamer

Wie Nvidia selbst zutreffend sagt, richten sich die 360-Hertz-Monitore an Profi-Spieler. Wer zum Beispiel kompetitiv im Clan "Counter Strike" zockt und das letzte bisschen Vorteil für sein Team herausholen möchte, könnte über einen solchen Monitor nachdenken. Für alle anderen dürften die Performanceeinbußen der über 300 Bilder pro Sekunde zu hoch sein. Die meisten Gamer werden die Leistung eher für hübschere Grafik und eine höhere Auflösung nutzen.

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Den meisten Gamern werden die 360 Hertz (beziehungsweise die passenden Framerates) zu große Kompromisse abverlangen. Bild: © Nvidia 2020

360-Hertz-Monitore verkörpern einen grundsätzlichen Branchen-Trend in Richtung hoher Bildwiederholraten. So sollen die kommenden Konsolen PlayStation 5 und Xbox Series X zumindest das Zocken mit 120 Bildern pro Sekunde ermöglichen und es gibt bereits einen ersten Gaming-Laptop mit 300-Hertz-Bildschirm. Dieser Trend steht in Konkurrenz zu den immer höheren Display-Auflösungen wie 8K, die ebenso viel Rechenleistung verzehren.

Ich persönlich hoffe, dass 8K eine Nische für besonders große Fernseher bleibt. Hohe Bildwiederholraten haben für Spiele einen viel größeren Vorteil und für Filme ergibt 8K auch nur bei Riesen-TVs wirklich Sinn. Die Zukunft gehört also hoffentlich den hohen Bildwiederholraten.

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