Oculus Rift oder HTC Vive? Duell der VR-Brillen

So sieht die HTC Vive aus.
So sieht die HTC Vive aus. Bild: © TURN ON 2016

Oculus Rift und HTC Vive sind da. Doch welche VR-Brille lohnt sich für wen und bietet das bessere Spielerlebnis? Wir machen den Check.

Das Virtual Reality-Zeitalter ist angebrochen. Mit Oculus Rift und HTC Vive sind in den vergangenen Wochen gleich zwei VR-Brillen für den PC auf dem Markt erschienen. Wir hatten die Gelegenheit, beide Brillen auszuprobieren und können uns nun an einen Vergleich wagen. Die Frage, die sich stellt, ist natürlich: Solltest Du Dir jetzt eine VR-Brille kaufen – und wenn ja, welche?

1. Preis

Beide Brillen sind definitiv keine Schnäppchen. Für die Oculus Rift blättern Käufer in Deutschland derzeit 699 Euro hin. Die preisliche Einstiegshürde in die Virtuelle Realität ist somit sehr hoch. Noch teurer wird es allerdings bei der HTC Vive. Diese kostet mit 899 Euro noch einmal deutlich mehr, kommt dann allerdings mit einem zusätzlichen Raumtracking-System, mit dem sich User in der virtuellen Welt bewegen können sowie zwei Speziellen VR-Controllern. Für die Oculus Rift sollen noch vor Ende des Jahres ebenfalls die sogenannten Touch-Controller erscheinen. Diese kosten dann ebenfalls nochmal knapp 200 Euro, bieten aber immer noch kein Raumtracking. Preislich gewinnt somit die Vive.

Ein Handbuch gibt es nicht. fullscreen
Die Oculus ist die "günstigere" der beiden Brillen, bietet aber auch weniger. Bild: © TURN ON 2016

Oculus Rift: 0 / HTC Vive: 1

2. Anforderungen

Um die virtuellen Welten darstellen zu können, ist auf jeden Fall ein sehr starker PC notwendig. Die Systemanforderungen beider Brillen haben es in sich. Für die Oculus Rift brauchst Du:

  • Prozessor: Intel Core i5-4590 oder einen AMD FX 8350
  • Grafikkarte: Nvidia GeForce GTX 970 oder eine AMD Radeon R9 290
  • Arbeitsspeicher: 8 GB RAM
  • Besonderheiten: Zwei USB 3.0-Ports

Die HTC Vive gibt sich ein klein wenig genügsamer:

  • Prozessor: Intel Core i5-4590 oder einen AMD FX 8350
  • Grafikkarte: Nvidia GeForce GTX 970 oder eine AMD Radeon R9 290
  • Arbeitsspeicher: 4 GB RAM

Ein Vorteil bei der Vive ist, dass diese nicht zwingend zwei USB 3.0-Ports voraussetzt. Allerdings braucht es für die HTC-Brille etwas anderes, nämlich Platz. Damit das Raum-Tracking der Brille funktionieren kann, sollten mindestens 2,0 x 1,5 Meter an freier Spielfläche zur Verfügung stehen. Das ist allerdings wirklich das Minimum, deutlich besser wären 3,0 x 3,0 Meter. Maximal kannst Du mit der VR-Brille auf einer Fläche von 5,0 x 5,0 Metern spielen. Einen echten Vor- oder Nachteil gibt es somit für beide Brillen nicht.

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Viel Spaß beim Aufbauen! Bild: © TURN ON 2016

Oculus Rift: 1 / HTC Vive: 2

3. Aufbau

Der Aufbau der Oculus Rift gestaltete sich erstaunlich einfach. Am PC brachst Du lediglich einen geeigneten HDMI-Port und zwei USB 3.0-Anschlüsse. Ein weiterer USB-Anschluss ist für den Controller notwenig. Die Verkabelung geht insgesamt recht schnell von der Hand. Für die Einrichtung selbst bietet Oculus eine Software zum kostenlosen Download an, die Dich durch den Prozess führt.

Bei der HTC Vive ist der Aufbau deutlich komplizierter. Die Brille ist ein regelrechtes Kabel-Monster. Zudem müssen die Sensoren für das Raum-Tracking vor der Nutzung aufgestellt oder an der Wand befestigt werden. Die beiden Vive-Controller laufen im Akku-Betrieb und müssen vor der Nutzung ebenfalls mit zwei Kabeln aufgeladen werden. Außerdem brauchst Du natürlich den nötigen Platz von mindestens 2,0 x 1,5 Metern und musst diesen möglicherweise erst freiräumen. Insgesamt dauert das Setup zwischen 15 und 30 Minuten und zwar jedes Mal, wenn Du die Vive in Betrieb nehmen willst. Hier geht der Punkt also klar an die Oculus Rift.

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Die HTC Vive ist ein Kabel-Monster. Bild: © TURN ON 2016

Oculus Rift: 2 / HTC Vive: 2

4. VR-Qualität

Die Qualität der Darstellung bewegt sich bei beiden Brillen auf dem gleichen guten Niveau. Den richtigen Rechner vorausgesetzt, liefern die Brillen das virtuelle Bild mit einer konstanten Framerate von 90 Hertz aus. Das sorgt für eine absolut flüssige VR-Erfahrung vor den Augen des Spielers. Zudem klappt das Tracking über die jeweiligen Sensoren tadellos und verzögerungsfrei. Die Auflösung ist bei beiden Brillen absolut identisch und liegt bei zweimal 1200 x 1080 Pixeln. Insgesamt wirkt das fertige Bild bei beiden Brillen etwas grobkörniger als auf einem Full HD-Screen. Sobald sich die Szenerie allerdings bewegt, fällt die Auflösung gar nicht mehr auf. Bei der VR-Qualität haben sich beide Brillen einen Punkt verdient.

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"The Lab" ist eine schicke Demo für die HTC Vive. Bild: © Screenshot TURN ON 2016

Oculus Rift: 3 / HTC Vive: 3

5. Controller

Die Oculus Rift kommt mit einem klassischen Gamepad daher. Dabei handelt es sich um den Xbox One-Controller und damit das wahrscheinlich beste Gamepad, das derzeit erhältlich ist. Der Controller wird mit einem Wireless-Adapter ausgeliefert und lässt sich somit kabellos am PC verwenden. Insgesamt funktioniert die Steuerung in der virtuellen Welt erstaunlich gut. Vor allem bei Weltraum-Shootern wie "EVE: Valkyrie" und "Elite: Dangerous" spielt das Gamepad seine Stärken aus. Trotzdem bleibt es eben ein schlichtes Gamepad.

Die HTC Vive spielt hier in einer anderen Liga. Die beiden Controller lassen sich nicht nur im Raum bewegen, sondern sie werden auch von den Sensoren erfasst und in das Spiel selbst projiziert. Das geschieht mit einer Präzession, die fast schon gespenstisch ist. Die Erfassung ist so genau, dass man die Controller mit aufgesetzter Brille in die Luft werfen und wieder auffangen kann. Je nach Spiel nehmen die Controller dann auch unterschiedliche Formen an und dienen als Greifwerkzeuge oder Pistolen. Mit diesen Pads spielt die Vive steuerungstechnisch definitiv in einer anderen Liga als die Rift und verdient sich den Punkt.

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Die Vive-Controller funktionieren im Raum selbst. Bild: © TURN ON 2016

Oculus Rift: 3 / HTC Vive: 4

6. VR-Erlebnis

Bei der Oculus Rift steht oder sitzt man als Spieler im Prinzip nur auf seinem Stuhl vor dem Sensor. Der Bewegungsradius ist begrenzt und ein echtes Raum-Tracking gibt es nicht. Trotzdem funktioniert das VR-Erlebnis bei einigen Spielen hervorragend. Vor allem Weltraum-Simulationen, in denen man sich an Bord eines Raumschiffs befindet, saugen den Spieler förmlich in die virtuelle Welt hinein.

Mit der HTC Vive kannst Du Dich tatsächlich in der Virtuellen Realität bewegen – mit Deinen eigenen Füßen. Das schafft eine völlig neue Dimension der Interaktivität. Du siehst einen Gegenstand auf einem Schrank? Geh hin und heb ihn auf! Trotzdem sind der Bewegung Grenzen gesetzt, da sich die begehbare Fläche auf wenige Quadratmeter beschränkt. Schnell stößt man da an die Grenzen des Holodecks. Trotzdem geht der Punkt hier ganz klar an die Vive, die damit mit der Rift gleichzieht.

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Die Vive bietet das intensivere VR-Erlebnis. Bild: © TURN ON 2016

Oculus Rift: 3 / HTC Vive: 5

7. Tragekomfort

Der Tragekomfort ist bei der Oculus Rift schon deshalb besser, weil die Brille etwas kleiner und schlanker ist und mit weniger Kabeln auskommt. Zudem sind die Kopfhörer bei der Oculus-Brille schon integriert und müssen nicht extra angesteckt und aufgesetzt werden. Wirklich unbequem ist die HTC Vive allerdings auch nicht. Trotzdem geht der Punkt insgesamt knapp an die Oculus Rift.

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Der Tragekomfort der Oculus Rift ist besser als bei der Vive. Bild: © TURN ON 2016

Oculus Rift: 4 / HTC Vive: 5

8. Spiele

Für die Oculus Rift bietet der Hersteller Oculus VR einen eigenen Online-Store mit Spielen an. Dort gibt es einige interessante Titel wie "EVE: Valkyrie" und "Lucky's Tale" oder auch den Weltraum-Shooter "Elite: Dangerous". Letzteren Titel gibt es zwar auch bei der HTC Vive, ebenso wie viele andere VR-Titel, deren Zahl stetig wächst. Hier profitiert die Vive von der Anbindung an die offenere Steam-Plattform, die von den meisten Entwicklern bevorzugt wird. Der Oculus Store kann da aktuell nicht mithalten. Allerdings werden auf Steam auch Spiele für die Oculus Rift angeboten, sodass beide Brillen von dem System profitieren.

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"Elite Dangerous" gehört aktuell zu den besten VR-Spielen. Bild: © Froniers Developement 2016

Oculus Rift: 5 / HTC Vive: 6

Fazit: Welche Brille ist die Richtige?

Nach Punkten hat die HTC Vive in unserem Vergleich knapp die Nase vorn. In Wahrheit ist der Vorsprung allerdings denkbar knapp. Was aktuell für die Oculus spricht, sind vor allem der Preis und die einfachere Einrichtung. Insgesamt bietet die HTC Vive allerdings durch die Bewegung im Raum das deutlich intensivere VR-Erlebnis. Beide Brillen gehören definitiv zu den beeindruckendsten technischen Geräten, die es derzeit zu kaufen gibt.

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