Auf dem IFA Innovations Media Briefing 2017 zeigte sich: Die OLED-Technologie scheint im TV-Bereich endlich bereit für den Durchbruch. Doch auch für Smartphones werden die Displays noch an Bedeutung gewinnen.
Auf dem IFA Innovations Media Briefing werden Mitte Juli traditionell die ersten Ausblicke auf die große Messe Anfang September gegeben. Oft fällt es selbst erfahrenen Tech-Journalisten schwer, daraus schon zuverlässige Trends für die IFA abzuleiten. Doch in diesem Jahr zeichnete sich für mich bei Gesprächen mit den Herstellern schnell ein Thema ab, das in den kommenden Monaten und Jahren deutlich an Bedeutung gewinnen dürfte: OLED-Displays für Fernseher, aber auch für andere Geräte.
OLED hat den Herstellern lange Probleme bereitet
Die OLED-Technik selbst geistert mindestens schon seit zehn Jahren durch die Branche und gilt unter Experten ebenso lange als die Zukunft der Flachbild-Technologie. Anstelle von Flüssigkristallen, die von einem LED-Licht angestrahlt werden, bestehen die Displays hier aus selbstleuchtenden organischen Materialien. Die zahlreichen Vorteile, die diese Display-Technik mit sich bringt, hatte ich bereits 2016 in einem Artikel erläutert.

Doch es gibt eben auch Gründe, warum sich OLED-Displays gerade im TV-Bereich bislang noch nicht durchgesetzt haben und selbst im Smartphone-Bereich immer noch die Ausnahme sind. Das hängt vor allem mit der aufwendigen und komplizierten Herstellungsweise der Display-Panels zusammen. Mit LG und Samsung haben bislang nur zwei Hersteller zuverlässige und wirtschaftliche Massenproduktionen von OLED-Panels auf die Beine gestellt, die derzeit auch als Zulieferer für alle anderen Unternehmen gelten. Im TV-Bereich ist LG seit einigen Jahren sogar das einzige Unternehmen, das sich traut, das Thema OLED-TVs massiv zu pushen.
OLED sorgt für ordentliches Wachstum
Doch der Mut von LG scheint sich auszuzahlen und bescherte dem Hersteller in den letzten Jahren nach eigenen Angaben ein beachtliches Wachstum im begehrten Premium-Markt. Und es sind offenbar diese Erfolge, die mittlerweile auch bei anderen Premium-Herstellern von TV-Geräten für ein Umdenken bei der OLED-Technologie gesorgt haben.

Auf dem IFA-Briefing war das Thema OLED jedenfalls bei fast allen großen TV-Herstellern präsent. Panasonic hatte bereits zur IFA 2016 mit dem TX-65CZW954 seinen ersten OLED-Fernseher im Gepäck, Philips will die Technik in diesem Jahr mit der hauseigenen Ambilight-Technologie verbinden und Sony möchte seinen guten Ruf im High-End-Bereich mit dem neuen OLED-Modell Bravia A1 eindrucksvoll untermauern. Sehr wahrscheinlich ist, dass auf der IFA 2017 weitere neue TV-Modelle mit OLED-Screen präsentiert werden.

Ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie die neue Display-Technik auch bei den Kunden zieht, liefert derzeit ausgerechnet der vor wenigen Jahren schon totgesagte deutsche Traditionshersteller Loewe. Nach dem Beinahe-Bankrott 2014 hatte das Unternehmen seine Produktpalette grundlegend umgestaltet und seit 2016 bietet der Hersteller eines der größten OLED-Portfolios auf dem TV-Markt. Im Premium-Markt, dem traditionellen Zielsegment von Loewe, verzeichnet das Unternehmen nach eigenen Angaben seither zweistellige Umsatzgewinne und konnte seinen Marktanteil seit 2014 verdreifachen.
Ein neues Merkmal für den Premium-Markt
Die OLED-Technologie scheint damit etwas zu schaffen, was etwa dem Ultra-HD-Fernseher in den vergangenen Jahren nicht gelungen ist: Sie hebt den Premium-Markt durch technologische Überlegenheit wieder stärker vom Massenmarkt ab und schafft es, die zahlungskräftige Kundschaft zu überzeugen. Doch der Schritt in den Massenmarkt wird vermutlich ebenfalls nicht mehr so lange auf sich warten lassen, wenn sich nun immer mehr Hersteller auf die Display-Technik einlassen und den Wettbewerb eröffnen.
Auch für Smartphones wird OLED immer wichtiger
Der Vormarsch von OLED-Panels wird sich allerdings nicht nur auf den TV-Bereich beschränken. Im Smartphone-Markt, wo Samsung seit Jahren mit seinem AMOLED-Displays jeden Vergleich mit der Konkurrenz gewinnt, dürfte nicht zuletzt der geplante Umstieg von Apple auf die OLED-Technologie für Wirbel sorgen. Im kommenden iPhone 8 möchte auch der Hersteller aus Cupertino angeblich erstmals ein organisches Display verbauen und würde damit auch den Druck auf die Konkurrenz merklich erhöhen.

Das Potenzial ist riesig
Die Display-Revolution, die seit Jahren herbeigesehnt wird, sie scheint endlich zu starten. Das Potenzial, das sich hinter der OLED-Technologie für die weitere Entwicklung von Displays verbirgt, ist jedenfalls riesig. Einen Fernseher, der sich wie eine Folie an die Wand hängen lässt, hatte LG ja schon vor einigen Monaten vorgestellt und auch das faltbare Smartphone, das in einigen Jahren mit Sicherheit kommt, wird letztlich auch nur möglich sein, weil dann als Anzeige ein flexibles OLED-Display zum Einsatz kommt.
