Die Neue von Oral-B soll laut Hersteller die weltweit smarteste elektrische Zahnbürste sein. Doch wie viel steckt hinter dieser Behauptung? Und brauche ich überhaupt eine Zahnbürste mit künstlicher Intelligenz? Die Genius X 20000N im dreiwöchigen Praxistest!
- Auf den ersten Blick: Design und Ausstattung
- Bloß kein Druck: KI bewertet Putzstil
- Die größte Hürde? Die Oral-B-App
- Sag mir, wie Du putzt und ich sag Dir, wie Du putzen sollst!
- Fazit: Mehr luxuriöse Spielerei als Must-have
Auf den ersten Blick: Design und Ausstattung
Beim Öffnen der Verpackung fällt der Blick direkt auf das Handstück der Oral-B Genius X 20000N und das praktische Reise-Etui inklusive Ladefunktion für Zahnbürste und Smartphone. Beides ist in meinem Fall in edlem "Midnight Black", also Schwarz, gehalten und wirkt hochwertig verarbeitet. Etwas überflüssig erscheint die Handyhalterung im Etui. Als Halterung eignete sie sich zumindest für mein Smartphone (Samsung Galaxy S8) nicht, da sie das Handy hochkant nicht ausreichend stützt. Beim Aufladen wiederum kann das Smartphone auch neben dem Etui liegen und muss nicht ins Etui gestellt werden.
Ebenfalls zur Ausstattung gehören ein runder Bürstenkopf zum Aufstecken sowie eine Ladestation mit Aufbewahrungsbox, in der bis zu vier Bürstenköpfe Platz finden.
Optisch wird das Handstück durch die farbige Druck-Kontrollleuchte und die praktische Akku-Ladestandanzeige dominiert. Die Bedienelemente sind angenehm reduziert: ein An-/Ausschalter und ein Knopf, um durch die verschiedenen Reinigungsmodi zu schalten. Insgesamt stehen sechs zur Auswahl: Tägliche Reinigung, Pro-Clean, Sensitiv, Aufhellen, Zahnfleischschutz und Zungenreinigung.

Dass der Durchschnittsnutzer kaum je alle Modi nutzt, dürfte niemanden überraschen. In meinem Alltagstest kristallisierten sich schnell drei Favoriten heraus: Rein aus Bequemlichkeit schalte ich meist nur die "Tägliche Reinigung" an. Ist das Zahnfleisch empfindlich, ist der Sensitiv-Modus eine gute Wahl. Die tägliche Zungenreinigung wiederum ist ein sinnvolles Extra.
Verglichen mit den Vorgängermodellen Oral-B Genius 10000N und Oral-B Genius 9000 hat sich weder bei der Ausstattung noch beim Design viel getan. Es entfällt lediglich die bislang beigefügte Smartphone-Halterung für den Spiegel. Bleibt die Frage: Was kann das neue Flaggschiff des Mundhygiene-Herstellers, was die Vorgänger nicht konnten?
Bloß kein Druck: KI bewertet Putzstil
Die Antwort lautet: Die Oral-B Genius X 20000N verfügt über eine verbesserte Positionserkennung zur Bewertung des Putzleistung. Musste bei den vorherigen Modellen noch die Frontkamera am Smartphone aktiviert werden, damit das Gebiss erfasst werden kann, erkennt die elektrische Zahnbürste nun durch künstliche Intelligenz und über integrierte Bewegungssensoren ganz allein, welcher Bereich im Mund wie lange geputzt wird.
Um das Zahnfleisch zu schützen, misst die Genius zudem, wie viel Druck der Putzende mit der Bürste ausübt. Wird ein gesundes Maß überschritten, leuchtet die Kontrollleuchte am Handstück mahnend auf.
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Die größte Hürde? Die Oral-B-App
Die gemessenen Werte übermittelt die Zahnbürste via Bluetooth an die zugehörige App (verfügbar für iOS und Android). Die dafür notwendige Synchronisation, kann auf Wunsch auf alle paar Tage beschränkt werden, um das Smartphone nicht ständig ins Bad mitnehmen zu müssen. Empfohlen wird jedoch, die Verbindung bei jedem Putzvorgang herzustellen. Die Anwendung gibt dann in Echtzeit Feedback, sodass der Nutzer sein Putzverhalten bei Bedarf direkt korrigieren kann.
Positiv: Das Einrichten der Verbindung zwischen App und Zahnbürste dauert kaum eine Minute und ist sehr simpel. Nachdem die Wunschfarbe für die Druck-Kontrollleuchte festgelegt wurde, kann es auch schon losgehen mit der Putz-Analyse – theoretisch. Praktisch sieht der Nutzer die Putzanalyse nämlich erst einmal nicht.
Die Startseite der App erschlägt mich zu Beginn mit unnötigen Werbeblöcken. Zum Beispiel werde ich aufgefordert, mich beim Online-Service Oral-B me zu registrieren. Und daran erinnert, mir neue Bürstenköpfe zu kaufen. Erst nach einigem verwirrten Hin- und Herklicken wird mir klar, dass sich die Zahnputztraining-Funktion automatisch aktiviert, sobald die Zahnbürste eingeschaltet wird.
Sag mir, wie Du putzt und ich sag Dir, wie Du putzen sollst!
Ist diese Hürde erst einmal genommen, gibt die App hilfreiches Feedback zum eigenen Putzverhalten in Echtzeit. Ein laufender Timer sorgt dafür, dass die von Zahnärzten empfohlene Mindest-Putzzeit von zweimal zwei Minuten täglich eingehalten wird. Gleichzeitig zeigt ein virtuelles Gebiss, das sich partiell langsam von Blau zu Weiß verfärbt, wie gründlich bereits geputzt wurde. Damit alle Zähne gleichmäßig geputzt werden, wird das Gebiss dabei in sechs Zonen unterteilt: jeweils zwei Backenzahnreihen sowie die Schneidezähne im Ober- und Unterkiefer. Leider stelle ich im Test jedoch fest, dass die Positionserkennung nicht immer genau arbeitet: Teilweise habe ich eine Minute lang einen einzigen Bereich geputzt, ohne dass die App dies erkannte. In etwa 90 Prozent der Fälle arbeitet die Anwendung allerdings zuverlässig.
Deutlich beständiger ist die zusätzliche Funktion zur Druckerkennung. So warnt jetzt nicht nur die Leuchte am Handstück, dass zu stark aufgedrückt wird, die App dokumentiert auch, in welchem Bereich aufgedrückt wurde und wie lange.

Fazit: Mehr luxuriöse Spielerei als Must-have
Bleibt die Frage: Brauche ich eine Zahnbürste mit KI?
Dass elektrische Zahnbürsten im Vergleich zur Handzahnbürste vorzuziehen sind, steht für mich fest. Schließlich bestätigen Zahnärzte immer wieder die deutlich bessere und Zahnfleisch schonendere Putzleistung der elektrischen Variante. In dieser Hinsicht überzeugte auch die Oral-B Genius X 20000N auf ganzer Linie.
Die smarten Funktionen sind für mich allerdings mehr ein nettes Gimmick. Zwar motivierte mich die App, besonders genau auf Gründlichkeit und Putzzeit zu achten, und auch die Tatsache, dass die Frontkamera nicht mehr benötigt wird, ist ein klarer Pluspunkt für das neue Modell. Auf der anderen Seite hatte ich aber schon nach kurzer Zeit keine Lust mehr, das Smartphone ständig mit ins Bad zu nehmen. Mir reicht demnach auch weiterhin meine "alte" Oral-B PRO 2 2000N – ohne App.
Die Zahnbürste mit KI eignet sich meiner Ansicht nach allerdings besonders für Menschen, die beim Zähneputzen zum übermäßigen Aufdrücken neigen oder ihre eigene Putzroutine regelmäßig überprüfen wollen, weil sie zum Vernachlässigen bestimmter Zahnpartien tendieren. Ob diese Kontrollfunktionen einen Preis von rund 200 Euro im Handel (UVP: 369,99 Euro) rechtfertigt, muss jeder für sich entscheiden.