Im Survival-Horror-Spiel "Outlast 2" nimmst Du es gleich mit zwei brutalen Kulten auf. Deine Frau möchte aus ihren Fängen gerettet werden – und Du hast keine Waffen. Es bleiben Dir nur Schleichen, Suchen und Verfolgungsjagden. Im Test haben wir nachgesehen, was "Outlast 2" außer Sex und Splatter zu bieten hat.
Als Videojournalist Blake Langermann möchtest Du mit Deiner Ehefrau und Kollegin Lynn in "Outlast 2" einen grausamen und geheimnisvollen Mord an einer schwangeren Frau im US-Bundesstaat Arizona aufklären. Nach dem Absturz Eures Hubschraubers in einer abgelegenen Region von Arizona begibst Du Dich stattdessen auf die Suche nach Lynn, die in die Gefangenschaft eines "christlichen" Kults geraten ist.
Story: Ein Kult war nicht genug

Sonderlich christlich gibt sich der Kult allerdings nicht, denn statt Nächstenliebe und Gastfreundschaft an den Tag zu legen, betätigen sich die Fanatiker lieber als Ritualmörder von unerwünschten Babys, Fremden und Apostaten. Nach einer Weile stößt Du auf einen weiteren Kult von "Häretikern", die allerdings nicht pflegeleichter sind und ebenfalls Deine Frau entführen. Wie das? Lynn entkommt gelegentlich und wird kurze Zeit später erneut von einer der Gruppen entführt. Du kannst ihr nur hilflos hinterherlaufen – oder schleichen.

Hin und wieder wirst Du dank einer Vision in Deine Schultage zurückversetzt, denn eine Mitschülerin von damals hat etwas mit dem Albtraum in Arizona zu tun. Als Horror-Kenner kommt einem so ziemlich alles in "Outlast 2" bekannt vor. Einfallsreich ist die Story also nicht, aber sie erfüllt ihren Zweck, den Spieler auf der Suche nach seiner Frau bei der Stange zu halten.
Urteil Story: Alle Horror-Klischees in einem Paket. Und trotzdem spannend.
Gegner und Charaktere: B-Movie-Kost

Die Kultisten erinnern an die vom Las-Plagas-Virus infizierten Dorfbewohner von "Resident Evil 4". Sie murmeln ihr Glaubensbekenntnis und andere religiöse Bekundungen vor sich hin und rennen blindwütig auf Dich zu, sobald sie Dich entdecken. Manche von ihnen, wie eine große Frau mit einer Riesenaxt, die Dich große Teile des Spiels über verfolgt, wirken wie stärkere Gegner aus "Resident Evil", in diesem Fall wie der widerstandsfähige Kettensägenmann.
Später kommen noch Gollum-artige, offenbar Lepra-infizierte Menschen als Feinde hinzu, die ebenfalls dem "christlichen" Kult angehören. Du bemerkst nur, dass Deine Gegner eigentlich normale Menschen sein sollen, wenn Du ihre von Selbstzweifeln geplagten Briefe liest, die Du in ihren Holzhütten findest.

Blake und Lynn bleiben ebenfalls eher blasse Charaktere und leider nicht die rundesten. So ist Lynn zugleich ein Lara Croft-Verschnitt, der ihren Häschern gelegentlich entkommt, aber in erster Linie bleibt sie die "Jungfrau in Nöten". Derweil ist Blake zugleich ein mutiger Ritter auf der Suche nach seiner holden Maid und ein hilfloser Mann, der regelmäßig bekundet, er wüsste nicht, was gerade vor sich gehe und der nicht in der Lage ist, sich einen der unzähligen Äste, Stöcke und Mistgabeln als Waffen zu schnappen, die in den Siedlungen herumliegen.
Urteil Charaktere: Die Charaktere bleiben eher flach und die Hauptfiguren Lynn und Blake erscheinen widersprüchlich. Trotzdem möchte man die "Jungfrau in Nöten" retten.
Gameplay: Suchen, Schleichen und Rennen

Die Merkwürdigkeiten von Story und Charakteren haben viel mit dem Gameplay des Spiels zu tun, dem sich die übrigen Elemente fügen müssen. So schleichst Du meist auf der Suche nach Lynn durch bekannte Horror-Orte wie ein abgelegenes Dorf, ein Maisfeld, eine Kirche oder eine verlassene Mine.
Derweil suchst Du nach neuen Batterien für Deine Kamera und nach Bandagen für Deine Wunden, falls Dich einer der Kultisten in die Hände bekommt. Die Kamera dient wie im ersten "Outlast" vor allem als Nachtsichtgerät. Ohne sie erkennst Du an manchen Orten wenig bis gar nichts, also musst Du die Kamera gezielt einsetzen, damit Dir nicht der Strom zu früh ausgeht.

Du kannst Dich leider überhaupt nicht gegen die Angreifer verteidigen, sondern nur verstecken oder weglaufen, bis die Kultisten wieder auf ihre Posten oder Routen zurückkehren. Gelegentlich kommt es zu längeren Verfolgungsjagden, die Du nicht vermeiden kannst. Diese funktionieren im Grunde nach dem Trial-and-Error-Prinzip. Du wiederholst sie so oft und stirbst dabei, bis Du Dir die vorgesehene Route gemerkt hast, auf der Du Deinen Häschern entkommst.
Urteil Gameplay: Schleichen, Suchen und Rennen – zum Glück wechseln sich die Gameplay-Elemente so ab, dass das Spiel spannend bleibt.
Fazit: Kurzweilige Horror-Collage
"Outlast 2" ist aus bekannten Elementen anderer Survival-Horror-Spiele und Horrorfilme zusammengesetzt. Story und Charaktere bleiben eher flach, stattdessen gibt es eine Menge Sex (größtenteils in Form von Anspielungen) und Gewalt (sehr explizit). Trotzdem weiß "Outlast 2" gut zu unterhalten. Warum? Weil Entwickler Red Barrels die Elemente so zusammengefügt hat, dass es beim Spielen nie langweilig wird – obwohl Du Deine Gegner nicht wegballern darfst.

Geistreiche Erkundungen menschlicher Abgründe, eine durchdachte Story oder runde Charaktere sucht man hier vergebens, aber wer ein anspielungsreiches Horror-Game zocken möchte, das bis zuletzt gut unterhält, ist bei "Outlast 2" an der richtigen Adresse. Zwar fällt die Spielzeit mit sechs bis acht Stunden recht kurz aus, aber dafür kostet das Spiel auch nur 30 Euro und zusammen mit dem ersten Teil plus Erweiterung 40 Euro.