Zum Ende des ereignisreichen Gaming-Jahres 2017 kommt mit "Playerunknown's Battlegrounds", alias "PUBG", eines der aufsehenerregendsten Spiele der letzten Zeit auf die Xbox One. Die überaus erfolgreiche PC-Version hat bereits zahlreiche Rekorde in Sachen Spielerzahlen geknackt, im Test schauen wir uns den Survival-Shooter auf der Konsole mal genauer an.
Wer sich halbwegs für Multiplayer-Shooter interessiert und die letzen Monate nicht gerade unter einem Stein verbracht hat, wird zumindest mitbekommen haben, dass viel über "PUBG" gesprochen und berichtet wurde. Das Spiel des irischen Designers Brendan "PlayerUnknown" Greene, das dieser zusammen mit dem südkoreanischen Studio Bluehole entwickelt hat, funktioniert nach dem "Battle Royale"-Prinzip – einem Spielmodus, der dem gleichnamigen japanischen Manga und Film aus dem Jahr 2000 entliehen ist. Der hat auch schon "Die Tribute von Panem" inspiriert.
Gameplay: Puristisch und genial
Der Reiz von "Playerunknown's Battlegrounds", kurz "PUBG", entfaltet sich über das konsequent simple Spielprinzip: Hundert Spieler werden mit Fallschirmen über einer Insel ausgesetzt. Sie verfügen zu Beginn jeder Runde über keinerlei Waffen und Ausrüstung, können diese aber in den verlassenen Gebäuden der Insel finden. Auch Fahrzeuge stehen in der Landschaft herum und können zur Fortbewegung verwendet werden.
Ab da gilt: Jeder gegen jeden! Wer als Letzter überlebt, gewinnt das Spiel. Damit eine Runde "PUBG" aber nicht in langweiligem Versteckspiel ausartet, verkleinert sich der Spielbereich in regelmäßigen Intervallen – man muss also in Bewegung bleiben und kann sich nicht lange aus dem Weg gehen. Zusätzlichen Stress verursachen zufällig aufpoppende rote Zonen, die vorübergehend unter Artilleriebeschuss genommen werden.

Per Flugzeug werden darüber hinaus immer wieder Versorgungskisten abgeworfen, die Premium-Items beinhalten. Wer also übermütig ist oder sich einfach nur für den Größten hält, begibt sich, entgegen dem Überlebensinstinkt, zu dem Punkt, an dem die rot rauchende Kiste am Fallschirm landet. Dass dort höchstwahrscheinlich jede Menge Konkurrenten lauern, die ihr Interesse am Loot ebenfalls vehement durchsetzen wollen, sollte klar sein.
Tot ist tot: Permadeath Royale
Der Spieler oder das Team, das zuletzt noch am Leben ist, gewinnt vor allem eines: Ehre und Stolz. Auf dem Bildschirm erscheint lediglich die Meldung "Gewinner Gewinner Hühnchen-Dinner" – gefundene oder von erledigten Gegnern ergatterte Gegenstände können nicht in die nächste Runde mitgenommen werden. Somit startet man jedes "PUBG"-Match erneut von Null. Kosmetische Aufwertungen wie Kleidung können mit Erfahrungspunkten, die man für Kills und Überlebensdauer erhält, lediglich im Spielmenü erworben werden. Zumindest bei der PC-Version sind solche Items extrem begehrt und werden über Steam für horrende Summen gehandelt.
Gameplay fesselnd, Präsentation fürchterlich
Die PC-Version von "Playerunknown's Battlegrounds", die im Early Access von Steam bereits seit März 2017 erhältlich ist, hat seitdem viele Fortschritte gemacht. Bis vor Kurzem war es nicht einmal möglich zu klettern und zuletzt wurde erstmals eine zweite Map verfügbar. Auf der Xbox One ist die Performance der nun veröffentlichten Version 0.5.24 noch nicht so weit, im Gegenteil: Die Xbox-Spielvorschau – so nennt Microsoft den Konsolen-Early-Access – von "PUBG" beginnt nun erst. Technisch ist das auch bitter nötig: Die Grafikqualität des Spiels, von mir auf einer Xbox One X getestet, erinnert an 15 Jahre alte Games und läuft nicht nur gefühlt mit der gleichen Anzahl von Bildern pro Sekunde.
Auch die Texturen erinnern von der Qualität her eher an Spiele der vorletzten Konsolengeneration – man darf sich also durchaus fragen, womit "Playerunknown's Battlegrounds" die Kennzeichnung als "Xbox One X Enhanced" eigentlich verdient hat. Dazu kommt die miese Performance: Ständiger Lag und die ewig nachladende Umgebung, abstürzende Spiele-Sessions und Bildsprünge durch den nervigen Gummibandeffekt können einen im Game zur Verzweiflung bringen. Selbst für einen Early-Access-Titel ist die Präsentation des Spiels zum jetzigen Zeitpunkt eine Katastrophe.
Steuerung: Zeit ist Loot!
Besonders stark fällt der Unterschied zur PC-Version in Sachen Steuerung auf: Klar, einen Shooter per Controller zu steuern ist immer etwas gewöhnungsbedürftig. Aber vor allem das Organisieren des Inventars geht mit Maus und Tastatur deutlich zügiger von der Hand – auf der Xbox One ist das Navigieren durch Items, Waffen und Zubehör vor allem zeitaufwändiger, man muss seinen Spielstil also darauf einstellen und sich gegebenenfalls erstmal an einen sicheren Ort begeben. Auch beim Looten gefallener Gegner muss deutlich mehr Zeit eingeplant werden. Im Unterschied zur PC-Version kann man auf der Konsole übrigens per rechtem Bumper zwischen First-Person- und Third-Person-Kamera umschalten – es gibt hierfür also keine getrennten Spielmodi.
Fazit: "PUBG" jetzt schon kaufen oder nicht?
Konsoleros, die "PUBG" bisher nicht selbst gespielt haben und durch die Rekordzahlen von über 2,5 Millionen gleichzeitig aktiven PC-Spielern bei Steam neugierig geworden sind, sollten ihre Erwartungen erst einmal herunterschrauben. Das Spielprinzip ist zwar auch auf der Xbox One faszinierend und durch seine spartanische Einfachheit auch noch immer unerreicht. Grafisch und spielerisch ist "Playerunknown's Battlegrounds" jedoch zu diesem Zeitpunkt der Preview-Version eine reine Zumutung.

Mir persönlich bringt das Original zwar aufgrund seines entschleunigten Tempos weitaus mehr Spaß als etwa das von "PUBG" inspirierte Free-to-play-Spiel "Fortnite Battle Royale". Trotzdem lässt sich das Gefühl einfach nicht abstellen, dass der Early-Access-Release hier überstürzt stattgefunden hat. Immerhin: Der dennoch hohe Spielspaß und die Tatsache, dass Bluehole auch die PC-Version mit der Zeit stark verbessert hat, lassen hoffen, dass die etwa 30 Euro für "Playerunknown's Battlegrounds" am Ende ein angemessener Preis sein werden.