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PlayStation 5 im Test: Nur groß oder auch grandios?

Design und Grafik aus der Zukunft, keine Ladezeiten, ein revolutionärer Controller – all das verspricht die PS5. Beim Test der wuchtigen Konsole zeigt sich: Das Next-Gen-Gefühl ist da, aber irgendwie fühlt sich auch vieles an wie immer. Lohnt sich der Umstieg auf die PlayStation 5 da schon? Meine erste Woche mit der Konsole gibt Antworten.

Zum Start der PS5 gibt es für Hersteller Sony im Grunde wenig Anlass für Veränderung – seit sieben Jahren dominiert die PlayStation den Konsolenmarkt. Das System von 2013 benötigt allerdings dringend ein Update. Die Antworten von PS4-Nutzern auf die Frage, was verbessert werden muss, sind vielfältig. Aber in einer Sache sind wir uns wohl einig: Die Konsole hat ein Lautstärkeproblem. Die PS5 erhält daher ein neuartiges Kühlsystem, das kündigte der Hersteller bereits im Frühjahr an. Sony machte zudem früh klar, dass die neue Generation mehr sein wird als eine schnöde nächste Entwicklungsstufe: Die PS5 soll sich wie eine ganz neue Konsole anfühlen – und so sieht sie auch aus.

Formfaktor & Design: Klare Ansage

Ob man es nun schön findet oder nicht, das Äußere der PS5 ist ein Design-Statement. Sony hat bewusst einen auffälligen Formfaktor gewählt, die Konsole lässt sich beim besten Willen nicht mehr mit einem Blu-ray-Player oder einem anderen Stück Unterhaltungselektronik verwechseln.

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Unverwechselbar: die PS5 neben der PS4 Pro. Bild: © TURN ON 2020

So ein Statement hat aber den Nachteil, dass es schwer zu übersehen ist. Selbst liegend dominiert die PS5 mein schlicht eingerichtetes Wohnzimmer, das muss man schon mögen. Ohne die abnehmbaren weißen Seitenschalen wirkt die Konsole gleich viel dezenter. Notwendig sind die Teile im Grunde nicht, ihre Flächen reflektieren farbiges Licht, das von innen abgegeben wird. Ich bin jetzt schon gespannt auf alternatives Zubehör und andere Designs.

Die Standard-Edition der PlayStation 5 wirkt mit ihrem seitlichen Disc-Laufwerk asymmetrisch, ganz im Gegensatz zur Digital Edition – vielleicht ein Hinweis darauf, dass Sony beim ursprünglichen Design nicht mit dem 4K-Blu-ray-Laufwerk plante. Ich glaube aber auch, dass der Markt für eine reine Download-Konsole noch nicht reif ist. Insofern verbuche ich die Entscheidung für zwei PS5-Varianten als weitsichtig.

Speicherplatz
  • Der interne Speicher der PS5 bietet 667,2 GB Platz.
  • Die Kapazität kann mit M.2-SSD-Speicher erweitert werden, der eine minimale Lesegeschwindigkeit von 5.500 MB/Sekunde unterstützt. Allerdings funktioniert das noch nicht zum PS5-Release.
  • PS4-Spiele lassen sich auch von externen USB-Festplatten spielen.
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Anschlüsse: USB, LAN, HDMI, Strom – auf der Rückseite der PS5 gibt es keine Überraschungen. Bild: © TURN ON 2020

PS5-Lüfter: Nicht unhörbar, aber leise

PS4 und PS4 Pro sind für ihre unverhältnismäßige Lautstärke beim Spielen bekannt. In Berichten zu einem ersten Anspiel-Event in Japan hieß es, die PlayStation 5 sei "kaum hörbar". Ganz so spektakulär ist es nicht, aber die neue Konsole ist bedeutend weniger laut als ihr Vorgänger. Der große Lüfter, der für die Erscheinung der PS5 mitverantwortlich ist, surrt bei moderatem Geräuschpegel vor sich hin – bisher konnte ich kein Aufheulen bei Leistungsspitzen feststellen. Die Lautstärke ähnelt einem gewöhnlichen PC-Lüfter, an den man sich schnell gewöhnt. Aber: Zum jetzigen Zeitpunkt stehen vor allem PS4-Spiele für den Test zur Verfügung. Es bleibt abzuwarten, wie die Lautstärke bei Games mit mehr Leistungshunger ausfällt.

Den meisten Lärm verursacht bisher das Laufwerk. Es läuft beim Start der Konsole auch an, wenn die eingelegte Disk nicht genutzt wird. Erst nach kurzer Zeit hält es dann an und ist nicht mehr zu hören. Ich habe mich deswegen hin und wieder geärgert, wenn ich doch mal ein Spiel in der Konsole vergessen habe – vielleicht ein Pluspunkt für die Digital Edition der PS5.

DualSense-Controller: Immersiv wie nie

Mit dem DualShock 4 hatte Sony den bis dahin besten PlayStation-Controller entwickelt. Viel gibt es am Steuergerät für die PS4 nicht zu mäkeln. Der neue DualSense ist daher auch weniger revolutionär als sein auffälliges Äußeres vermuten lässt: Er wiegt nur 65 Gramm mehr als der DualShock und ist fast gleich groß, nur die Griffe haben ein wenig mehr Volumen. Nach wenigen Spiel-Sessions fühle ich die neue Form schon nicht mehr.

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Dem DualShock 4 ähnlicher als er aussieht: der DualSense. Bild: © TURN ON 2020
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Tolles Feature: die adaptiven Trigger R2 und L2. Bild: © TURN ON 2020
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Mir gefällt, dass die Funktionstasten "Create" (ehemals "Share") und "Options" nun etwas hervorstehen und sich so schneller erfühlen lassen. Dafür muss mein Finger die PS-Taste jetzt etwas länger suchen, da sie kein dicker runder Knopf mehr ist, sondern die Reliefform des PlayStation-Logos hat. Die übrigen Tasten sowie die Analogsticks fühlen sich für mich an wie beim DualShock 4 – auch was ihre Qualität angeht.

Aber der DualSense kann mehr als sein Vorgänger. Vibrationen fallen spürbar vielfältiger aus als auf der PS4: Im auf der PS5 vorinstallierten Game "Astro's Playroom" baut sich ein virtueller DualSense von unten nach oben aus Klötzchen auf. Während ich das Gamepad in der Hand halte, spüre ich genau, wie sich die Vibration unterschiedlich stark auch durch meinen nicht-virtuellen Controller bewegt. Das "haptische Feedback", so die Bezeichnung von Sony, erinnert an Nintendos HD-Rumble in den Joy-Con-Controllern der Switch.

Noch beeindruckender sind die neuen "adaptiven Trigger" des DualSense: Die L2- und R2-Tasten geben je nach Aktion unterschiedlichen Gegendruck, wenn es vom Spiel unterstützt wird. In "Astro's Playroom" erhöht sich der Widerstand dieser Trigger bis zu einem bestimmten Punkt. Wenn ich danach weiter durchdrücke, entzünden sich Düsen im virtuellen DualSense – und ich spüre das auch in den Händen. In "Spider-Man: Miles Morales" ist das Abfeuern von Netzen auf ähnliche Weise fühlbar. Weitere Spiele, bei denen dieses Feature verwendet wird, gibt es zum Testzeitpunkt leider noch nicht. Die Möglichkeiten scheinen jedoch grandios und reichen von blockierenden Schusswaffen über die Spannung einer Bogensehne bis zum fühlbaren Gewicht einer Doppel-Axt im Nahkampf.

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Die Griffe des PS5-Controllers haben etwas mehr Volumen. Bild: © TURN ON 2020
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Schönes Detail: Die Textur besteht aus den PlayStation-Symbolen. Bild: © TURN ON 2020
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Das im DualSense integrierte Mikrofon bietet die Möglichkeit, auch ohne Headset mit Mitspielern zu kommunizieren. Die Tonqualität kommt aber kaum an ein richtiges Headset heran: Die Sprachlautstärke ist zwar gut, selbst wenn der Controller nicht direkt vor den Mund gehalten wird, allerdings sind auch die Vibrationen des DualSense in der Übertragung hörbar. Immerhin: In "Astro's Playroom" lassen sich durch Pusten aufs Mikrofon Windmühlen antreiben – eine kreative Idee. Warten wir ab, ob weitere Spieleentwickler das Mikro entsprechend nutzen. Wer es nicht verwenden mag: Mit einer Taste auf dem DualSense und in den Einstellungen lässt es sich stumm stellen.

Nutzeroberfläche: Bekanntes neu gedacht

Das User Interface ist ein weiteres Merkmal der PS5, an dem mir auch außerhalb von Spielen bewusst wird, dass ich eine neue Konsolengeneration erlebe. Das Menü hat Sony eher kosmetisch überarbeitet, im Grunde fühle ich mich als PS4-Nutzer sofort zu Hause. Die bekannte Struktur mit aufgereihten Spielen und Anwendungen bleibt gleich, die Symbole sind nur etwas kleiner und befinden sich weiter oben. Games und Media-Apps sind nun auf zwei Reitern voneinander getrennt. In der oberen rechten Ecke befinden sich Icons für den Zugriff auf eine Suchfunktion, die Systemeinstellungen und das Benutzerkonto.

Die kleineren Symbole des Hauptmenüs geben mehr Platz für den jeweiligen Spiele-Hub frei: Aktuelle News zum Titel, Infos zu freigeschalteten Trophäen und beliebte Videos sind auf einen Blick zu sehen, drängen sich aber nicht auf. Wer diese Anzeigen bereits auf der PS4 weitgehend ignoriert hat, kann auf der PlayStation 5 genau so weitermachen.

Um eine endlos lange Reihe an Spielen im Hauptmenü zu verhindern, verschwinden weniger genutzte Games automatisch in der Bibliothek am rechten Ende des Menüs. Zusammen mit dem PlayStation Store und der Bibliothek werden insgesamt immer nur knapp ein Dutzend Symbole angezeigt. Kurios: Die auf der PS4 erst kürzlich eingeführte Möglichkeit, Games und Apps in selbst erstellte Ordner zu sortieren, gibt es auf der PS5 nicht. Icons können auch nicht beliebig angeordnet werden, die Nutzeroberfläche der Konsole lässt sich also nicht individuell anpassen. Aus dem Store herunterladbare Designs, wie von der PS4 bekannt, gibt es für die PlayStation 5 nach aktuellem Stand ebenfalls nicht mehr.

Das neue Control-Center der PS5 ist ein überarbeitetes Quick-Menü, das durch einen kurzen Druck auf die PS-Taste nun am unteren Bildschirmrand erscheint – auf der PS4 lag es links. Eine Leiste gewährt Zugriff auf die wichtigsten Funktionen der Konsole. Über den sogenannten Switcher kann ich etwa zu den zuletzt geöffneten Spielen und Apps wechseln. Über der Leiste wird in Kacheln zum Beispiel der Fortschritt bestimmter Herausforderungen gezeigt, dazu gibt es aktuelle News zum Game und Zugriff auf die letzten Aufnahmen oder Screenshots.

Wichtigster Punkt für viele Spieler: die neue Game Base – der soziale Hub der PS5. Über den entsprechenden Punkt im Control-Center sehe ich schnell, wer online ist und ob er eine PS5 oder PS4 nutzt. Mit einem Tastendruck erstelle ich Gruppen-Chats, PlayStation-Fans als "Partys" bekannt, und Sprach-Chats. Auch hier erinnert vieles an die Oberfläche der PS4. Eigenes Gameplay lässt sich aber auch an die Mitglieder der Party übertragen, die sich den Livestream in der Bild-im-Bild-Ansicht anzeigen lassen können. Gleiches gilt für den Text-Chat im Spiel. Dieses Feature ließ sich vor Release nur eingeschränkt testen, denn es ist nur zwischen PS5-Konsolen nutzbar. Über die Game Base kann man ansonsten aber auch mit PS4-Nutzern kommunizieren.

So spielt es sich auf der PS5

Die PS5 hat kein Problem damit, Games in 4K-Auflösung bei 60 FPS darzustellen. PS4-Spiele, mit denen ich das ausprobieren kann, sind vor Release allerdings Mangelware. Unter den ersten Titeln, die zum Launch entsprechende Updates erhalten sollen, sind etwa "For Honor" oder "No Man's Sky". Nach und nach dürften viele Spiele entsprechend nachgerüstet werden. Sony selbst hat Updates für die wichtigsten aktuellen PS4-Exklusivtitel angekündigt. "Days Gone" ist bereits mit 60 Bildern pro Sekunde und dynamischer 4K-Auflösung spielbar.

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Das vorinstallierte Spiel "Astro's Playroom" läuft in 4K-Auflösung mit 60 FPS. Bild: © Screenshot TURN ON 2020

Verbesserungen sollen PS4-Games aber vereinzelt auch aus dem Stand mitbringen. Sony gab dazu kürzlich bekannt:

"PS4-Titel werden auf der PS5 noch besser. Bei ausgewählten PS4-Titeln ist die Ladegeschwindigkeit auf der PS5-Konsole schneller. Außerdem können diese Titel Game Boost nutzen, um verbesserte oder stabilere Bildraten zu liefern.  Bei einigen Titeln mit freigeschalteten Frameraten oder dynamischer Auflösung bis 4K könnt ihr u. U. eine höhere Auflösung beobachten. Zusätzlich nutzen PS4-Spiele auch einige der neuen UX-Features der PS5 [...]."

Die Raytracing-Kapazitäten der PS5 konnte ich bisher nur mit "Marvel's Spider-Man: Miles Morales" ausprobieren. Das Spiel bietet mir wahlweise 4K-Auflösung mit 60 FPS oder 4K-Upscaling mit Raytracing-Lichteffekten bei 30 FPS. Beides sieht toll aus – auch, weil Insomniac Games in diesem Titel bereits ohne Raytracing schöne Spiegelungen zaubert. Wie das Feature in den kommenden Monaten genutzt wird und aussieht, muss sich noch zeigen.

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Ob Raytracing oder nicht, Hauptsache es sieht gut aus. Bild: © Screenshot TURN ON 2020

Grafik wie in Epic Games' spektakulärer PS5-Demo der Unreal Engine 5 sollte derzeit ohnehin noch niemand erwarten. Bis ein komplettes Spiel in dieser Qualität auf der Konsole läuft, wird es lange dauern. Ich freue mich mehr darauf zu sehen, wie die PlayStation-Studios die neue Hardware zukünftig nutzen. Wer eine Sony-Konsole kauft, vertraut auf hochwertige Exklusivspiele. Ich persönlich kann es kaum erwarten, neue PS5-Games von Naughty Dog, Sony Santa Monica und Guerilla Games zu spielen.

Hinweis
Spiele, die auf der PS5 mit den von Sony angekündigten 120 FPS laufen, standen zum Zeitpunkt des Tests noch nicht zur Verfügung.

Der schnelle Speicher der PS5 macht den Wechsel dagegen sofort lohnenswert – auch bei Games, die nicht auf das neue System optimiert sind: Um aus dem Hauptmenü von "The Witcher 3" ins Spiel zu kommen, benötigt die PlayStation 5 nur knapp ein Drittel der PS4-Ladezeit. In der PS5-Version von "Marvel's Spider-Man: Miles Morales" gibt es Ladezeiten von maximal zehn Sekunden. Den Unterschied merke ich vor allem, wenn ich im Vergleich die PS4 Pro nutze – ein Zurück erscheint undenkbar.

Beim Spielen mit der PS5 fallen mir leider wieder einige Einzelheiten auf, die mich schon auf der PS4 gestört haben: Audio lässt sich nach wie vor nicht gleichzeitig über die Kopfhörerbuchse am Controller und per HDMI ausgeben. Die USB-Ports erkennen handelsübliche Webcams nicht (dafür aber Mikrofone), Bluetooth-Audiogeräte von Drittherstellern werden nicht unterstützt, und die Livestreaming-Funktion bietet noch immer keine Möglichkeit, ästhetische Overlays bei Twitch oder YouTube zu nutzen. Zugegeben: Details, trotzdem ärgerlich.

Am häufigsten stolpere ich darüber, dass auf der PS5 ein kurzer Druck auf die PS-Taste das Control-Center aufruft und ein langer Druck zum Hauptmenü führt. Auf der PS4 war es genau andersherum, das ist Gewöhnungssache. Dass mir so ein kleines Detail immer wieder auffällt, zeigt mir aber auch, wie schnell ich mich ansonsten an die neue Konsole gewöhnt habe.

Fazit

Auf den ersten Blick wirken viele Neuerungen der PS5 kosmetisch, auch wenn man sich das auffällige Äußere wegdenkt. Sony setzt beim Generationswechsel vor allem aufs auffällig neue Design von Konsole und Menü. In Sachen Nutzerinterface hatte ich mir einen noch größeren Sprung gewünscht, stattdessen wurden Funktionen wie Designs und Ordner abgeschafft. Aber Software-Updates könnten hier in den kommenden Jahren noch viel verändern. Der bedeutendere Faktor ist natürlich die Leistung der PlayStation 5: Die verspricht Großes, auch wenn sie sich erst noch in neuen Spielen beweisen muss.

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Details, Licht und Tempo: die inneren Werte der PS5. Bild: © Screenshot TURN ON 2020

Sollte man nun also sofort eine PS5 kaufen? Wer noch viele PS4-Games zum Nachholen auf dem "Pile of shame" hat, wird vom Komfort der PlayStation 5 profitieren. Selbst ohne 4K-TV und speziell angepasste Games sind kurze Ladezeiten und hohe Bildwiederholraten in vorhandenen Performance-Modi wundervoll. Das Angebot an neuen Spielen, die alle neuen Features der Konsole nutzen, ist aber noch sehr überschaubar. Über die Qualität der PS5 sagt das nichts aus, bei der PS4 war das anfangs genauso. Wer zum Release keine Konsole mehr vorbestellen konnte, muss sich aber nicht ärgern: Abwarten schadet nicht.

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