Mit der PlayStation VR bringt Sony im Oktober die erste VR-Brille für Konsolen auf den Markt. Bei einem Pressetermin in Hamburg konnten wir das Headset und einige Spiele ausprobieren. Wie gut die VR-Erfahrung ist, verrät unser Hands-on.
Nach Oculus Rift und HTC Vive startet auch Sony am 13. Oktober mit seiner PlayStation VR in den Handel. Die Virtual Reality-Brille für die PS4 verspricht ebenfalls das vollständige Eintauchen in virtuelle Spielewelten. Bei einem Pressetermin in Hamburg hatte ich nun erstmals Gelegenheit, die PlayStation VR und viele ihrer Launch-Titel auszuprobieren.
Ein sehr bequemes Headset
Mein Termin führte mich in die relativ schmucklosen Räume einer Hamburger Lounge. Dort hatte Sony zwei Anspielstationen mit Fernseher, PS4 und VR-Brille aufgebaut, an denen wir uns reichlich Zeit zum Ausprobieren nehmen konnten. Einen hervorragenden Eindruck machte schon mal die Brille selbst. Die sieht nämlich im Vergleich zu Oculus Rift und HTC Vive richtig stylish aus und wirkt hervorragend verarbeitet. Auch der Tragekomfort ist dank eines verstellbaren Bügels überraschend hoch. Hier hat Sony auf jeden Fall geklotzt und die bislang bequemste VR-Brille entwickelt. Doch Komfort hin oder her: Was mich eigentlich interessierte, war natürlich das VR-Erlebnis.
Wer schon einmal eine Oculus Rift aufhatte, erlebt beim ersten Ausprobieren der PlayStation VR ein Aha-Erlebnis. Menüführung und -aufbau ähneln unter der Brille nämlich dem Erlebnis von Oculus sehr stark. So sieht der Spieler vor sich einen im Raum schwebenden Monitor, auf dem die installierten VR-Spiele angezeigt werden. Menüs und Schrift sind so gestaltet, das alles unter der Brille gut erkenn- und lesbar bleibt.

Beim Starten des ersten Spiels "Eve: Valkyrie" kam mir dann sofort eine Erkenntnis: Virtual Reality auf der PS4 funktioniert viel besser als gedacht, aber dennoch nicht ganz so gut wie erhofft. Die grundlegende Darstellung der virtuellen Welt klappt problemlos, Ruckler oder Nachzieheffekte gibt es keine und der 3D-Effekt ist hervorragend. Was mir jedoch auf Anhieb auffiel, war die im Vergleich zu Oculus Rift und HTC Vive merklich geringere Auflösung. Während Dinge, die im Nahbereich dargestellt werden, ziemlich gut aussehen, wirken detaillierte Objekte im Hintergrund teilweise arg verwaschen. In puncto Auflösung ist die Darstellung der PlayStation VR damit näher an der Samsung Gear VR als an der HTC Vive.
Weltraum-Action mit "Eve: Valkyrie"
Das Spiel "Eve: Valkyrie", das bereits für PC und Oculus Rift erhältlich ist, konnte mich hingegen auf Anhieb überzeugen. Sofort fühlte ich mich als Pilot in einem Raumschiff-Cockpit und konnte die Rundumsicht aus der verglasten Kanzel meines Raumjägers genießen. Die Steuerung ist unkompliziert und intuitiv und erlaubt selbst ohne große Übung spektakuläre Flugmanöver. Schwindelig wurde mir dabei kein bisschen, denn die Illusion, in einem Raumschiff-Cockpit zu sitzen, gelingt dem Spiel nahezu perfekt.
"Driveclub" bietet VR-optimierte Autorennen
Als zweites Spiel konnte ich "Driveclub" ausprobieren, ein Rennspiel, das meiner Meinung nach perfekt an die virtuelle Realität angepasst ist. Hier wirkt von der Darstellung, über das Fahrgefühl bis zum Controller alles stimmig. Auf über die Ablesbarkeit der Cockpit-Instrumente haben sich die Entwickler Gedanken gemacht. Dreht man als Fahrer seinen Kopf beispielsweise ein wenig nach rechts, befindet sich in der Mittelkonsole des Fahrzeugs ein großes Display, wo Rundenzahl, Position und Geschwindigkeit angezeigt werden.
Arenakämpfe in "Battlezone"
Ein weiteres Highlight war "Battlezone" ein Arcade-Spiel, in dem ich mich hinter dem Steuer eines futuristischen Panzers wiederfinde. Mit diesem trete ich in riesigen Arenen gegen feindliche Panzer, Geschütze und Flugdrohnen an. Bei diesem Spiel stellte sich bei mir nach einigen Minuten erstmals ein leichter Schwindel ein. Geschuldet war dieser vor allem den heftigen Drehmanövern, die ich mit dem Panzer ausführen konnte. Insgesamt könnte dieser Titel jedoch einer der ersten großen Multiplayer-Hits in der virtuellen Realität werden, denn die Arena-Gefechte lassen sich auch gegeneinander ausfechten.
Viele halbgare Demos
Weitere Spiele, die ich auf der PlayStation VR ausprobieren konnte, hatten leider nicht dieselbe Überzeugungskraft. So sieht die Horror-Achterbahn "Until Dawn: Rush of Blood" zwar beeindruckend aus, spielerisch scheint es sich jedoch um einen ziemlich anspruchslosen Railshooter zu handeln. Vom interessanten Erkundungsspiel "Robinson: The Journey" von Crytek konnte ich leider nur eine ziemlich unfertige Demo antesten und in "Headmaster" hatte ich nichts mehr zu tun, als Fußbälle durch Kopfbewegungen in ein Tor zu köpfen. Fairerweise muss ich aber festhalten, dass es sich bei allen Spielen nur um Vorab-Demoversionen handelte.

Noch wenig Spiele mit Move-Steuerung
Gespielt werden alle ausprobierten Titel übrigens im Sitzen. Ein echtes Bewegen im Raum, wie bei der HTC Vive, ist selbst mit den PlayStation Move-Controllern nicht möglich. Überhaupt scheinen bislang noch nicht viele Spiele die Move-Steuerung zu unterstützen. Das ist zwar verständlich, weil längst nicht jeder PS4-Besitzer die Move-Controller zu Hause hat, aber auch ein wenig schade, weil gerade diese Art der Steuerung zu einem immersiven VR-Erlebnis beitragen kann.
Fazit: Großes Potential für VR auf Konsole
Trotz einiger durchwachsener Spieleerfahrungen und der recht geringen Auflösung halte ich die Playstation VR für ein System mit großem Potenzial. Grundsätzlich beweist Sony nämlich, dass echte VR-Erfahrungen auf Konsolen möglich sind und mit den passenden Spielen machen diese auch richtig Spaß. So hätte ich von Titeln wie "Eve: Valkyrie" oder "Driveclub" gerne noch mehr gesehen. Wer mit dem Einstieg in die virtuelle Welt liebäugelt und schon eine PS4 zu Hause hat, für den stellt PlayStation VR ein attraktives Angebot dar.
Klar ist aber auch, dass insbesondere die PC-Brille HTC Vive ein noch deutlich intensiveres VR-Erlebnis liefert – allerdings auch zu einem wesentlich höheren Preis. Grundsätzlich kann ich aber jedem empfehlen, einmal eine der Brillen auszutesten. Denn wirklich verstehen kann man die VR-Erfahrung erst, wenn man sie auch erlebt.