"Pokémon Schwert & Schild" traut sich im DLC endlich mehr Open World

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Macht Fan-Träume wahr: die Erweiterung "Insel der Rüstung" für "Pokémon Schwert & Schild". Bild: © Nintendo/TURN ON 2020

Mit "Die Insel der Rüstung" bekommt "Pokémon Schwert & Schild" als erstes "Pokémon"-Spiel überhaupt eine Erweiterung. Fans freuen sich über neue Monster und Aufgaben, vor allem aber erfüllt der DLC einen lang gehegten Wunsch der Fans. Zumindest ein bisschen.

"Pokémon Schwert & Schild" ist ein gewaltiger Verkaufserfolg. Da gerät leicht in Vergessenheit, dass das Doppel-Game zum Release im November 2019 nicht unumstritten war: Fans kritisierten unter anderem den unvollständigen Pokédex und die nicht ganz zeitgemäße Grafik. Sie bemängelten zudem, dass sich "Pokémon"-Spiele in 20 Jahren strukturell kaum weiterentwickelt haben. Da ist was dran.

Eine Kult-Reihe, die auf der Stelle tritt

Lineare Gebiete, rundenbasierte Kämpfe, ständige Wiederholungen von Spielmechaniken – das alles kennen erfahrene Trainer zur Genüge. Schon im Vorfeld der Veröffentlichung war klar, dass sich viele Spieler Neuerungen für die Reihe wünschen. Seit Jahren kursiert im Netz der Wunsch nach einem "Pokémon"-Spiel mit echter Open World, ein "Zelda: Breath of the Wild" mit Monstersammeln. "Pokémon Schwert & Schild" macht mit der Naturzone, einem ausladenden offenen Areal, zaghafte Schritte in diese Richtung. Letztlich ist die Naturzone aber mehr ein Durchgangsgebiet zwischen den Städten und zu wenig eigenständiger Schauplatz.

Genau an dieser Stelle setzt die erste Erweiterung an.

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"Da kannst Du überall hin!" Der erste DLC zu "Pokémon Schwert & Schild" löst das alte Open-World-Versprechen ein. Bild: © Nintendo/TURN ON 2020

Landschafts-Vielfalt auf der "Insel der Rüstung"

Die titelgebende "Insel der Rüstung" ist nicht unbedingt größer als die Naturzone des Hauptspiels, aber auf jeden Fall vielfältiger. Entwickler Game Freak hat das Eiland in mehrere Biome unterteilt: Du findest hier weite Wiesen, einen verwinkelten Wald, eine Wüste, einen kleinen Küsten-Archipel, ein Gebirgs-Areal und verschlungene Höhlensysteme. In den verschiedenen Gebieten tummeln sich unterschiedliche Pokémon, die sich teils im Gras verstecken und teils offen durch die Landschaft wandern. Alle Gebiete gehen nahtlos ineinander über, ohne Ladebildschirme. Die Kamera ist die gesamte Zeit um Deine Spielfigur herum drehbar, was für "Pokémon"-Spiele immer noch eine unerhört große Sache ist.

Open-World-Standards als Neuerung

"Pokémon Schwert & Schild" ist also, zumindest für die Dauer der Expansion, ein lupenreines Open-World-Spiel. Das ist eine vielversprechende Neuerung, denn die Struktur steht dem Spiel bestens zu Gesicht. Zwar bietet der DLC nicht allzu viele neue Story-Inhalte. Was da ist, nutzt die offene Insel aber bestens aus: In einem Dojo trainierst Du Deine Fähigkeiten, indem Du Prüfungen abschließt, die Dich auf der Suche nach seltenen Pokémon und Pflanzen quer über die Insel schicken. Später gesellt sich ein neues Monster an Deine Seite, mit dem Du Dich anfreundest, indem Du die Aussicht an bestimmten Punkten der Spielwelt genießt.

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Vor der Küste der neuen Spielwelt warten kleine Inseln auf Deinen Besuch. Bild: © Nintendo/TURN ON 2020

Noch mehr Erkundungen verlangen Dir die Nebenbeschäftigungen ab – allen voran die Digda-Jagd. Ein Trainer vermisst 150 Exemplare des buddelnden Wurm-Pokémon. An allen Ecken und Enden der Insel hältst Du Ausschau nach den Buddlern und wirst dafür mit seltenen Pokémon belohnt. Eine simple, aber befriedigende Aufgabe, die sich angenehm nebenbei erledigen lässt.

Die nächste Evolutionsstufe?

Natürlich, das sind alles Standards, die in anderen Open-World-Spielen seit Jahren selbstverständlich sind. Und "Die Insel der Rüstung" erbt auch viele Schwächen aus "Schwert & Schild" – etwa das wie immer recht starre und wenig herausfordernde Kampfsystem sowie die grobe Grafik, die in den variierenden Landschaften noch negativer ins Gewicht fällt. Dazu gesellen sich Performance-Schnitzer wie aufpoppende Texturen und gelegentliche Ruckler. Etwas enttäuschend ist auch, dass es kaum kampflustige Trainer auf der Insel gibt: Duelle bestreitest Du eigentlich nur im Rahmen der kurzen Story und gegen wilde Pokémon.

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Detail am Rande: Auf der Insel der Rüstung folgt Dir Dein erstes Pokémon im Team auf Schritt und Tritt. Bild: © Nintendo/TURN ON 2020

Dennoch fühlt sich die Erweiterung wie die nächste Evolutionsstufe der "Pokémon"-Spiele an, die sich viele Fans schon vom Hauptspiel gewünscht haben. Evolution im kleinen Rahmen zwar, aber immerhin. Und wir sollten nicht vergessen, dass eine Expansion generell ein neuer Schritt für ein "Pokémon"-Spiel ist: Bisher sah die Erweiterungs-Politik von Game Freak so aus, dass einige Monate nach einem Editions-Duo ein drittes, leicht verändertes Spiel zum Vollpreis erschien – etwa die Zusatzedition "Pokémon Smaragd", die auf "Pokémon Rubin & Saphir" folgte. Dagegen ist der Erweiterungspass für weniger als 30 Euro fast ein kundenfreundlicher Schritt.

Mit "Die Schneelande der Krone" enthält der Erweiterungspass zu "Pokémon Schwert & Schild" im Herbst noch einen weiteren DLC. Allem Anschein nach führt Dich diese Erweiterung erneut in ein offenes, dieses Mal schneebedecktes Gebiet. Möglich, dass Game Freak die Möglichkeiten nahtloser Spielwelten noch besser nutzt. Und vielleicht verabschiedet sich das nächste Spiel der Reihe komplett von der althergebrachten Struktur. Es wäre an der Zeit.

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