Ein Premium-Smartphone zum Billig-Preis: Wer das Huawei P8 Lite kaufen will, macht anscheinend ein richtiges Schnäppchen. Denn die Günstig-Variante unterscheidet sich auf den ersten Blick nur wenig vom Spitzenmodell Huawei P8. Unser Test verrät, ob man doch Abstriche machen muss.
Auf den ersten Blick macht das Huawei P8 Lite einen durchaus hochwertigen Eindruck. Das Gerät ist mit seinem 5-Zoll-Display nicht gerade riesig, liegt aber dadurch schlank und rank in der Hand und wirkt alles andere als protzig. Rückseite und Rand sind im Gegensatz zum großen Metall-Bruder Huawei P8 aus Kunststoff, obwohl der Hersteller auch der Billig-Variante einen metallischen Look verpasst. Besonders gelungen ist Huawei das beim Rand, der nur bei sehr genauem Hinsehen als Kunststoff zu identifizieren ist. Vom Griffgefühl her wirkt das Plastikgehäuse nicht besonders zerbrechlich und macht absolut keinen Billig-Eindruck. Stichwort zerbrechlich: Für ein neues Bendgate ist das Huawei P8 Lite bestimmt kein Kandidat, denn es wirkt ziemlich unbiegsam und knarzt auch unter Druck nicht.
Lautstärkewippe etwas ungewohnt angeordnet
Ein wenig ungewohnt wirkt die Anordnung der leicht wackeligen Lautstärkewippe. Die befindet sich nämlich nur knapp über dem Ein-/Aus-Schalter, was sicher schon mal dazu führen dürfte, dass man das Huawei P8 Lite versehentlich außer Betrieb nimmt. Die Abmessungen des Smartphones dagegen bewegen sich in einem normalen Rahmen: Mit 143 x 70,6 x 7,7 Millimetern ist das Gerät nicht besonders dick – aber auch nicht platt wie eine Flunder. Das Gewicht ist mit 131 Gramm inklusive Akku erfreulich gering, was natürlich auch an dem etwas schwachen Stromspeicher liegen dürfte.
Huawei P8 Lite: Acht kerne plus zwei SIM-Slots
Und die inneren Werte? Das Huawei P8 Lite hat hinter dem nicht in Full HD auflösenden Display mit 1280x720 Pixeln einen Achtkernprozessor vom Typ ARM Cortex A53 mit 1,2 GHz. Für die Grafik sorgt der Mali 450 MP-Chip, das Gerät hat 2 GB Arbeitsspeicher und ist mit 16 GB internem Speicher ausgerüstet. Dieser lässt sich per Micro-SD-Karte erweitern, aber dann muss dafür einer der beiden SIM-Karten-Steckplätze geopfert werden. Die Benutzeroberfläche von Android 5.0 Lollipop ist im Huawei-Stil EMUI 3.0 gehalten und zeigt rundlichere Symbole für die Apps, die zwar grafisch durchaus ausgefeilt aber dennoch nicht besonders intuitiv sind.
Akku ist eher klein geraten
Der Akku ist mit 2.200 mAh eher klein geraten und deutlich schwächer als der des Huawei P8, der immerhin 2.600 mAh Energie fasst. Im Test macht sich das bemerkbar, denn das Huawei P8 Lite will schon nach knapp zehn Stunden normaler Nutzung wieder an die Steckdose. Vergleichbare Geräte halten hier gut und gerne zwei Stunden länger durch. Ohne aufladen über einen längeren Tag zu kommen, könnte also schwer werden – und das Netzteil wird zum ständigen Begleiter. Dass der Akku nicht austauschbar ist und man sich auch nicht durch einen Wechsel des leeren gegen einen vollen Stromspeicher retten kann, trübt den Eindruck noch etwas mehr.
In Sachen Konnektivität leistet sich das kleine P8 hingegen keine Schwächen. Ein schnelles LTE-Modul, WLAN n – allerdings ohne 5-Ghz-Frequenzband – plus Bluetooth 4.0 LE und natürlich GPS sind selbstverständlich mit von der Partie, und auch die Verbindung zu Smartwatches und anderen Wearables ist sichergestellt.
Per Selfie-App das eigene Gesicht live verschönern
Ganz interessant sind die Kameras, denn zumindest die große Knipse mit 13 Megapixeln wurde vom großen Bruder übernommen, dem Huawei P8. Die Frontkamera hingegen ist eigens für Selbstporträts entwickelt und kommt mit einer speziellen Selfie-App, die es durchaus in sich hat. Nachdem man bestimmte Verschönerungseffekte eingestellt hat, lassen diese sich per Schieberegler auf das Live-Bild anwenden. So kann man beobachten, wie das Huawei dem eigenen Gesicht nicht nur einen helleren Teint, sondern auch eine Schlankheitskur verpasst. Insgesamt macht die Frontkamera einen ziemlich guten Eindruck und präsentiert sich als eine der Stärken des Geräts.
Im Test fällt aber auf, dass der Akku tatsächlich eine der Schwachstellen des Geräts ist, denn es verlangt schon recht häufig nach der nährenden Steckdose. Wer nicht aufpasst, steht am frühen Abend plötzlich ohne geladenes Smartphone da. Einschränkungen muss man auch beim Display machen, dessen Farben etwas blass wirken. Auch das Schwarz wirkt eher wie ein Grau, weil der Kontrast nicht besonders knackig ist. Sprich: Aus Tiefschwarz wird eher Dunkelgrau, was eben auch den leicht flauen Farbeindruck hervorruft. Gar nicht flau dagegen sind die Aufnahmen der Kamera, sowohl hinten wie vorne. Beide Knipsen machen mehr als annehmbare Bilder, die scharf und farbecht sind.
Huawei P8 Lite ist solides Mittelklasse-Greät
Unterm Strich bekommt man mit dem Huawei P8 Lite für 249 Euro ein solides Mittelklasse-Gerät, das in manchen Disziplinen wie etwa den Kameras an der Oberklassen-Tür anklopft. Das gelingt in anderen Bereichen wie dem Display aber nicht so gut, und wer lange ohne Steckdose auskommen muss, sollte die Finger vom Huawei P8 Lite lassen. Die durchweg soliden Materialien und die präzise Verarbeitung aber sind wiederum klare Pluspunkte – auch ohne Metallcover.